1849 gründete der Mechaniker Carl Keller in Wetzlar ein optisches Institut, in dem Fernrohre und Mikroskope gefertigt wurden. 15 Jahre später begann Ernst Leitz als Mechanikergeselle im Unternehmen zu arbeiten, schon ein Jahr später wurde er Teilhaber und 1869 Alleininhaber und Namensgeber. 1888 trat dann sein Sohn Ernst Leitz II. in die Firma ein und übernahm später die Leitung. Bei der Entwicklung von Kameras sollte der Leitz-Mitarbeiter und Chef-Entwickler Oskar Barnack eine entscheidende Rolle spielen.
Wir stellen die besten, interessantesten und ungewöhnlichsten Leicas vor. Einen Überblick zu den digitalen Leica-Kameras seit 2002 gibt auch unsere Kameradatenbank und diese Kameraliste.
Texte: Andreas Jordan (Leica bei einigen älteren Kameras).
1914: Ur-Leica
Im März verlässt das erste, von Oskar Barnack konstruierte Muster einer völlig neuartigen Fotokamera für perforierten 35-mm-Kinofilm die Werkstatt in Wetzlar. In seinen handschriftlichen Notizen nennt Barnack die Kamera wegen ihrer für damalige Verhältnisse kompakten Bauweise „Liliput“. Das noch vorhandene Exemplar wird heute als „Ur-Leica“ bezeichnet.
1925: Leica I
Das Kamera-Projekt wird wegen des ersten Weltkriegs unterbrochen und erst in den 20er-Jahren wieder aufgenommen. 1923 wird eine Versuchsserie von 25 Exemplaren des von Oskar Barnack weiterentwickelten Kameramodells, der sogenannten Leica-0-Serie (Null-Serie) gefertigt. 1924 entscheidet Ernst Leitz II, dass die Kamera in Serie geht. Der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wird die Leica I im März 1925 auf der Leipziger Frühjahrsmesse. Die Leica I ist mit einem fest eingebautem versenkbarem 50-mm-Objektiv (Leitz Anastigmat 1:3,5) ausgestattet, gerechnet von Max Berek.
Das Objektiv erhält wenig später den Namen Elmax (Ernst Leitz Max Berend). Die Kamera erlaubt 36 Aufnahmen in rascher Folge. Mit speziellem Zubehör für das neue fotografische Verfahren, wie einer Entwicklungstrommel für den auf 1,60 Meter abgelängten Kinofilm und zwei einfache Tageslicht-Vergrößerungsapparate für 6 x 9 cm oder 9 x 14 cm große Bilder, entsteht das Leica-System.
1930: Leica I mit Wechselobjektiven
Die erste Leica mit Wechselgewinde, eine Variante der Leica I, und drei Wechselobjektive kommen auf den Markt. Zunächst ist das Gewinde nicht standardisiert. Die Objektive müssen individuell an die jeweilige Kamera angepasst werden.
1932: Leica II
Die Leica II mit gekuppeltem Entfernungsmesser zum exakten und schnellen Fokussieren und weitere Objektive kommen auf den Markt. Somit stehen dem Leica-Fotografen sieben Wechselobjektive mit standardisiertem Gewinde zur Verfügung.
1954: Leica M3
Nach dem zweiten Weltkrieg macht das Kamera- und Objektivgeschäft in den 50er-Jahren wieder Fortschritte. 1953 wird für optische Rechnungen eine programmierbare Rechenanlage installiert, die Zuse Z5. 1954 leitet die Leica M3 mit Objektiv-Schnellwechselbajonett eine neue Ära der Kleinbildfotografie ein.
Das komplett neu konstruierte Modell brachte erstmals einen Leuchtrahmen-Messsucher, einen automatischen Parallaxenausgleich und eingespiegelte Bildfeldbegrenzungen für 50 mm, 90 mm und 135 mm mit. Von einigen Ausnahmen abgesehen, bleibt die Kompatibilität der bisherigen Objektive und des umfangreichen Zubehörs erhalten. Die Leica M3 wird bis 1967 226.178 Mal produziert.
1956: Leica MP
Für Berufsfotografen, insbesondere für Fotojournalisten, wird eine spezielle Leica M3 in begrenzter Stückzahl gefertigt: die Leica MP („P“ steht für „Professional“). Anstelle des Bodendeckels ist die Schnellaufzugseinrichtung „Leicavit MP“ angesetzt. Die Konstruktion geht auf den Wunsch der beiden Life-Fotografen Alfred Eisenstaedt und David Douglas Duncan zurück.
1958: Leica M2
Die Leica M2 wird als preiswerte Alternative zur M3 angeboten. Ihr Design sowie ihr Sucher- und Entfernungsmesser-System wird zum Standard aller folgenden Modelle. Sie ist mit einem eingebauten Weitwinkelsucher für 35 mm ausgestattet. Die Leica M3 wir 76.322 Mal produziert.
1964: Leicaflex
Leica reagiert auf den an Bedeutung gewinnenden Spiegelreflexmarkt. 1964/65 geht die erste Spiegelreflexkamera von Leica, die Leicaflex, in Serie. Sie ist mit einem R-Bajonett ausgestattet und beherrscht Belichtungszeiten bis zu 1/2000 s. Die Kamera wird 37.500 Mal produziert.
1967: Leica M4
Die Leica M4 mit vereinfachtem Filmladesystem und neuer Rückspulkurbel kommt auf den Markt. Sie ist die erste Leica M-Kamera mit einem 4-Rahmen-Sucher und wird bis 1987 58.536 Mal verkauft.
1968: Leicaflex SL
Die Leicaflex SL besitzt erstmals ein exakt begrenztes selektives Messfeld für die Belichtungsmessung durch das Objektiv. SL steht daher auch für Selective Light. Die Leicaflex SL wird 70.995 Mal produziert. Der Namen SL nimmt Leica 2015 für seine spiegellosen Systemkameras mit Vollformatsensoren wieder auf.
1973: Leica CL
Die kompakte Messsucherkamera Leica CL erscheint (CL steht für Compact Leica). Das Gehäuse wurde aus Kostengründen in Japan bei Minolta gefertigt, die Objektive dagegen in Deutschland. In Japan wird die Kamera auch als Leitz Minolta CL verkauft. Produzierte Stückzahl: 65.000. Den Namen nimmt Leica 2017 bei der digitalen CL wieder auf.
1976: Leica R3
Die Spiegelreflexkamera Leica R3 ist die erste elektronische Leica mit Zeitautomatik und Selektiv/Integralmessung. Sie entsteht in Kooperation mit Minolta, wesentliche Baugruppen werden aus der Minolta XE5 übernommen. Die Endfertigung fand überwiegend in Portugal statt. Produzierte Stückzahl: 71.250.
1980: Leica R4
Die Leica R4 entsteht ebenfalls in Kooperation mit Minolta (die Parallelentwicklung ist die Minolta XD7). Sie verfügt über eine Zeit-, Blenden- und Programmautomatik. Die R4 ist die erfolgreichste Spiegelreflexkamera von Leica – es werden über 90.000 Einheiten gefertigt.
1984: Leica M6
Leica präsentiert die Leica M6 mit selektivem Belichtungsmesser und LED-Anzeige im Sucher. Sie ist ein echter Verkaufsschlager und wird in 15 Jahren 132.454 Mal hergestellt.
1989: Leica AF-C1
Die erste Leica-Kompaktkamera AF-C1 erscheint. Sie ist mit einem Zwei-Brennweiten-Objektiv ausgestattet: 2,8/40 mm und 5,6/80 mm, wobei die Telebrennweite durch das Zuschalten eines Telekonverters realisiert wird.
1996: Leica R8
Das Unternehmen stellt die völlig neu entwickelte Spiegelreflexkamera Leica R8 vor. Sie bietet unter anderem einen erweiterten Verschlusszeitenbereich und eine Mehrfeldmessung. Die am Objektiv eingestellten Blendenwerte und Brennweiten werden erstmals elektronisch an die Kamera übertragen. Die Elektronik weckt Hoffnungen auf Autofokus-Objektive, die aber nicht kommen. Das R-System wird 2009 eingestellt. Produzierte Stückzahl der R8: 29.551.
Leicas erste Digitalkamera
1997: Leica S1
Die S1 ist die erste Digitalkamera von Leica. Es handelt sich um eine Scannerkamera mit relativen langen Scanzeiten für hochwertige Reproduktionen. Die Bildauflösung liegt bei 26 Millionen Pixeln.
1998: Leica Digilux
Mit der Leica Digilux erscheint die erste digitale Kompaktkamera von Leica. Die in Kooperation mit Fujifilm entstandene Kamera ist mit einem 1/2-Zoll-Sensor ausgestattet und löst 1,5 Megapixel auf. Beim Objektiv handelt es sich um ein leichtes Weitwinkel (3,2/35 mm KB-äquivalent).
1999: Leica C1
Die Leica C1 begründet eine neue Design-Linie bei den Kompaktkameras von Leica. Sie ist mit einem Zoomobjektiv ausgestattet, dem Vario-Elmar Asph. 4-10,5/38–105 mm.
2002: Leica Digilux 1
Nach der ersten Digilux, die in Zusammenarbeit mit Fujifilm entstand, bringt Leica mit der Digilux 1 eine digitale Zoomkamera. Ihr 1/1,8-Zoll-CCD-Sensor löst 3,8 Megapixel auf, das Vario DC Summicron zoomt 3fach (2,0-2,5/33-100 mm entsprechend Kleinbild).
2002: Leica M7
Die Leica M7 mit Zeitautomatik und Digitalanzeige der automatisch gebildeten Belichtungszeit im Sucher wird eingeführt. Wie erstmals die M6 TTL von 1998 beherrscht sie die TTL-Blitzbelichtungsmessung.
2003: Leica Digital Modul-R
Die digitale Rückwand „Digital Modul-R“ für die Leica R8 und R9 wird vorgestellt. Sie macht aus den beiden analogen Kameramodellen digitale Spiegelreflexkameras. Der 26,4 x 17,6 mm große CCD-Sensor im APS-H-Format löst gut 10 Megapixel auf.
2003: Leica Digilux 2
Seit dem Jahr 2000 hat Leica eine Technologiepartnerschaft mit Panasonic. So sind einige Panasonic-Kameras mit Leica-Objektiven ausgestattet, erstmals die Panasonic Lumix LC5. Die Kompaktkamera Leica Digilux 2 ist die erste Kamera, dies es fast baugleich auch von Panasonic gibt – als Lumix LC1. Sie ist mit einem 2/3-Zoll-CCD-Sensor ausgestattet, der rund 5 Megapixel auflöst. Das Objektiv zoomt 3,2fach (2-2,4/28-90 mm). Weitere weitgehend baugleiche Panasonic-Leica-Kameras in verschiedenen Klassen folgen.
2006: Leica M8
Markteinführung der ersten, digitalen Messsucherkamera Leica M8. Sie besitzt einen ähnlichen APS-H-Bildsensor mit gut 10 Megapixeln wie das Digital Modul-R. Zur Reduzierung von Infrarot-Strahlen auf dem Sensor müssen die Objektive in Kombination mit einem UVa/IR-Sperrfilter verwendet werden. Die M8 wird 25.000 Mal produziert.
2006: Leica Digilux 3
Mit der Digilux 3 bietet Leica seine erste und letzte Spiegelreflexkamera mit Four-Thirds-Bajonett und -Sensor an. Der 17,3 x 13 mm große Bildwandler löst 7,5 Megapixel auf. Die Kamera ist bauähnlich von Panasonic unter dem Namen Lumix L1 erhältlich.
2009: Leica M9
Mit der Leica M9 wird die erste digitale Vollformat-Messsucherkamera (Bildsensor 24 x 36 mm) vorgestellt. Die Auflösung liegt bei 18,5 Megapixeln. Über einen 6-Bit-Code werden Objektivdaten an die Kamera übertragen. Der Schlitzverschluss schafft 1/4000 s.
2009: Leica X1
Im selben Jahr wie die M9 wird die erste kompakte Leica-Digitalkamera „Made in Germany“, die Leica X1, eingeführt. Ihr APS-C-CMOS-Sensor löst 12,2 Megapixel auf, beim Objektiv handelt es sich um ein leichtes Weitwinkel (2,8/24 mm, 36 mm im Vergleich zum Kleinbild).
2009: Leica S2
Auf der photokina stellt Leica das neue S-System mit Mittelformat-Sensor (45 x 30 mm) und Autofokus vor. Die Spiegelreflexkamera Leica S2 löst 37,5 Megapixel auf. Zum System kommen zunächst vier Objektive auf den Markt: das Leica Summarit-S 2,5/70 mm Asph., das Leica Apo-Tele-Elmar-S 3,5/180 mm, das Leica Apo-Macro-Summarit-S 2,5/120 mm und das Leica Summarit-S 2,5/35 mm Asph.. Die zur S2 vorgestellten S-Objektive können mit einem Zentralverschluss ausgestattet werden und so flexibler mit Blitzanalagen verwendet werden. Produzierte Stückzahl: 5702.
2012: Leica M Monochrom
Im Mai erscheint die weltweit erste digitale Schwarzweiß-Kamera, Leica M Monochrom. Durch das Weglassen der Farbfilter steigt die Empfindlichkeit und das Rauschen fällt geringer aus. Die Auflösung des Vollformatsensors beträgt wie bei der M9 18,5 Megapixel.
2012: Leica M (Typ 240)
Zur photokina im September wird die Leica M (Typ 240) vorgestellt. Ausgestattet mit einem neu entwickelten CMOS-Bildsensor (24 Megapixel) und Funktionen wie Live-View und Full-HD-Video setzt sie einen neuen Meilenstein. Die Live-View-Funktion eröffnet gegenüber dem Messsucher unter anderem neue Möglichkeiten, um Tele-, Makro und Vario-Objektive zu nutzen. Auf den Markt kommt die M (Typ 240) Anfang 2013.
2014: Leica T (Typ 701)
Mit der T (Typ 701) stellt Leica ein neues spiegelloses Kamerasystem vor. Die Kamera bringt das neue L(eica)-Bajonett mit. Während die T (Typ 701) noch mit einem APS-C-Sensor mit 16,5 Megapixeln ausgestattet war, nutzt Leica das Bajonett ein Jahr später auch für spiegellose Vollformatkameras der SL-Serie. Das in Zusammenarbeit mit Audi Design entstandene Gehäuse der T ist puristisch, die Rückseite wird von einem ungewöhnlich großen 3,7-Zoll-Monitor dominiert. Hier geht es zum Test der Leica T (Typ 701).
2015: Leica Q (Typ 116)
Die Q (Typ 116) ist die erste digitale Kompaktkamera von Leica mit Vollformatsensor (24 Megapixel) und lichtstarkem Objektiv Leica Summilux 1,7/28 mm Asph. Den Test der Leica Q können Sie hier nachlesen. Die Leica Q hat den EISA-Award für die beste Premium-Kompaktkameras 2015-2016 gewonnen.
2015: Leica SL (Typ 601)
Die SL (Typ 601) ist die erste spiegellose Vollformatkamera von Leica mit dem ein Jahr zuvor eingeführten L-Bajonett. Ihr CMOS-Sensor löst 24 Megapixel auf, ein elektronischer Verschluss ermöglicht Belichtungszeiten von bis zu 1/8000 s, der E-Sucher löst 4,4 Millionen Punkte auf. Video nimmt die Kamera mit 4K-Auflösung auf. Drei Jahre später schließen sich auf der photokina 2018 Panasonic und Sigma dem L-Bajonett an und bringen in den folgenden Jahren entsprechende Kameras und Objektive auf den Markt. Den Test der Leica SL lesen Sie hier.
2016: Leica Sofort
Leica wagt sich in das Gebiet der Sofortbildfotografie: Die Leica Sofort soll an den Erfolg der Instax-Modelle von Fujifilm anknüpfen. Das „Hektor“-Objektiv hat eine kleinbildäquivalente Brennweite von 34 mm und eine maximale Blendenöffnung von 1:12,7.
2020: Leica M10-R und Leica M10 Monochrom
Die M-10R aus dem Sommer 2020 erhöht die Auflösung in Leicas Messsuchersystem auf 40 Megapixel. Einen Praxistest der Leica M10-R lesen Sie hier. Schon Anfang 2020 hat Leica mit der M10 Monochrom eine SW-Kamera mit 40 Megapixeln vorgestellt.
2021: Leitz Phone 1
Leica stellt sein erstes Smartphone vor: Das Leitz Phone 1 mit relativ großem 1-Zoll-Sensor (20 Megapixel) wird zusammen mit Sharp entwickelt und kommt nur in Japan auf den Markt. Beim Objektiv handelt es sich um ein Leica Summicron 1,9/19 mm Asph.
2022: Leica M11
Keine zwei Jahre nach der M10-R erhöht Leica die Auflösung im M-System erneut – auf 60 Megapixel. Die Leica M11 kann aber auch Raw-Dateien in reduzierter Auflösung von 36 oder 18 Megapixeln aufnehmen.
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