Der Einzelhandel braucht den schnellen Start-Verkauf renditestarker neuer Modelle. Hier gibt es noch befriedigende Gewinnmargen. Ist der erste Käufer-Hype vorbei, kommen in der Regel die Rabattaktionen mit Preisnachlässen.
"Jede über den hauseigenen Shop verkaufte Kamera spart dem Hersteller die Händlermarge."
Winfried Warnke, Kolumnist und Autor
Jeder größere Kamerahersteller hat heute seinen eigenen Online-Shop. Die Verteilungsmacht begehrter Neuerscheinungen liegt natürlich beim Hersteller bzw. jeweiligen Landesvertrieb. Er entscheidet, wohin die Ware fließen soll.
Lebhafte Diskussionen in den Fotoforen legen den Verdacht nahe, dass die eigenen Shops vorrangig beliefert werden. Klar: Jede über den hauseigenen Shop verkaufte Kamera spart dem Hersteller die Händlermarge – das hat aus Herstellersicht schon seinen Reiz. Zumal Knappheit im Handel auch als bewusste Marketingstrategie geplant sein und insgesamt das Produkt aufwerten kann. Aber die Bevorzugung des eigenen direkten Vertriebsweges kann auch eine ausgesprochen kurzsichtige Vorgehensweise sein. Jede vom Hersteller direkt verkaufte Kamera schwächt den Einzelhandel.
Warum sollte ich mich als stationärer Händler vor Ort für eine Marke engagieren, die mich so im Regen stehen lässt? Warum sollte ich in meinem Ladengeschäft Ware präsentieren und dem Kunden schmackhaft machen, wenn ich so stiefmütterlich beliefert werde?
Aber auch der Kunde kann natürlich Einfluss ausüben, indem er den Händler seines Vertrauens unterstützt und im Zweifelsfall etwas Geduld hat – Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude.
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