Landschaftsfotos, Innenaufnahmen, Architektur und Sternenfotografie sind wohl die häufigsten Einsatzbereiche der drei Weitwinkelobjektive. Die Optiken von Canon, Panasonic und Sigma decken dabei mit den Brennweiten 16 mm, 20 mm und 24 mm unterschiedliche Bereiche ab. Wir haben das Trio im BAS-Digital-Labor getestet.
Canon RF 2,8/16 mm STM
Das Canon-Superweitwinkel erschließt den größten Bildwinkel und ist gleichzeitig das kleinste, leichteste und günstigste Objektiv im Testfeld. Möglich macht das zum einen die moderate Lichtstärke von 1:2,8, aber auch eine recht einfache Konstruktion mit Kunststoffgehäuse ohne Wetterschutz – immerhin besteht das Bajonett aus Metall.
Zu den Sparmaßnahmen zählt auch der Verzicht auf eine Streulichtblende, die als optionales Zubehör für ca. 30 Euro angeboten wird. Der schmale Objektivring lässt sich zwischen Scharfstellung und Kontrollring für Kamerafunktionen (zum Beispiel Blende) umschalten. Der STM-Motor stellt schnell und leise scharf. Mit 13 cm hat das RF-Objektiv die kürzeste Naheinstellgrenze der getesteten Objektive.
Im Labortest zeigt das Canon-Objektiv eine deutliche Offenblendeinschränkung – die maximale Auflösung wird erst ab Blende f/8 erreicht und liegt auch hier nur bei rund 70 %. Das Hauptproblem ist der ausgeprägte Auflösungsabfall am Bildrand bei allen gemessenen Blenden (f/2,8 bis f/11); selbst abgeblendet beträgt der Wirkungsgrad am Bildrand maximal gut 50 %.
Die Randabdunklung ist – für ein Pancake-Objektiv nicht unüblich – sehr ausgeprägt. Auch abgeblendet bleibt sie sichtbar, hat aber einen natürlichen Verlauf. Eine relevante Verzeichnung konnten wir im Labor nicht messen, was daran liegt, dass sich die entsprechende digitale Korrektur im Kameramenü nicht deaktivieren lässt. Im Raw mit abgeschalteten Objektivprofilen zeigt sich eine sehr starke Verzeichnung und die Randabdunklung ist bis f/4 visuell sichtbar.
Panasonic Lumix S 1,8/24 mm
Mit einem Preis von 900 Euro ist das 1,8/24 mm von Panasonic das teuerste Objektiv im Test. Es gehört zu einer Reihe weitgehend identisch konstruierter 1,8er-Objektive mit den weiteren Brennweiten 20 mm, 35 mm (siehe Test in fM 8/22), 50 mm und 85 mm. Trotz Kunststoffbauweise ist es gegen das Eindringen von Staub- und Spritzwasser abgedichtet. Das Bajonett besteht aus metallbeschichtetem Kunststoff.
Zum Fokussieren steht ein breiter Fokusring zur Verfügung, daneben gibt es nur noch einen AF/MF-Umschalter am Objektiv. Dank des leisen AF-Motors und reduziertem Fokus-Breathing eignet sich das 1,8/24 mm auch gut für Filmaufnahmen. Die Nahgrenze fällt mit 24 mm deutlich hinter das Canon RF 16 mm und geringfügig hinter das Sigma 20 mm zurück.
Im Testlabor zeigte das Weitwinkel eine ausgeprägte Offenblendeinschränkung: Zwei bis drei Stufen abblenden empfiehlt sich für eine optimale Auflösung, wobei die Auflösung am Bildrand auch dann gegenüber der Bildmitte deutlich abfällt. Die bei offener Blende sichtbare, aber natürliche Vignettierung reduziert sich durch Abblenden auf ausgezeichnete Werte. Die Verzeichnung fällt nur gering tonnenförmig aus.
Sigma 2,0/20 mm DG DN Contemporary
Das Sigma 2,0/20 mm DG DN Contemporary ist für das E- und L-Bajonett erhältlich; uns stand die Sony-Variante zur Verfügung. Das Objektiv ist in Metall gefertigt, staub- und spritzwassergeschützt und mechanisch das mit Abstand hochwertigste im Testfeld.
Sigma liefert zusätzlich zum Kunststoff-Objektivdeckel einen magnetischen Metalldeckel mit. Neben einem elektronisch übersetzten Fokusring hat das Weitwinkel einen Blendenring mit Automatikposition. In unserem Praxistest an einer Sony Alpha 7R IV fiel auf, dass der Autofokus langsamer war als mit einem Sony-Objektiv.
Optisch kann es nicht ganz so sehr überzeugen wie mechanisch. Eine stark tonnenförmige Verzeichnung und Randabdunklung werden auf Wunsch digital durch die Kamera korrigiert. Besser sieht es bei der Auflösung aus, die schon bei offener Blende hoch ist und sich durch Abblenden um eine Stufe auf ausgezeichnete Werte steigert. Leichtes abblenden steigert vor allem die Auflösung am Bildrand.
Fazit zum Weitwinkel-Test
„Die getesteten Objektive zeigen sehr unterschiedliche Stärken und Schwächen.“
Andreas Jordan, fM-Technik-Redakteur
Die höchste Auflösung und die beste Mechaniknote erreicht das Sigma-Objektiv, das aber Schwächen bei Verzeichnung und Randabdunklung aufweist. Das Panasonic Lumix S 1,8/24 mm erhält die beste Optiknote, wozu vor allem die sehr gut korrigierte Verzeichnung beiträgt. Das Canon 16 mm hat den stärksten Auflösungsabfall am Bildrand und kann bei der Mechanik nicht mit den beiden Konkurrenten mithalten, ist dafür aber auch am kompaktesten und preiswertesten.
Die Testobjektive auf einen Blick
Objektiv | Canon RF 2,8/16 mm STM | Panasonic Lumix S 1,8/24 mm | Sigma 2/20 mm DG DN Contemporary |
Gerechnet für Sensorgröße | Vollformat | Vollformat | Vollformat |
Linsen/Gruppen | 9 / 7 | 12 / 11 | 13 / 11 |
Nahgrenze | 13 cm | 24 cm | 22 cm |
Kleinste Blende | 22 | 16 | 22 |
Filtergröße | 43 mm | 67 mm | 62 mm |
Baulänge | 40,2 mm | 82 mm | 72,4 mm |
Gewicht | 165 g | 310 g | 370 g |
Besonderheiten | Autofokus | Autofokus, Staub- und Spritzwasserschutz, Streulichtblende | Autofokus, Streulicht- blende, Blendenring, normaler und magne- tischer Objektivdeckel |
Anschlüsse | RF | L | L, FE |
Preis (Liste) | ca. 340 Euro | ca. 900 Euro | ca. 700 Euro |
> Hier gelangen Sie zum Download der Ergebnis-Tabelle.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 10/2022 erschienen.
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