Mit der Produktion ungewöhnlicher Objektive hat sich die Marke Laowa einen gewissen Ruf erworben. Jüngstes Beispiel des chinesischen Herstellers Anhui Changgeng Optical Technology Company Limited, auch bekannt unter „Venus Optics“, ist das 14/24 mm Macro Probe.
Möglicherweise ist es Ihnen schon im fotoMAGAZIN aufgefallen: Es handelt sich um das – wahlweise Rüssel, Periskop oder auch Schnorchellinse genannte – Makroobjektiv mit dem irre langen Tubus. Über 41 cm lang ist die Nikon-Variante, wobei rund die Hälfte der Strecke nur zwei Zentimeter dünn ist. Wer jetzt an ein Tele-Makro denkt, liegt völlig falsch: Es ist ein Weitwinkel-Makro mit 24-mm-Kleinbildbrennweite!
Im Miniatur Wunderland, Hamburg
Vollformat mit vielen Anschlüssen
Und ja, es ist für Vollformat gerechnet, in den gängigen Bajonettanschlüssen verfügbar und selbstredend auf kleinere Sensoren adaptierbar. Das Macro Probe, was sich mit Makro-Sonde übersetzen lässt, besitzt weit mehr als nur ein ungewöhnliches Feature. Die beabsichtigte und erreichte Bauform führt zu einer geringen Anfangsöffnung von lediglich Blende f/14. So erzielt der Fotograf jedoch schon automatisch eine gewisse Schärfentiefe, die sich durch Abblenden bis f/40 noch steigern lässt.
Die Bauweise und der geringe Arbeitsabstand von unter 20 mm ab Frontlinse erlauben Weitwinkelaufnahmen (85 Grad Bildwinkel) mit hoher Auflösung im Gegensatz zu „Spielzeug-Endoskopkameras“ an Orten, wo bislang kein herkömmliches Objektiv mit großer Systemkamera gelangte. Und zwar auch im nassen Ambiente: Die Sonde ist wasserdicht – bis zum Stromanschluss auf halber Strecke des Rüssels, den Sie notfalls abkleben können.
Fact-Sheet
Name | Laowa 14/24 mm Macro Probe |
Info | www.big-photo.de |
Gerechnet für Sensorgröße | Vollformat |
Anschlüsse | Canon EF, Nikon FX, Pentax K, Sony E, Arri PL |
Preis (Liste) | 1799 Euro |
STARK | Mix aus Weitwinkel und Makroleistung, Bauform, wasserdicht, Ringlicht |
SCHWACH | Abbildungsleistung, Lichtstärke, keine Datenübertragung |
Das Laowa Probe mit Ringlicht
Ja, es besitzt auch einen USB-Stromanschluss in dem Kästchen auf halber Höhe des Objektivs. Versorgt wird damit ein aus neun LEDs bestehendes Ringlicht. Im Lieferumfang befindet sich ein Kabel mit USB-Anschluss, das an eine gewöhnliche Powerbank für maximale Mobilität angeschlossen werden kann. Natürlich funktionieren auch ein Laptop oder Netzadapter eines Smartphones als Stromquellen. Gegen das baumelnde Kabel empfiehlt sich ein Gummiband oder eine Art mehrfach verwendbarer Kabelbinder.
Die LEDs lassen sich nicht einzeln schalten, doch mit dem Schalter in einigen Stufen dimmen, was sehr praktisch ist. Weniger schön ist ein deutlicher Hotspot des Ringlichts sowohl an der unmittelbaren Nahgrenze als auch bei einem Arbeitsabstand von rund 15 cm. Das mag sich bei vielen Motiven nicht unangenehm bemerkbar machen, doch manchmal eben schon.
Making of
Die Details
Das Laowa Macro Probe ist massiv aus Metall gefertigt, sogar sein gut sitzender Stülp-Objektivdeckel. Im Inneren sind 27 optische Linsen aufgereiht, insgesamt ergeben sich 480 Gramm Gewicht. Mit Ausnahme der Beleuchtung gibt es innen keine Elektronik, alles geschieht per Hand. Am geschmeidig laufenden Fokussierring stehen etwa 160 Grad Drehwinkel zur Verfügung, er besitzt auch eine Skala für den Abbildungsmaßstab bis 2:1. Der Blendenring läuft stufenlos von f/14 bis f/40.
Abblenden ist allerdings so ein Thema: Nach meinen Erfahrungen lässt die Schärfe mit dem Abblenden nach. Die Randabdunklung ist ziemlich kräftig. Zwar ist mit jeder Stufe des Abblendens ein Rückgang zu sehen, doch selbst bei f/40 gibt es in den äußersten Ecken noch einen spontanen Helligkeitsverlust. Der Schärfentiefe kommt Abblenden natürlich zugute, dafür nehmen die Belichtungszeiten zu. Farbsäume sind kaum erkennbar, doch die Verzeichnung ist stark tonnenförmig.
Große Verwacklungsgefahr
Bedingt durch die geringe Lichtstärke des Objektivs und seine lange Bauart sind Verwacklungsunschärfen eine große Gefahr. Dagegen können hohe ISO-Werte und/oder ein Stativ eingesetzt werden. Für Freihandaufnahmen ist derjenige Fotograf besser gewappnet, der eine Kamera mit sensorbasierter Bildstabilisierung sein Eigen nennt. Ansonsten ist es ein Ritt auf dem Grat von schwächerer Bildqualität durch (zu) hohe ISO-Einstellung und selbstverwackelten Bildern.
Unter dem Strich macht die Sonde jedoch einen Riesenspaß. Wer sich für Makrofotografie begeistert, wird damit ein spannendes Instrument im gepolsterten Alu-Köfferchen erwerben, dessen Preis mit knapp 1800 Euro erstmal recht happig klingt. Aber bedenken Sie: Wasserdicht! Beleuchtung! Periskopblick mit Weitwinkel! Mit dem Macro Probe können Sie fotografische Welten erobern, die bislang ungedacht waren.
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