Die kostenlos vom Kamerahersteller mitgelieferten Bildbearbeitungsprogramme werden oft unterschätzt. Sie reichen beim Funktionsumfang zwar nicht an Programme wie Lightroom oder Photoshop heran, sind dafür aber perfekt auf Kameras und Objektive aus dem eigenen Haus abgestimmt.
Im März hat Nikon seine beiden Programme ViewNXi und Capture NX-D zu einer Software zusammengeführt: NX Studio bietet eine moderne und professionell anmutende Oberfläche und deckt viele Schritte des fotografischen Workflows ab. So lassen sich mit dem integrierte „Nikon Transfer“ Bilder von der Kamera oder einem Lesegerät importieren, wobei bei Bedarf gleich eine Backup-Kopie auf einem zweiten Laufwerk erstellt wird. Einbinden lässt sich außerdem das kostenpflichtige „Camera Control Pro“ zur Fernsteuerung von Nikon-Kameras.
Eher rudimentär ist die Bildverwaltung: XMP/IPTC-Metadaten wie Copyright oder Beschreibung lassen manuell eintragen, Label und Bewertungen vergeben und die Bilder anhand einer Karte mit Geodaten versehen. Was fehlt, ist die Möglichkeit, den Bildbestand nach Stichwörtern oder EXIF-Daten zu durchsuchen.
Bearbeitung von JPEGs und Raws
NX Studio verarbeitet JPEGs von allen Kameras, Raws aber nur von Nikon-Modellen (NEF und NRW). Bei neuen Kameras kann man damit rechnen, dass NX Studio das entsprechende Raw-Format schnell per Update unterstützt – bei anderen Raw-Konvertern dauert das in der Regel einige Wochen. Außerdem lassen sich alle Bildstile und andere Einstellungen der Kamera nachbilden. Das gilt beispielsweise für die Picture Control-Presets – und zwar sowohl für die grundlegenden wie „Portrait“ oder „Landschaft“ als auch für „kreative“ Stile, also Bildeffekte, von denen 20 zur Verfügung stehen (das geht auch mit Lightroom, aber längst nicht mit allen Raw-Konvertern).
Zu den Raw-Werkzeugen gehören außerdem eine Moiré-Korrektur und die D-Lighting-Technologie zur Schattenaufhellung. Natürlich kennt NX Studio die verwendeten Nikon-Objektive und kann eine automatische Verzeichnungskorrektur anwenden – leider nicht bei Fremdherstellerobjektive. Wer also beispielsweise ein Sigma- oder Tamron-Objektiv nutzt, ist mit anderen Raw-Konverten wie Lightroom, Capture One oder DxO PhotoLab besser beraten, die Korrekturprofile für eine Vielzahl von Fremd-Objektiven mitbringen. Zu den Funktionen, die nur mit Nikon-Kameras funktionieren, gehört außerdem die Anzeige des aktiven AF-Messfeldes.
Farbkorrekturen per U-Point-Technik
Für alle Dateitypen – also auch für JPEG aus anderen Kameras – stehen zahlreiche Bildbearbeitungswerkzeuge zur Verfügung. Besonders interessant sind Farbkontrollpunkte, mit denen sich lokale Farb-, Helligkeit- und Kontrastkorrekturen relativ einfach vornehmen lassen – ein Erbe der U-Point-Technologie, die Nikon einst von Nik Software übernommen hatte. Mit dem Retuschepinsel können sehr einfach Bildbereiche gelöscht und inhaltsbasiert gefüllt werden.
Interessant ist auch das Werkzeug „Farbverstärkung“, das Voreinstellungen für Personen und Natur mitbringt. Bei Personen werden die Hauttöne ausgenommen, damit die Aufnahme natürlich bleibt. Schließlich hat Nikon auch ein Diashow-Modul integriert und liefert mit dem Videoeditor ein sehr einfaches Tool für den Videoschnitt mit, das auch mit Dateien aus Nicht-Nikon-Kameras funktioniert. Beim Export der bearbeiteten Videos steht maximal die Full-HD-Auflösung zur Verfügung.
Fazit
Wer ausschließlich Kameras und Objektive von Nikon nutzt, erhält mit der NX Studio einen gelungenen und kostenlosen Raw-Konverter. Auf Funktionen wie Bildverwaltung oder Arbeiten mit Ebenen muss man verständlicherweise verzichten.
Nikon NX Studio 1.0.1
Plattformen: macOS ab 10.14, Windows ab 8.1 (64 Bit)
Preis: kostenlos
Unterstütze Formate: JPEG, TIFF, Nikon-Raw (NEF und NRW), 3D-MPO, Videos (MP4, MOV, AVI)
Pro: kostenlos, gut strukturierte Oberfläche, Bearbeitung von JPEGs und Videos aus beliebigen Kameras, alle Bildstile der Nikon-Kameras auf Raw-Dateien anwendbar, Korrekturprofile für Nikon-Objektive
Contra: keine Korrekturprofile für Fremdherstellerobjektive, nur rudimentäre Bildverwaltung
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