Im Test: Vollformat-Telezoom von Sigma und Tamron

Acht- und Zehnfach-Telezooms bieten viel fotografischen Komfort für Tier- oder Sportaufnahmen. Was leisten die neuen Modelle Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports und Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD?

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD und Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports

Wir haben die Zehnfach- und Achtfach-Zooms im Labor und in der Praxis getestet.

Fotos: © Hersteller

Extreme Telezoom-Objektive mit hohem Zoomfaktor sind für spiegellose Kameras mit Vollformatsensoren geeignet, können aber mit noch mehr Teleleistung auch an entsprechend passenden APS-C-Gehäusen eingesetzt werden.

> Die Testobjektive im Überblick

Ganz neu ist das Zehnfachzoom Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports für das L- oder E-Bajonett. Bereits bei 50 mm Brennweite beginnt das Achtfachzoom Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD für E-Bajonett, das dementsprechend weniger Telebrennweite aufweist. In Bildwinkeln ausgedrückt, schafft das Sigma 4,1 Grad, während das Tamron 6,11 Grad erreicht.

Zunächst zu den Gemeinsamkeiten, die es trotz ihrer unterschiedlichen Konzepte bei den beiden spritzwassergeschützten Teleobjektiven gibt: Neben der gleitenden Lichtstärke fahren sie beim Zoomen aus und verfügen über Bildstabilisatoren mit zwei Modi, normal und für Mitzieher. Mit der firmen­eigenen Software lassen sich einige Funktionen individuell programmieren, wobei die Tamron-Lösung über einen direkten USB-C-Anschluss etwas komfortabler ist als die Verbindung via USB-Dock bei Sigma, die zudem nur für die L-Variante möglich ist. Ausgewählte Einstellungen können dann jeweils auf Custom-Modus-Positionen abgelegt werden, zwischen denen per Schalter schnell gewechselt wird.

Für Natur- und Sportfotografen: Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports

An Telefreunde mit Natur- oder Sportthemen wendet sich das opulent ausgestattete und mehr als doppelt so schwere Sigma 60-600 mm.

Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports

Das 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports wurde von Sigma umfassend ausgestattet und ausgezeichnet gefertigt.

Foto: © Sigma

Es wird in Japan sehr solide gefertigt und hat nicht nur bei 60 mm, sondern bei allen markierten Brennweiten einen Zoom-Lock. Außer bei 60 mm lässt sich die Sperre mit etwas Kraftaufwand lösen, sodass nicht der Schalter betätigt werden muss, und das Drehzoom kann auch durch Ziehen/Schieben in seiner Brennweite verstellt werden.

Der Fokussierbereichsbegrenzer hat nicht nur einen Nah- (bis sechs Meter), sondern auch einen Fernbereich (ab sechs Meter). Die fließende Nahgrenze erlaubt einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2,4 bei 200-mm-Position. Zu den ausgezeichneten Streulichtschutzmaßnahmen gesellt sich eine Kunststoff-Gegenlichtblende mit gummierter Vorderkante, deren knackige Schraubklemmung an jeder gewünschten Stelle festgezogen werden kann. Erstklassig ist auch die rastende Stativschelle mit (austauschbarem) Fuß mit Arca-Swiss-Profil; ein kleiner Dreh an der Schraube genügt zum geschmeidigen Verstellen.

Die optischen Leistungen entsprechen unseren Erfahrungen mit extremen Telezooms und sind insgesamt sehr gut. Leichtes Abblenden hilft der Auflösung besonders bei 600 mm. Die Randabdunklung und Verzeichnung sind (ohne Korrektur durch die Kamera) mehr oder minder sichtbar, bewegen sich aber völlig im Rahmen des Üblichen.

Möwe im Landeanflug

Bei der Endbrennweite erreicht das Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports erst um eine Stufe abgeblendet seine maximale Leistung, die hier noch mehr Details herausgeholt hätte.
Objektiv: Sigma 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports. Einstellungen: 600 mm, f/6,3, 1/2000 s, ISO 1000. Kamera: Sony Alpha 7R III.

Foto: © Lars Theiß

Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD

Beim Tamron 50-400 mm liegt die Randabdunklung auf einem ähnlichen Niveau, die Verzeichnung fällt – ohne kamerainterne Korrektur – stärker aus. Die Auflösung der drei gemessenen Brennweiten verhält sich bezogen auf den Objektivtyp erwartungsgemäß, die 400 mm sind am schwächsten und werden ab Blende f/9 gut. Wie beim Sigma-Zoom ist ein Abblenden um mehr als zwei Stufen aufgrund von auflösungshemmenden Beugungseffekten nicht zu empfehlen.

Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD

Zum Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD ist ein Stativring nur als kostenpflichtiges Zubehör erhältlich.

Foto: © Tamron

Die Fassung ist ausgezeichnet gefertigt und die Einstellringe sind sehr gut be­dien­bar. Auch hier hilft ein Zoom-Lock gegen das Durchrutschen beim Transport. Der Streulichtschutz reicht nicht ganz an die Leistung beim Sigma heran und die Streulichtblende ist vergleichsweise einfach gehalten. Wer einen – durchaus empfehlenswerten – Stativring benötigt, muss zusätzlich etwa 110 Euro für den A035TM (stammt vom 100-400 mm) ausgeben. Beeindruckend ist der maximale Abbildungsmaßstab von 1:2 bei 50 mm an der Nahgrenze.

Schneebedeckter Apfel

Ein sehr angenehmes Bokeh und eine sehr geringe Nahgrenze weist das Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD auf.
Objektiv: Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD. Einstellungen: 277 mm, f/6,3, 1/160 s, ISO 500. Kamera: Sony Alpha 7 III.

Foto: © Lars Theiß

„Die Telezooms von Sigma und Tamron bieten beeindruckende Möglichkeiten.“

Lars Theiß, Praxis-Redakteur

FAZIT
Sigma hat sein 4,5-6,3/60-600 mm DG DN OS Sports erfolgreich auf Spiegellose adaptiert. Wer sich dafür entscheidet, nimmt einen hohen Preis und fast 2,5 Kilogramm Gewicht inkauf. Für beide Aspekte könnte das 5-6,3/150-600 mm DG DN eine „leichtere“ Alternative sein, sollte dem Fotografen das lange Ende des Teles wichtiger sein. Geringere Ansprüche erfüllt das Tamron 4,5-6,3/50-400 mm Di III VC VXD. Neben leichtem Abblenden empfiehlt sich bei ihm besonders die kamerainterne Korrektur.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest.

Labormessungen: Anders Uschold

Dieser Test ist im fotoMAGAZIN 6/2023 erschienen.

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