Beim Objektivhersteller Tamron hat sich längst die Produktphilosophie geändert: Modelle für Spiegelreflexen sind out, in sind hingegen Objektive für spiegellose Systemkameras.
Hier liegt schon seit längerer Zeit der Schwerpunkt auf dem Sony-E-Bajonett, da dieses System schon einige Jahre auf dem Markt ist und insbesondere bei Vollformatobjektiven für Nachfrage sorgt. Andere Bajonette bietet Tamron nur sporadisch an.
„Die beiden Tamron-Neuerscheinungen sind interessante Alternativen für Sony-Fotografen.“
So kommt es, dass ein frühes Zoom für Sony E aus dem Jahr 2018 nun sogar einen Nachfolger erhielt: Das neue Tamron 2,8/28-75 mm Di III VXD G2 soll sowohl optisch als auch in Sachen Ausstattung verbessert worden sein. Im BAS-Digital-Test sind wir dem vergleichend auf den Grund gegangen.
Als drittes Objektiv konnten wir bereits das Tamron 2-2,8/35-150 mm Di III VXD testen. Hierbei handelt es sich um das erste Zoom mit Anfangslichtstärke f/2 für VF-Kameras mit Sony-E-Mount. Bei ihm zeigt sich, dass Tamron nicht nur im Bereich „gewöhnlicher“ Objektive (günstige) Alternativen anbieten möchte, sondern seine Chancen auch bei Lichtstärke-Brennweiten-Kombinationen sucht, welche die Originalhersteller nicht bedienen.
Individualisierung mit Tamron Lens Utility
Die Neuheiten gehören außerdem zu den ersten Tamron-Objektiven, die über einen USB-C-Anschluss „außen“ in Bajonettnähe per Kabel am Rechner mit der hauseigenen Tamron Lens Utility individualisiert werden können.
Dazu zählen – je nach Objektivmodell – Funktionen wie lineares/nicht-lineares Reagieren des Fokusrings, A-B-Fokus, Fokus-Preset und natürlich Firmware-Updates. Der freiliegende USB-Anschluss konterkariert auf den ersten Blick den Staub- und Spritzwasserschutz, doch ein Tamron-Sprecher versichert, dass die Schnittstelle auch ohne Abdeckung bestmöglich abgedichtet sei.
Die Software selber haben wir nicht ausprobieren können.
Tamron 2,8/28-75 mm Di III VXD G2 vs. Tamron 2,8/28-75 mm Di III RXD
Beim neuen 2,8/28-75 mm Di III VXD G2 hat Tamron vor allem die Auflösung verbessert. Im Vergleich zum Vorgänger wird bereits bei Blende f/4 das Maximum erreicht, das außer bei 75 mm ausgezeichnet ist. Dadurch sind auch die idealen Blendenbereiche ausgedehnter.
Seinen Punktevorsprung büßt die Neuheit bei der Verzeichnung und Randabdunklung ein, wo die erste Version besser ist. Bei ausgeschalteter kamerainterner Verzeichnungskorrektur krümmt das G2 bei 40 und 75 mm die Linien stärker. Geringer sind die Unterschiede bei der Randabdunklung, da punktet das alte Objektiv bei 75 mm höher.
Unter dem Strich landen beide bei 83 Prozent in der Vollformatwertung. Am APS-C-Sensor messen wir Vollformatobjektive mittlerweile nicht mehr. Die Unterschiede in der Mechanik sind gering, das G2 gewinnt vor allem durch die erweiterte Ausstattung.
Groß und schwer: das Tamron 2-2,8/35-150 mm Di III VXD
Mit dem 2-2,8/35-150 mm Di III VXD hat Tamron nicht nur ein ungewöhnlich lichtstarkes Objektiv, sondern auch ein Telezoom mit „erweitertem Weitwinkelbereich“ vorgestellt. Dadurch eignet es sich für viele Motive von Street und Reportage bis zu Porträt oder Hochzeit.
Dabei darf der Interessent aber nicht außer acht lassen, dass das Zoom weder klein noch – mit über einem Kilogramm Gewicht – leicht ist. Im Test entscheidend sind aber die mechanischen und optischen Leistungen.
Die Fassung ist im mittlerweile etablierten Look mit viel Kunststoff ausgeführt, seine Bedienung ist sehr angenehm und zur Ausstattung zählen unter anderem drei AF-Lock-Tasten und drei Custom-Modi.
Wie bei dieser äußerst hohen Anfangslichtstärke von f/2,0 zu erwarten, liegt die Auflösung bei 35 mm nur bei mittleren Werten und steigert sich durch Abblenden auf f/8 auf sehr gute. Am anderen Ende des Brennweitenbereichs reicht eine Stufe abblenden, um von gut auf sehr gut zu gelangen; bei der mittleren gemessenen Brennweite 70 mm schafft das Zoom nach zwei Stufen sogar ausgezeichnete Werte.
Aufnahmen mit dem Tamron 2-2,8/35-150 mm Di III VXD
Die hohe Lichtstärke macht sich auch bei der Randabdunklung bei Offenblende bemerkbar: Abblenden verringert zwar die Vignettierung, doch bei 35 und 150 mm tritt sie dann leicht spontan auf. Mit ausgeschalteter Verzeichnungskorrektur fällt besonders die stark kissenförmige Verzeichnung bei 70 und 150 mm auf.
FAZIT
Sowohl das Tamron 2,8/28-75 mm Di III VXD G2 als auch das 2-2,8/35-150 mm Di III VXD sind von den optischen Leistungen her nicht das Nonplusultra, doch für jeden (preisbewussten) Sony-Fotografen eine Überlegung wert. Für beide Neuheiten gilt: Bei kritischen Motiven
mit vielen geraden Linien sollten Sie die kamerainterne Verzeichnungskorrektur hinzuschalten.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test: Tamron 2,8/28-75 mm Di III VXD G2 und 2-2,8/35-150 mm Di III VXD
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 2/2022 erschienen.
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