Das E-Bajonett ist in diesem Jahr 11 Jahre alt geworden. Die ersten Kameras waren noch mit einem APS-C-Sensor ausgestattet; erst im November 2013 folgten mit der Alpha 7 und 7R Modelle mit kleinbildgroßem Vollformatsensor. Wie bei spiegellosen Kameras üblich, hat das E-Bajonett ein kurzes Auflagemaß von 18 mm, mit einem Durchmesser von 46,1 mm ist es aber relativ klein.
Canon und Nikon zogen erst knapp fünf Jahre später mit dem Z- bzw. RF-System und eigenem Bajonett nach, nutzten die Gunst der späten Geburt aber, um ein dem Kleinbild-Sensor angemessen großes Bajonett zu konstruieren, das speziell lichtstarke Objektivkonstruktionen vereinfacht (54 bzw. 55 mm Durchmesser).
Schneller als die Großen war Leica, deren SL im November 2015 auf den Markt kam, durch den sehr hohen Preis aber nur eine Nische bediente. Erst mit der auf der photokina 2018 verkündeten L-Allianz mit Panasonic und Sigma erhielt das ebenfalls recht große Leica-Bajonett (Durchmesser von 51,6 mm) Rückenwind. Bei der Anzahl an Kameras und Objektiven konnte die Konkurrenz den Vorsprung von Sony allerdings noch nicht aufholen. Das gilt auch für die Unterstützung durch Fremdhersteller, die sich bisher beim Vollformat vor allem auf Sony E ausgerichtet haben.
Dreizehn Kameras in fünf Serien
Sony hat in den sieben Jahren seit der Einführung der Alpha 7 dreizehn Vollformatkameras auf den Markt gebracht, die sich auf inzwischen fünf Serien verteilen:
Alpha 7-Serie
Die Modelle der Alpha 7-Serie (ohne Buchstabenzusatz) sind die preiswerten Allrounder mit 24 Megapixeln. Die zweite Generation brachte als wesentlichen Fortschritt den Bildstabilisator im Gehäuse (In Body Image Stabilization, IBIS), die aktuelle Alpha 7 III hat beim Sensor (BSI-Bauweise), Autofokus, der Serienbildgeschwindigkeit (10 B/s) und den Videofunktionen (4K) hinzugewonnen. Verbessert hat Sony bei jeder neuen Generation die Ergonomie; so ist der Griff größer geworden und die Alpha 7 III hat erstmals einen Joystick zur AF-Messfeld-Steuerung. Nachteil: Die Kameras sind immer schwerer geworden: von 474 über 599 bis 650 Gramm.
Alpha 7C-Serie
Um auch Fans von kompakten und leichten Kameras weiter zu bedienen, hat Sony im Herbst 2020 mit der Alpha 7C eine neue Serie etabliert.
Alpha 7R-Serie
Für höchste Auflösungswerte steht die 7R-Serie. Schon die erste Alpha 7R aus dem Jahr 2013 löste 36,4 Megapixel auf, die II und III 42,4 und die Alpha 7R IV erreicht die Rekordauflösung von 61 Megapixeln. Ansonsten gibt es ähnliche Veränderungen wie in der 7er-Serie: Ab der zweiten Generation IBIS, Hybrid-Autofokus und 4K; ab der dritten AF-Joystick und deutlich schnellere Serien (10 B/s).
Premiere hat in der dritten Generation der Pixel-Shift-Modus, bei dem vier Bilder mit leichtem Versatz aufgenommen werden, die dann im Raw-Konverter kombiniert werden, um die Nachteile der Farbinterpolation zu umgehen. Das Ergebnis ist eine 42-Megapixel-Datei mit mehr Details und weniger Moirés. In der Alpha 7R IV wurde der Pixel-Shift-Modus erweitert, sodass nun 16 Bilder verrechnet und Dateien mit 240 Megapixeln erzeugt werden können.
Des Weiteren bringt die 7R IV einen verbesserten AF mit (Real-time Tracking mit Augenerkennung für Menschen und Tiere), der sich aber in der 7R III per Firmware-Update nachrüsten lässt. In unseren Tests haben sowohl die Alpha 7R III als auch die 7R IV hervorragend abgeschnitten (Note „Super“). Die vierte Generation empfiehlt sich dann, wenn es auf höchste Auflösung ankommt, die 7R III schneidet aber bei der Bildqualität im High-ISO-Bereich besser ab und ist somit vielseitiger einsetzbar.
Alpha 7S-Serie
Auf Video und Lowlight spezialisiert ist die 7S-Serie, die auch in der dritten Generation „nur“ 12 Megapixel auflöst. Die zweite Version von Ende 2015 bietet erstmals die interne 4K-Aufzeichnung, Full-HD-Zeitlupen mit 120p und S-Log-Profile, eine verbesserte Ergonomie und IBIS. Der Hybrid-AF und ein BSI-Sensor halten erst mit der Alpha 7S III Einzug.
Alpha 9-Serie
Auf Geschwindigkeit und damit professionelle Sport-Fotografie ausgerichtet ist die Alpha-9-Serie. Sie löst 24 Megapixel auf und der Serienmodus beherrscht mit dem lautlosen elektronischen Verschluss bis zu 20 Bilder/s. Das Gehäuse unterscheidet sich von den Alpha-7-Modellen durch das Drive-Rad auf der Oberseite. Bei der zweiten Generation wurde vor allem der mechanische Verschluss überarbeitet, der nun Serien mit 10 statt 5 Bildern/s ermöglicht. Außerdem hat Sony die Netzwerkfähigkeit verbessert und es gibt eine Option für Sprachmemos.
Sony Alpha 7S III: Die Lowlight-Spezialistin
Auf die Nachfolgerin der Alpha 7S II mussten Fans dieser Serie fast fünf Jahre warten. In der Zwischenzeit hat sich vor allem im Videobereich viel getan und die Konkurrenz – allen voran Canon und Panasonic – haben Sony bei den Video- spezifikationen überholt. Die Alpha 7S III ist aber nicht nur wegen ihrer Videofunktionen und der Lowlight-Performance interessant.
Sony hat auch am Bedienkonzept gefeilt; damit dürfte die Kamera wegweisend für kommende Modelle sein. Auf den ersten Blick scheint das Gehäuse der 7S III weitgehend identisch mit dem der Alpha 7R IV zu sein. Im Vergleich zur zweiten Generation ist der Griff deutlich ausgeprägter, es ist ein komfortabler AF-Joystick hinzugekommen und auch das Daumenrad ist größer und angenehmer zu bedienen.
Der erste große Unterschied zu den bisherigen Alpha-Kameras zeigt sich beim Monitor, der sich nun auch zur Seite ausklappen lässt und so für Selbstaufnahmen geeignet ist. Passend dazu wurde die Position des Videoauslösers von der Seite auf die Oberseite verlagert. Der 3,0-Zoll-Monitor offenbart aber noch zwei weitere Neuerungen: So hat Sony erstmals eine konsequente Touch-Bedienung implementiert.
Bisher beschränkte sich die Touch-Funktionalität auf das Setzen des AF-Messfeldes und die Vergrößerung im Wiedergabemodus. Nun lassen sich – wie bei Canon, Nikon und Panasonic – auch die Menüs durch Berühren bedienen, die Aufnahmen im Wiedergabemodus weiterblättern und aufgenommene Videos starten.
Die zweite Neuerung, die auf dem Monitor sichtbar wird, ist die überarbeitete Menüstruktur. Die nun vertikale Navigation ist deutlich übersichtlicher mit getrennten Hauptkategorien unter anderem für Aufnahme, Belichtung/Farbe und Fokus. Im Foto- und Videomodus stehen für eine bessere Übersichtlichkeit nur die jeweils relevanten Einträge zur Verfügung.
Unter dem Strich ist die Alpha 7S III die erste Sony-Kamera, die uns bei der Bedienung fast vollständig überzeugt hat. Einziger Schwachpunkt ist, dass der Monitor mit einer Diagonale von 7,5 cm im Vergleich zu vielen Highend-Konkurrenzmodellen noch etwas klein geblieben ist. Dafür brilliert die Neue mit dem aktuell wohl besten Sucher. Sein sehr großes OLED-Display (Vergrößerung von 0,9x) hat eine Rekordauflösung von 9,44 Millionen Punkte, was für ein sehr natürliches und weitgehend artefaktfreies Bild sorgt.
Fotografische Neuerungen bei der Alpha 7S III
Wie alle aktuellen Alpha-Vollformatkameras ist auch die 7S III mit einem SteadyShot-Bildstabilisator im Gehäuse ausgestattet, der Objektive ohne eigenen Stabilisator auf fünf Achsen entwackelt. Gemessen nach CIPA-Standard erreicht der IBIS eine Effektivität von 5,5 Blendenstufen.
Das ist gut, aber nicht rekordverdächtig. Canon gibt für den Hybrid-IS in der EOS R5 und R6 beispielsweise bis zu 8 Blendenstufen an. Im Praxistest gelangen uns mit dem Zeiss 1,8/55 mm scharfe Aufnahmen im Stehen aus der Hand mit 0,3 s.
Führend ist Sony beim Autofokus und so kommt auch bei der Alpha 7S III der aktuell leistungsfähigste Hybrid-AF des Herstellers zum Einsatz, der mit 759 Messfeldern mit Phasen-Detektion und 425 mit Kontrast-AF 92 % des Bildes abdeckt. Die Algorithmen erkennen Augen von Menschen und Tieren, wobei man im Menü zwischen den beiden Erkennungsarten umschalten kann. Soll beispielsweise ein Mensch mit Hund aufgenommen werden, so lässt sich festlegen, welches der beiden Motive die Augenerkennung priorisiert.
Hervorragende Ergebnisse erzielt der AF bei wenig Licht: Die Empfindlichkeit reicht bis -6 EV. Der mechanische Verschluss ist wie bei Profikameras üblich für 1/8000 s ausgelegt, ein lautloser elektronischer Verschluss existiert ebenfalls, er verkürzt die Verschlusszeit aber nicht weiter.
Sony setzt in der Alpha 7S III erstmals zwei Speicherkartenlauferke ein, die sowohl für SD-Karten (UHS-II) als auch die neuen CFexpress-Karten vom Typ A geeignet sind. Diese sind kleiner als die Typ-B-Karten, die beispielsweise von Canon, Nikon und Panasonic genutzt werden, und schneller als SD-Karten. Für die meisten Einsatzbereiche reichen schnelle SD-Karten aus; für die anspruchsvollen Videomodi sollten diese die SD-Videoklassen V60 und V90 unterstützen, lediglich in bestimmten S&Q-Modi (All-I, 4:2:2 Farbunterabtastung, 10 Bit Farbtiefe) wird CFexpress benötigt.
Eine weitere Neuheit ist die Integration des HEIF-Bildformates (High Efficiency File), das seit Längerem aus Apples iPhones bekannt ist und im Kamerabereich erstmals von Canon in der EOS-1D X Mark III und später der EOS R5 und R6 genutzt wird. HEIF hat gegenüber JPEG den Vorteil, dass die Farbtiefe bei 10 statt 8 Bit pro Farbkanal liegt, was etwas mehr Spielraum für Farb- und Belichtungskorrekturen in der Bildbearbeitung bietet.
Dank effizienter Komprimierung bleiben die Dateien trotzdem klein – durchschnittlich etwa halb so groß wie JPEGs. Bei Sony hat der Anwender bei der Aktivierung von HEIF noch die Wahl zwischen einer Farbunterabtastung von 4:2:0 und 4:2:2. Und so sehen die Dateigrößen bei unserem Testbild in voller Auflösung aus:
- JPEG-Standard: 1,5 MB
- HEIF-4:2:0 Standard: 0,7 MB
- HEIF-4:2:2 Standard: 0,9 MB
- Raw-komprimiert: 12,6 MB
- Raw-unkomprimiert: 24,2 MB
HEIF produziert also deutlich schlankere Dateien mit besserer Qualität als JPEG – das klingt erstmal gut. Der Teufel liegt aber im Detail. Aktuell können weder Photoshop noch Lightroom die HEIFs von Canon oder Sony öffnen. Bei Canon lassen sich die HEIFs immerhin in der Kamera oder im hauseigenen Raw-Konverter „Digital Photo Professional“ bearbeiten und konvertieren, bei Sony funktionierte das bei Redaktionsschluss mit der Raw-Software „Imaging Edge Desktop“ nicht.
Stattdessen muss der Fotograf ein zusätzliches Tool („HEIF Converter“) nutzen, um die Bilder beispielsweise als 48-Bit-TIFFs zu speichern und dann weiterzuverarbeiten. Zudem ist der Spielraum bei der Bearbeitung zwar besser als beim JPEG, aber weit vom Raw entfernt. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Einstellung HLG-Foto, die sich nur mit HEIF-Dateien kombinieren lässt. Das auch aus Videos bekannte „Hybrid Log-Gamma“ sorgt bei der Wiedergabe auf einem kompatiblem HDR-Display (Standard BT.2020) für einen großen Dynamik- und Farbumfang.
Wie alle Sony-Kameras bringt die Alpha 7S III die Dynamikbereichsoptimierung DRO mit, die sich per Automatik oder – für einen stärkeren Effekt – manuell einstellen lässt. Was überraschenderweise fehlt, ist ein HDR-Modus, bei dem mehrere Belichtungen in der Kamera kombiniert werden. Natürlich kann die Alpha eine Belichtungsreihe erstellen, die man dann in einem externen Programm zu einem HDR-Bild kombiniert – mit höherer Flexibilität als beim HDR in der Kamera.
Vermisst haben wir einen Modus für Doppel- bzw. Mehrfachbelichtungen, die in der Kamera überlagert werden. In der Alpha 7S II war dies noch über die Installation einer entsprechenden PlayMemories-App möglich – die neuen Sony-Kameras unterstützen diese Apps leider nicht mehr. Immerhin gibt es eine Option für Intervallaufnahmen, die früher ebenfalls über PlayMemories-Apps nachgerüstet werden mussten. Was allen Sony-Kameras nach wie vor fehlt (Stand: November 2020), ist ein Kamera-interner Raw-Konverter oder eine andere Möglichkeit, Bilder bereits in der Kamera zu bearbeiten.
Auf dem Höhepunkt der Technik sind dagegen die Schnittstellen: USB-C liegt in Version 3.2 vor und ermöglicht nicht nur das Laden des Akkus, sondern auch die Dauerstromversorgung. Zusätzlich gibt es einen Multi/Micro-USB-Anschluss, über den sich auch ein Kabelfernauslöser anschließen lässt. Der HDMI-Anschluss findet über die große Typ-A-Buchse statt. Eine Sony-Spezialität ist der Multi-Interface-Shoe, der nicht nur Blitzgeräte aufnimmt, sondern über spezielle Kontakte auch das digitale Mikro-Signal des Richtmikrofons ECM-B1M überträgt. Dank Z-Akku ist die Akkulaufzeit mit 510 Aufnahmen (Sucher) bzw. 600 (Monitor) deutlich besser als in der zweiten Generation.
Video-Funktionen der Sony Alpha 7S III
Die Videofunktionen rückten in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus vieler Hersteller. Panasonic bietet mit der S1H schon seit über einem Jahr eine Vollformatkamera an, die 6K aufnimmt, Canons noch relativ neue EOS R5 zeichnet sogar 8K auf.
Die hohen Auflösungen und Bildwiederholfrequenzen sorgen bei den großen Sensoren für eine problematische Hitzentwicklung. Panasonic bekommt diese mit einem Kühlventilator in den Griff, bei Canons EOS R5 führt die Wärmeentwicklung zu einer kritischen Begrenzung der Aufnahmelänge. Sony hat sich bei der Alpha 7S III nun auf 4K beschränkt – mehr gibt der 12-Megapixel-Sensor auch nicht her.
Dafür sind die 4K-Spezifikationen hervorragend: Die Alpha 7S III nimmt 3840 x 2160 Pixel mit 60p auf und zwar mit Full-Pixel-Readout, ohne Crop und intern mit 10 Bit Farbtiefe und 4:2:2 Farbunterabtastung. Das 4K-Aufnahmelimit liegt bei 25 Grad Umgebungstemperatur und der Einstellung Temperaturwarnung hoch bei 90 Minuten. Zeitlupen sind mit 4K/120p und leichtem Crop (1,1x) möglich. Bei Full-HD zeichnet die Alpha 7S III sogar mit bis zu 240p auf. Über den S&Q-Modus lassen sich übrigens schnell und flexibel Bildraten von 1 bis 240p für Zeitraffer und Zeitlupen einstellen.
Erstmals in einer Alpha-Kamera kommen neue Codecs zum Einsatz: XAVC-S-I zeichnet Einzelbilder (All-I) mit einer Datenrate von bis zu 600 MBits/s auf, XAVC-HS reduziert die Datenmenge bei der Bildgruppenkomprimierung dank besonders effizienter H.265-Kompression auf 200 MBit/s. Selbstverständlich steht auch ein logarithmisches Gamma-Profil zur Verfügung (S-Log 2/3), das einen Dynamikumfang von über 15 Blendenstufen ermöglichen soll.
Über HDMI 2.1 kann die Kamera sogar Videos mit 4264 x 2408 Pixeln und bis zu 60p als 16-Bit-Raw-Dateien (Apple ProRes Raw) an einen externen Rekorder ausgeben. Zusätzlich zum optischen bzw. mechanischen Bildstabilisator steht im Videomodus eine digitale Stabilisierung zur Verfügung (SteadyShot Active), die naturgemäß mit einem Crop einhergeht.
Aus dem Labor
Mit dem 2,8/24-70 mm GM und Einzel-AF haben wir eine sehr kurze Auslöseverzögerung von ca. 0,2s gemessen – das entspricht ungefähr den Ergebnissen der anderen aktuellen Sony-Kameras.
Der Serienmodus schießt wie versprochen 10 Bilder/s mit AF/AE-Nachführung, wobei die Länge selbst bei der Kombination von JPEGs in bester Qualität mit unkomprimierten Raws nahezu unbegrenzt ist – wir haben den Test mit einer schnellen SD-Karte nach über 2000 Aufnahmen in Folge abgebrochen. Damit ist die Alpha 7S III gegenüber ihrer Vorgängerin deutlich schneller geworden.
Die Bildqualität haben wir wie bei der 7S II mit dem Zeiss Sonnar FE 1,8/55 mm ermittelt. Dabei zeigt sich, dass Sony die Neue offensichtlich aggressiver abgestimmt hat. So liegt der Wirkungsgrad der Auflösung bis ISO 1600 über 100%, was nur durch künstliche Strukturen möglich ist. Entsprechend beträgt die Artefaktnote 4,5 und die Scharfzeichnungsnote ist mit 2,4 etwas schlechter als beim Rest des Testfeldes. Positiv gesehen holt die 7S III alles an Auflösung aus dem 12-Megapixel-Sensor heraus.
Selbst bei ISO 12.800 haben wir noch einen Wirkungsgrad von über 90% ermittelt und bis 102.400 von über 80%. Das Bildrauschen fällt dagegen etwas höher aus als bei der Alpha 7S II, ist aber trotzdem noch hervorragend niedrig. Die Stärke der 7S III zeigt sich dabei vor allem in den High-ISO-Werten: Selbst bei ISO 12.800 liegt der Rauschwert mit 3,8 noch unter dem kritischen Wert von 4,0, ab dem das Rauschen deutlich stört. Der JPEG-Dynamikumfang erreicht knapp 9 Blendenstufen, und liegt damit etwas unter den besten Werten im Test bei der Alpha 7 III und Alpha 7R III.
Sony Alpha 7C: die Kompakte
Mit lediglich 509 Gramm ist die Alpha 7C vergleichsweise leicht, aber immer noch etwas schwerer als die erste Alpha 7 (474 Gramm). Rekordverdächtig sind dagegen die kompakten Abmessungen: Mit ihrer flachen Bauweise ist die 7C lediglich 71 mm hoch (Alpha 7 mit Sucherhügel 94,4 mm). Wirft man einen Blick auf die Konkurrenz, so ist nur die Sigma fp noch kleiner – ihr fehlen allerdings der Sucher und die integrierte Bildstabilisierung. Sony bezeichnet die Neue auch als „das kleinste und leichteste Vollformatkamerasystem der Welt“ und bezieht dabei das Kitobjektiv FE 4-5,6/28-60 mm mit ein, das lediglich 167 Gramm wiegt, uns aber noch nicht zum Test zur Verfügung stand.
Das gegen Staub und Spritzwasser geschützte Gehäuse der Alpha 7C erinnert stark an die mit APS-C-Sensoren ausgestatteten 6000er-Serien. Dem kleinen Korpus geschuldet, ist das Fehlen eines AF-Joysticks, das AF-Messfeld lässt sich aber über den Touchscreen verschieben – auch wenn man durch den Sucher blickt.
An die Alpha 7S III erinnert der dreh- und schwenkbare 3,0-Zoll-Monitor, der allerdings eine niedrigere Auflösung hat (920.000 statt 1,44 Millionen), was durchaus sichtbar ist. Passend zur Selfie-Position des Monitors ist auch hier der Videoauslöser auf die Oberseite gewandert, wo er bei Selbstaufnahmen gut zugänglich ist.
Erstaunlich ist, dass die etwas später vorgestellte Alpha 7C noch nicht von den Bedienfortschritten der Alpha 7S III profitiert. Sprich: Der Touchscreen beherrscht keine Menübedienung sowie kein Weiterblättern im Wiedergabemodus und das Menü hat noch die alte, etwas unübersichtliche Struktur.
Wirklich enttäuschend ist der Blick durch den Sucher: Nicht nur im Vergleich zur Alpha 7S III, sondern auch gemessen an anderen preiswerten Kameras ist er mit einer Vergrößerung von 0,59x einfach zu klein und der Augenabstand mit 20 mm vom Okular sogar schlechter als beim APS-C-Einsteigermodell Alpha 6100 (23 mm). Vor allem Brillenträger dürften daher nicht viel Spaß mit dem E-Sucher haben.
Sony Alpha 7C mit starkem Autofokus
Auch die Alpha 7C ist mit einem Hybrid-Autofokus ausgestattet, der 93 % des Bildes abdeckt und die neusten Algorithmen für Realtime-Tracking und Augen- erkennung für Tiere und Menschen mitbringt. Mit einer Empfindlichkeit von -4 EV funktioniert der AF auch bei wenig Licht gut, wenn auch nicht ganz so hervorragend wie bei der Alpha 7S III (-6 EV).
Trotz des kleinen Gehäuses ist der Sensor zur Bildstabilisierung beweglich gelagert. Er arbeitet auf fünf Achsen und kompensiert gemessen nach CIPA-Standard fünf Blendenstufen. Gespart hat Sony beim mechanischen Verschluss, der nur für 1/4000 s bzw. eine Blitzsynchronzeit von 1/160 s ausgelegt ist. Mit lautlosem elektronischen Verschluss sind Zeiten bis zu 1/8000 s möglich, allerdings mit den üblichen Problemen wie Banding bei flackerndem Kunstlicht.
Blitzen kann die 7C wie die meisten Kameras nur mit mechanischem Verschluss; ein Blitz ist nicht eingebaut, kann aber über den Multi-Interface-Shoe nachgerüstet werden, der auch das digitale Mikrofon ECM-B1M aufnimmt.
Anders als die Alpha 7S III bringt die 7C neben der Dynamikerweiterung DRO auch einen HDR-Modus mit, der drei unterschiedliche Belichtungen in der Kamera verrechnet. Zu den Stärken der Alpha 7C gehört die Akkulaufzeit. Trotz des kompakten Gehäuses nutzt sie den gleichen Z-Akku NP-FZ100 wie die Alpha 7S III und bringt es – vermutlich wegen der geringeren Sucher- und Monitorauflösung – sogar auf 680 Aufnahmen (Sucher) bzw. 780 (Monitor); das ist für eine spiegellose Kamera ein hervorragender Wert.
Über USB 3.2 lässt sich der Akku laden – auch während der Aufnahme. Auf der Höhe der Zeit sind die sonstigen Schnittstellen: UHS-II für SD-Karten und – wie bei der Alpha 7S III – Wi-Fi nach dem 11ac-Standard zur Übertragung über das 5-Ghz-Band.
Alpha 7C: 4K mit 30p
Die höhere Auflösung des Bildsensors der Alpha 7C ermöglicht es, 4K per Oversampling aus 6K zu gewinnen. Das Ergebnis sind sehr detailreiche Aufnahmen mit 3840 x 2160 Pixeln – einen relevanten Schärfeunterschied zur Alpha 7S III konnten wir allerdings nicht ausmachen. Die maximale Bildwiederholrate ist bei 4K auf 25p (PAL) und 30p (NTSC) begrenzt; nur in NTSC sind auch 24p möglich. Mit 24p oder 25p nimmt die Kamera ohne Crop auf, bei 30p mit leichtem 1,2x-Beschnitt.
Zur Verfügung stehen Profile für HDR/Hybrid Log Gamma (HLG) und S-Log/S-Gamut, allerdings erfolgt die interne Aufzeichnung im Gegensatz zur Alpha 7S III nur mit 8 Bit. Im S&Q-Modus sind Zeitraffer- und Zeitlupenaufnahmen mit 1 bis 120 p möglich, wobei oberhalb von 30p nur noch in Full-HD aufgezeichnet wird. Erfreulich ist, dass sowohl ein Mikrofon- als auch ein Kopfhöreranschluss zur Verfügung stehen.
Alpha 7S III mit HDR-Modus
Aus dem Labor
Da uns das Kitobjektiv FE 4-5,6/28-60 mm noch nicht zum Test zur Verfügung stand, haben wir die Auslöseverzögerung wie bei der Alpha 7S III mit dem 2,8/24-70 mm GM getestet, mit dem fast identischen Ergebnis von rund 0,2 s mit Einzel-AF.
Auch die Seriengeschwindigkeit ist bei JPEGs und komprimierten Raw-Daten mit rund 10 Bildern/s ähnlich wie bei der 7S III, bei unkomprimierten Raws haben wir allerdings nur noch 7,8 Bilder/s ermittelt – immer noch ein sehr guter Wert, zumal der AF hierbei nachgeführt wird. Die Serienlänge ist gut, aber nicht ganz so hervorragend wie bei der 7S III, was schon an der höheren Auflösung liegt. Wir haben 235 JPEGs, 72 komprimierte und 33 unkomprimierte Raws gemessen.
Mit dem Zeiss 1,8/55 mm hat unser Testlabor eine sehr hohe Auflösung mit Wirkungsgraden von über 100 % bis ISO 400 ermittelt. Auch hier wird die überhohe Auflösung von einer Anfälligkeit für Artefakte (Note 4,5) erkauft. Bis ISO 1600 bleibt der Wirkungsgrad über 90 %, unter 80 % fällt er erst bei ISO 25.600. Die absolute Auflösung ist übrigens über den gesamten ISO-Bereich – also bis 204.800 – höher als bei der 7S III.
Auch beim Bildrauschen macht die 7C eine gute Figur – erst ab 12.800 liegen der Werte höher als 4. Die Alpha 7S III ist in dieser Hinsicht rund eine Blendenstufe besser. Die Werte für den Dynamikumfang bewegen sich mit knapp 9 Blendenstufen etwa auf dem Niveau der 7S III. Unter dem Strich erreicht die Alpha 7C aufgrund der höheren Auflösung eine deutlich bessere Punktzahl bei der Bildqualität als die Alpha 7S III und bewegt sich etwa auf dem Niveau der anderen 24-Megapixel-Kameras im Test.
FAZIT zur Alpha 7S III und Alpha 7C
Vor allem die Alpha 7S III hat uns im Test begeistert. Mit ihrem neuen Touch- und Menükonzept ist sie – hoffentlich – wegweisend für kommende Sony-Kameras. Umso gewöhnungsbedürftiger ist die Rückkehr zum alten Bedienkonzept der Alpha 7C. Sie punktet mit Kompaktheit und geringem Gewicht sowie starker Bildqualität und hoher Geschwindigkeit. Nicht überzeugen kann dagegen der Sucher, der selbst hinter deutlich preiswertere Modelle aus der 6000er-Serie zurückfällt. Gerade im Vergleich zur Alpha 7 II oder III erscheint uns die 7C zu teuer – man darf gespannt sein, wie sich der Straßenpreis entwickelt. Die Testsiege können wie gehabt die hochauflösenden Modelle Alpha 7R III und IV verbuchen, den Preistipp gibt es für die Alpha 7 II, die schon für unter 1000 Euro erhältlich ist.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test der Sony Alpha 7S III und Alpha 7C.
Anmerkung: Da wir mit fotoMAGAZIN 6/21 das Auswertungsverfahren geändert haben, stimmen die prozentualen Ergebnisse in der Tabelle nicht mehr mit der aktuellen Wertung überein.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2020 erschienen.
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