Im Test: Nikon Z fc

Nach Fuji hat auch Nikon eine auf alt getrimmte Systemkamera mit APS-C-Sensor auf den Markt gebracht. Wir haben die Nikon Z fc in der Praxis und im Labor getestet und vergleichen sie mit dem Schwestermodell Z 50 und der Konkurrenz im Retro-Look.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Nikon bietet die Z fc wahlweise im Kit mit DX 3,5-6,3/16-50 mm VR oder dem Vollformatobjektiv Z 2,8/28 mm SE (hier im Bild) an.

Nikon bietet die Z fc wahlweise im Kit mit DX 3,5-6,3/16-50 mm VR oder dem Vollformatobjektiv Z 2,8/28 mm SE (hier im Bild) an.

Bild: Nikon

Die Kehrseite einer rasanten Modernisierung scheint der Hang zur Nostalgie zu sein. Egal ob Motorräder, Radios oder Kameras – immer wieder kommen Produkte mit neuster Technik im Retrodesign auf den Markt und finden begeisterte Käufer.

Bei Kameras gibt es entsprechende Designs vor allem bei Fujifilm, Leica und Olympus. Nikon hatte 2013 mit der Vollformat-DSLR Df einen Versuch in diese Richtung unternommen. Nun probieren es die Japaner also erneut mit der spiegellosen APS-C-Systemkamera Z fc, deren Design sich an die Kleinbild-SLR Nikon FM2 anlehnt, die 1982 auf den Markt kam (siehe auch Die besten Nikon-Kameras aller Zeiten).

Nikon Z fc von oben

Seit Ende Juli 2021 auf dem Markt: die Nikon Z fc (Preis: ca. 1000 Euro).

Foto: © Nikon

Bei den inneren Werten entspricht sie im Wesentlichen der Nikon Z 50 vom November 2019. In die Vergleichstabelle haben wir außerdem die Fujifilm-Modelle X-E4, X-Pro3, X-T30 und X-T4 aufgenommen. Bei der X-T4 und X-Pro3 lassen sich wie bei der Z fc ISO und Belichtungszeit über entsprechend beschriftete Räder einstellen, bei der X-E3 und X-T30 nur die Zeit.

Fuji-Fotografen können außerdem die Blende per Ring an den meisten X-Objektiven wählen. Olympus-Kameras haben wir nicht aufgenommen, weil sie zum einen den kleineren Micro-Four-Thirds-Sensor nutzen, zum anderen zwar ein Retro-Design haben, aber keine fest beschrifteten ISO- oder Zeitenräder. Diese Bedienelemente bringen wiederum die Vollformat-Messsucherkameras von Leica mit, die aber in einer ganz anderen Preis- und Sensorklasse angesiedelt sind.

Nikon Z fc: das Bedienkonzept

Im Vergleich zu ihrer Schwester Z 50 ist die Z fc acht Millimeter breiter, aber wegen des fehlenden Griffs weniger tief. Aus ergonomischer Sicht ist das ein klarer Nachteil: Während die Z 50 mit kleinen bis mittleren Händen nahezu perfekt in der Hand liegt, fehlt bei der Z fc der Halt – spätestens beim Einsatz mit langen und schweren Objektiven sollte man den Erwerb des als Zubehör angebotenen GR-1 (ca. 130 Euro) in Erwägung ziehen.

Das Gehäuse besteht zum Teil aus einer Magnesiumlegierung und ist auf dem Niveau der Z 50 mit Dichtungen gegen Spritzwasser und Staub geschützt, wirkt aber weniger hochwertig als das Vorbild aus den 80ern. Auf der Oberseite gibt es links ein Einstellrad für die ISO-Empfindlichkeit, das gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt ist; vermisst haben wir hier eine ISO-Auto-Position. Wer zwischen manuellem ISO und ISO-Auto umschalten will, muss etwas umständlich ins Menü wechseln.

Unter dem ISO-Rad befindet sich ein Hebel zum Umschalten zwischen den Belichtungsprogrammen P, A, S, M und der grünen Vollautomatik – ein Unterschied zu den Fuji-Kameras, bei denen man beispielsweise für die Halbautomatiken das Zeiten- oder das Blendenrad auf Auto stellen muss. Vor allem das Umstellen von manuell auf Programmautomatik geht bei Nikon etwas einfacher. Was im Vergleich zur Z 50 fehlt, sind die Effekt-, Szenen- und User-Einstellungen des Programmwahlrads.

Tatsächlich hat Nikon bei der Z fc die Motiv- und Effektprogramme (darunter bspw. der Miniatur-Effekt) der Z50 komplett weggelassen.

Nikon Z fc mit ausgeklappten Monitor

Mit drei Einstellrädern auf der Oberseite lassen sich ISO, Zeit und Belichtungskorrektur steuern.

Foto: © Nikon

Rechts neben dem Blitzschuh befindet sich das Zeitenrad mit festen Einstellungen zwischen 1/4000 s und 4 s sowie Positionen für B(ulb), X(-Synchronzeit) und T(ime). Werte zwischen den Beschriftungen, beispielsweise 1/800 s, oder Zeiten über 4 s lassen sich hier nicht anwählen; ein grundsätzlicher Nachteil von Zeitenrädern – auch bei anderen Herstellern. Bei der Z fc muss man das Zeitenrad hierfür komplett umgehen, indem man es auf der grünen 1/3-Step-Position parkt und dann die Belichtungszeit ausschließlich mit dem hinteren Rändelrad wählt.

Anders als Fuji bietet Nikon für seine spiegellosen Kameras keine Objektive mit mechanischem Blendenring an. Die Blende wird also über das vordere Rändelrad oder den programmierbaren Ring am Objektiv eingestellt. Letzterer hat allerdings keine Rastungen, sodass man schnell eine Blende überspringt. Zusätzliche Elemente auf der Kameraoberseite sind ein Belichtungskorrekturrad und ein Mini-Display, das die gewählte Blende anzeigt. Zwischen Foto und Video wird mit einem Hebel umgeschaltet.

Ein wichtiger Unterschied zwischen der Z50 und Z fc ist der Monitor. Während er bei der älteren Schwester nur nach unten und oben klappbar ist, lässt er sich bei der Z fc auch zur Seite ausschwenken. Das erleichtert vor allem Selbstaufnahmen vom Stativ, das bei der Z 50 den Blick auf den Monitor versperrt. Befindet sich der Bildschirm in der Selfie-Position, so lassen sich Blende und der Selbstauslöser per Touchscreen steuern.

Gelber Roller

Anders als die Z 50 hat die Z fc einen Monitor, der auch seitlich ausschwenkbar ist, was vor allem Vlogger und Selfie-Fans zu schätzen wissen dürften.

Foto: © Nikon

Ein geringfügiger Nachteil des neuen Monitors ist, dass er etwas kleiner geraten ist. Die Diagonale des aktiven Displays (ohne Rand) ist von ca. 8 auf 7,5 cm geschrumpft. Keine Unterschiede gibt es dagegen beim OLED-Sucher, der wie gehabt 2,36 Mio. Punkte darstellt und eine der Preisklasse angemessene gute Qualität hat.

Ein weiterer äußerlicher Unterschied zur Z 50 ist der fehlende Gehäuseblitz. Öffnet man die Abdeckungen für die Schnittstellen, so zeigt sich, dass die Neue nun USB-C (statt B) mitbringt und damit auch eine Power-Delivery-Funktion hinzugewonnen hat, also im laufenden Betrieb mit Strom versorgt werden kann.

Das ist neu an der Nikon Z fc

Die Z fc ist mit dem gleichen 20,9-Megapixel-CMOS-Sensor ausgestattet wie die Z 50. Auch der Hybrid-Autofokus hat die gleichen Eckwerte, allerdings hat Nikon an der Software gedreht. So steht die Augen- und Tiererkennung nun nicht nur im Modus „Automatische Messfeldsteuerung“, sondern auch bei „Großes Messfeld“ zur Verfügung, wodurch sich der aktive Bereich einschränken lässt, damit in einer Gruppe Gesichter und Augen nur in einem eingeschränkten Bereich erkannt werden – eine Funktion, die wir uns auch bei der Z50 als Firmware-Update wünschen.

Unter der Haube verstecken sich noch ein paar weitere Verbesserungen. So kann die Z fc nun Serien mit Fokusverlagerung aufnehmen (Fokus-Bracketing), sinnvoll primär für Focus-Stacking bei Makroaufnahmen. Die Belichtungsreihenfunktion hat Nikon um eine Blitzreihe mit variierender Helligkeit erweitert

HDR-Bilder lassen sich nun auch im Raw-Modus aufnehmen und es ist eine Pixelmapping-Funktion hinzugekommen, die defekte Pixel durch Interpolation aus den Nachbarpixeln ausblendet. Beim Einsatz von Objektiven ohne CPU lässt sich nun im Menü die Brennweite und die maximale Blende hinterlegen.

Nikon Z fc ohne Bildstabilisator im Gehäuse

Keine Neuerungen gibt es beim Thema Video: Auch die Z fc nimmt bis zu 4K mit 30p, 25p oder 24p auf, wobei der volle Weitwinkel erhalten bleibt. Erst wenn man den digitalen Bildstabilisator zuschaltet, cropped die Kamera naturgemäß. In Full-HD sind Aufnahmen mit bis zu 120p bzw. als 5fach-Zeitlupen möglich. Für den Anschluss eines externen Mikrofons existiert eine 3,5-mm-Klinkenbuchse, eine Kopfhörerbuchse fehlt dagegen.

Weitere Funktionen der Z fc sind ein virtueller Horizont zum Ausrichten, lautloses Auslösen mit E-Verschluss, Mehrfachbelichtungen, Intervallaufnahmen und Zeitraffervideos, die Korrektur stürzender Linien im Wiedergabemodus und ein integrierter Raw-Konverter. Per SnapBridge-App lassen sich JPEGs direkt nach der Aufnahme automatisch per Bluetooth auf das Smartphone oder Tablet übertragen.

Am meisten vermisst haben wir einen Bildstabilisator im Kameragehäuse (IBIS). Zwar sind Nikons Z-DX-Objektive mit einem Stabilisator ausgestattet, aber davon gibt es zur Zeit nur zwei (3,5-6,3/16-50 mm VR und 4,5-6,3/50-250 mm VR, das 3,5-6,3/18-140 mm VR soll demnächst folgen). DX-Fotografen können auf Nikon Z-Vollformatobjektive zurückgreifen, die aber häufig auf einen Stabilisator verzichten, weil die Z-Vollformat-Kameras mit IBIS ausgestattet sind. Das Problem zeigt sich schon bei einem der beiden Z fc-Kits.

Neben der Kombi mit dem DX 3,5-6,3/16-50 mm VR bietet Nikon ein Kit mit dem Vollformatobjektiv 2,8/28 mm an – ohne Bildstabilisator. Eine Alternative zu Nikon-Objektiven sind aktuell die Z-Objektive von Fremdherstellern wie Laowa und Viltrox, die aber ebenfalls ohne Stabilisator auskommen. Ein IBIS steht somit auf unserer Wunschliste für die nächste Z-DX-Kamera ganz oben.

Fairerweise muss man hinzufügen, dass im Testfeld nur die deutlich teurere Fuji X-T4 einen IBIS mitbringt, bei den Nicht-Retromodellen hat aber bspw. die Fuji X-S10, die in der gleichen Preisklasse wie die Z fc angesiedelt ist, einen IBIS. Ein weiterer Schwachpunkt der Z fc und Z 50: Anders als die Fuji-Kameras und fast alle anderen aktuellen Systemkameras bringen sie keine automatische Sensorreinigung mit.

Aufnahmen mit der Nikon Z fc

Die Nikon Z fc im Testlabor

Die neue Nikon-Kamera hat eine kurze Auslöseverzögerung und auch der Serienbildmodus ist sehr schnell: Wir habe eine maximale Frequenz von knapp 11 Bildern/s gemessen, allerdings nur mit elektronischem Verschluss. Mit mechanischem Verschluss ergab der Test knapp 10 Bilder/s, im 14-Bit-Raw-Modus 8,5 Bilder/s. Die höchste Geschwindigkeit hält die Kamera für 100 JPEGs, 49 12-Bit-Raws und 40 14-Bit-Raws in Folge durch – insgesamt ein für diese Preisklasse sehr gutes Ergebnis.

Die Bildqualität haben wir wie üblich im Labor mit einem Referenzobjektiv (Nikkor Z 1,8/85 mm S) im JPEG-Modus mit Werkseinstellungen gemessen. Bei der Auflösung holt Nikon in den unteren ISO-Stufen alles aus dem 20,9-MP-Sensor heraus. Bei ISO 100 liegt der Wirkungsgrad sogar knapp über 100 %, was für eine recht aggressive Bildaufbereitung spricht; entsprechend ist die Artefaktnote mit 4,5 schlechter als bei den Fuji-Kameras. Mit steigenden ISO-Werten sinkt die Auflösung kontinuierlich, bis ISO 3200 bleibt sie über 80 %.

Das Bildrauschen ist bis ISO 400 sehr niedrig und verschlechtert sich ähnlich wie die Auflösung gleichmäßig, bleibt aber bis ISO 6400 auf einem akzeptablen Niveau. Unter dem Strich liegen die Messwerte zur JPEG-Bildqualität minimal hinter denen der Z 50, welche die beste Bildqualität im Testfeld hat. Groß sind die Bildqualitätsunterschiede zwischen den fünf Kameras im Test aber nicht – sie schwanken zwischen 79,1 % (Fuji X-T30) und 80,7 % (Nikon Z 50).

FAZIT

Wer sich für Retro-Design und -Bedienung begeistert, bekommt mit der Z fc eine sehr gute Kamera, die ähnliche Ergebnisse erzielt wie Fujis X-E4 und X-T30. Als erste Nikon Z-Kamera ist sie mit einem seitlich ausklappbaren Monitor ausgestattet. Die ältere Nikon Z 50 schneidet in unserem Test aber minimal besser ab und kostet nach Straßenpreisen 150 Euro weniger – sie bekommt damit den Preistipp. Testsieger ist die Fuji X-T4, die allerdings deutlich teurer ist.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Fujifilm X-E4, Fujifilm X-Pro3, Fujifilm X-T30, Fujifilm X-T4, Nikon Z 50, Nikon Z fc).

Labormessungen: Anders Uschold

_______________________

Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 10/2021 erschienen.

Beitrage Teilen