Den neuen 24-Megapixel-Sensor mit integriertem „Dual Pixel CMOS AF“ (DPAF) für einen schnellen Live-View- und Video-Autofokus hatte Canon erstmals im März 2016 in die Mittelklasse-SLR EOS 80D integriert. Nun steht er nach und nach auch in preiswerteren Kameras zur Verfügung; im Spiegelreflexbereich zunächst für die EOS 77D und 800D und jetzt also auch für die noch etwas günstigere EOS 200D. Das absolute Einsteigermodell EOS 1300D muss dagegen noch mit dem älteren 18-Megapixel-Sensor ohne DPAF auskommen.
Im Testfeld ist die Pentax K-70 ebenfalls mit einem Hybrid-AF ausgestattet, die Nikon-SLRs nutzen dagegen im Live-View ausschließlich einen langsameren Kontrast-AF.
Verbesserte Ergonomie
Die EOS 200D ist minimal größer und schwerer geworden als ihre Vorgängerin EOS 100D, aber für eine Spiegelreflexkamera immer noch sehr kompakt und leicht. Sie liegt nun deutlich besser in der Hand – vor allem wegen des größeren Griffs.
Einen Touchscreen hatte auch die EOS 100D schon, bei der 200D ist er nun aber – wie bei den meisten Kameras im Test – ausklapp- und schwenkbar. Passend dazu gibt es einen Selfie-Modus mit Portrait-Optimierung und Touch-Auslöser. Der Blick durch den Sucher offenbart die klassentypischen Einschränkungen: Wie bei ihrer Vorgängerin ist die Ansicht nicht allzu groß und deckt nur 95 Prozent des aufgenommenen Bildes ab.
Zwischen den neun AF-Messfeldern wechselt man etwas umständlich per Druck auf die AF-Messfeldwahl-Taste und Auswahl mit der Viererwippe oder dem vorderen Einstellrad. Wer zwischen Einzel-AF und Servo-AF wechseln will, muss die Kamera absetzen und die Auswahl über den Monitor vornehmen, da im Sucher keine entsprechenden Einblendungen zur Verfügung stehen.
Der Sucher-Autofokus ist eine der Schwächen gegenüber den nächsthöheren Modellen: Das AF-Modul der EOS 200D hat neun Messfelder, die alle als Kreuzsensoren ausgelegt sind – allerdings nur bei Objektiven bis Lichtstärke 1:5,6. Beim Einsatz von Telekonvertern kann es also sein, dass der Autofokus nicht zur Verfügung steht. Die nächsthöheren EOS-Modelle EOS 800D und 77D haben dagegen 45 Kreuzsensoren, wovon 9 Kreuzsensoren bei 1:8 noch funktionieren. Auch bei wenig Licht ist der AF der EOS 200D schlechter: Canon gibt -0,5 EV an, bei der EOS 800D und 77D dagegen -3 EV.
Schneller Live-View
Deutliche Fortschritte sind dagegen beim Bildsensor zu verzeichnen: Der Dual Pixel CMOS AF kann im Live-View- bzw. Videomodus eine Phasen-Detektion auf 80 Prozent des Bildsensors durchführen. Der Live-View-Autofokus ist damit schneller als bei der EOS 100D und im Video kann die Kamera die Schärfe weitgehend ohne Pumpen verlagern – mit STM- und Nano-USM-Objektiven auch so gut wie geräuschlos.
Auch sonst zeigt sich die EOS 200D bei Videos verbessert: Sie nimmt nun Full-HD-Filme mit 60 statt 30 Bildern/s und einer Datenrate von rund 60 MBit/s auf. Ein externes Mikrofon lässt sich anschließen, eine elektronische Bildstabilisierung wie bei der EOS 800D und 77D fehlt dagegen. Auch HDR- und Zeitraffervideos (beide in Full-HD und mit 30 B/s) kann die EOS 200D erstellen.
Außerdem lassen sich nun fünf Kreativfilter auf das Video anwenden (u. a. Miniatur, dramatisches SW und alter Spielfilm). Kreativfilter gibt es natürlich auch für Fotos, darunter jetzt zwei verschiedene HDR-Varianten (Standard, gesättigt). Die Kreativfilter lassen sich übrigens auch nach der Aufnahme auf die Bilder anwenden (mit Ausnahme von HDR, das mehrere Aufnahmen benötigt), einen integrierten Raw-Konverter mit mehr Bearbeitungsmöglichkeiten gibt es allerdings erst ab der EOS 80D.
Wie bei allen neuen EOS-Modellen hat Canon Wi-Fi- und Bluetooth integriert, letzteres dient nur zur permanenten Kopplung von Kamera und Smartgerät, die Fernsteuerung oder Bildübertragung erfolgt per Wi-Fi. Weitere Funktionen der EOS 200D sind leises Auslösen und verschiedene Objektivkorrekturen (Vignettierung, Farbfehler, Verzeichnung, Beugung).
Canon EOS 200D: Kreativfilter
Geschwindigkeit und Bildqualität
Den Serienmodus hat Canon gegenüber der EOS 100D von 3 auf 5 Bilder/s beschleunigt. Bei JPEGs hält er diese Geschwindigkeit auch durch, bis die Speicherkarte voll ist. Bei Raws ist der Pufferspeicher dagegen nach 5 Aufnahmen gefüllt und die Kamera wird langsamer – die EOS 77D und 800D schaffen dagegen 6 Bilder/s und 25 Raws in Folge.
Mit Sucher-Autofokus und dem Kitobjektiv EF-S 4-5,6/18-55 mm IS STM haben wir im Labor eine Auslöseverzögerung von mittelmäßigen 0,52 s in der kurzen und sehr guten 0,28 s in der langen Brennweite gemessen. Erfreulicherweise ist die Auslöseverzögerung im Live-View dank Dual Pixel CMOS AF kaum länger.
Canon EOS 200D: ISO-Vergleich
Wenig Überraschungen gibt es bei der Bildqualität: Die EOS 200D bewegt sich hier auf dem gleichen Niveau wie die EOS 77D und 800D: Die Auflösungswerte sind gut (bis 15 effektive Megapixel, was einem Wirkungsgrad von knapp 80% entspricht). Im Testfeld sind nur die Nikon-SLRs besser, die auf das Tiefpassfilter verzichten und so bis zu 20 effektive Megapixel aus ihrem 24-Megapixel-Sensor herauskitzeln.
Bis ISO 1600 hält die EOS 200D die Auflösung ohne große Einbußen bei, dann reduziert der Rauschfilter die Details auf unter 13 effektive Megapixel. Das Bildrauschen ist bis ISO 400 sehr niedrig und steigt dann stärker an. Unter dem Strich ist die Bildqualität bis ISO 400 fast tadellos und bis ISO 1600 auch für die großformatige Darstellung geeignet.
Fazit: deutliche Verbesserung
Die EOS 200D ist gegenüber ihrer Vorgängerin in allen Bereichen deutlich besser geworden. Die Bildqualität ist nun auf dem gleichen Niveau wie bei den teureren APS-C-Modellen von Canon, bei Ausstattung und Geschwindigkeit hält die Neue verständlicherweise nicht ganz mit. Auch im Vergleich mit der Konkurrenz von Nikon und Ricoh ist die EOS 200D eine sehr attraktive Kamera. Wem 600 Euro noch zu teuer sind, dem empfehlen wir die Nikon D3400 für rund 450 Euro.
Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS 1300D, Canon EOS 200D, Canon EOS 800D, Canon EOS 77D, Nikon D3400, Nikon D5600, Ricoh Pentax K-70, Canon EOS 6D Mark II).
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 10/2017 erschienen.
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