Die Canon EOS R5 und EOS R6 sind seit Sommer 2020 auf dem Markt und kamen knapp zwei Jahre nach der ersten EOS R. Wir haben die beiden neuen direkt nach Markteinführung ins Labor geschickt und in der Praxis getestet. Siehe auch unseren Youtube-Kanal:
> Was kann die Canon EOS R5?
> Canon EOS R6 – Was taugt die kleine Schwester der EOS R5?
Den ausführlichen Test aus fM 10/2020 lesen Sie hier:
Trotz vieler Gemeinsamkeiten, wie Bildstabilisator und AF-System, sind sie sehr unterschiedlich positioniert: Das Flaggschiff EOS R5 für ca. 4385 Euro kommt mit einem 45-Megapixel-Sensor und 8K-Video, die EOS R6 (rund 2630 Euro) begnügt sich mit 20 Megapixeln und 4K.
Canon EOS R5: das neue Flaggschiff
Das neue spiegellose Spitzenmodell trägt die 5 nicht zufällig im Namen. Die EOS R5 ist ähnlich angesiedelt wie die Spiegelreflexkamera EOS 5D Mark IV, von der sie auch die Robustheit des Magnesiumgehäuses und die Abdichtungen gegen Staub und Spritzwasser geerbt hat. Die spiegellose Bauweise ermöglicht eine Gewichtsersparnis von rund 150 Gramm und kompaktere Abmessungen.
Die Bedienung ist gelungen, von Experimenten wie der Touchbar in der EOS R hat sich Canon wieder verabschiedet. Stattdessen gibt es einen komfortablen Joystick. Alle Bedienelemente liegen da, wo man sie erwartet und schnell erreicht. Der Touch-Monitor erlaubt die Menübedienung, was in Kombination mit den Einstellrädern eine sehr schnelle und intuitive Handhabung zulässt.
Wie von Canons Profikameras gewohnt, wird das Belichtungsprogramm über eine Mode-Taste gewechselt. Das ist nicht so intuitiv wie das übliche Programmwahlrad, verhindert aber ein versehentliches Verstellen und ermöglicht die Veränderung des Belichtungsprogramms per EOS Utility am Rechner. Gewöhnungsbedürftig ist das Umschalten vom Foto- in den Videomodus: Hierzu muss nach der Mode- die Info-Taste gedrückt werden. Ein Info-Display auf der Kameraoberseite zeigt im Betrieb die wichtigsten Einstellungen und bei ausgeschalteter Kamera das gewählte Belichtungsprogramm.
Kaum Wünsche offen lassen der große und voll flexible Monitor (3,2 Zoll, 2,1 Mio. Punkte) und der sehr hochauflösende OLED-Sucher (5,76 Mio. Punkte), der sich zwischen 60 und 120 Hertz umschalten lässt – je nachdem ob eine stromsparende oder eine flüssigere Darstellung gewünscht ist.
Üppig ist auch die Schnittstellenausstattung. USB liegt in der Version 3.1 mit Typ-C-Buchse vor und erlaubt sowohl das Laden des Akkus als auch die Dauerstromversorgung. Nicht fehlen dürfen HDMI sowie Mikrofon- und Kopfhöreranschlüsse; eher ungewöhnlich sind die Blitzsynchronbuchse und die N3-Schnittstelle für einen Fernauslöser. Zum Speichern stehen zwei verschiedene Laufwerke zur Verfügung: Neben SD/UHS-II auch eins für die schnelleren CFexpress-Typ-B-Karten.
Koordinierter Bildstabilisator in der EOS R5
Als letzter großer Hersteller integriert Canon einen Bildstabilisator in das Kameragehäuse. Diese üblicherweise als IBIS (In Body Image Stabilization) bezeichnete Technologie gleicht Verwacklungen durch das Verschieben des Bildsensors aus. Canon hat hierfür beim R-System gute Voraussetzungen, da das Bajonett (im Vergleich zu Sony) relativ groß ist und so stärkere Verschiebungen ermöglicht, ohne dass es zu Randabdunkelungen kommt – vorausgesetzt, das Objekt leuchtet einen ausreichend großen Bildkreis aus.
Für lange Brennweiten ist nach wie vor der Stabilisator im Objektiv besser geeignet, da der Sensor hier zu stark verschoben werden müsste. Ideal ist eine Kombination von IBIS und Objektiv-IS. Bei Canon heißt diese Kombi „Koordinierter IS“; sie arbeitet wie üblich auf fünf Achsen (horizontale bzw. vertikale Verschiebung, Rollen, Gieren und Kippen).
Welcher Bildstabilisator welche Funktion übernimmt, hängt vom Objektiv ab. So ist bei Makro-Objektiven mit Hybrid IS (z. B. RF 1,8/35 mm) das Objektiv für die Korrektur von Verschiebungen entlang der XY-Achse zuständig, bei anderen Objektiven erledigt dies der IBIS. Dieser arbeitet sowohl mit RF- und EF-Objektiven als auch mit anderen adaptierten Optiken zusammen. Je nach Objektiv soll die Effektivität des Koordinierten IS gemäß CIPA-Standard sechs bis acht Blendenstufen erreichen.
Wir haben den Test unter anderem mit dem RF 4/24-105 mm L IS USM gemacht, für das Canon acht Blendenstufen angibt: Bei 105 mm gelangen uns im Stehen aus der Hand scharfe Aufnahmen mit bis zu 0,5 Sekunden. Wie bei anderen Herstellern auch, empfehlen wir die Angaben zur Effektivität mit Vorsicht anzuwenden. In jedem Fall steigt die Wahrscheinlichkeit ein scharfes Bild zu erhalten, wenn man an der Verwacklungsgrenze mehrere Aufnahmen macht.
Neue Autofokus-Generation, neue Algorithmen
Weiterentwickelt hat Canon auch den „Dual Pixel CMOS Autofokus“. In der zweiten Generation deckt er mit automatischer Messfeldwahl bei den meisten Objektiven das komplette Bildfeld ab, wobei 1053 AF-Bereiche zur Verfügung stehen. Bei manueller Wahl des Messfeldes ist der äußerste Rand ausgenommen (90 % horizontal, 100 % vertikal). Bei den neuen Teleobjektiven mit Lichtstärke 1:11 steht nur ein mittiges Segment zur Verfügung.
Die neuen Algorithmen beruhen wie bei der Profi-SLR EOS-1D X Mark III auf Deep-Learning, das heißt, sie wurden für eine bessere Objekterkennung mit unzähligen Aufnahmen trainiert. So werden Köpfe auch von hinten erkannt und neben Menschen werden Tiere identifiziert – laut Canon Hunde, Katzen und Vögel. Selbst auf Tieraugen fokussieren die neuen EOS-Modelle sehr zuverlässig, wenn diese Funktion aktiviert wird. Für das beste Ergebnis muss man im Menü zwischen Menschen- und Tiererkennung umschalten. Die Empfindlichkeit des AFs reicht wie bei der EOS R bis -6 EV. Die notwendige Rechenleistung für die AF-Algorithmen liefert der aus der EOS-1D X Mark III bekannte DIGIC-X-Bildprozessor.
Die Canon EOS R5 bietet vielfältige Fotofunktionen
Wie in der EOS 5D Mark IV und in der EOS R nutzt Canon die Dual Pixel auch in der EOS R5 für Eingriffe in die Bildgestaltung. Wenn der Dual Pixel Raw (DPR)-Modus aktiviert ist, nimmt die Kamera die Informationen beider Fotodioden, aus denen ein Pixel besteht, getrennt auf. Die Raw-Dateien werden dadurch knapp doppelt so groß (ca. 90 MB).
Der leichte Versatz kann wie bisher in Canons Software „Digital Photo Professional“ für folgende Funktionen genutzt werden:
- Geringfügige Bildanpassung: Die Schärfe lässt sich leicht verschieben. Nach unseren Erfahrungen allerdings bestenfalls minimal, eine echte Fehlfokussierung lässt sich nicht korrigieren.
- Bokeh-Verschiebung: Vorder- und Hintergrund lassen sich minimal gegeneinander versetzen.
- Ghosting-Reduzierung: Überstrahlungen und Geisterbilder, beispielsweise bei Nachtaufnahmen, können reduziert werden.
Bei der EOS R5 sind nun zwei Funktionen für Portraitaufnahmen hinzugekommen (die Augenerkennung muss hierfür aktiviert sein), die zurzeit nur nach der Aufnahme in der Kamera genutzt werden können:
- Portraitbeleuchtung ermöglicht es, Seitenlicht zu simulieren (von rechts oder von links).
- Hintergrundklarheit hebt die Mikrokontraste lediglich beim Hintergrund und nicht in den Gesichtern an.
Wie schon bei der EOS-1D X Mark III hat Canon auch in die EOS R5 das HEIF-Bildformat integriert. Es bietet bei etwa gleicher Dateigröße wie JPEG eine höhere Farbtiefe von 10 statt 8 Bit pro Farbkanal und damit etwas mehr Möglichkeiten in der Nachbearbeitung. An die Belichtungsreserven eines Raws kommt es allerdings nicht heran. Zurzeit ist der praktische Nutzen auch deshalb begrenzt, weil Photoshop Canons HEIF-Dateien nicht öffnet.
Von größeren praktischen Nutzen ist da schon die Fokus-Bracketing-Funktion, wobei das Fokus-Stacking nicht in der Kamera, sondern in Digital Photo Professional oder einer anderen Software stattfindet. Weitere Fotofunktionen sind lautloses Auslösen per E-Verschluss, eine Flickr-Reduzierung bei Aufnahmen unter Kunstlicht, Mehrfachbelichtungen, ein HDR-Modus, eine Voice-Memo-Funktion, Intervallaufnahmen und Zeitraffervideos.
Beide EOS-Modelle nutzen übrigens den neuen Akku LP-E6NH, der 14 % mehr Kapazität hat als der LP-E6N. Die Akkulaufzeit liegt gemessen nach CIPA-Standard bei der EOS R5 im Sucherbetrieb bei maximal 320 Aufnahmen, mit Monitor bei 490.Wer den alten Akku in den neuen Kameras nutzen will, kann das tun, allerdings mit Verschlechterungen bei der Serienbildfrequenz.
Ausschließlich für die EOS R5 gibt es den Erweiterungsgriff WFT-R10 (ca. 1097 Euro). Er verbessert das interne WLAN und bietet eine Reichweite von bis zu 150 m. Neben WLAN unterstützt er auch Gigabit Ethernet (1000Base-T) und Sicherheitsstandards wie FTPS/SFTP und WPA2-Enterprise. Gleichzeitig dient er als Batteriegriff mit Hochformatauslöser. Einen reinen Batteriegriff (BG-R10, ca. 379 Euro) gibt es für beide Kameras.
Video mit Stärken und Schwächen
Die EOS R5 ist die erste Fotokamera, die Videos mit 8K-Auflösung aufnimmt und so wundert es nicht, dass diese Funktion die Schlagzeilen beherrscht. Für die meisten Filmer dürfte 8K noch Zukunftsmusik sein.
Für Fotografen hatte die hohe Videoauflösung den Vorteil, dass sich aus dem Videoclip Fotos mit 35 Megapixeln extrahieren lassen (in der Kamera oder nachträglich am Computer). In manchen Situationen kann es also durchaus sinnvoll sein, einen Videoclip aufzunehmen, um den entscheidenden Moment nicht zu verpassen.
Beeindruckend ist nicht nur die Video-Auflösung an sich, sondern auch die unterstützten Formate. So nimmt die Kamera intern auf CFexpress-Karte bis zu DCI-8K (8192 x 4320 Pixel) ohne Crop im Raw-Modus auf. Dabei entstehen Datenraten von bis zu 2600 Mbit/s und eine 512-GByte-Karte ist in 26 Minuten gefüllt. Es gibt aber auch datensparendere Modi mit IPB-Komprimierung, bei denen in 8K „nur“ 470 Mbit/s anfallen.
4K nimmt die R5 mit bis zu 60p auf. Mit 30p besteht die Möglichkeit, im Modus HQ das 4K-Video per Oversampling aus einem 8K-Video zu generieren – mit entsprechend vielen Details. Sowohl für 8K als auch für 4K gilt, dass nur im DCI-Format, also mit 17:9 Seitenverhältnis, ohne Crop aufgenommen wird. Bei 16:9 setzt ein minimaler Crop ein (1,06x). In 4K beherrscht die Kamera übrigens für Zeitlupen Bildwiederholraten bis zu 120p (mit AF, aber ohne Ton).
Überhitzung und lange Abkühlzeiten bei Video
Was sich zunächst perfekt anhört, hat allerdings in der Praxis einen Haken und der heißt Überhitzung. Das Problem ist weniger die Länge der ersten Videoaufnahme, die sich wie folgt gestaltet:
- 8K/30p: 20 Minuten
- 4K/120p: 15 Minuten
- 4K/60p: 35 Minuten
- 4K/30p HQ aus 8K: 30 Minuten
- 4K/30p ohne Oversampling: nicht durch Überhitzung begrenzt.
Das wahre Problem sind die Abkühlzeiten, bis nach dem ersten Clip wieder längere Videos aufgenommen werden können. So sind bei 8K/30p nach zehn Minuten Wartezeit nur drei weitere Minuten Aufnahme möglich oder nach 20 Minuten Wartezeit acht Minuten. Bei 4K/60p sieht es etwas besser aus (zehn Minuten Wartezeit, zehn Minuten Aufnahme). Je mehr Video man aufnimmt, desto länger werden die Abkühlzeiten, beziehungsweise desto kürzer die Folge-Clips. Die Angaben beziehen sich übrigens auf 23 Grad Celsius Raumtemperatur.
Wer an einem heißen Sommertag oder in einem aufgeheizten Studio filmt, sollte sich auf noch kürzere Zeiten einstellen. Das gilt auch, wenn vor der Videoaufnahme bereits länger fotografiert wurde. Unabhängig von der Überhitzung haben übrigens beide Kameras nach wir vor ein Limit von 30 Minuten pro Clip.
Umgehen kann man die Hitze-Limits bei der externen Aufnahme auf einem HDMI-Rekorder, allerdings ist dies nicht in 8K möglich. Die Atomos-Rekorder nehmen maximal 4K/60p, mit 10 Bit Farbtiefe und einer Farbunterabtastung von 4:2:2 im ProRes-Format auf.
Weitere Videofunktionen sind: C-Log, HDR-PQ für die Wiedergabe auf HDR-Displays, eine Zebra-Überbelichtungswarnung, Fokus-Peaking und ein optional in zwei Stufen zuschaltbarer digitaler Bildstabilisator. Letzter ist übrigens mit Vorsicht zu genießen. Naturgemäß geht er mit einem Crop einher, weil das Bild auf dem Sensor verschoben wird.
Da bei DCI-8K die komplette Sensorbreite genutzt wird, ist eigentlich keine digitale Stabilisierung möglich und im Raw-Modus ist der Digital-IS auch deaktiviert. Wer nicht in Raw aufnimmt kann ihn aber zuschalten, was nur möglich ist, weil dann nicht mehr mit 8K aufgenommen wird, sondern die Aufnahme mit einer geringeren Auflösung auf 8K hochgerechnet wird. Das bedeutet in der Praxis, dass sich – je nach Einstellstufe des Digital-IS – die Bildqualität mehr oder weniger deutlich verschlechtert.
Anmerkung: Zwischenzeitlich hat Canon die Videofunktionen der EOS R5 und EOS R6 per Firmware-Update erweitert.
EOS R5: Geschwindigkeit und Bildqualität
Im Labor haben wir eine extrem kurze Auslöseverzögerung von rund 0,1 s mit Einzel-Autofokus und dem RF 4/24-105 mm L IS USM gemessen. Serien mit AF-Nachführung schießt die R5 wie versprochen mit 20 Bildern/s mit elektronischem oder 12 B/s mit mechanischem Verschluss – beides hervorragende Werte. Auch die Länge der Serien ist angesichts der hohen Auflösung beeindruckend: Bei 20 Bildern/s haben wir 173 komprimierte Raws in Folge ermittelt, bei 12 B/s sogar 414 (Details siehe Tabelle).
Beeindruckende Ergebnisse zeigen sich im Labortest bei der Bildqualität, der wie immer im JPEG-Modus und mit einem Referenzobjektiv (RF 1,2/50 mm L USM) durchgeführt wurde. Obwohl der Bildsensor mit einem Tiefpassfilter ausgestattet ist, ist die Auflösung mit Wirkungsgraden von über 100 % bis ISO 800 eher zu hoch. Solche Werte sind nur durch künstliche Strukturen möglich, was Abzüge bei der Artefaktnote (4,0) gibt. Unter 90 % fällt der Wirkungsgrad erst bei ISO 12.800.
Besonders erfreulich ist, dass das Bildrauschen trotz der hohen Auflösung niedrig bleibt. Erst bei ISO 25.600 tritt es deutlich in Erscheinung. Hervorragend ist auch der JPEG-Dynamikumfang, der bis zu 9,7 Blendenstufen erreicht, einer der besten Werte, die wir je gemessen haben. Rein visuell macht die Kamera bis ISO 3200 einen sehr guten Eindruck, ISO 6400 und 12.800 sind dann mit zunehmenden Einschränkungen brauchbar. Insgesamt erreicht die Bildqualität mit 92 % die beste Wertung aller bisher getesteten Kameras.
Canon EOS R6: die Erschwingliche
Während die EOS R5 ähnlich positioniert ist wie die EOS 5D Mark IV, ist die EOS R6 eher an die Spiegelreflexkamera EOS 6D Mark II angelehnt. Die Abdichtungen gegen Staub und Spritzwasser bewegen sich auf deren Niveau, der Verschluss ist für 300.00 statt 500.000 Auslösungen ausgelegt. Die mechanischen Verschlüsse sind übrigens bei beiden neuen EOS-R-Modellen angenehm leise.
Die Abmessungen der Gehäuse sind fast identisch, das Gewicht der EOS R6 ist aber knapp 60 Gramm niedriger. Der wichtigste Unterschied bei der Bedienung ist, dass die EOS R6 ein herkömmliches Programmwahlrad statt einer Mode-Taste nutzt, das Info-Display entfällt dafür. Ansonsten sind die Bedienelemente identisch angeordnet. Der Monitor fällt etwas kleiner aus (3,0 Zoll), der OLED-Sucher ist gleich groß und hat eine niedrigere, aber immer noch sehr gute Auflösung von 3,69 Mio. Punkten.
Ein Blick in das Speicherkartenfach zeigt, dass die EOS R6 zwei Laufwerke für SD-Karten hat; die schnelleren CFexpress-Karten werden hier schlicht nicht benötigt, da die datenintensiven Videomodi fehlen und auch bei Serienbildern mit 20 Megapixeln geringere Datenmengen anfallen. Bei den Schnittstellen verzichtet die R6 auf die Blitzsynchronbuchse, für einen Fernauslöser kommt der kleinere E3- statt des N3-Anschlusses zum Einsatz.
Unterschiede bei den inneren Werten gibt es – neben dem Bildsensor – vor allem beim Videomodus. Neben 8K fehlen auch der Raw-Modus, DCI-4K, 4K/120p und eine reine All-I-Komprimierung. Die höchste Video-Auflösung beträgt bei der EOS R6 also 3840 x 2160 Pixel, wobei ein Oversampling aus 5,1K für besonders feine Details sorgt.
Die 4K-Bildwiederholrate liegt maximal bei 60p und der horizontale Crop bei 1,06x; mit vollem Weitwinkel nimmt die EOS R6 ab Full-HD auf. Kleinere Unterschiede für Fotografen sind die etwas höhere Empfindlichkeit des Autofokussystems (-6,5 statt 6), der Verzicht auf den „Dual Pixel Raw“-Modus und die fehlende Voice-Memo-Funktion. Außerdem hält der Akku etwas länger durch: 380 Aufnahmen mit Sucher, 510 mit Monitor; im Eco-Modus schaffen übrigens beide Kameras 700 Aufnahmen.
EOS R6: Geschwindigkeit und Bildqualität
Bei AF- und Seriengeschwindigkeit haben wir keine relevanten Unterschiede zwischen der EOS R5 und R6 ermittelt. Anders sieht es bei der Serienbildlänge aus. Hier erreicht die EOS R6 wegen ihrer kleineren Daten die besseren Werte: Selbst bei 20 Bildern/s konnten wir über 1000 JPEGs und komprimierte Raws in Folge aufnehmen, bei unkomprimierten Raws waren es 145.
FAZIT
Mit der EOS R5 und R6 steigt Canon in die Super-Liga auf. Diese Spitzen-Note gab es bisher nur für die Sony Alpha 7R IV und 7R III sowie die Panasonic S1R. Die EOS R5 setzt sich mit einer Gesamtwertung von 94 % sogar an die Spitze unserer Bestenliste. Sie ist auch für Fotografen die bessere Wahl als die EOS R6, wobei diese insgesamt besser abschneidet als die älteren Modelle. Bei der Auflösung bis ISO 400 liegt sie mit ihrem 20-Megapixel-Sensor zwar leicht hinter der EOS R und RP, in den höheren ISO-Werten ist sie dann aber besser. Filmer sollten sich bei der EOS R5 der Überhitzungs-Einschränkungen der 8K- und 4K-Oversampling-Modi bewusst sein.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Canon EOS R5, Canon EOS R6, Canon EOS R, Canon EOS RP).
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 10/2020 erschienen.
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