Schon die erste Alpha 9 vom Sommer 2017 war mit innovativen Funktionen wie dem ersten Stacked-CMOS-Sensor (Exmor RS) ausgestattet, der das Blitzen mit elektronischem Verschluss und ein Black-out-freies Sucherbild auch bei 20 Bildern/s ermöglicht. Die Alpha 9 II aus dem Jahr 2019 brachte dagegen eher geringfügige Neuerungen.
So funktioniert der Global Shutter in der Alpha 9 III
Die Alpha 9 III (hier geht es zur Pressemitteilung) vollzieht nun einen ganz großen Sprung: Sie ist die erste Vollformat-Kamera mit Global Shutter (zu deutsch: globaler Verschluss). Anders als sonst bei elektronischen Verschlüssen üblich, wird der Sensor hierbei nicht zeilenweise – und damit zeitlich versetzt – ausgelesen, sondern alle Pixel werden gleichzeitig belichtet. Somit entstehen keine Verzerrungen durch den Rolling-Shutter-Effekt und es gibt keine Begrenzungen bei der Blitzsychronzeit: Die Alpha 9 III kann mit bis zu 1/80.000 s blitzen; einen kompatiblen Blitz von Sony vorausgesetzt. Allerdings verringert sich die vom Blitz abgegebene Lichtmenge bei sehr kurzen Verschlusszeiten (Näheres dazu hier).
Die kürzeste Verschlusszeit steht nur im Einzelbildmodus zur Verfügung. Bei Serien liegt die Grenze bei 1/16.000 s. Einen mechanischen Verschluss benötigt die neue Sony-Kamera nur noch zum Schutz des Sensors beim Objektivwechsel.
Serien mit 120 Bilder/s
Neue Möglichkeiten eröffnet die Kamera auch durch ihren extrem schnellen Serienbildmodus: Bis zu 120 Bilder/s (auch Raws) kann die neue Alpha schießen – mit AF- und AE-Nachführung. Eine interessante Funktion ist dabei der Boost-Modus: Durch das Drücken einer Custom-Taste lässt sich die Serienbildgeschwindigkeit während der Aufnahme temporär (so lange die Taste gedrückt wird) erhöhen, bspw. von 60 auf 120 Bilder/s. Schon aus anderen Kameras bekannt ist der Pre-Capture-Modus mit dem bis zu eine Sekunde vor dem eigentlich Auslösen in einen temporären Ringspeicher geschrieben wird. So verpasst der Fotograf bei plötzlichen Motivbewegungen nicht den entscheidenden Moment.
Im Test konnten wir mit einer schnellen CFexpress-A-Karte bei 60 JPEG/s Serien über mehrere Sekunden fotografieren, ohne dass die Kamera langsamer geworden wäre. Bei 30 Bilder/s lassen sich laut Sony 390 Fine-JPEGs in Folge aufnehmen. Bei 14-Bit-Raws gibt Sony eine Serienbilddauer von 192 Bildern an, also 1,6 Sekunden (weitere Angabe weiter unten im Abschnitt Aktualisierung). Die genauen Serienbildlängen werden wir ermitteln, sobald uns ein Serienmodell der Alpha 9 III zur Verfügung steht.
Autofokus
Der Hybrid-Autofokus hat 759 Messfelder, die 95,6 % des Bildes abdecken, und arbeitet bei wenig Licht bis -5 EV (mit einem Objektiv ab Lichtstärke 1:2). Die KI-Motiverkennung nutzt einen eigenen KI-Koprozessor. Sie ist auf dem neusten Stand und identifiziert Menschen, Tiere, Vögel, Insekten, Autos, Züge und Flugzeuge. Dank einer hohen Abtastrate (120 Hertz) und verbesserten Algorithmen klappt das sehr zuverlässig. In unserem Test klebte der AF ohne Unterbrechungen an Läuferinnen und Hochspringerinnen – wenn das Motiv nahe genug ist, natürlich auch am Auge.
Verbesserte Ergonomie
Auch äußerlich unterscheidet sich Alpha 9 III von ihrer Vorgängerin. So fällt der Griff ergonomischer aus und die Auslösetaste wurde etwas anders positioniert. Auf der Vorderseite ist die Custom-Taste C5 hinzugekommen. In unserem Test lag die Alpha 9 III auch mit dem neuen Teleobjektiv FE 2,8/300 mm GM OSS perfekt in der Hand. Wer will, kann den optionalen Batteriegriff VG-C5 mit Hochformatauslöser verwenden, der auch die Akkulaufzeit verdoppelt.
Den sehr großen OLED-Sucher hat Sony von der Alpha 7R V und Alpha 1 übernommen. Er löst 9,44 Millionen Punkte auf und hat eine Vergrößerung von 0,9x. Die Bildwiederholfrequenz lässt sich je nach Bedarf von 60 auf 120 oder sogar 240 Hertz (dann mit verringerter Auflösung) umschalten.
Der Monitor wurde von der Alpha 7R V übernommen und hat eine Diagonale von 3,2 Zoll, eine sehr hohe Auflösung von gut zwei Millionen Punkten und stellt einen großen Farbraum dar (DCI-P3). Er ist auf vier Achsen beweglich gelagert und kann sowohl zur Seite ausgeklappt als auch in der optischen Achse gekippt werden. Wie bei allen neuen Sony Alpha-Modellen erlaubt er eine vollständige Touch-Bedienung, inklusive der Menüs.
Weniger Bildrauschen dank Composite Raw
Premiere bei Sony hat die Funktion Composite Raw. Hierbei werden 32 Raws in kurzer Folge aufgenommen, die dann am Computer in der Software Imaging Edge Desktop zu einem Bild mit weniger Rauschen zusammengesetzt werden können. Das funktioniert auch aus der Hand, allerdings sollte sich das Motiv nicht schnell bewegen. Der 5-Achsen-Bildstabilisator in der Kamera kann bis zu 8 Blendenstufen kompensieren.
Zu den aufgenommenen Bildern lassen sich Voice-Memos aufnehmen. Das hierfür zuständige Mikrofon hat Sony nun auf der Rückseite positioniert, sodass weniger Störgeräusche aufgenommen werden. Für verschiedene IPTC-Presets stehen jetzt 20 Speicherplätze zur Verfügung.
Die Alpha 9 III ist mit zwei Speicherkartenslots ausgestattet, die jeweils SD- oder CFexpress-Karten vom Typ A aufnehmen. Verbinden kann sich die Kamera per HDMI Typ A, USB-C und LAN; drahtlos natürlich per Wi-Fi (IEEE 802.11ac mit 2x2 MIMO-Unterstützung) und Bluetooth.
Der Akku NP-FZ100 liefert gemessen nach CIPA-Standard Strom für 400 Aufnahmen mit Monitor und 530 mit Sucher. Im Serienbildmodus konnten wir deutlich mehr aus dem Akku herausholen.
Hohe Grundempfindlichkeit
Der neue Stacked-CMOS-Sensor ist mit einem Tiefpassfilter ausgestattet und hat eine ungewöhnliche hohe Grundempfindlichkeit von ISO 250, der höchste reguläre ISO-Wert liegt bei 25.600, erweitern lässt sich die Empfindlichkeit nach unten auf ISO 125 und nach oben auf ISO 51.200. Raws werden mit 14 Bit Farbtiefe aufgenommen. Wegen des Vorseriencharakters können wir noch keine Aussagen zur Bildqualität machen. Diese folgen, wenn wir ein finales Gerät im Labor testen können.
Video: 4K/120p
Auch im Videobereich setzt die Alpha 9 III neue Maßstäbe. So ist es erstmals in der Alpha-Serie möglich, 4K mit 120p aufzunehmen – und das ohne Crop und mit 10 Bit bei 4:2:2-Farbabtastung. 4K/60p wird per Oversampling aus 6K erzeugt. Selbstverständlich stehen die üblichen Profi-Features zur Verfügung, bspw. S-Cinetone für natürliche Hauttöne, S-Log 3, HLG und die Möglichkeit, LUTs zu importieren. Eine digitale Korrektur beseitigt mit kompatiblen Objektiven das Focus-Breathing. Im Videomodus lässt sich zusätzlich zum mechanischen Bildstabilisator, eine elektronischer aktivieren, der in der Alpha 9 III mehr als 30 % effektiver sein soll, als in bisherigen Alpha-Modellen.
Preise und Verfügbarkeit
Die Alpha 9 III ist ab Januar 2024 für ca. 7000 Euro erhältlich. Der Griff VG-C5 kostet rund 450 Euro.
Erste Sportbilder mit der Alpha 9 III
Aktualisierung vom 14. November: kompatible Objektive
Sony hat nun weitere technische Details veröffentlicht. Folgende Objektive sollen demnach die 120 Bilder/s unterstützen:
SEL11F18 | E 11mm F1.8 |
SEL14F18GM | FE 14mm F1.8 GM |
SEL15F14G | E 15mm F1.4G |
SEL20F18G | FE 20mm F1.8G |
SEL24F14GM | FE 24mm F1.4 GM |
SEL24F28G | FE 24mm F2.8G |
SEL35F14GM | FE 35mm F1.4 GM |
SEL35F18F | FE 35mm F1.8 |
SEL40F25G | FE 40mm F2.5G |
SEL50F12GM | FE 50mm F1.2 GM |
SEL50F14GM | FE 50mm F1.4 GM |
SEL50F25G | FE 50mm F2.5G |
SEL85F18 *2 | FE 85mm F1,8 *2 |
SEL100F28GM *2 | FE 100 mm F2,8 STF GM OSS *2 |
SEL135F18GM | FE 135mm F1.8 GM |
Auch wenn der Telekonverter SEL400F28GM (SEL14TC/SEL20TC) i nstalliert ist | FE 400 mm F2,8 GM OSS |
Auch wenn der Telekonverter SEL600F40GM (SEL14TC/SEL20TC) installiert ist | FE 600mm F4 GM OSS |
SELP1020G | E PZ 10-20mm F4 G |
SEL1224G *2 | FE 12-24mm F4 G *2 |
SEL1224GM | FE 12–24 mm F2,8 GM |
SEL1635GM *2 | FE 16–35 mm F2,8 GM *2 |
SEL1635GM2 | FE 16-35mm F2.8 GM II |
SELP1635G | FE PZ 16-35mm F4 G |
SEL1655G | E 16-55mm F2,8 G |
SELP18110G *2 | FE PZ 18-110mm F4 G OSS *2 |
SEL18135 *2 | E 18–135 mm F3,5–5,6 *2 |
SEL2070G *1 | FE 20-70mm F4 G *1 |
SEL2470GM *2 | FE 24–70 mm F2,8 GM *2 |
SEL2470GM2 *1 | FE 24–70 mm F2,8 GM II *1 |
SEL24105G *2 | FE 24-105 mm F4 G OSS *2 |
SEL2860 | FE 28-60 mm F4-5,6 |
SEL70200G2 *1 Einschließlich wenn Telekonverter (SEL14TC/SEL20TC) installiert ist | FE 70-200 mm F4 Makro G OSS II *1 |
SEL70200GM2 *1 Einschließlich wenn Telekonverter (SEL14TC/SEL20TC) installiert ist | FE 70-200MM F2.8 GM OSS II *1 |
SEL70350G | E 70–350 mm F4,5–6,3 G OSS |
SEL100400GM *1*2 Einschließlich wenn Telekonverter (SEL14TC/SEL20TC) installiert ist | FE 100–400 mm F4,5–5,6 GM OSS *1*2 |
SEL200600G *1 Einschließlich, wenn Telekonverter (SEL14TC/SEL20TC) installiert ist | FE 200–600 mm F5,6–6,3 G OSS *1 |
Auch wenn der Telekonverter SEL300F28GM (SEL14TC/SEL20TC) installiert ist | FE 300 mm F2,8 GM OSS |
1: Ein Software-Update des Objektivkörpers ist erforderlich. Die Veröffentlichung der Software ist nach Dezember 2023 geplant.
2: Bei Serienaufnahmen mit 60 Bildern/Sekunde oder 120 Bildern/Sekunde ist der Blendenwert des Objektivs auf den für das erste Bild eingestellten Blendenwert festgelegt. Durch die Einstellung der ISO-Empfindlichkeit auf AUTO oder die Verwendung des Aufnahmemodus im P/A-Modus ist es möglich, auch bei Serienaufnahmen eine angemessene Belichtung entsprechend den Änderungen in der Motivhelligkeit zu erzielen.
Fremdhersteller-Objektive dürften deutlich langsamer sein. Eine Anfrage hierzu bei Tamron Japan und Sigma Japan läuft.
Aktualisierung vom 14. November: Pufferspeicher bei 120 Bildern/s
Auf Nachfrage hat uns Sony folgende Serienbildlängen für 120 Bilder/s mitgeteilt:
Format | Anzahl Bilder bei 120 fps |
JPEG Extra fine L | 192 |
JPEG Fine L | 192 |
JPEG Standard L | 192 |
RAW | 192 |
RAW & JPEG | 192 |
RAW (Lossless Compressed) | 96 |
RAW (Lossless Compressed) & JPEG | 96 |
RAW (Uncompressed) | 96 |
RAW (Uncompressed) & JPEG | 96 |
Beitrage Teilen