Nocticron. Welch ein wohlklingender, aussagekräftiger und mit Tradition beladener Objektivname. Panasonic hat – in Kooperation mit Leica – geschickt an eine starke, mit Emotionen verbundene Linie angeknüpft und fantasiereich seine Micro-Four-Thirds-Spitzenobjektive mit Zaubernamen bedacht, die bewusst an die Leitz-Tradition anknüpfen: Leica Noctilux (das „Nachtauge“) und Summicron stehen für exzellenten Objektivbau und hervorragende Abbildungsleistung.
Grausam sachlich wirken dagegen andere Objektiv-Bezeichnungen, beispielsweise von Sigma. Sigma Makro 150mm F2,8 EX DG OS HSM – hinter geheimnisvollen, unverständlichen Abkürzungs-Hieroglyphen versteckt sich ein wundervolles, hochwertiges Objektiv, dessen Name Sekunden später wieder vergessen ist.
„Zeiss Tessar, Planar, Sonnar und Voigtländer Ultron oder Heliar sind markante Bezeichnungen, die begeistern.“
Winfried Warnke, Kolumnist und freier Autor
Die Klassiker des Objektivbaus sind deutschen Ursprungs. Es sind legendäre Namen, die nach wie vor faszinieren und bei modernen Objektiven von Voigtländer und Zeiss für große Aufmerksamkeit sorgen: Zeiss Tessar, Planar, Sonnar und Voigtländer Ultron oder Heliar sind markante Bezeichnungen, die begeistern. Wir erleben eine Renaissance alter Objektivnamen. Selbst Firmen, die in Vergessenheit geraten waren, tauchen wieder auf.
Meyer-Optik-Görlitz, lange Zeit ein eher nachrangiger Produzent von DDR-Objektiven, steht mit seinen Primoplan- und Trioplan-Linsen wieder im Fokus. Ja, diese Objektive haben besondere Abbildungseigenschaften, die gerade en vogue sind. Sie erinnern an die Traditionsnamen, die den Dingen ein Gefühl geben und sie unverwechselbar machen. Der Käufer belohnt das besonders auf dem Gebrauchtmarkt. Für ein Carl Zeiss Planar 1,4/50 mm (Contax-Anschluss) muss der Interessent dreimal so viel bezahlen, wie für eine baugleiche Yashica-Version. Identische Objektive haben je nach Namen einen unterschiedlich hohen Wert.
„Wir erleben eine Renaissance alter Objektivnamen. Selbst Firmen, die in Vergessenheit geraten waren, tauchen wieder auf.“
Winfried Warnke
Die Käufer schätzen die technischen Leistungen ihrer Linsen, sie wollen aber auch Identität und emotionale Bezüge zu ihren Lieblingen. Zeiss weiß um die Zauberkraft mystischer Namen. Aktuelle neue Baureihen bekommen ganz eigenwillige, spannende Zaubernamen: Otus, Milvus und Batis könnten also die Traditionsnamen der Zukunft werden.
Diese Kolumne ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 09/2016 erschienen.
Beitrage Teilen