Alle scheinen sich plötzlich einig zu sein, dass sie ein Recht auf Panoramafreiheit haben. Jeder soll sein eigenes Foto vom Eiffelturm, dem Brandenburger Tor und auch der kleinen Gasse hinterm Haus in Dinslaken bekommen und verbreiten dürfen. Wäre noch schöner, wenn uns das Brüsseler Bürokraten per Gesetz verbieten wollten.
Wollen wir wirklich eine weitere Einschränkung des Urheberrechts, die eine gewerbliche Verwertung jener Fotos verbietet, die von öffentlichen Verkehrswegen aus gemacht wurden und Häuser, Kunst bzw. Kunst am Bau zeigen? Ein Großteil der Abgeordneten im EU-Parlament war Anfang Juli 2015 gegen eine Änderung des Urheberrechts.
Aber jetzt mal ehrlich: Eigentlich wäre es tatsächlich oft ausreichend, wenn wir uns in ein einziges, uns zur Verfügung gestelltes Motiv dieser millionenfach geknipsten Sehenswürdigkeiten photoshopten – falls ein derart ideenloses Bild überhaupt in unseren Fotobüchern sein muss. Welchen Sinn erfüllt dieses zwanghafte Reproduzieren alter Klischeebilder vor fremden Wahrzeichen? Ist es nicht darüber hinaus logisch, wenn jemand, der ein Kunstwerk, ein Bauwerk gestaltet hat, bei der kommerziellen Nutzung eines Fotos, dessen Ästhetik auf der Bildwirkung seiner Schöpfung beruht, mitverdient?
„Eine Einschränkung der Panoramafreiheit würde die Klärung von Bildrechten massiv erschweren.“
Manfred Zollner, Chefredakteur fotoMAGAZIN
Gegen eine Einschränkung der Panoramafreiheit spräche „eine massive Erschwerung der Klärung der im Bild befindlichen Rechte“, argumentierte seinerzeit der Bundesverband professioneller Bildanbieter im schönsten Beamten-Deutsch. Und sorgte sich um den ohnehin stark unter Druck stehenden Markt.
Die eingeforderte Freiheit endet im Zweifelsfall sowieso spätestens vor den eigenen vier Wänden. Das Postkartenmotiv, auf dem das Eigenheim erkennbar ist, treibt selbst manchen Hobbyfotografen die Zornesröte ins Gesicht. Und als Google Streetview Deutschlands Straßen ablichtete, war das vielen Bürgern am Ende zu viel Geknipse rund um die Privatsphäre. Die Freiheit der anderen endet eben doch oft schon einige Meter vor der eigenen Haustür. Eines ist jedoch ganz klar: Überall sonst möchten wir unbedingt fotografieren dürfen.
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