Es gibt einen schönen Spruch, der die Vorgehensweise der Fotografen passend zusammenfasst: Früher: 12 Fotos (Mittelformat), davon 8 gut. Danach: 36 Fotos (Kleinbild), davon 8 gut. Heute: 1500 Bilder, davon 8 gut. Die Aussage dahinter ist klar: Als man noch Filme mit sich tragen, austauschen und entwickeln lassen musste, war es von Vorteil, konzentriert an einzelnen Bildern zu arbeiten, anstatt im Paparazzi-Stil drauf los zu ballern. Heute ist das anders. Ein digitales Bild kostet kein Geld, nur etwas Speicherplatz und Strom. Ruckzuck ist das Bild gelöscht und müllt dann auch nicht mehr die Festplatte voll.
“Die Chance, den perfekten Moment zu erwischen, steigt, wenn man mehr Fotos macht.“
Die entscheidende Frage aber lautet: Welche Herangehensweise ist besser? Gezielt und wenig fotografieren oder lieber viel und dann großzügig aussortieren? Aus meiner Erfahrung in der Mode-, Portrait- und Hochzeits-Fotografie lohnt es sich, mehr Bilder zu machen. Warum? Menschen bewegen sich frei und unvorhersehbar. Die Chance, den perfekten Moment zu erwischen, steigt, wenn man mehr Fotos macht – zumindest, wenn kein Blitz im Einsatz ist, denn 1500 Blitzauslösungen an einem Tag entnerven selbst das geduldigste Model.
Ein weiterer Vorteil dieses Laissez-Faire-Fotostils: Da sich die Protagonisten frei bewegen dürfen, bleiben die Bilder natürlich und unverkrampft. Stellen Sie sich das Gegenteil vor: „Bitte die linke Hand minimal höher, bitte den Kopf leicht nach links“. Sowas kommt oft vor, führt – vor allem bei ungeübten Models – aber häufig zu völlig unnatürlichen, steifen Ergebnissen.
Mein Bilderflut-Tipp lautet: Finden Sie einen Mittelweg. Behalten Sie das Auge am Sucher und den Finger auf dem Auslöser. Mit der Zeit entwickeln Sie ein Gespür, bei welchen Blicken und Bewegungen es sich lohnt auszulösen und wann nicht. Und: Lassen Sie es rechtzeitig gut sein. Am Ende benötigen Sie nur ein gutes Bild von jedem Motiv. Genau wie früher zur analogen Zeit.
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