Warum muss eigentlich immer alles so schwierig sein? Da findet sich in Wien ein großer Fotosammler, der seine etwa 120.000 Fotos (plus wertvolle Bildbände und Kameras) einem neu zu schaffenden Wiener Fotomuseum überlassen würde. Und nun ist es auch wieder nicht recht. Peter Coeln, Macher hinter den privaten Wiener Fotoinstitutionen WestLicht und OstLicht, hat angeboten, seine beachtliche Kollektion in ein neu zu errichtendes Museum einzubringen. Man sollte meinen, dies wäre in Zeiten, in denen der Wert der Fotografie allgemein anerkannt ist, eine Art Initialzündung für die österreichische Kulturszene. Stattdessen wird der Fall zum peinlichsten Politikum.
„Man sollte meinen, dies wäre in Zeiten, in denen der Wert der Fotografie allgemein anerkannt ist, eine Art Initialzündung für die österreichische Kulturszene.“
Manfred Zollner, Chefredakteur fotoMAGAZIN
Österreichs Kultusminister Thomas Drozda findet im Prinzip ein eigenes Fotomuseum nicht schlecht. Dort könnten womöglich auch die ohnehin derzeit in Salzburg mehr schlecht als recht gelagerten Fotobestände des Bundes inte-griert werden. Doch noch während die Politik derzeit Optionen prüfen lässt, formiert sich Widerstand. Wird Salzburg wirklich kampflos mehr als 10.000 Fotografien in die österreichische Hauptstadt abgeben? Dass ist eher nicht zu erwarten. Die allgemeine Bestandssorge hat auch Wien erfasst. Hier meldete sich vorsorglich der Albertina-Direktor zu Wort, der behauptet, dass heute international keine Fotomuseen mehr gegründet würden. Weil eben auch große Museen Fotosammlungen haben. Vielleicht sollte er sich besser mal bei seinen Kollegen in London erkundigen. Dort entsteht gerade das London Museum of Photography.
Überhaupt: Spricht nicht eher viel für eine Bündelung der Kompetenzen und eine museale Zentralstelle für Fotografie in einem kleinen Land wie Österreich? Bekäme nicht eine beachtenswerte Sammlung in einem Fotomuseum mehr Aufmerksamkeit als im Supermarkt der Weltkunst? Die Integrationswut, alles von der Gebrauchsgraphik bis zur Videokunst unter einem Dach aufzubieten, ist nur eine Folge von kuratorischem Größenwahn. Mit dem kommerziellen Ziel, nur mehr Besucher in die eigenen Hallen locken. Hoffentlich gibt Österreichs Politik diesem wichtigen Fotomuseumsprojekt eine Chance!
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