Als Redakteur und Fotograf lernt man im Laufe der Jahre viele andere Fotografen kennen. Kollegen, Leser, Einsteiger, Technik-Fetischisten.
Wie bei vermutlich fast jeder anderen Interessensgruppe gibt es darunter etliche verschiedene, einzigartige Charaktere, die sich aber zumindest in einer Hinsicht grob in zwei Gruppen aufteilen lassen: die Akkuraten und die Kreativen.
Das Schöne daran ist, dass man – zumindest bei Personenfotos – recht schnell erkennt, wer zu welcher Gruppe gehört. Der entscheidende Unterschied ist das Stativ. Es gibt Fotografen, die bei Personenbildern, also Portraits, Mode-Aufnahmen und Beauty-Sessions, mit Dreibein arbeiten und solche, die das lieber frei Hand tun.
„Bei Mode- und Beauty-Aufnahmen setze ich auf frei Hand.“
Natürlich, hier spielen auch andere Faktoren eine Rolle, beispielsweise das Kameragewicht oder bisweilen auch ein manueller Fokus, der scharfe Bilder aus der Hand nahezu unmöglich macht. Dennoch, die unterschiedliche Herangehensweise in diesem Bereich ist hochinteressant. Ich sage das vor allem, da ich mal zum einen, mal zum anderen Lager gehöre, abhängig vom Projekt.
Bei Mode- und Beauty-Aufnahmen setze ich auf frei Hand. Manchmal verfluche ich mich selbst dafür, da gerade bei Beauty-Shots der Fokus immer perfekt sitzen muss, aber die Flexibilität, kontinuierlich die Perspektive und den Abstand anpassen zu können, ist mir diese Einschränkung wert. Entsprechend sind meine Portraitfotos, als Gruppe betrachtet, hinterher auch kreativ und vielleicht etwas wild.
Stellt man hier nun die Ergebnisse eines Fotografen daneben, der mit Stativ fotografiert und jedes Bild penibel inszeniert hat, erkennt man in diesen Bilderreihen ein Stück weit den Charakter des Fotografen. Ist das nicht spannend? So bringt die Fotografie nicht nur das Wesen des Portraitierten zum Vorschein, sondern auch das des Portraitierenden.
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