Ich habe, vor allem in meiner Anfangszeit, viele sehr schöne Frauen aus meinem Bekanntenkreis fotografiert und allesamt waren wir danach von den Ergebnissen enttäuscht. Umgekehrt hatte ich, als Fortgeschrittener, schon öfter den Fall, dass ein unscheinbares, zartes, irgendwie graues Wesen ins Studio geschwebt kam, das sich fertig gestylt vor der Kamera zu einem echten Traum-Model verwandelte.
„Die Kamera bläht optisch auf. Daher sind schöne Menschen oft nicht fotogen.“
Seit ich fotografiere, versuche ich festzumachen, was den Begriff „fotogen“ ausmacht. Klar, das Posing spielt eine Rolle, die Figur und der Umgang mit dem eigenen Körper ebenso. Aber es ist mehr. Ich bin inzwischen sehr sicher, dass die Gesichtsform mitentscheidend ist.
Wir verfolgen ein westliches Schönheitsideal, mit markantem Gesicht. Ost(!)-Europäer mit hohen Wangenknochen stehen deshalb als Models lustigerweise besonders hoch im Kurs. Dabei darf es gar nicht kantig genug sein, denn die Kamera bläht optisch auf.
Genau das ist auch der Grund, warum schöne Menschen oft nicht fotogen sind. Auch die Hautstruktur spielt für überragende Fotos eine entscheidende Rolle – aber das nur nebenbei.
Um bei verschiedenen Gesichtsformen möglichst attraktive Bildergebnisse zu erzielen, arbeite ich deshalb vor allem bei Porträts mit unterschiedlichen Brennweiten.
Die Idee: Tele, also 70-200 mm, lässt alles kantiger wirken, mittlere Brennweiten von 50 bis 85 mm (meine Lieblingsobjektive) geben einen recht neutralen Eindruck, mehr Weitwinkel verzerrt alles deutlich und stellt Bereiche nahe der Kamera besonders groß dar, auch der Kamerawinkel macht dann einen größeren Unterschied.
Probieren Sie das beim nächsten Shooting einfach mal aus. Machen Sie mit sehr unterschiedlichen Brennweiten das gleiche Bild mit dem gleichen Bildausschnitt.
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