Lichtstark für Porträts: Unsere vier Testkandidaten.
Produktfotos: © HerstellerDerjenigen 85-mm-Festbrennweite im Vollformat mit der höchsten Lichtstärke, also größten Blendenöffnung im jeweiligen Systemsortiment, eilt der Ruf als „dem“ Porträtobjektiv voraus. Geringe Schärfentiefe, oft top Ausstattung und relativ kurze Verschlusszeiten auch unter schlechten Lichtbedingungen zählen zu den Pluspunkten der Lichtriesen.
> Unsere vier Porträtobjektive auf einen Blick
Lichtstarke Porträtobjektive von Canon, Nikon, Sony und Sigma im Verlgeich
Das neue Nikon Nikkor Z 1,2/85 mm S und das Sigma 1,4/85 mm DG DN Art gehören dazu. Zum besseren Vergleich im BAS-Digital-Test haben wir die Vollformatkonkurrenz von Canon und Sony ergänzt, wobei wir das RF 1,2/85 mm L USM bereits im fotoMAGAZIN 8/21 (> Im Test: Vier 85-mm-Objektive für Vollformat) und das Sony FE 1,4/85 mm GM in der Ausgabe 8/16 ausführlich besprochen haben. Ob es die extreme Lichtstärke von Blende f/1,4 oder f/1,2 für Porträts sein muss, darf jeder Fotograf selbst entscheiden; mit der damit erzielbaren äußerst geringen Schärfentiefe ist jedenfalls sehr sorgfältiges Arbeiten nötig, um sie an die richtige Stelle zu legen. Hinzu kommt die oft geringere Auflösung bei Offenblende, was je nach Stil der (Personen-)Aufnahme jedoch verschmerzbar sein kann.
Top verarbeitet und sehr gut zu bedienen: Das Nikkor Z 1,2/85 mm S
Zu den Lichtriesen mit Offenblendschwäche gehört auch das Nikon Nikkor Z 1,2/85 mm S.
Nur geringfügig leichter, aber deutlich länger als das Canon ist das äußerst lichtstarke Nikon Nikkor Z 1,2/85 mm S.
Foto: © NikonUm zwei Stufen abgeblendet, sind seine Auflösungswerte ausgezeichnet und sie steigern sich bis zum Ende des Messbereichs weiter. Die Randabdunklung hat Nikon am besten korrigiert und auch ohne kamerainterne Korrektur (die wir zum Test nach Möglichkeit ausschalten) ist die Verzeichnung nur leicht kissenförmig. An der Mechanik gibt es kaum etwas auszusetzen. Das Nikkor ist top verarbeitet und sehr gut bedienbar. Wie bei den übrigen Testkandidaten liegt die Nahgrenze bei guten 85 Zentimetern. Sowohl die Funktionstaste als auch der Multifunktionsring lassen sich individuell programmieren, letzterer kann als klickloser Blendenring eingesetzt werden.
Hier ist sehr schön erkennbar, wie gering die Schärfentiefe bei nahezu offener Blende und wie schön das Bokeh beim Nikon Nikkor Z 1,2/85 mm S ist. Objektiv: Nikon Nikkor Z 1,2/85 mm S.
Einstellungen: f/1,3, 1/8000 s, -2 EV, ISO 100.
Kamera: Nikon Z 7II.
Für Hochformataufnahmen würde man sich eine zweite Funktionstaste wünschen. Exzellente Streulichtschutzmaßnahmen und Abdichtungen runden das Nikkor Z 1,2/85 mm S ab.
Ein Leichtgewicht unter den Porträtobjektiven: Das Sigma 1,4/85 mm DG DN Art
Das Sigma 1,4/85 mm DG DN Art ist trotz seiner nicht unerheblichen 630 g das Leichtgewicht des Tests. Es ist aus Metall und Kunststoff gefertigt und macht nicht zuletzt durch den Spritzwasserschutz einen sehr robusten Eindruck.
Für das L- und das E-Bajonett ist das leichte und günstigere Sigma 1,4/85 mm DG DN Art erhältlich. Wir haben den Sony-Anschluss getestet.
Foto: © SigmaNeben dem breiten, gummierten und sehr weich bedienbaren Fokussierring besitzt es einen Blendenring, der sich wahlweise auf Drittelstufen rastend oder stufenlos einstellen und in der Automatikposition verriegeln lässt. Auch das Sigma verfügt über eine AF-Lock-Taste, die aus Fotografensicht allerdings auf etwa 8 Uhr am Tubus liegt und mit dem Daumen bei Querformataufnahmen noch gut erreichbar ist; für Hochformataufnahmen ist sie ungeeignet.
Wer zum Beispiel beim Sigma 1,4/85 mm DG DN Art die hohe Anfangsöffnung bei viel Licht nutzt, kann auch mit niedrigen ISO-Werten sehr kurze Verschlusszeiten verwenden. Objektiv: Sigma 1,4/85 mm DG DN Art. Einstellungen: f/1,4, 1/5000 s, ISO 8.
Kamera: Sony Alpha 7R III.
Regelrecht Spaß macht die Streulichtblende, die teilweise gummiert ist und mit einem satten Klack einrastet. Die Streulichtmaßnahmen sind insgesamt ausgezeichnet. Die Optiknote kann mit den Konkurrenten nicht mithalten, obwohl das Sigma (im Test mit E-Bajonett) zu den etwas weniger aufwendigen 1,4ern gehört. Das liegt aber nicht an der Auflösung, die zwar auch bei Offenblende am schwächsten, jedoch immer noch gut bis sehr gut ist und schon ab f/2,0 ausgezeichnet wird, sondern an der Randabdunklung und Verzeichnung. Erstere ist gut korrigiert, aber sichtbar und abgeblendet leicht spontan. Letztere ist ohne kamerainterne Korrektur sehr stark kissenförmig. Das lässt sich wie angedeutet bereits in der Kamera oder später am Rechner korrigieren, dürfte jedoch zu Lasten der Auflösung an den Bildrändern gehen.
Überzeugt in der Optik: Canon RF 1,2/85 mm L USM
Das Canon RF 1,2/85 mm L USM bleibt optisch das Maß der Dinge: Trotz der immensen Lichtstärke ist die Anfangsöffnung in Sachen Wirkungsgrad voll nutzbar. Mechanisch wartet es mit einem – bei diesem Objektivtyp ungewohnten – Fokussierbereichsbegrenzer auf.
Das Canon RF 1,2/85 mm L USM ist ein Lichtriese mit dem für 85er-Objektive ungewöhnlichen Ausstattungsmerkmal Fokussierbereichsbegrenzer.
Foto: © CanonWie beim Canon schießt auch beim Sony FE 1,4/85 mm GM die Auflösung nach einer Stufe abblenden auf über 100 Prozent. Die Randabdunklung ist sehr gut korrigiert und die Verzeichnung sehr gering.
Zu den ersten G-Master-Modellen gehört das Sony FE 1,4/85 mm GM. Die Rastung seines Blendenrings kann abgeschaltet, manuell auf bis zu 80 cm fokussiert werden.
Foto: © Sony„Die Profiobjektive im Test liefern auch eine Profiqualität.“
Lars Theiß, Praxis-Redakteur
FAZIT
Das klingt wie eine Binsenweisheit, ist aber nicht immer der Fall
und deshalb darf es an dieser Stelle einmal betont werden. Besonders in der Optik überzeugt das Canon RF 1,2/85 mm L USM, wobei das Nikon Nikkor Z 1,2/85 mm S und das Sony FE 1,4/85 mm GM dicht auf den Fersen sind. Dafür teilt sich das Sigma 1,4/
85 mm DG DN Art mit dem Nikkor die besten Mechaniknoten. Im Vergleich der beiden Modelle für das E-Bajonett spricht die Optik für das Sony, der Preis für das Sigma.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Labortest.
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist im fotoMAGAZIN 8/2023 erschienen.
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