Ein buntes Quartett an 85-mm-Objektiven für Vollformatsensoren schicken wir in diesen Objektivtest. Die Festbrennweiten passen allesamt an spiegellose Systemkameras, womit die Gemeinsamkeiten schon nahezu enden.
Nummer eins ist das Canon RF 1,2/85 mm L USM: Der Lichtriese fällt schon durch Größe und Gewicht auf, spätestens beim Preisschild, auf dem „3000 Euro“ steht, wird die Ausnahmestellung klar.
Erheblich günstiger ist Nr. 2 von Canon, das für ein Makroobjektiv lichtstarke RF 2/85 mm Macro IS STM.
Ein ganz typisches 85er ist Nr. 3, das Lumix 1,8/85 mm S von Panasonic für das L-Bajonett: nicht außergewöhnlich lichtstark, dafür preislich attraktiv.
Noch erheblich günstiger ist die Nr. 4 von Viltrox, das AF 1,8/85 mm Z. Hier werden Nikon-Z-Fotografen hellhörig, die bislang kaum (Autofokus-)Objektive von Fremdherstellern zur Auswahl haben, die sie ohne Adapter am Z-Bajonett nutzen können. Immerhin werden sie für das bessere Nikkor 1,8/85 mm Z S mit rund 650 Euro Straßenpreis zur Kasse gebeten (Optik 95 %, Mechanik 89 %, fM 12/19).
Welche weiteren Unterschiede kann der BAS-Digital-Test herausfinden?
85-mm-Objektive: Canon RF 1,2/85 mm L USM mit sehr guter Mechanik
Dieses äußerst lichtstarke Objektiv eignet sich für Momente, in denen das Licht sehr knapp ist oder die Schärfentiefe nur minimal sein soll. Die extreme Blendenöffnung von f/1,2 bedingt einen hohen Materialeinsatz, der sich bei der Größe, dem Gewicht und Preis bemerkbar macht.
Um rund 450 Euro teurer ist übrigens das (ungetestete) Schwestermodell mit dem Namenszusatz „DS“. Der steht für „Defocus Smoothing“ und meint eine Beschichtung, die ein „seidenweiches Bokeh“ schaffen soll, zum Beispiel für Porträts.
Zurück zum normalen RF 85 mm: Hochlichtstarke Objektive haben den Ruf, bei der großen Anfangsöffnung sehr weich und mit geringerer Schärfe abzubilden. Nicht so das 1,2/85 mm. Es startet bereits bei Offenblende mit ausgezeichneter Auflösung, die leicht abgeblendet schon über die 100-Prozent-Marke geht. Blende 1,2 ist also voll nutzbar!
Die Randabdunklung ist akzeptabel und natürlich im Verlauf, die Verzeichnung irrelevant – da hat Canon eine hervorragende Arbeit geleistet. Seine Mechanik ist sehr gut, womit das RF 1,2/85 mm ein lockeres „Super“ erreicht.
Canon RF 2/85 mm Macro IS STM: Makro mit Licht und Schatten
Ganz knapp schafft auch das Canon RF 2/85 mm Macro IS STM das „Super“. Das liegt weniger an seiner optischen Leistung: Trotz seiner für Makroobjektive hohen Lichtstärke (die meisten anderen beginnen bei f/2,8) bietet es eine sehr ausgewogene Auflösung und ist bereits bei Offenblende sehr gut, was sich durch Abblenden auf ausgezeichnet steigert.
Während die Randabdunklung vorbildlich korrigiert ist, fällt die Verzeichnung für ein Makroobjektiv etwas hoch aus. Mechanisch punktet das Makro mit seiner Ausstattung, allerdings fehlt die Streulichtblende, ist das Ausfahren des Tubus beim Fokussieren ziemlich geräuschvoll und eine Bajonettabdichtung findet sich auch nicht – ausgerechnet bei einem Makro, das schon mal bodennah eingesetzt wird.
85-mm-Objektive: Panasonic Lumix 1,8/85 mm S – Optiknote nur bei 80 %
Das typische Verhalten lichtstarker Objektive bei der Auflösung zeigt das Panasonic Lumix 1,8/85 mm S: Bei offener Blende ist es schwächer als abgeblendet. Sehr gut ist es ab f/4,5.
Da die Festbrennweite eine sehr deutliche Randabdunklung aufweist, die duch Abblenden geringer, jedoch spontan ansteigend wird, bleibt die Optiknote – trotz der vorbildlich korrigierten Verzeichnung – auf niedrigerem Niveau. Seine Mechanik ist sehr gut, aber unspektakulär.
Viltrox AF 1,8/85 mm Z mit Streulichtschutz und Geli
Gleichfalls eher unaufgeregt sind die Ausstattung und die Mechanik des Viltrox AF 1,8/85 mm Z.
Immerhin bietet es automatische Scharfstellung direkt am Z-Bajonett; nicht rasend schnell, aber das muss auch nicht sein. Ansonsten ist es sehr solide mit viel Metall gefertigt, hat einen sehr guten Streulichtschutz und eine Gegenlichtblende. Schön wäre eine Bajonettabdichtung.
Auch das Viltrox will für höchste Auflösung abgeblendet werden, dann steigt sie von guten bis sehr guten auf ausgezeichnete Werte. Sichtbar spontan ist allerdings seine Vignettierung und gegen die deutliche Verzeichnung sollte die kamerainterne Korrektur eingesetzt werden.
FAZIT: 85-mm-Objektive
Nicht, dass wir das Canon nicht zutrauen würden: Dennoch muss ein Bolide wie das RF 1,2/85 mm L USM erstmal seine enorme Lichtstärke in top Auflösung auf den Sensor bringen. Das ist Canon hier eindrucksvoll gelungen.
Dass das Canon-Makro dagegen etwas blasser aussieht, dürfte den interessierten Fotografen keinesfalls abschrecken. Solide Ware bietet Panasonic für das L-Bajonett, während Z-Fotografen das Viltrox-85er mit Autofokus im Auge behalten sollten.
> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 8/2021 erschienen.
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