Drei Objektive für den anspruchsvollen Fotografen mit Micro-Four-Thirds-Kamera haben wir in diesem Monat getestet. Anspruchsvoll meint, dass dieses Trio von der Bauart her und den technischen Daten darauf ausgelegt ist, in vielen Situationen verlässlich und dauerhaft höchste optische Leistungen zu erbringen. Dafür müssen Interessenten allerdings auch tiefer in die Tasche greifen, denn die Preisempfehlungen bewegen sich zwischen 1000 und 1300 Euro. Ob und für wen sich nun die Anschaffung eines der Modelle lohnt, haben wir im BAS-Digital-Test überprüft.
Dem Micro-Four-Thirds-Standard mit Sensoren mit den Abmessungen 17,3 x 13 mm (kleiner als APS-C) gehören als wichtigste Kamerahersteller Olympus und Panasonic an. Beide Firmen weisen auch die größten Objektivsortimente auf, aus denen wir neuere Modelle mit Zoom im Weitwinkelbereich ausgewählt haben. Von Olympus ist dies das M.Zuiko Digital ED 4/12-100 mm IS Pro, von Panasonic sind es die mit Leica DG Vario-Elmarit gelabelten 2,8-4/8-18 mm Asph. und 2,8-4/12-60 mm Asph. O.I.S.
Das Olympus 12-100 mm IS Pro entspricht im Kleinbildbereich einem 24-200 mm – also einem waschechten, klassischen Superzoom. In Anbetracht der durchgängigen Anfangsöffnung von Blende f/4 wird deutlich, dass es im Vergleich zu den üblichen Superzooms mehr drauf hat und deshalb die Einsortierung in die Pro-Linie durchaus gerechtfertigt ist. Dort befindet es sich mit dem Olympus 2,8/7-14 mm, dem 2,8/12-40 mm oder dem 2,8/40-150 mm in illustrer Gesellschaft.
Zu den Merkmalen der Pro-Reihe gehören die hochwertige Verarbeitung und Ausstattung der Objektive. Die Fassungsqualität ist sehr hoch, da klappert und wackelt nichts. Der schmale, vordere Ring wird zum manuellen Scharfstellen nach hinten gezogen, dann taucht eine Entfernungsskala auf. Für Autofokus geht es in die entgegengesetzte Richtung. Beide Ringe sind aus Metall und sehr griffig und geschmeidig im Lauf.
Das 12-100 mm gehört zu den wenigen Olympus-Objektiven mit eingebautem Bildstabilisator. Er arbeitet in Kombination mit dem sensorbasierten Stabilisator von Olympus-Kameras, und zwar sehr gut. Wird der Stabilisator am Objektiv ausgeschaltet, wird gleichzeitig die Sensorstabilisierung deaktiviert. Die L-Function-Taste am Objektiv deaktiviert den AF und funktioniert dann wie ein Schärfespeicher. Erwähnenswert ist auch die geringe (gleitende) Nahgrenze von 0,15 m im Weitwinkel.
Typisch für die optischen Leistungen von Superzooms sind die Auflösungsschwächen bei den Offenblenden. Das gilt für das Olympus 12-100 mm nicht: Es kann bedenkenlos mit Blende f/4 genutzt werden, nur im Telebereich geht die Auflösung – vernachlässigbar wenig – nach oben, wenn um eine Stufe abgeblendet wird. Ebenfalls ungewöhnlich ist auch die Tatsache, dass das aus China stammende Zoom im Weitwinkel sogar seine höchste maximale Auflösung abliefert. Allzu stark sollten übrigens alle drei Testkandidaten nicht abgeblendet werden, weil sonst sensorbedingt die Beugung die Auflösung herunterzieht.
Schwächen bei der Randabdunklung
Ungewöhnlich gute Werte für ein Superzoom zeigt das 12-100 mm auch bei der Verzeichnung. Im Weitwinkel ist sie tonnenförmig sichtbar, was aber vergleichsweise harmlos ist. Im Tele ist sie gering kissenförmig und bei 35 mm praktisch irrelevant. Ein paar Punkte lässt das Olympus bei der Randabdunklung liegen. Sowohl bei 12 mm als auch bei 100 mm ist die Vignettierung bei Offenblende sichtbar und spontan zunehmend. Bei 12 mm bleibt das auch nach Abblenden um zwei Stufen in den äußersten Ecken so. Ansonsten sind die Werte sehr gut bis ausgezeichnet.
Durch die Kooperation mit Leica gibt es einige Objektive, auf denen groß Leica und klein Panasonic steht. Nach einigen Festbrennweiten wurden auch drei Leica-Zooms mit jeweils Anfangsöffnung f/2,8-4 angekündigt, von denen zwei hier besprochen werden. Das Vario-Elmarit 2,8-4/50-200 mm lässt noch auf sich warten.
Superweitwinkelzoom
Nur ein kurzes 2,25fach-Zoom ist das Leica 2,8-4/8-18 mm Asph., entsprechend 16-36 mm bei Kleinbild. Während vergleichbare Vollformatzooms oft eine konstante Lichtstärke von f/2,8 aufweisen, gibt es hier eine gleitende Anfangsöffnung.
Die Auflösung profitiert bei Offenblende nicht unbedingt davon, denn für beste Werte sollte bei 12 und 18 mm um eine Stufe und bei 8 mm um zwei Stufen abgeblendet werden. Dann sind sie allerdings ausgezeichnet. Der Fairness halber muss erwähnt werden, dass die Leistungen schon bei offener Blende gut (8 mm) bzw. sehr gut sind. Seine Randabdunklung ist typisch für ein Superweitwinkelzoom, aber nicht dramatisch: Sie nimmt mit dem Bildwinkel zu und durch Abblenden ab, wobei sie stets homogen ist. Sehr niedrig ist die Verzeichnung, die zwar durch unterstützende digitale Korrektur erreicht wird, doch nur einen moderaten Auflösungsverlust zu den Bildrändern hin verursacht.
Wie bei der Optik, sind die Erwartungen an die Mechanik eines Leica-Objektivs hoch und sie werden hier auch nicht enttäuscht. Die Fassung ist ausgezeichnet aus Metall gefertigt, es gibt einen Spritzwasserschutz und eine Sonnenblende mit Kunststofffront und Lösetaste, die prima funktioniert. Interessanterweise fährt beim Zoomen die vordere optische Einheit vor und zurück, sodass die Streulichtblende ihre Wirkung passiv anpasst. Nicht so ganz Leica-traditionell ist der Verzicht auf eine Entfernungsskala, manuelles Fokussieren geschieht übrigens über den Ring mit elektronischer Übersetzung. Unter dem Strich steht ein klares Super für das 8-18 mm.
Das über die Mechanik Gesagte trifft in großen Teilen auch auf das Leica DG Vario-Elmarit 2,8-4/12-60 mm Asph. O.I.S. zu. Es verliert im Vergleich ein paar Punkte beim schwächeren Streulichtschutz, wartet allerdings mit einem Bildstabilisator auf.
Optisch zeigt das 12-60 mm eine gute und ausgewogene Auflösung an den aktuellen Sensoren, die nicht an die hohen Werte des 8-18 mm heranreicht. In der kurzen und der mittleren Brennweite erreicht es seinen Maximalwert bereits bei geöffneter Blende, im Telebereich ist dazu ein Abblenden auf f/5,6 nötig. Dort ist dann der bevorzugte Blendenbereich auch kürzer, weil die Beugung im Gegensatz zu 12 und 25 mm früher wirkt. Die Randabdunklung ähnelt sehr stark derjenigen beim Olympus 12-100 mm.
Auch hier sind spontane Vignettierungssprünge bei offener Blende der Anfangs- und Endbrennweiten festzustellen, die beim Abblenden allerdings verschwinden. Eine Verzeichnung ist nur bei 12 mm sichtbar, ansonsten (auch digital) wegkorrigiert. Das reicht unter dem Strich für ein knappes Super.
Testbilder
FAZIT
Alle drei Testkandidaten können wir empfehlen. Beeindruckend schneidet das Olympus 4/12-100 mm ab. Unser Laborchef Anders Uschold lobt:
„In der Summe ist die optische Leistung für ein Superzoom als herausragend einzustufen.“
Interessant ist das 12-100 mm auch für Panasonic-Fotografen, denen aus dem eigenen Stall nur ein 14-140 mm zur Verfügung steht. Etwas unerwartet zeigt sich das komplexer zu konstruierende Superweitwinkelzoom Leica 8-18 mm leistungsfähiger als das verlängerte Standardzoom 12-60 mm der gleichen Marke. Ob sich da der Geburtsort Japan gegenüber China vorteilhaft bemerkbar macht?
Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Olympus M.Zuiko Digital ED 4/12-100 mm IS PRO, Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 2,8-4/8-18 mm Asph., Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 2,8-4/12-60 mm Asph. O.I.S.).
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 12/2017 veröffentlicht.
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