Rein äußerlich hat sich gegenüber der Vorgängerin X-T2 wenig geändert. Dass die Fujifilm X-T3 knapp 1 cm tiefer ist, liegt am etwas größeren Griff und dem leicht nach hinten versetzten Sucher – dies hat den Vorteil, dass der Fotograf nicht so schnell mit der Nase auf den Monitor stößt. Ansonsten sind das spritzwassergeschützte Magnesiumgehäuse und die klassischen Bedienelemente weitgehend unverändert: Statt eines Moduswahlrads setzt Fuji auf ein Zeitenrad und einen Blendenring an den XF-Objektiven. Auch für ISO und Belichtungskorrektur gibt es Einstellräder, das ISO- und das Zeitenrad sind mit einer zweiten Ebene für Drive-Modi und Belichtungsmessung unterlegt. Das AF-Messfeld lässt sich entweder per Joystick oder – neu – per Touch verschieben, beides auch im Sucherbetrieb. Allerdings reagiert der Touchscreen etwas träge und vor allem bei der Nutzung des Suchers wird das Verschieben des Messfeldes zum Geduldsspiel. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Werkseinstellung Touch-Funktionen auf dem Monitor liegen: Nach oben wischen aktiviert zum Beispiel das Histogramm und so kann man versehentlich statt das AF-Messfeld zu verschieben andere Funktionen aufrufen. Wir empfehlen daher zumindest im Sucherbetrieb den Joystick zu verwenden oder die Touch-Funktionen zu deaktivieren. Der Touchscreen lässt sich auch in der Bildwiedergabe zum Weiterblättern und Zoomen sowie für das Quick- und Video-Menü nutzen, nicht aber für das Hauptmenü.
Ansonsten hat der Monitor die von der X-T2 gewohnte spezielle Schwenk- und Kippvorrichtung, das heißt, er kann nicht nur nach oben und unten, sondern seitlich ausgeklappt werden, beispielsweise für Hochformataufnahmen vom Stativ. Die Selbstportraitposition oder das geschützte Einklappen sind aber nicht möglich. Deutlich verbessert zeigt sich der elektronische Sucher, der nun statt 2,4 rund 3,7 Millionen Bildpunkte auflöst; die minimal geringere Vergrößerung (0,75 statt 0,77x) macht sich in der Praxis kaum bemerkbar. Standardmäßig hat er eine Wiederholrate von 60 B/s, per Boost (mit erhöhtem Stromverbrauch) lässt er sich auf 100 B/s erhöhen. Eine Neuerung ist der Sport-Sucher-Modus. Hierbei blendet die Kamera eine Markierung ein, die einem 1,25x-Crop entspricht und nimmt den Bereich innerhalb der Markierung auf (ca. 16,6 Megapixel). Verbessert hat Fuji den Dioptrienausgleich: Das Einstellrad ist nun arretierbar.
Eine der großen Stärken der Fujifilm X-T3: die Videoaufzeichnung
Im Kameramenü sind sind für die Videoaufzeichnung alleine fünf Seiten mit Einstellungen reserviert. Als erste APS-C-Kamera nimmt sie 4K mit 60 Bildern/s auf – und zwar sowohl in 16:9 (3840 x 2160 Pixel) als auch in DCI-4K (4096 x 2160 Pixel, 17:9, auch als Cinema-4K bekannt), allerdings mit moderatem 1,25fach Crop. Ab DCI-4K mit 30 Bildern/s wird die gesamte Bildbreite erfasst. Die Verarbeitung der enormen Datenmengen übernimmt der neue X-Prozessor 4 mit vier Kernen, der erstmals die Nutzung des besonders effektiven, aber rechenintensiven H.265-Codecs ermöglicht. Trotzdem liegt die Datenrate bei 200 MBit/s, im schnittfreundlicheren All-I-Modus mit Einzelbildkomprimierung sogar bei 400 MBit/s. In allen anderen Videomodi (ab DCI-4K/30p) lässt sich alternativ auch der weiter verbreitete H.264-Codec nutzen. Die maximale Cliplänge liegt bei knapp 30 Minuten, außer in den am höchsten auflösenden 4K-Modi – hier lassen sich 20 Minuten am Stück aufzeichnen. Bis zu fünffache Zeitlupen (120p auf 24p) in Full-HD sind ebenfalls möglich, allerdings mit 1,29fachem Crop.
Ein weiterer Vorteil des H.265-Codecs ist, dass die Kamera auf der Speicherkarte mit 10 Bit Farbtiefe aufnehmen kann; bei H.264 nur mit 8 Bit (Farbunterabtastung jeweils 4:2:0), per HDMI kann sie in jedem Fall 10 Bit mit 4:2:2 ausgeben. Sinnvoll ist die Aufzeichnung mit hoher Farbtiefe, vor allem wenn F-Log-Gamma aktiviert ist – dann steht optimales Ausgangsmaterial für die Nachbearbeitung zur Verfügung. Wer schon in der Kamera einen Look auf die Videos legen will, kann unter anderem zu der aus der Fuji X-H1 bekannten Filmsimulation Eterna greifen. Ende des Jahres will Sony per Firmware-Update Hybrid Log Gamma (HLG) für den HDR-Workflow nachliefern. Zur Verbesserung der Videoqualität gibt es eine zuschaltbare „4K Interframe Rauschminderung“, die zwei Blendenstufen Gewinn bringen soll, indem Differenzdaten aus benachbarten Frames herangezogen werden. Für die Tonaufnahme stehen eine Mikrofon- und eine Kopfhörerschnittstelle zur Verfügung. Die Schnittstellenabdeckung ist übrigens komplett abnehmbar, um die Kamera besser in ein Rig integrieren zu können. Praktisch für die Videoaufnahme: Die Kamera kann per USB-C mit Strom versorgt werden, um die Laufzeit zu verlängern – mit einer Akkuladung ist sonst nach 40 Minuten Schluss.
Auch der Autofokus der Fujifilm X-T3 ist bei der Videoaufzeichnung gut nutzbar: Die Schärfe wurde im Test mit dem Kitobjektiv XF 2,8-4/18-55 mm R LM OIS angenehm sanft und ohne Ruckeln verlagert. Bei der manuellen Fokussierung hilft unter anderem eine Peaking-Anzeige und auch eine Zebra-Warnung vor überbelichteten Bildbereichen ist an Bord. Weitere Videofunktionen: Timecode und Windfilter. Unter dem Strich ist die X-T3 eine herausragende Videokamera, die Aufnahmen in unserem Test waren extrem detailreich und brillant.
uch sonst ist die X-T3 sehr gut ausgestattet. Zu den bekannten Fuji-typischen Eigenschaften gehören die Filmsimulationen, eine Filmkornnachbildung, Intervallaufnahmen, Mehrfachbelichtungen, Schwenkpanoramen, diverse Effektfilter, ein integrierter Raw-Konverter und eine Augenerkennung. Letztere hat Fuji gegenüber den bisherigen Kameras verbessert. So funktioniert nun auch die Autofokusnachführung. Der mechanische Verschluss wird von einem elektronischen ergänzt, der das lautlose Auslösen und Zeiten bis zu 1/32.000 s ermöglicht – allerdings mit den üblichen Nachteilen: Blitzen ist nicht möglich, Rolling-Shutter-Effekte können auftreten (fallen aber relativ gering aus) und bei flackerndem Kunstlicht und kurzen Verschlusszeiten können horizontale Streifen im Bild entstehen. Pluspunkte gibt es auch für die zwei Speicherkartenlaufwerke, die beide UHS-II-Karten unterstützen. Eines der wenigen Ausstattungsmerkmale, die wir vermisst haben, ist der Bildstabilisator mit Sensor-Shift – den gibt es bei Fuji nach wie vor nur in der größeren X-H1. Die Akkulaufzeit liegt gemessen nach CIPA-Standard bei 390 Aufnahmen mit Monitor. Mit dem Batteriegriff VG-XT3, der zwei weitere Akkus aufnimmt, sollen 1100 Bilder möglich sein.
Geschwindigkeit und Bildqualität der Fuji X-T3
Die Fujifilm X-T3 ist eine der schnellsten Kameras, die wir je getestet haben. Der Autofokus stellt praktisch verzögerungsfrei scharf (wir haben 0,07 s Auslöseverzögerung ermittelt). Im Serienbildmodus schießt die X-T3 knapp 30 Bilder/s, allerdings nur mit elektronischem Verschluss und leichtem Crop (1,25fach, 16,6 Megapixel) – und auch nur für ein bis zwei Sekunden in Folge. Bei 20 Bildern/s mit E-Verschluss entfällt der Crop und die Serienbildlänge bei JPEGs erhöht sich auf rund vier Sekunden. 11 Bilder/s sind mit mechanischem Verschluss möglich, bei JPEGs laut Fuji für 145 in Folge, wir haben mit der schnellsten UHS-II-Karte sogar über 200 JPEGs (Qualitätsstufe normal) gemessen. Bei komprimierten Raws sind wir auf 47 in Folge gekommen. Stark: Die X-T3 führt in allen Serienbildeinstellungen den AF nach und das fast über das gesamte Bild (90% Abdeckung). Auch sonst wurde die AF-Nachführung deutlich verbessert. Im Praxistest hatten wir bei Vögeln im Flug eine hohe Trefferquote.
Weniger erfreulich fallen dagegen die Ergebnisse des JPEG-Labortests in Bezug auf die Auflösung auf. Trotz des höher auflösenden Sensors haben wir mit demselben Referenzobjektiv eine niedrigere Auflösung gemessen. Die XT-2 erreicht beispielsweise bei ISO 200 20,8 effektive Megapixel, die X-T3 nur 18,8. Den Vorsprung hält die X-T2 über den gesamten ISO-Bereich. Noch deutlicher fällt der Auflösungsrückstand gegenüber den beiden Sony-Modellen im Test auf. Nur die beiden Leica-Kameras haben eine deutlich niedrigere Auflösung. Leicht verbessert zeigt sich dagegen die Artefaktnote (2,5 statt 3,0) – Fuji scheint die Bilder weniger aggressiv aufzuarbeiten, was auch die niedrigere Auflösung erklären würde. Kaum Veränderungen gibt es beim sehr guten Rauschverhalten, der Belichtungsumfang ist dagegen etwas schlechter als bei der X-T2.
Die Laborergebnisse bestätigen sich auch im Praxistest mit dem XF 2,8-4/18-55 mm R LM OIS. Die Aufnahmen der Fuji-Kameras mit dem 24-Megapixel X-Trans-Sensor wirken etwas knackiger und detailreicher. Unter dem Strich liegt die Bildqualität nach unserer Wertung rund zwei Prozentpunkte hinter den anderen Fuji-Kameras im Testfeld und vier Prozentpunkte hinter der Sony Alpha 6300. Trotzdem ist die Bildqualität insgesamt sehr gut – und sicher lässt sich aus den Raws noch mehr herausholen (zum Testzeitpunkt haben die Adobe Raw-Konverter die X-T3 noch nicht unterstützt).
Unser Fazit zur Fujifilm X-T3
Die Fujifilm X-T3 begeistert vor allem mit ihrem starken Videomodus und extrem schnellen Serienbildern. Dass sie unter dem Strich etwas schlechter abschneidet als ihre Vorgängerin liegt vor allem an der niedrigeren Auflösung im Test. X-T2-Besitzer, die in erster Linie fotografieren, können sich freuen: Sie besitzen nach wie vor eine der besten spiegellosen Systemkameras mit APS-C-Sensor. Der Preistipp geht an die Sony Alpha 6300, die zum Straßenpreis von 800 Euro sogar die beste Bildqualität im APS-C-Segment bietet.
Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test (Fujifilm X-H1, Fujifilm X-Pro2 Firmware-Version 4, Fujifilm X-T2, Fujifilm X-T3, Leica CL, Leica TL2, Sony Alpha 6300, Sony Alpha 6500).
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 11/2018 erschienen. Zur Einzelheftbestellung gelangen Sie hier.
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