
Eine Kombination aus Dauerlicht und Blitz bringt vor allem für die Kreativfotografie viele Vorteile. Mit dem Dauerlicht lassen sich mit mehrsekündigen Verschlusszeiten Bewegungsverläufe festhalten, der Blitz sorgt für ein scharfes Anfangs- oder Endbild.
© Adobe Stock/master1305Das klassische Studio-Blitzlicht gerät angesichts der zunehmenden Bedeutung von Video-Formaten und der Leuchtleistung moderner LED-Lampen zunehmend außer Mode. Lohnt es sich für Fotografen noch, auf klassische Kompaktblitze zu setzen? Welche Vor- und Nachteile bringt ein Wechsel auf LED mit sich? Und was kann nur der Blitz? Schauen wir uns dazu die Eigenarten der verschiedenen Systeme näher an. Schon jetzt sei verraten: Das richtige System hängt in erster Linie vom Einsatzzweck ab.
Blitzlicht – höchste Bildqualität
Geht es um maximale Schärfe, führt im Studio nach wie vor kein Weg am Blitz vorbei. Die extrem kurzen Abbrennzeiten frieren selbst schnelle Bewegungen optisch brillant ein, wo bei Dauerlicht Unschärfen entstehen können. Zudem ermöglicht die hohe Leistung eines Studioblitzes Fotografieren mit der niedrigsten Sensorempfindlichkeit und damit dem geringsten Rauschen. Die rasante Kameraentwicklung der letzten Jahre generiert dabei sowohl Argumente für als auch gegen den Blitz. Auf der einen Seite profitiert die mittlerweile extrem hohe Sensorauflösung von optimalen Bedingungen bei der Aufnahme, also dem klassischen Blitzlicht. Auf der anderen Seite bleibt das Bildrauschen moderner Kameras auch bei höheren ISO-Werten auf einem akzeptablen Niveau, was wiederum das Dauerlicht ins Spiel bringt.
Blitz versus Dauerlicht: Das richtige Licht hängt vom Einsatzzweck ab. Die kurze Abbrenndauer eines Studioblitzes ermöglicht es, selbst schnelle Bewegungen in hoher Qualität optisch einzufrieren.
© Adobe Stock/master 1305Abgesehen von diesen qualitativen Faktoren gibt es aber noch einen kleinen, ganz pragmatischen Grund, der zumindest auf den ersten Blick für das Blitzlicht spricht: Da Kameras ohne Spiegel keine Auslösegeräusche erzeugen, weiß Ihr Model bei Dauerlichtaufnahmen nicht, wann Sie auslösen, und findet dadurch keinen natürlichen Rhythmus. Alternativ können Sie dieses Problem aber auch damit umgehen, indem Sie den mechanischen, hörbaren Verschluss an der Kamera aktivieren.
Welche Arten von Dauerlicht gibt es?
Bevor wir uns auf der anderen Seite nun mit den Eigenarten und den Vorteilen von Dauerlicht beschäftigen, lohnt es sich, zunächst die verschiedenen Arten von Dauerlicht zu unterscheiden. Rein begrifflich umfasst Dauerlicht alle anhaltenden Lichtquellen, von natürlichem Licht – im Studio beispielsweise durch ein großes Fenster – über Taschenlampen und Kerzen bis hin zu LED-Lichtern. Abgesehen von Kreativprojekten liegt der Fokus in der Fotografie meist auf LED-Varianten. Warum? Natürliches Licht verändert sich im Verlauf des Tages für einen einheitlichen Look zu stark, die meisten anderen Optionen eignen sich nur für Effekte.
Wo kommt Dauerlicht zum Einsatz?
Doch auch bei den LEDs gibt es Unterschiede. Neben Stäben und Flächenpaneelen, die oft und gerne im Filmbereich eingesetzt werden, eignen sich für fotografische Zwecke vor allem Systeme in Form eines klassischen Kompaktblitzes, Bajonett-Anschluss für Lichtformer inklusive. Das hat mehrere Vorteile. Zum einen sind Sie bei der Lichtgestaltung im Studio dadurch deutlich flexibler, zum anderen können Umsteiger häufig ihre bisherigen Blitz-Lichtformer weiter verwenden.
Was ist der Nachteil beim Dauerlicht?
Der größte und einzige Nachteil dieser Option ist die im Vergleich zum Blitz geringere Leuchtkraft. Insbesondere bei diffusen Lichtformern wie Softboxen oder großen Schirmen sind für korrekt belichtete Aufnahmen je nach Blende und Verschlusszeit schnell ISO-Werte im vierstelligen Bereich nötig. Achten Sie beim Kauf deshalb zumindest für Ihr Hauptlicht auf eine Leistung von mindestens 300 Watt. Empfehlenswert sind hier Modelle von Godox. Wer mehr Budget zur Verfügung hat, findet professionelle Optionen bei Aputure. Übrigens: Auch LEDs können heiß werden, hängen Sie also keine brennbaren Gegenstände direkt über das Leuchtelement, und verwenden Sie immer einen Lichtformer!
Gründe für den Umstieg auf Dauerlicht
Doch warum sollten Sie überhaupt von Blitz- auf Dauerlicht umsteigen? Es gibt hierfür mehrere Gründe: Zunächst einmal ermöglicht Ihnen ein Dauerlicht-Setup, mit dem gleichen Licht Fotos und Videos aufzunehmen, was vor allem von E-Commerce-Kunden immer häufiger angefragt wird. Darüber hinaus erhalten Sie bei Kameras mit digitalem Sucher bereits beim Blick durch die Kamera eine perfekte Vorschau auf die Belichtung und das Licht-Setup des fertigen Bildes. Und auch hier gibt es noch einen weiteren, pragmatischen Punkt, der vor allem bei Porträts einen sichtbaren Unterschied zum Blitz machen kann: Durch das helle Dauerlicht sind die Pupillen des Models kleiner.
Kameraeinstellungen
Relevante Unterschiede gibt es auch bei den Kameraeinstellungen. Aufgrund der kurzen Abbrennzeit spielt die Verschlusszeit beim Blitzen keine Rolle, abgesehen von der Tatsache, dass die Blitzsynchronisationszeit nicht unterschritten werden sollte. 1/160 Sekunde ist hier in der Regel ein guter Wert. Ganz anders dagegen beim Dauerlicht. Je kürzer die Verschlusszeit, desto dunkler das Bild. Um ein schnell posierendes Model scharf abzulichten, sollten Sie Ihre Verschlusszeit auf etwa 1/200 Sekunde verkürzen, was bei Blendenwerten von f5.6 bis f8 dann zu den oben genannten vierstelligen ISO-Werten und damit selbst bei modernen Kameras zu leichtem Rauschen in den Tiefen führt. Andererseits bietet Ihnen Dauerlicht so die Möglichkeit, durch Variationen der Verschlusszeit absichtlich Bewegungsunschärfen zu provozieren und so eher ungewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.
Mit Lichtkombinationen experimentieren
Noch interessanter wird es, wenn Sie beginnen, mit verschiedenen Lichtern zu experimentieren. Bei Aufnahmen in einem Hotelzimmer beispielsweise können Sie Ihr Hauptlicht und die Verschlusszeit so anpassen, dass das Licht der Stehlampe im Hintergrund oder auch durchs Fenster hereinfallendes, diffuses Tageslicht perfekt zur Geltung kommen. Das funktioniert mit Dauerlicht ebenso wie mit Blitz. Bei anderen Experimenten ist allerdings die Kombination Blitz plus Dauerlicht empfehlenswert. Durch das Blitzlicht wird das Hauptmotiv selbst bei mehrsekündigen Verschlusszeiten auf dem Bild optisch eingefroren, wodurch Sie die übrige Zeit für Lichtmalereien oder Effektlichter nutzen können. Wichtig dabei: Dunkeln Sie das Studio komplett ab, um Lichtverschmutzung durch einfallendes Tageslicht zu verhindern.
Mobiles Fotografieren
Und noch ein letzter Punkt spielt bei der Wahl zwischen LED und Blitz eine Rolle: die Fotografie on Location, ohne Stromanschluss. Typische Beispiele sind hier Hochzeits- oder Eventaufnahmen, aber auch Porträt- und Modefotografie. Die kompakteste und einfachste Option ist der Aufsteckblitz, mit allen Einschränkungen, die eine örtlich gebundene, punktuelle Lichtquelle mit sich bringt. Flexibler und professioneller sind Akku-Lichter, die auf einem Stativ unabhängig von der Kamera betrieben werden können.
Sowohl im Segment Blitz als auch bei den Dauerlichtern gibt es hier verschiedene Optionen. Auf Blitzseite beispielsweise den Godox AD600 Pro II, auf LED-Seite etwa den Sirui C300. Günstiger wird es bei den Panels, hier sind Modelle von Neewer für Amateure gut geeignet. Vor allem bei längeren Fotosessions spielt die Akku-Kapazität eine wichtige Rolle. Hier ist der Blitz mit seinem nur punktuellen Strombedarf tendenziell im Vorteil. Allerdings: Auch im Freien werden häufig Video-Aufnahmen gewünscht.
Fazit
Das perfekte Licht hängt immer vom gewünschten Einsatzzweck ab. Wer flexibel bleiben möchte und bisher auf Blitzsysteme gesetzt hat, ist mit einem leistungsstarken LED-Licht mit Bajonett-Anschluss als Ergänzung gut beraten. Wer sich komplett neu einrichten möchte, sollte sich in Zeiten steigenden Video-Bedarfs eher auf die Seite der Dauerlicht-Nutzer schlagen – und bei Bedarf einen Einzelblitz für Kreativfotografie ergänzen.
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