Auf dem Profimarkt erfolgreich zu sein, heißt hinsichtlich Robustheit, technischem Know-how und optischer Klasse die Maßstäbe zu setzen. Dieses Renommee wirbt kräftig für die Verkäufe in den anderen Klassen.
Das ist heute so, das galt aber vor allem auch zu analogen Zeiten, als Kameras langlebig und robust sein mussten. Die Profi-Kameras von gestern, die für den Normalverbraucher damals kaum erschwinglich waren, leisten bis heute vorbildlich ihren Dienst - und sind auf dem Gebrauchtmarkt heute als Schnäppchen zu bekommen.
Filmbasierte Kameras haben nach dem Siegeszug der Digitalen einen rapiden Preisverfall erlitten. Highend-Boliden ihrer Generation wurden bezahlbar, weil bei recht großem Angebot die Nachfrage nachlässt.
Schraub-Leica - Die Kleinbild-Revolution
Die Devise „Kleine Kamera – großes Bild“ setzte Oskar Barnack, Leiter der Entwicklungsabteilung der Ernst Leitz Werke in Wetzlar, 1914 mit der Ur-Leica konsequent um. Er verwendete erstmals den Kinofilm für ein 24x36-mm-Kleinbildformat, noch heute das Maß für das Digital-Vollformat. Hieraus entstand die kompakte Schraub-Leica mit gängigen Wechselobjektiven, an die die digitale Leica X1 immer noch erinnert.
Dieses Kamerakonzept ermöglichte erstmalig dynamische Reportage-Fotografie. Das spontane, verdeckte Festhalten des Alltags hatte hier im Gegensatz zur schwerfälligen Plattenfotografie ihren Ursprung. Meisterwerke, wie zum Beispiel die Motive von Henri Cartier-Bresson, wären ohne dieses Werkzeug schwer möglich gewesen.
Franke & Heidecke Rolleiflex 2,8 -Bildgestaltung pur
Wer über zweiäugige Spiegelreflexkameras spricht, meint Rolleiflex. Die Idee, für Bildbetrachtung und Aufnahme zwei Objektive einzusetzen, verfeinerte Franke & Heidecke seit 1928 immer weiter. In der Rolleiflex 2,8F fand sie ihren feinmechanischen Höhepunkt: großes Filmformat, ein heller, permanent das Motiv zeigender Sucher und ein leiser Zentralverschluss für kürzeste Blitzzeiten.
Leica M - Der Reportage-Klassiker
Das Leica M-Kamerakonzept mit ihrem Messsucher ist zeitlos. Eingeführt 1954 mit der Leica M3 hat es sogar den Sprung ins digitale Zeitalter mit der Leica M8 geschafft und bietet heute „Oskar-Barnack-Format“ in digitaler Vollendung. Das besondere Sucher-Erlebnis, die Wertigkeit aus Messing und Stahl gepaart mit Hochleistungsobjektiven ist emotionales Erlebnis pur.
Vor der Ära der Profi-Spiegelreflex-Fotografie war diese Kamerareihe bis in die siebziger Jahre die konkurrenzlose Reportage-Kamera. Fotografen wie Robert Lebeck schufen mit diesem schnellen Werkzeug Maßstäbe für engagierte, einfühlsame Reportage-Bilder. Ihre legendäre Robustheit hat sich in diesem Feld ausgezahlt.
Hasselblad 500C/M - Der Profi-Typ
Keine Kamera im Mittelformat hat die Profi-Fotografie derart verändert wie das Würfel-Prinzip der Hasselblad. Ein konsequent modulares System aus Filmmagazin, Gehäuse und Objektiv waren die Grundlagen dieses einzigartigen Systems. Insbesondere die Modellreihe Hasselblad 500C/M prägte ab 1957 über 30 Jahre die professionelle Studio- und Werbefotografie und sorgte für eine einmalige Erfolgsgeschichte.
Nikon F - Die Arbeitsmaschine
Die Nikon F (1959) gilt als Urtyp aller professionellen Kleinbild-System-SLR-Kameras. Obwohl sie zu ihrer Zeit eigentlich nur mit einer technischen Neuheit aufwartete (100%-Sucher), vereinte diese Kamera alle Funktionen damaliger Zeit. Das modulare System ließ optimalen Einsatz in den verschiedensten Profibereichen zu. Amerikanische Kriegsreporter machten dieses System weltweit bekannt, ihre spektakulären Aufnahmen gingen werbewirksam für Nikon durch die Welt.
Aber erst die Nachfolgerin, die Nikon F2 (1971), verschaffte der Firma Nikon eine konkurrenzlose Position im professionellen Kleinbild-Bereich. Sie gilt bis heute als beste voll-mechanische Kamera im KB-Feld.
Anfänglich von den Profis wegen des elektronischen Verschlusses kritisch beäugt, zeigt die klassisch gestylte Nikon F3, dass äußerste Robustheit und Störungsunauffälligkeit durchaus mit elektronischen Komponenten vereinbar ist.
Canon F - Die Verkannte
Canon schickte 1971 die F-1 ins Rennen um die Gunst der Profis, um die Nikon-Dominanz zu brechen. Sie wies alle Tugenden einer professionellen Kamera der 70er-Jahre auf: robustes Gehäuse, mechanisch gebildete Verschlusszeiten, Motoranschluss, TTL-Messung, Wechselsucher und -rückwand. Das Belichtungsmesssystem war im Gehäuse integriert und damit als Vorteil zur Nikon von Wechselsuchern unabhängig.
Da schon ein Jahr später Nikon die F2 vorstellte, war die Canon F-1 nur für ein Jahr die Königin ihrer Klasse. Nikons Vormachtstellung Anfang der 80-er konnte auch das Nachfolgemodell F-1(n) nicht brechen.
Olympus OM - Die Schöne
Die Olympus OM-Kameras (1972-2002) erreichten zwar nur semiprofessionellen Status, jedoch zeigte gerade 1987 die letzte Baureihe, die Olympus OM-4 Ti, dass technische Leckerbissen und kompakte Schönheit in einer Spiegelreflexkamera unter einen Hut zu bringen waren: Die autodynamische Messsteuerung, die Spotmessung mit bis zu acht individuellen Messpunkten und Verschlusszeiten bis zu 1/2000 Sekunde mit Blitzsynchro machten das Modell zu einer High-End-Spiegelreflex. Wer heute diese Kameras in der Hand hält, ist begeistert von feinster Verarbeitung, Wertigkeit und Grazilität.
Mamiya RB/RZ 67 - Das Studio-Tier
Mamiya hat mit seinen 6x7-Mittelformatmodellen in der People- und Modefotografie seit den 70er-Jahren seinen Marktanteil stetig ausbauen können. Verantwortlich zeichnen hierfür Vorteile – gerade gegenüber der als Maßstab geltenden Hasselblad-Konkurrenz – wie das dynamische 6x7-Format, der Magazindrehrahmen von Quer- zu Hochformat und eine präzise Balgenfokussierung, die ohne Zubehör Nahaufnahmen möglich machte.
In der stationären Studiofotografie war eine gewisse Unhandlichkeit nicht störend. Unterstützt wurde die Erfolgslinie sicher auch durch eine moderate Preispolitik. Die Neupreise der Wechselobjektive betrugen nur die Hälfte der vergleichbaren Hasselblad-Zeiss-Linsen.
Pentax 6x7 - Mittelformat in Aktion
Ein Kamerasystem, das über 30 Jahre auf dem umkämpften Profimarkt überlebt, muss seine Qualitäten haben. Dieses Mittelformat-Urvieh vereint die Vorteile des Kleinbilds und des Mittelformats: einerseits das schnelle Fotografieren in Augenhöhe, der flotte Schlitzverschluss und Filmtransport per Spannhebel, andererseits das riesige Bildformat 55x70 mm. Ein breites Objektivsortiment zu moderaten Preisen war mitverantwortlich für den großen Erfolg. Trotz voluminöser Maße und hohen Gewichts ist die 6x7 gut handzuhaben.
Canon EOS - Der Durchbruch
Die Autofokus-Ära brachte für Canon den Durchbruch im Profimarkt. Obwohl Nikon mit der F4 den Startschuss in diesem Segment gab, schlug 1989 die Canon EOS-1 wie eine Bombe ein: Mit präzisem Autofokus und einer Seriengeschwindigkeit von 5,5 Bildern/Sekunde, verbunden mit einem ausgesprochen bedienfreundlichen Gehäuse, überrundete Canon den Erzrivalen Nikon bei den Profis in kürzester Zeit. Die aufwändigen L-Objektive mit elektronischer Kommunikation zwischen Body und Linsen, schnellem Ultraschall-Fokussiermotor und später IS-Technik zur Bildstabilisierung begünstigten den Erfolg.
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