Analoge Fotografie ist immaterielles Kulturerbe in Deutschland

Die Kulturministerkonferenz der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien haben gestern bestätigt, 18 lebendige Traditionen in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der Unesco aufzunehmen - darunter auch die analoge Fotografie. Der Deutsche Fotorat hatte sich für die Aufnahme stark eingesetzt.

Damian Zimmermann

Damian Zimmermann ist leitender Redakteur beim fotoMAGAZIN.

Ein Porträt auf einer Kollodium-Nassplatte - ein analoges Verfahren, dass 1850/51 erfunden wurde.

Ein Porträt auf einer Kollodium-Nassplatte – ein analoges Verfahren, dass 1850/51 erfunden wurde.

Damian Zimmermann

Als analoge fotografische Verfahren werden die Gesamtheit aller chemischen Techniken bezeichnet, mit denen ein Abbild auf einem Trägermaterial (z. B. Papier, Glas, Zelluloid und Leinwand) erzeugt wird. Mittels optischer Systeme wird ein Lichtbild auf ein lichtempfindliches Medium projiziert und längerfristig gespeichert. Daher bedeutet „Fotografie“, aus dem Altgriechischen abgeleitet, auch so viel wie „mit Licht zeichnen“. Durch die Entwicklung des Films mithilfe chemischer Reaktionen wird das fixierte Bild als Negativ oder Positiv-Unikat sichtbar und kann in einem zweiten Prozessschritt in der Dunkelkammer als Positiv-Abzug entwickelt und vervielfältigt werden. 

Insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert wurde eine Vielzahl von Techniken und Verfahren zur Vervielfältigung in der Fotografie entwickelt, die unsere Gesellschaft seitdem fundamental geprägt haben. Das Wissen um Herkunft und Anwendung analoger Fotografieverfahren verschwindet aufgrund digitaler Angebote allmählich aus dem Alltag und wird nur noch von wenigen Spezialistinnen und Spezialisten in seiner ganzen Komplexität erlernt und gelehrt. Gleichzeitig erfährt die analoge Fotografie als Freizeitbeschäftigung und künstlerische Ausdrucksform eine Wiederbelebung.

Über Gruppen in sozialen Medien, Magazine und Video-Tutorials wird heutzutage grundlegendes Wissen um analoge Fototechniken niedrigschwellig weitergegeben. In jährlich stattfindenden Festivals, wie dem analogueNOW! in Berlin, können sich Interessierte und Praktizierende zudem aktiv miteinander vernetzen, um Einblicke in Fachwissen und Techniken zu erhalten und die Kulturform lebendig zu gestalten.

Das Entwickeln von Fotos in der Dunkelkammer ist ein wichtiger Teil der analogen Fotografie.

Das Entwickeln von Fotos in der Dunkelkammer ist ein wichtiger Teil der analogen Fotografie.

AdobeStock/Lightfield Studios

Die Präsidentin der Kulturministerkonferenz und Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus Barbara Klepsch erklärt: „Die Neuaufnahmen sind Ausdruck der lebendigen kulturellen Vielfalt und Kreativität in Deutschland. Das Immaterielle Kulturerbe ist ein wichtiger Bestandteil unserer kulturellen Identität. Die Aufnahme neuer Traditionen und Praktiken würdigt das Engagement der Gemeinschaften, die dieses Erbe pflegen und weitertragen. Es verbindet Menschen, fördert den interkulturellen Dialog und stärkt den sozialen Zusammenhalt. Ich danke allen Beteiligten, die sich für den Erhalt und die Weitergabe dieser Traditionen einsetzen. Ihr Engagement trägt dazu bei, dass das Immaterielle Kulturerbe auch für zukünftige Generationen lebendig bleibt.“

Die Deutsche Unesco-Kommission begründet die Auswahl damit, dass das Wissen um die Herkunft und die Anwendung analoger Fotografieverfahren allmählich aufgrund digitaler Angebote aus dem Alltag verschwindet und „nur noch von wenigen Spezialistinnen und Spezialisten in seiner ganzen Komplexität erlernt und gelehrt wirdd. Gleichzeitig erfährt die analoge Fotografie als Freizeitbeschäftigung und künstlerische Ausdrucksform eine Wiederbelebung.“

Mit der Aufnahme in das Bundesverzeichnis ist die analoge Fotografie allerdings noch nicht automatisch auf einer der drei internationalen Unesco-Listen des Immateriellen Kulturerbes. Dies wäre der nächste Schritt.

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