Im Test: Lange Telezooms von Canon, Nikon und Sigma

Immense Preisunterschiede finden sich im Testtrio Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM, Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S und Sigma 5-6,3/150-600 mm DG DN OS Sports.

Porträt Lars Theiß

Lars Theiß

Praxis-Redakteur, seit 1995 im fotoMAGAZIN-Team.

Drei Telezooms fürs Vollformat

Für die am weitesten verbreiteten spiegellosen Vollformatsysteme gibt es neue Telezoomobjektive, die wir in den BAS-Digital-Test geschickt haben.

Fotos: © Hersteller

Für die am weitesten verbreiteten spiegellosen Vollformatsysteme gibt es neue Telezoomobjektive, die wir in den BAS-Digital-Test geschickt haben. Sie zeichnen sich durch sehr lange Endbrennweiten aus und sind damit besonders für Tier- und Sportfotografen interessant.

> Die Testobjektive auf einen Blick

Am günstigsten mit rund 700 Euro Straßenpreis ist das Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM. Mehr als vier Mal so kostspielig ist das Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S, dessen Straßenpreis von knapp 3000 Euro sich an der Preisempfehlung orientiert. Letzteres gilt auch für das Sigma 5-6,3/150-600 mm DG DN OS Sports für Leica L oder Sony E, für das etwa 1400 Euro aufgerufen werden. Wir erklären Ihnen, was Sie für Ihr Geld bekommen.

Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM

Canon setzt beim RF 5,6-8/100-400 mm IS USM auf das schon bei anderen RF-Objektiven angewandte Konzept, für einen vergleichsweise sehr geringen Preis möglichst viel zu bieten, um auch die finanzschwächere Kundschaft ins Boot namens EOS R zu holen. Also müssen verständlicherweise Abstriche gemacht werden, die sich an allen Enden auch zeigen: von der fehlenden Dichtungslippe am Bajonett bis zur Streulichtblende (ET-74B als Zubehör, 99 Euro).

Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM

Geringe Größe und Gewicht sind Pluspunkte des Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM. Die Nachteile liegen in der Lichtstärke und Ausstattung.

Foto: © Canon

Die geringe, gleitende Lichtstärke (bei 400 mm eine volle Blendenstufe weniger als beim Nikkor) senkt ebenso wie eine spartanische Ausstattung die Kosten – und das Gewicht. Immerhin „rettet“ der eingebaute Image Stabilizer so manche von Verwacklung bedrohte Aufnahme. Mit dem Steuerring, dem Zoom-Lock und einer Extender-Kompatibilität sind einige Basics im Leichtgewicht integriert.

Die Kombination aus langen Brennweiten und geringen Lichtstärken bewirkt, dass – mit Ausnahme von 100 mm – die Auflösung beim Abblenden zunehmend in den Keller geht. Positiv betrachtet ist es vorteilhaft, dass das RF 100-400 mm bei 200 und 400 mm sein Auflösungsmaximum erreicht, damit der Fotograf dafür nicht auch noch abblenden muss. Dabei ist die Auflösung – wie bei den anderen beiden Telezooms auch – bei der längsten Brennweite am geringsten. Die Randabdunklung hat Canon sehr gut im Griff, die Verzeichnung ist – typischerweise – sichtbar kissenförmig.

Supermond hinter Containerbrücke

Wegen seiner Lichtschwäche ist das Telezoom Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM nicht für Nachtaufnahmen prädestiniert. Eine hohe Empfindlichkeitseinstellung moderner EOS-Kameras rettet die Bildqualität.
Objektiv: Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM. Einstellungen: 400 mm, f/8, 1/8 s, ISO 4000, aufgestützt. Kamera: Canon EOS R5.

Foto: © Lars Theiß

Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S

Im Gegensatz zum Canon-Zoom ist das Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S die (mehr als doppelt so schwere) Luxusversion. Mit höherer Lichtstärke, sehr guter Verarbeitung und üppiger Ausstattung holt es 98 Prozent in der Mechanik.

Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S

Professionellen Ansprüchen genügt das Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S. Seine Mechanik ist hervorragend.

Foto: © Nikon

Die Kleinigkeiten, die uns weniger positiv auffielen: Es gibt keinen Schalter, um die Vibration Reduction auszuschalten. Beim Fokussierbereichsbegrenzer vermissen wir eine Einstellung für ausschließlich den Nahbereich und warum Nikon – im Gegensatz zu mittlerweile vielen anderen Herstellern – den (abnehmbaren) Fuß der Stativschelle nicht Arca-Swiss-kompatibel formt, bleibt ein Geheimnis.
Optisch zeigt das Nikkor eine ausgewogene Auflösung, wobei der Telebereich wie erwähnt und üblich schwächer ist.

Kranich Spannweite

Die knappe Belichtung betont die leichte Randabdunklung des Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S bei offener Blende. Eine Stufe abblenden hätte die Auflösung gesteigert.
Objektiv: Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S. Einstellungen: 400 mm, f/5,6, 1/2000 s, -1 EV, ISO 500. Kamera: Nikon Z 7.

Foto: © Lars Theiß

Ein leichtes Abblenden um eine Blendenstufe kitzelt noch etwas mehr Auflösung heraus, ist aber wahrscheinlich selten nötig zugunsten kürzerer Verschlusszeiten mit weniger Verwacklungsgefahren. Sowohl die Randabdunklung als auch die Verzeichnung fallen eher gering aus.

Sigma 5-6,3/150-600 mm Sports DG DN OS

Sigma hat sein beliebtes 5-6,3/150-600 mm Sports nun auch als DG DN OS-Variante für E und L im Programm. Seine Fassung ist dem Nikon ebenbürtig und stellenweise überlegen: So findet sich auch ein Nahbereich beim Fokussierbereichsbegrenzer und der Stativfuß eignet sich für eine Arca-Swiss-Klemmung, die Schelle rastet sogar in 90-Grad-Schritten.

Sigma 5-6,3/150-600 mm Sports DG DN OS

Jetzt auch für Spiegellose: das Sigma 5-6,3/150-600 mm DG DN OS Sports. Größe und hohes Gewicht (bei mehr Brennweite als die Testkonkurrenten) schlagen aber auch in der E- und L-Variante zu Buche.

Foto: © Sigma

Das 150-600 mm ist gegen Nässe abgedichtet und an diversen Stellen mit Gummierungen geschützt; so wie die Streulichtblende, deren Klemmschraube beliebig platziert werden kann. Interessant ist die Zoombremse: Neben dem Zoom-Lock bei 150 mm kann der Drehmomentschalter auf T(ight) und S(mooth) gestellt werden, was das Zoomen entsprechend erschwert oder erleichtert. Wie gehabt, kann in beiden Positionen auch durch Schieben/Ziehen die Brennweite verändert werden.

Feldhase putzt sich

Das Sigma 5-6,3/150-600 mm DG DN OS Sports ist ein ideales Wildlife-Zoom. Bei den längeren Brennweiten hilft es der Auflösung, wenn leicht abgeblendet werden kann.
Objektiv: Sigma 5-6,3/150-600 mm DG DN OS Sports. Einstellungen: 600 mm, f/6,3, 1/320 s, ISO 1250, Einbeinstativ. Kamera: Sony Alpha 7 III.

Foto: © Lars Theiß

Beim Vergleich der Auflösung mit den 100-400ern muss die längere Brennweite des Sigmas berücksichtigt werden. Bei 150 mm ist es offenblendtauglich, bei 600 mm empfiehlt sich, eine Stufe abzublenden, bei 300 mm sogar zwei für beste Werte. Im üblichen Rahmen sichtbar sind die Randabdunklung und Verzeichnung.

„Im Verhältnis von Preis zu Leistung gibt es hier
keine Ausreißer.“

Lars Theiß

FAZIT

In unserem Testtrio überrascht weder der billige Kandidat noch enttäuscht der teure. Wer nur 700 Euro für das fabrikneue Canon RF 5,6-8/100-400 mm IS USM zücken muss, darf keine Wunderdinge erwarten, wobei die Offenblendauflösung gar nicht so schlecht ist. Andere Kaliber sind das Nikon Nikkor Z 4,5-5,6/100-400 mm VR S und das Sigma 5-6,3/150-600 mm DG DN OS Sports. Sie stammen aus den Edellinien und stellen besonders in Sachen Ausstattung eine ganz andere Liga dar.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test.

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 9/2022 erschienen.

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