Hochwertige Kompaktkameras mit Zoomobjektiven sind heute überwiegend mit 1-Zoll-Sensoren ausgestattet (13,2 x 8,8 mm). Diese ermöglichen eine deutlich bessere Bildqualität als die ungefähr viermal kleineren 1/2,3-Sensoren (6,2 x 4,7 mm), die lange Zeit in Einsteiger-Kompakten und kleinen Superzoomkameras verbaut wurden. Sony setzt 1-Zoll-Sensoren beispielsweise erfolgreich in der kleinen RX100-Serie ein, deren lichtstarke Objektive aber nur rund 3fach zoomen, von Panasonic und Sony kommen große Bridge-Kameras mit bis zu 25fach-Zoom.
Eigentlich verwunderlich, dass nur Panasonic eine Kombination aus 1-Zoll-Sensor, kleinem Gehäuse und großem Zoombereich anbietet. Noch erstaunlicher ist es, dass die neue TZ202, trotz fast identischer Gehäuseabmessungen im Vergleich zur TZ101, sogar 15fach zoomt (24-360 mm statt 25-250 mm beim Kleinbild). Zwangsläufig auf der Strecke bleibt dabei die Lichtstärke, die sich von 2,8-5,9 auf 3,3-6,4 verschlechtert hat.
Äußerlich sind die TZ101 und die TZ202 kaum zu unterscheiden. Die Neue ist minimal größer und besitzt Gummierungen am Griff bzw. auf der Rückseite in Daumenhöhe. Die Bedienelemente sind identisch positioniert, die Handhabung erfolgt Panasonic-typisch mit Funktionsknöpfen, Objektivring (beispielsweise für Blende, Zeit und manuelle Fokussierung), Quick-Menü und über den konsequent umgesetzten Touchscreen, der auch im Sucherbetrieb genutzt werden kann, um das AF-Messfeld zu verschieben (Touch-Pad-Funktion).
Der Monitor hat eine etwas höhere Auflösung als bei der Vorgängerin, was sich aber kaum bemerkbar macht. Deutlicher sind die Unterschiede beim Sucher, der größer geworden ist (Vergrößerung 0,53x statt 0,46x im Vergleich zum Kleinbild) und höher auflöst (2,33 statt 1,166 Mio. Punkte) – das ist sich in der Praxis deutlich sichtbar.
Panasonic Lumix TZ202 mit 4K für Videos und Fotos
Auch die sonstige Ausstattung kann sich sehen lassen. Zu den Highlights gehören die 4K-Funktionen: Ultrahochauflösende Videos gelingen mit 3840 x 2160 Pixeln, 30 Bildern/s und 100 Mbit/s. Blende und Belichtungszeit lassen sich manuell wählen, der Bildstabilisator beruhigt das Bild und die Schärfe wird, dank DfD-Erweiterung für den Kontrast-AF, weich und ohne Pumpen nachgeführt. Anspruchsvolleren Filmern dürfte der Mikrofonanschluss fehlen. Etwas lästig ist außerdem der Crop, der bei 4K aus kleinbildäquivalenten 24 mm 36 mm macht.
Full-HD ist prinzipiell ohne Crop möglich, allerdings wird das Bild beim Aktivieren des Stabilisators leicht beschnitten, da dieser beim Full-HD-Video zusätzlich zum optischen Verfahren eine digitale Stabilisierung durchführt. Zeitlupen sind mit 100 Bildern/s in Full-HD möglich, wobei der AF nicht nachgeführt und auch der Bildstabilisator deaktiviert wird. Nicht fehlen dürfen natürlich die 4K-Foto-Funktionen, bei denen kurze Videoclips mit 30 Bildern/s aufgenommen werden, aus denen sich dann Standbilder mit gut 8 Megapixeln extrahieren lassen. 4K-Foto ermöglicht einige Tricks. Bereits aus zahlreichen Lumix-Modellen bekannt sind:
- Pre-Burst: Die Kamera schreibt permanent in einen temporären Speicher und kann dann 30 Bilder vor und 30 Bilder nach dem Auslösen auf SD-Karte speichern.
- Post-Focus: In einem kurzen Video werden alle Fokuspunkte abgefahren und der Fotograf kann hinterher eine der Schärfeebenen auf dem Touchscreen wählen.
- Focus-Stacking: Hier werden auf Basis des Post-Focus-Videos alle scharfen Bereiche zusammengerechnet, um (beispielsweise bei Makroaufnahmen) ein Bild mit großer Schärfentiefe zu generieren.
Bisher nur in der Systemkamera Lumix GX9 zu finden sind zwei neue 4K-Foto-Funktionen:
- Die Auto-Markierung setzt Marker bei neuen Szenen oder dem Auftauchen eines Gesichts, die sich dann bei der Wiedergabe schnell auffinden lassen.
- Die Sequenzkomposition wird im Wiedergabemodus angewendet: Hierbei wird ein sich vor einem statischen Hintergrund bewegendes Motiv mehrfach in ein Bild montiert – so lassen sich beispielsweise Bewegungsabläufe von Sportlern erfassen. Voraussetzung ist der Einsatz eines Stativs.
Der optische Bildstabilisator der TZ202 erwies sich in unserem Test im Fotomodus als sehr effektiv. So waren bei einer kleinbildäquivalenten Brennweite von 360 mm die meisten Aufnahmen aus der Hand mit 1/25 s scharf, was knapp vier Blendenstufen Gewinn gegenüber der klassischen Verwacklungsregel bedeutet.
Weitere Neuerungen sind die erweiterten Bracketing-Optionen (neben AE sind Belichtungsreihen nun auch mit variierendem Weißabgleich, Fokus und Blende möglich) und der zweite SW-Filter („L.Monochrom“).
Auf der Höhe der Zeit ist die TZ202 auch bei der drahtlosen Konnektivität, für die Wi-Fi und Bluetooth LE an Bord sind. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen gehören lautloses Auslösen mit elektronischem Verschluss, Zeitrafferaufnahmen, Mehrfachbelichtungen, Focus-Peaking, Zebra und der Raw-Konverter in der Kamera.
Wie schon ihre Vorgängerin bringt auch die TZ202 einen sehr schnellen Autofokus mit: Wir haben im Labor mit Einzel-AF eine Auslöseverzögerung von 0,12 bis 0,14 s ermittelt. Serien gelingen mit maximal 10 Bildern/s, bzw. 6 Bildern/s bei aktivierter AF-Nachführung. Etwas größer geworden ist offensichtlich der Pufferspeicher: Wir konnten bei 10 Bildern/s 33 statt 14 Raws in Folge aufnehmen.
Für die Bildqualität ist neben dem Sensor natürlich das Objektiv verantwortlich. Dass man von einem stark gespreizten und sehr kleinen Zoomobjektiv hier keine Wunder erwarten darf, bestätigt unser JPEG-Labortest. Die höchste Auflösung haben wir bei 30 mm (kleinbildäquivalent 82 mm) bei Blende f/5,6 gemessen: Effektive 13,1 Megapixel entsprechen einem Wirkungsgrad von gut 80 Prozent. Das ist okay, aber nicht sehr gut. Die Bridge-Kamera Lumix FZ2000 bringt es mit dem gleichen Sensor beispielsweise auf effektive 17 Megapixel.
Wirklich schwach sind die Ergebnisse im Weitwinkel (maximal 57 Prozent Wirkungsgrad) und in der längsten Brennweite (gut 60 Prozent). Probleme bereitet dabei vor allem der starke Auflösungsabfall am Bildrand, in der Bildmitte fällt der Wirkungsgrad bei optimaler Blende nicht unter 75 Prozent.
Gemessen über den ISO-Bereich nimmt die Auflösung kontinuierlich ab, bis ISO 800 relativ langsam, danach steiler (ISO 1600 nur noch 6,9 effektive Megapixel, respektive Wirkungsgrad von knapp 60 Prozent). Der Grund für den Auflösungsverlust ist der kräftige Rauschfilter, den man im Raw-Modus umgehen kann. Das Bildrauschen selber liegt etwa auf dem Niveau der TZ101 und nimmt in den ISO-Stufen nur relativ langsam zu. Der Dynamikumfang ist mit maximal 8,8 Blendenstufen recht ordentlich.
FAZIT
Die TZ202 hat gegenüber ihrer Vorgängerin beim Zoombereich, der Geschwindigkeit und einigen anderen Ausstattungsmerkmalen zugelegt. Die Bildqualität ist nicht besser geworden und leidet etwas unter dem stark gespreizten Zoom und der kompakten Bauweise. Mit einem Preis von rund 900 Euro ist die TZ202 zurzeit sicher kein Schnäppchen – die TZ101, die insgesamt wenig schlechter abschneidet, gibt es schon für 560 Euro.
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Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test: Panasonic Lumix TZ202 und Panasonic Lumix TZ101.
Labormessungen: Anders Uschold
Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 7/2018 veröffentlicht.
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