Die OM-D-Modelle von Olympus zeichnen sich unter anderem durch ihre herausragende Ausstattung aus. Diese hat allerdings auch ihre Schattenseite: Je mehr Funktionen vorhanden sind, desto schwieriger sind sie in den Untiefen der Menüs auffindbar und vor allem Einsteiger fühlen sich häufig überfordert. Bei der E-M10 Mark III stand daher die Vereinfachung der Bedienung im Mittelpunkt.
Bessere Ergonomie
Zunächst liegt die Kamera dank eines neu geformten Handgriffs etwas besser in der Hand. Der Monitor ist wie bisher nach oben und unten kippbar, aber nicht Selfie-tauglich. Über den Touchscreen lässt sich das AF-Feld verschieben – selbst im Sucher-Betrieb. Die Viererwippe hat Olympus nun beschriftet bzw. mit Symbolen belegt – sie ruft die klassischen Funktionen ISO, Blitz, Serien/Selbstauslöser und AF-Messfeld auf. Ganz neu ist die Short-Cut-Taste neben dem Einschalter.
Mit ihr werden je nach Modus die wichtigsten Funktionen aufgerufen. So lassen sich beispielsweise die Szenenprogramme, Art-Filter oder Videomodi noch etwas schneller per Touchscreen auswählen als bisher über die OK-Taste der Viererwippe; eine komplette Menübedienung per Touchscreen ist übrigens nicht möglich. Ebenfalls neu ist die AP (Advanced Photo)-Position auf dem Modusrad. Hiermit ruft man Funktionen auf, die bisher zum Teil in den Menü-Tiefen versteckt waren:
• Live Composite und Live Time für Langzeitbelichtungen, bei denen der Belichtungsfortschritt nahezu in Echtzeit auf dem Monitor angezeigt wird. Mit Live-Composite lassen sich mehrere Aufnahmen mit unterschiedlich langen Belichtungszeiten kombinieren – beispielsweise eine nächtliche Stadtsilhouette mit einer Langzeitbelichtung von Sternenspuren.
• Mehrfachbelichtungen aus zwei Bildern (alternativ lassen sich übrigens auch im Wiedergabemodus zwei gespeicherte Raws überlagern).
• Lautlos mit elektronischem Verschluss. Der E-Verschluss ermöglicht ultrakurze Belichtungszeiten bis zu 1/16.000 s.
• Panorama (kein Schwenkpanorama, das automatisch in der Kamera zusammengesetzt wird, sondern nur Hilfslinien zur Ausrichtung; das Panorama muss dann am Computer zusammengesetzt werden).
• Keystone-Korrektur, also die digitale Korrektur stürzender Linien (nur per Software und nicht per Sensorshift wie bei Ricoh Pentax).
• AE-Bracketing, sprich Belichtungsreihen mit bis zu fünf unterschiedlich belichteten Bildern (bei der E-M10 II waren noch bis sieben Bilder möglich).
• Focus-Bracketing, also Reihen mit variierender Fokusdistanz. Focus-Stacking, also das Zusammenfügen der Aufnahmen zu einem Bild mit vergrößerter Schärfentiefe in der Kamera, bleibt den Flaggschiffen OM-D E-M1 (Mark I und II) vorbehalten.
Leider hat Olympus das neue Bedienkonzept mit einer Reduzierung der Kamerafunktionen kombiniert. Eine betrifft auch die Bedienung: Ein traditioneller Schwachpunkt der OM-Ds sind die leicht verstellbaren Einstellräder von denen standardmäßig das vordere mit der Belichtungskorrektur belegt ist. Bei anderen OM-Ds ließen sich harmlosere Funktionen wie die Blitzbelichtungskorrektur auf die Einstellräder legen; das geht nun nicht mehr.
Der Fotograf kann nur noch wählen, ob die Belichtungskorrektur auf dem vorderen oder hinteren Einstellrad liegen soll – nach unseren Erfahrungen verstellt sich das hintere nicht ganz so leicht. Immerhin sieht man dank Belichtungssimulation, ob das Bild zu hell oder zu dunkel ist (LV-Erweiterung muss hierfür auf „Aus“ stehen).
Der vielleicht härteste Eingriff ist die Eliminierung des RC-Blitzmodus. Bisher ließen sich mit dem Gehäuseblitz externe Olympus RC-Blitze in mehreren Gruppen manuell oder per TTL steuern. Das geht nun nicht mehr. Behelfen kann man sich, indem man den externen Blitz auf Slave stellt und dann per Vorblitz auslöst – aber natürlich nicht per TTL und ohne die komfortable individuelle Steuerung mehrerer Blitze durch die Kamera.
Eine eigene Position auf dem Modusrad gibt es nach wie vor für die Art Filter. Zu den bereits bekannten ist „Bleach Bypass“ hinzugekommen, im deutschen Menü als „Ohne Bleichen“ bezeichnet. Den Filter gibt es in zwei Varianten, die beide die Farbe entsättigen: Typ I erzeugt einen kontrastreichen, sehr farbarmen Look, Typ II ein weicheres grünliches Bild, das aus manchen Filmen bekannt ist (zum Beispiel „Der Soldat James Ryan“ von Steven Spielberg).
Die Art Filter lassen sich mit weiteren Effekten und Rahmen kombinieren und – wenn das Original im Raw-Format vorliegt – auch nach der Aufnahme anwenden. Sie können übrigens auch bei Full-HD-Videos eingesetzt werden. Beim Filter „Lochkamera“ sinkt allerdings die Bildfrequenz deutlich und „Diorama“-Videos (alias Miniatur-Effekt) werden mit Zeitraffer wiedergegeben.
Die E-M10 Mark III besitzt wie alle aktuellen Systemkameras von Olympus einen Bildstabilisator mit Sensor-Shift. Er arbeitet auf allen fünf Achsen, kann also neben dem Verkippen und Verschieben auch Drehbewegungen kompensieren, und erreicht laut Olympus eine Effektivität von vier Blendenstufen – die drei Top-Modelle von Olympus schaffen fünf (Pen-F, OM-D E-M5 Mark II) oder sogar 5,5 (OM-D E-M1 Mark II) Blendenstufen. Auch wird im Gegensatz zur E-M1 (Mark II), E-M5 Mark II und Pen-F die Kombination von Kamerastabilisierung und Objektivstabilisierung, der sogenannte Sync-IS, nicht unterstützt.
Anders als die drei Top-Modelle unterstützen die E-M10 Mark II und III außerdem keinen High-Resolution-Shot, sie können also nicht durch das Verschieben des Sensors ein Bild mit höherer Auflösung erzeugen.
Weitere (nicht neue) Funktionen der E-M10 Mark III sind Intervallaufnahmen (die zu einem 4K-Video zusammengesetzt werden können), Focus-Peaking und eine Augenerkennung.
4K-Video
Neben der Bedienung betreffen die wesentlichen Verbesserungen den Videomodus. So ist die E-M10 Mark III nach der E-M1 Mark II die zweite Systemkamera von Olympus, die mit 4K-Auflösung (3840 x 2160 Pixel) aufnimmt, wahlweise mit 30, 25 oder 24 Bildern/s – der neue Bildprozessor TruePic Turbo VIII macht es möglich. Die Datenrate lag im Test bei maximal 100 MBit/s. Erfreulicherweise wird die Bildbreite nicht beschnitten, es steht also der volle horizontale Bildwinkel der Objektive zur Verfügung.
Dies ändert sich nur, wenn zusätzlich zum mechanischen ein digitaler Bildstabilisator eingeschaltet wird, der naturgemäß Spielraum zum Verschieben des Bildausschnitts auf dem Sensor braucht. Full-HD-Videos zeichnet die Kamera nach wie vor mit 60 Bildern/s auf, Zeitlupen nun in 720p (statt VGA-Auflösung) und mit 120 Bildern/s. Aus den Videos lassen sich Standbilder speichern – vor allem die 4K-Stills sind mit acht Megapixeln auch für große Prints geeignet.
Geschwindigkeit und Bildqualität
Den eh schon hervorragenden Autofokus hat Olympus noch einmal verbessert. Zum einen hat er nun 121 statt 83 Messfelder, zum anderen ist er noch etwas schneller geworden: Wir haben mit dem Kitobjektiv M. Zuiko Digital 3,5-5,6/14-42 mm EZ unter 0,2 s Auslöseverzögerung gemessen – rund 0,05 s schneller als bei der Mark II.
Bei Serien haben wir im schnellsten Modus 8,3 Bilder/s ermittelt, welche die Kamera für mindestens 200 Bilder in Folge durchhält (danach haben wir den Test abgebrochen). Bei Raws wird sie nach 30 Bildern in Folge langsamer. Im schnellsten Serienbildmodus führt die Mark III allerdings den Autofokus nicht nach (auch wenn C-AF aktiviert ist). Praktikabler dürfte daher der zweite Modus sein, der mit 4,2 Bildern/s nachfokussiert.
Die Mark III ist mit dem gleichen 16-Megapixel-Bildsensor ausgestattet wie die Mark II, entsprechend sind die Unterschiede bei der Bildqualität gering. Wir haben bei der neuen OM-D im JPEG-Modus mit Referenzobjektiv eine etwas niedrigere Auflösung gemessen (außer bei ISO 100 und 1600) und ein minimal höheres Rauschen bei ISO 3200 und 6400. Dafür fallen Artefakt- und Scharfzeichnungsnote etwas besser aus – Olympus bereitet die JPEGs also offensichtlich nicht mehr ganz so aggressiv auf.
Dennoch: Die Auflösung ist für eine 16-Megapixel-Kamera sehr hoch (Wirkungsgrad über 90 Prozent bis ISO 400), was auch durch den visuellen Bildeindruck bestätigt wird: Die Bilder wirken nach wie vor sehr knackig. Der vergleichsweise kleine Sensor erreicht einen überraschend guten JPEG-Belichtungsumfang von über neun Blendenstufen und überbietet damit manche Kamera mit größerem Sensor.
Unter dem Strich hat die E-M10 Mark III bis ISO 800 eine sehr gute Bildqualität. Erst in den hohen ISO-Stufen verliert sie gegenüber Kameras mit größeren Sensoren, das heißt feine Strukturen gehen verloren und das Rauschen wird sichtbar. Für kleine Abzüge und Monitore sind aber zumindest Werte bis ISO 3200 noch gut nutzbar.
FAZIT
Die OM-D E-M10 Mark III ist eine tolle, kompakte Kamera, die gegenüber ihrer Vorgängerin beim Bedienkonzept und dem Videomodus hinzugewonnen hat. Einige fortgeschrittene Kamerafunktionen sind dabei allerdings auf der Strecke geblieben. Wer beispielsweise die RC-Blitzfunktion nutzen will, sollte weiter zur E-M10 Mark II greifen, die noch dazu rund 150 Euro günstiger ist.
Hier gelangen Sie zum Download der Tabelle mit allen Ergebnissen aus unserem Test: Olympus OM-D E-M10 Mark II, Olympus OM-D E-M10 Mark III.
Labormessungen: Anders Uschold
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Dieser Test wurde in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 11/2017 veröffentlicht.
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