Im Test: Nikon Z7II

Bei der zweiten Z-Generation hat Nikon Ende 2020 viele Details verbessert. Nach der Z6II haben wir haben auch die Z7II getestet und vergleichen sie mit den anderen Z-Modellen.

Farbiges Porträt von Andreas Jordan vor neutralem Hintergrund

Andreas Jordan

Andreas Jordan leitet das Technik-Ressort beim fotoMAGAZIN.

Nikon Z 7II

Die Nikon Z 7II holt in unserem Vergleichstest im Januar 2021 den Testsieg.

Foto: © Nikon

Seine ersten spiegellosen Vollformatkameras hat Nikon – wie der große Konkurrent Canon – erst im Herbst 2018 auf den Markt gebracht. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sony mit seinen Alpha-7-Modellen bereits fünf Jahre Vorsprung. Die erste spiegellose APS-C-Kamera von Nikon, die Z50, folgte sogar erst 2019 und damit rund sieben Jahre nach Canon (EOS M vom Oktober 2012) und neun Jahre nach Sony (Nex-3 und Nex-5 vom Mai 2010). Während Nikon bei APS-C nach wie vor wenig Ehrgeiz erkennen lässt, hat sich das Vollformatsystem gut entwickelt. Im Folgenden stellen wir Ihnen die aktuellen Kameras näher vor.

Z6 und Z7: die erste Generation

Im Herbst 2018 brachte Nikon seine erste Generation spiegelloser Systemkameras auf den Markt. Sie ist immer noch erhältlich und preislich inzwischen sehr attraktiv. Die Z6 gibt es aktuell für knapp 1500 Euro (Einführungspreis 2450 Euro), die hochauflösende Z7 hatte bei Redaktionsschluss (Januar 2021) einen Straßenpreis von knapp 2300 Euro (bei Markteinführung 3850 Euro).

Der wesentliche Unterschied besteht in der Sensorauflösung von 24,5 bzw. 45,7 Megapixeln, die sich in unserem Test auch in einer deutlich besseren Bildqualität der höher auflösenden Z7 niederschlug (die Z6 rauscht allerdings ab ISO 1600 weniger).

Ansonsten haben die beiden Kameras viel gemeinsam. Das gilt unter anderem für das staub- und spritzwassergeschützte Magnesiumgehäuse. Es fällt kleiner aus, als von Vollformat-Spiegelreflexkameras gewohnt, liegt aber trotzdem sehr gut in der Hand. Zur ergonomischen Bedienung trägt der komfortable AF-Joystick bei. SLR-Fotografen könnten den AF/MF-Hebel und das Drive-Rad vermissen. Nach ein wenig Gewöhnung und dank zwei individuell belegbarer Funktionstasten sollte das aber kein Problem darstellen.

Nikon Z6 und Z7

Die Z6- und Z7-Modelle der ersten und zweiten Generation bauen auf einem Magnesiumchassis auf.

Foto: © Nikon

Auch heute noch auf der Höhe der Zeit ist der 3,2-Zoll-Monitor mit einer Auflösung von 2,1 Millionen Punkten und einer vorbildlich implementierten Touch-Bedienung. Kontrovers diskutiert wird lediglich der Klappmechanismus, der nur ein Kippen nach oben und unten ermöglicht, aber kein seitliches Ausklappen und damit keine Selfie-Position, die auch bei Vloggern beliebt ist und Hochformataufnahmen vom Stativ vereinfacht.

Ein absolutes Highlight war bei Markteinführung der große OLED-Sucher (Vergrößerung 0,8x, Auflösung ca. 3,7 Millionen Punkte). Er ist immer noch sehr gut, inzwischen hat die Konkurrenz aber Besseres im Angebot – den Rekord stellt aktuell die Sony Alpha 7S III mit 9,4 Millionen Punkten auf, die allerdings auch über 4000 Euro kostet.

Eines der wichtigsten Merkmale der Z6 und Z7 ist der eingebaute Bildstabilisator (IBIS), der rund fünf Blendenstufen kompensiert. Damit war Nikon zwar später dran als Sony (seit der Alpha 7 II von 2015), aber Konkurrent Canon zuvorgekommen, der erstmals 2020 in der EOS R5 und R6 einen Bildstabilisator integriert hat – dann allerdings in Kombination mit stabilisierten Objektiven gleich mit bis zu acht Blendenstufen Kompensation.

Wie die meisten Hersteller setzt Nikon bei seinen spiegellosen Kameras auf einen Hybrid-Autofokus, der 90 % des Bildes abdeckt und bis -4 EV scharfstellt. Anfangs fehlte ihm eine Augenerkennung, die mit einem Firmware-Update von Mai 2019 nachgeliefert wurde.

SnapBridge-Technologie

Beide Kameras nehmen 4K/30p ohne Crop auf und bieten professionelle Funktionen wie N-Log-Gamma und die externe Aufzeichnung auf einem HDMI-Rekorder mit 10 Bit und 4:2:2-Farbunterabstastung. Auch Zeitraffervideos in 4K nehmen die Z-Modelle auf.

Weitere Ausstattungsmerkmale sind lautloses Auslösen mit elektronischem Verschluss, Mehrfachbelichtungen, HDR, ein integrierter Raw-Konverter, Intervallaufnahmen und Fokus-Bracketing. Eine Besonderheit aller aktuellen Nikon-Kameras ist die SnapBridge-Technologie, mit der sich automatisch 2-Megapixel-Kopien der aufgenommenen Bilder per Bluetooth auf ein Smartgerät mit Android oder iOS übertragen lassen.

Nikon Z5: das Einsteigermodell

Ende August 2020 brachte Nikon mit der Z5 ein neues Einsteigermodell für rund 1560 Euro auf den Markt; der Straßenpreis liegt inzwischen bei unter 1300 Euro, also mehr als 200 Euro unter der Z6. Äußerlich unterscheidet sie sich nur wenig von der älteren Schwester, lediglich das Info-Display auf der Oberseite fehlt und das Modusrad ist nicht gegen ein versehentliches Verstellen gesperrt.

Nikon Z5 24-50 mm

Für die Z5 hat Nikon das sehr kompakte, aber auch licht- und zoomschwache Kitobjektiv 4-6,3/24-50 mm entwickelt.

Foto: © Nikon

Die Unterschiede bei den inneren Werten sind schnell aufgezählt: Die Z5 nutzt keinen BSI-, sondern einen herkömmlichen CMOS-Sensor, was aber nur in den sehr hohen ISO-Stufen leichte Nachteile hat. Der 3,2-Zoll-Monitor hat eine geringere Auflösung (1,04 statt 2,1 Millionen Punkte), der Sucher ist aber der gleiche wie in der Z6.

Einen Vorteil gegenüber der Z6 hat die Z5 bei der Speicherkartenunterstützung: Statt eines XQD/CFexpress-Slots kommen zwei SD-Laufwerke zum Einsatz. Der Autofokus hat bei wenig Licht etwas mehr Probleme (Empfindlichkeit bis -3 statt -4 EV). Größere Nachteile gibt es bei Serienbildern (4,5 statt 12 Bilder/s) und im Videomodus (4K/30p mit starkem 1,7fach-Crop).

Nikon Z6II und Z7II: die zweite Generation

Die Z6II hatten wir bereits im fotoMAGAZIN 1/2021 ausführlich getestet.

Nikon Z6 II

Die Z6II misst 35,9 x 24 mm.

Foto: © Nikon

Die Neuerungen sind weitgehend die Gleichen wie bei der Z7II: So gibt es nun zwei Speicherkarten-Laufwerke, eins für die besonders schnellen XQD/CFexpress-Karten und eins für die preiswerteren SD-Karten. Unter der Haube hat Nikon die Rechenleistung gesteigert, es kommen nämlich zwei statt einem Expeed-6-Bildprozessor zum Einsatz.

Das hat vor allem Auswirkungen auf Serienbilder und Video. So nehmen die beiden Neuen 4K mit bis zu 60p (statt 30p) auf, die Z6II allerdings voraussichtlich mit 1,5fach Crop (nach einem Firmware-Update im Februar), die Z7II schon jetzt mit leichtem Beschnitt (ca. 1,1x); ab 30p entfällt bei beiden der horizontale Crop.

Nikon Z7 II

Die Z7II hat die Maße 35,9 x 23,9 mm.

Foto: © Nikon

Beide Kameras beherrschen Zeitlupen in Full-HD mit maximal 120p, die Z6II im Vollformat, die Z7II mit DX-Crop. Die Z7II nimmt 4K/60p bis zu 30 Minuten am Stück auf. In unserem Test bei normaler Raumtemperatur von gut 20 Grad waren nach einer kurzen Pause, weitere zehn Minuten möglich, bevor die Kamera mit einer Überhitzungswarnung abbrach. Neu ist auch, dass extern neben N-Log auch mit Hybrid Log Gamma (HLG) für die Wiedergabe auf HDR-Monitoren aufgezeichnet werden kann.

Verbesserte Akku-Laufzeit

Bei der Z6II hat Nikon den Serienmodus von 12 auf 14 Bilder/s beschleunigt, bei der Z7II von 9 auf 10 Bilder/s (Details weiter unten). Verbessert wurden beide Kameras auch beim Autofokus. So funktioniert die Augenerkennung von Menschen und Tieren nun nicht nur bei der automatischen Messfeldwahl über das gesamte Bild, sondern lässt sich im Modus Wide-L auf einen Bereich eingrenzen.

Neu ist außerdem, dass die Augenerkennung auch im Videomodus klappt. Die Lowlight-Fähigkeit wurde bei der Z6II auf -6 EV verbessert, bei der Z7II auf -4 EV (ein Objektiv mit Lichtstärke 1:2,0 vorausgesetzt). Bei Langzeitbelichtungen lassen sich nun übrigens im manuellen Modus bis zu 900 s wählen.

Nikon Z 7II Speicherkartenlaufwerk

Die Z7II und Z6II sind mit zwei Speicherkartenlaufwerken ausgestattet; eines für XQD/CFexpress und eines für SD-Karten.

Foto: © Nikon

Für leichte Verbesserungen bei der Akku-Laufzeit ist der EN-EL15c zuständig, der rund 10 % mehr Kapazität hat als der EN-EL15b in der Z6 und Z 7 – mit rund 400 Aufnahmen pro Ladung hinken die Z-Modelle im Konkurrenzumfeld aber hinter der Sony Alpha 7 III oder 7C her (über 600 mit Sucher, über 700 mit Monitor). Abhilfe kann der Batteriegriff MB-N11 mit zwei Akkus schaffen. Im Gegensatz zum Batteriegriff der Z6/Z7 bringt er auch Hochformatbedienelemente mit. Außerdem beherrschen die beiden neuen Z-Modelle USB-Power-Delivery – der Akku lässt sich also im laufenden Betrieb laden.

Erweitert hat Nikon die Möglichkeiten der SnapBridge-App. Neben der bekannten Funktionalität (Fernsteuerung mit Live-View sowie Dateiübertragung via Wi-Fi, Übertragung kleiner Dateien per Bluetooth, GPS-Tagging) lässt sich nun auch die Firmware der Kameras über die App aktualisieren.

Wie sind die Laborergebnisse zur Nikon Z7II?

Nach der Z6II haben wir nun auch die Z7II im Labor getestet. Im Gegensatz zur ersten Generation kam dabei das Z 1,8/85 mm S zum Einsatz, das eine bessere Auflösungsleistung hat als das für den Test der ersten Generation verwendete 1,8/35 mm. Und so haben wir auch bei der Z7II deutlich höhere Auflösungswerte gemessen als bei der Z7.

Der Verzicht auf das auflösungsmindernde Tiefpassfilter ermöglicht Wirkungsgrade von über 90 % bis ISO 400. Schon bei ISO 800 fällt der Wirkungsgrad allerdings auf 84 %, bei ISO 1600 sogar knapp unter 80 %. Er bleibt aber über den gesamten bewerteten Bereich (bis ISO 6400) höher als bei der Z7. Das Bildrauschen liegt etwa auf dem gleichen Niveau wie bei der Z7 und ist damit etwas schlechter als bei der Z6II. Der JPEG-Dynamikumfang liegt etwas unter den Werten der anderen Z-Modelle im Test.

Unter dem Strich erreicht die Z7II das gleiche Ergebnis bei der Bildqualität wie ihre Vorgängerin und schneidet aufgrund der höheren Auflösung besser ab als die 24-Megapixel-Modelle.

Test Bildstabilisator

Der Bildstabilisator der Z7II liefert eine solide Performance – laut CIPA-Standard kann er bis zu fünf Blendenstufen kompensieren. Diese Aufnahme entstand aus der Hand mit 0,5 s. Kamera und Objektiv: Z7II,Z4/24-70 mm S, Einstellungen: 27mm, f/9, 0,5 s, ISO 100.

Foto: © Andreas Jordan

Die Auslöseverzögerung haben wir mit dem Z 4/24-70 mm ermittelt. Sie liegt mit Einzel-Autofokus bei gut 0,2 s und stört damit in der Praxis nicht. Im Serienmodus schießt die Z7II trotz der sehr hohen Auflösung 10 Bilder/s, lediglich im AF-C-Modus sank die Geschwindigkeit in unserem Test leicht auf 9,2 B/s.

Bei starken Veränderungen der Motivdistanz kann die Serienbildrate zwischenzeitlich auch stärker einbrechen, speziell wenn die Kamera auf Schärfepriorität eingestellt ist. Die Serienbildlänge hängt von der verwendeten Speicherkarte ab. Nikon hatte uns die CFexpress-Karte AV Pro von Angelbird mit einer Schreibgeschwindigkeit von 1500 MB/s zur Verfügung gestellt. Diese war im Test tatsächlich etwas schneller als die bisher schnellste CFexpress-Karte, die SanDisk Extreme Pro.

Serienlänge bei 10 Bildern/s mit der Angelbird-Karte:

  • JPEG: 152
  • Raw/12 Bit, verlustfrei komprimiert: 65
  • Raw/14 Bit, verlustfrei komprimiert: 58

Grundsätzlich würden wir die letzte Einstellung empfehlen, denn 14 Bit Raws haben bei starken Belichtungskorrekturen tatsächlich die etwas bessere Qualität als 12 Bit Rohdaten. Mit der SanDisk CFexpress-Karte (1700 MB/s lesen, 1400 MB/s schreiben) haben wir in dieser Einstellung 55 (statt 58) Aufnahmen in Folge ermittelt, mit der schnellsten SD-Karte (Sony UHS-II, 300 MB/s) 30 in Folge. Eine schnelle CFexpress-Karte bringt bei der Serienbildlänge also deutliche Vorteile gegenüber einer SD-Karte.

Testbild mit Z 7II

Die Z-Modelle bringen verschiedene Bildstile bzw. Kreativfilter mit. Hier „Düster“. Der Effekt verstärkt den Kontrast und sorgt dafür, dass sich das Motiv vor dem abgedunkelten Hintergrund besser abhebt.
Kamera und Objektiv: Z7II, Z 4/14-30 mm S. Einstellungen: 30 mm, f/4, 1/15 s, ISO 100.

Foto: © Andreas Jordan

FAZIT

Dank sehr hoher Auflösung und einem schnellen Serienbildmodus holt sich die Z7II den Testsieg und schrammt mit 89 % nur knapp an einem „Super“ vorbei. Im Vorteil gegenüber den 24-Megapixel-Kameras ist sie primär im unteren ISO-Bereich. Wer viel High-ISO fotografiert, sollte die Z6II in Erwägung ziehen, die in dieser Hinsicht hervorragende Ergebnisse erzielt. Mit einem Straßenpreis von 1500 Euro erhält die Vorgängerin Z6 den Preistipp.

Trotz der sehr guten Ergebnisse gibt es durchaus Verbesserungspotenzial für zukünftige Z-Modelle. So hat Canon aktuell den besseren Bildstabilisator und Sony und Panasonic bringen Pixel-Shift-Modi für noch höhere Auflösungen bei der Aufnahme von statischen Motiven mit.

> Hier gelangen Sie zum Download der Tabellen mit allen Ergebnissen: Nikon Z5, Nikon Z6, Nikon Z6II, Nikon Z7, Nikon Z7II

Labormessungen: Anders Uschold

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Dieser Test ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 2/2021 erschienen.

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