Einen Tag lang konnten ein Vorserienmodell der Fujifilm X-H2 testen. Auch wenn die Kamera noch nicht die finale Firmware hatte, gab es beim Test keine Probleme. Wie Fuji schon bei der Vorstellung der X-H2s angekündigt hatte, ist die X-H2 mit einem 40,2 Megapixel-Sensor (X-Trans CMOS 5 HR) und dem Bildprozessor X-Prozessor 5 ausgestattet und erreicht damit aktuell die höchste Auflösung aller APS-C-Kameras.
Das Gehäuse der Fujifilm X-H2 ist identisch mit dem der X-H2s
Äußerlich ist die Kamera identisch mit der X-H2s (Test in fM 8/22). Das robuste Magnesiumgehäuse ist an 79 Stellen gegen das Eindringen von Feuchtigkeit und Staub abgedichtet und soll bis minus 10 Grad Celsius einsatzfähig sein. Der ausgeprägte Griff sorgt für eine gute Ergonomie auch mit großen und schweren Objektiven. Anders als die Modelle der XT-Serie nutzen die Fujifilm X-H2 und X-H2s statt Zeiten- und ISO-Räder ein PSAM-Modusrad, das auch einen schnellen Zugriff auf sieben (!) Custom-Modi sowie Video- und Effekt-Programme bietet. Auf der Rückseite befindet sich unter anderem ein komfortabler AF-Joystick. Der hochauflösende 3,0-Zoll-Touchscreen ist voll flexibel, lässt sich für Selbstaufnahmen also auch seitlich ausklappen. Der Sucher hat wie in der X-H2s eine hervorragende Auflösung von 5,76 Millionen Bildpunkte und eine Vergrößerung von 0,8x (entsprechend Kleinbild) und liefert ein sehr gutes Bild. Die Bildwiederholrate beträgt maximal 120 fps.
Wie es sich für eine Kamera dieser Preisklasse gehört, stehen zwei Speicherkartenlaufwerke zur Verfügung: eines für SD-Karten, eines für die schnelleren CFexpress-Medien. An der Schnittstellenausstattung gibt es nichts auszusetzen: USB-C liegt in der neusten Version 3.2 Gen 2 vor, HDMI in der großen Typ-A-Variante und neben einer Mikrofon- gibt es eine Kopfhörerbuchse, jeweils für 3,5-mm-Klinkenstecker. Auch eine 2,5-mm-Buchse für einen Fernauslöser und einen Blitzsynchronanschluss sind vorhanden. Bei Bedarf lässt sich der Batteriegriff VG-XH (ca. 450 Euro) ansetzen, der Platz für zwei weitere Akkus mitbringt – die Akkulaufzeit verlängert sich dann laut Hersteller auf 1760 Aufnahmen, gemessen nach CIPA-Standard. Ohne Batteriegriff erreicht der Akku NP-W235 einen CIPA-Wert von 540 Bildern, im Eco-Modus sind es 680 Bilder.
Serienbildgeschwindigkeit: 20 Bildern pro Sekunde
Neben der Sensorauflösung liegt ein wesentlicher fotografische Unterschied bei der Serienbildgeschwindigkeit. Während es die X-H2s mit ihren 26 Megapixeln mit elektronischem Verschluss auf 40 Bilder/s bringt, sind es bei der X-H2 20 Bilder/s – allerdings nur mit 1,29fachCrop und entsprechend verringerter Auflösung. Mit mechanischem Verschluss erreichen beide Kameras 15 Bilder/s; der Verschluss ist übrigens für 500.000 Auslösungen ausgelegt. Erfreulich ist der große Puffer. Mit einer schnellen CFexpress-Speicherkarte waren in unserem Test in allen Modi deutlich über 300 Aufnahmen in Folge möglich. Selbst bei unkomprimierten Raws und 20 Bildern/s hat die Kameras erst bei 344 Aufnahmen in Folge angefangen zu stottern.
Der mechanische Verschluss ist in bestimmten Situationen deshalb die bessere Wahl, weil der elektronische Verschluss im Vergleich zur X-H2s anfälliger für den Rolling Shutter-Effekt ist, was daran liegen dürfte, dass im Gegensatz zum Schwestermodell kein ultraschneller Stacked-Sensor zum Einsatz kommt. Laut Hersteller liegt die Grenze für den Rolling Shutter bei der X-H2 bei 1/88 s und bei der X-H2s bei 1/180 s. Bei der kürzesten Verschlusszeit hat dagegen die X-H2 die Nase vorn: Mit E-Verschluss erreicht sie den Rekordwerte von 1/180.000 s (X-H2s: 1/32.000 s) – laut Fujfilm ist dies aber nicht Hardware-bedingt, sondern eine Frage der Kamera-Firmware. Demnach wäre eine Firmware-Update denkbar, das auch der X-H2s 1/180.000 s beibringt.
Vorteile hat der mechanische Verschluss auch beim Blitzen: Mit ihm liegt die kürzeste Synchronzeit bei 1/250 s, mit E-Verschhluss bei 1/125 s.
Autofokus: mehr Phasen-Detektionspixel, aber weniger Berechnungen
Leichte Unterschiede zur X-H2s gibt es auch beim Autofokus: Die X-H2 hat wegen der höheren Auflösung mehr Phasen-Detektionspixel (3,33 Millionen statt 2,16 Millionen), allerdings führt sie weniger Berechnungen durch (26 statt 120 pro Sekunde). In unserem Test machte der Autofokus trotzdem auch bei der Augenerkennung im Porträt-Shooting ein flotte und treffsichere Figur. Die AF-Algorithmen basieren auf maschinellem Lernen und erkennen neben Menschen und Tieren (jeweils Gesichter und Augen) auch Fahrzeuge (Autos, Motorräder/Fahrräder, Flugzeuge und Züge können im Menü gewählt werden).
Weitere Unterschiede zur X-H2s sind die niedrigste Empfindlichkeit (ISO 125 statt 160, erweiterbar auf ISO 64) und die neuen Seitenverhältnisse 4:3 und 5:4, die per horizontalem Beschnitt aus dem 3:2-Sensor generiert werden.
Leistungstarker Bildstabilisator und Pixel-Shift
Natürlich ist die X-H2 auch mit einem Bildstabilisator (IBIS) ausgestattet, der wie beim Schwestermodell bis zu sieben Blendenstufen kompensieren soll. Ein wichtiger Unterschied ist der Pixel-Shift-Modus, der den beweglichen Bildsensor nutzt, um 20 Bilder mit leichten Versatz aufzunehmen. Diese werden dann am Computer mit Fujifilms Software „Pixel Shift Combiner“ zusammengesetzt, wobei zum einen die qualitätsmindernde Farbinterpolation umgangen, zum anderen die Auflösung auf 160 Megapixel erhöht wird.
Die Liste der weiteren fotografischen Funktionen ist lang. Im Kurzdurchlauf: Filmsimulationen, ein integrierter Raw-Konverter, die Unterstützung für das HEIF-Format mit 10 Bit, Mehrfachbelichtungen, Schwenkpanoramen, Intervallaufnahmen und diverse Bracketing-Möglichkeiten, darunter auch Fokus-Bracketing – allerdings ohne Fokus-Stacking in der Kamera. Dem aktuellen Trend folgenden wird die Kamera ohne Ladeschale ausgeliefert. Sie wird also standardmäßig über USB geladen und kann über diese Schnittstelle auch mit Dauerstrom versorgt werden.
Erste Fuji-Kamera mit 8K-Video
Auch beim Video zeigen sich Unterschiede zur X-H2s. Der 40-MP-Sensor ermöglicht die höhere 8K-Auflösung (7680 x 4329) mit maximal 30p (X-H2s: 6,2K/30p). 6,2K beherrscht die X-H2 ebenfalls. 4K nimmt sie maximal mit 60p auf – in dieser Auflösung ist die X-H2s im Vorteil und kann Zeitlupen mit 120p aufzeichnen. 10fach-Zeitlupen mit 240p gelungen der X-H2 in Full-HD. Beide Kameras unterstützen F-Log2, wobei der Dynamikumfang bei der X-H2s etwas besser sein soll (gut 14 statt gut 13 Blendenstufen). Außerdem stehen drei Apple-Codecs zur Verfügung: ProRes 422 HQ, ProRes 422 und ProRes 422 LT. Bei der externen Raw-Aufzeichnung werden die Rekorder von Atomos und Blackmagic unterstützt. Neu bei der Videoaufzeichnung ist der Fokusindikator, der anzeigt wie stark und in welche Richtung die Entfernung beim manuellen Fokussieren korrigiert werden muss.
Optionales Zubehör zur Fujifilm X-H2
Neben dem schon erwähnten Batteriegriff bietet Fujifilm weiteres Zubehör an. Der File Transmitter FT-XH (ca. 1100 Euro) wurde speziell für die Anforderungen in der Studio-, Presse- und Sportfotografie entwickelt. Er ermöglicht es, die Kamera in eine Netzwerkumgebung einzubinden, um Bilder direkt nach der Aufnahme an einen Computer oder Server zu übertragen. Er fasst zwei Akkus vom Typ NP-W235 und kann auch als Hochformatgriff verwendet werden. Der File Transmitter ist kompatibel mit der X-H2 / X-H2S und unterstützt folgende Übertragungsfunktionen:
- FTP-Transfer über LAN, WLAN oder USB-Smartphone-Tethering
- Tethered Shooting über LAN oder WLAN
- Fernsteuerung der Kamera über LAN oder WLAN (bis zu vier X-H2S /X-H2 Kameras können über eine Browseranwendung gesteuert werden)
Der mit der X-H2 vorgestellte Lüfter FAN-001 (ca. 200 Euro) ist auch mit der X-H2 kompatibel. Er kühlt die Kamera und maximiert so die Video-Aufnahmezeit bei sehr hohen Umgebungstemperaturen. Das Gerät kann ohne zusätzliches Kabel oder Batterien auf der Rückseite des Kameragehäuses befestigen werden-
Schließlich bietet Fujiflm das Abdeckungskit CVR-XH (kompatibel mit X-H2 / X-H2S, ca. 20 Euro) an, das verschiedene Abdeckungen für die an der Kamera befindlichen Anschlüsse und Schnittstellen bietet:
- Blitz-Synchronanschluss
- Blitzgeräteschuh
- Anschlussabdeckung für Batteriehandgriff/Transmitter
- Anschlussabdeckung für Lüfter
- Speicherkartenfachabdeckung
Preise und Verfügbarkeit der Fujifilm X-H2
Die Fujifilm X-H2 ist ab Ende September zum Preis von ca. 2250 Euro erhältlich. Fujifilm bietet außerdem ein Kit dem XF 4/16-80 mm R OIS WR für rund 2750 Euro an.
Erster Eindruck von der Bildqualität der Fujifilm X-H2
Wegen des Vorseriencharakters wurden wir gebeten, noch keine Bilder in voller Auflösung zum Download zu veröffentlichen. Der Praxiseindruck war aber bereits sehr positiv. Die Detailzeichnung ist erwartungsgemäß sehr hoch. Trotz der hohen Pixeldichte scheint Fuji das Rauchen auch in den hohen ISO-Stufen gut im Griff zu haben. Näheres wird der Labortest der Kamera in einer der nächsten fotoMAGAZIN-Ausgaben zeigen.
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