Wie auf der photokina angekündigt startet Panasonic mit zwei Kameras in das neue S-System: Die S1 (24 Megapixel, ca. 2500 Euro) und die S1R (47 Megapixel, rund 3700 Euro) sind – abgesehen von der Auflösung – bei den meisten Funktionen weitgehend identisch;
Unterschiede gibt es noch bei der Serienbilddauer und einigen Videofunktionen (siehe unten). Die mit rund 900 Gramm nicht ganz leichten Magnesiumgehäuse sind sehr robust und gegen das Eindringen von Staub und Spritzwasser geschützt. Zu den Bedienelementen gehört ein AF-Joystick. Für das Fotografieren im Dunkeln lassen sich die Tasten beleuchten und die Schulter-Displays zeigen wichtige Einstellungen auf einen Blick – den Akkustand auch bei ausgeschalteten Kameras. Die Verschlüsse sind für 400.000 Auslösungen ausgelegt.
Das verhältnismäßig große Gehäuse bietet außerdem Platz für zwei Speicherkartenlaufwerke: SD (UHS II kompatibel) und XQD. Im XQD-Laufwerk sollen sich – ähnlich wie bei der Nikon Z6 und Z7 – nach einen Firmware-Update auch CFexpress-Karten nutzen lassen. Die integrierte USB 3.1-Schnittstelle mit USB-C-Buchse erlaubt unter anderem das Tethering der Kamera mit der Software Lumix Tether (also die Fernsteuerung und Datenübertragung zum PC/Laptop). Erweitern lässt sich die Kamera mit dem Batteriegriff DMW-BGS1.
Lumix S1 und S1R: Sucher mit Rekordauflösung
Mit einer Auflösung 5,76 Millionen Punkten erreichen die OLED-Sucher der beiden Kameras Rekordwerte. Die Vergrößerung ist mit bis zu 0,78x allerdings etwas geringer als beispielsweise bei der hauseigenen Lumix G9 oder der neuen Olympus OM-D E-M1X. Für eine bessere Übersicht lässt sich der Sucher auf 0,7x bzw. 0,74x verkleinern. Die Bildwiederholrate liegt bei maximal 120 fps.
Einen ungewöhnlichen Klappmechanismus hat sich Panasonic beim Monitor ausgedacht. Er lässt sich zwar auf drei Achsen bewegen, aber nicht wie bei anderen Lumix-Modellen nach links ausklappen – vermutlich weil er in dieser Position am leichtesten abbrechen könnte. Der verwendete Mechanismus erlaubt zwar das Kippen des Monitors beim Hochformateinsatz vom Stativ, aber keine Selbstportraitposition. Ansonsten ist der Monitor groß (3,2 Zoll), hochauflösend (2,1 Millionen RGBW-Punkte) und erlaubt die komplette Touch-Bedienung.
Autofokus mit künstlicher Intelligenz
Panasonic setzt auch in den beiden Vollformat-Kameras auf einen Kontrast-Autofokus mit DFD-Unterstützung (Depth From Defocus) und verspricht eine extrem kurze Auslöseverzögerung von 0,08 s sowie eine der besten Lowlight-Leistungen (Fokussierung bis -6 EV mit Lichtstärke 1:1,4).
Mit Hilfe künstlicher Intelligenz hat Panasonic die Motiverkennung verbessert. So kann der Autofokus zwischen Menschen, Hunden, Katzen und Vögeln unterscheiden. Bei menschlichen Gesichtern werden natürlich die Augen erkannt. Im Serienbildmodus kann der AF die Schärfe bis zu einer Geschwindigkeit von 6 Bildern/s nachführen. Ohne AF-Nachführung schießen beide Kameras maximal 9 Bilder/s wobei bei der Puffer bei der S1R schneller gefüllt ist. Laut Panasonic sind folgende Werte möglich:
- S1R: ungefähr 50 JPEGs bzw. 40 Raws
- S1: ungefähr 999 JPEGs bzw. 90 Raws
Lumix S1 und S1R mit Bildstabilisierung und Pixel-Shift
Beide Kameras bringen einen 5-Achsen-Bildstabilisator mit Sensorverschiebung mit, der sich mit dem Bildstabilisator im Objektiv kombinieren lässt. Der Kamerastabilisator alleine soll bis zu 5,5 Zeitstufen kompensieren, die Kombination mit dem optischen Stabilisator im Objektiv sogar 6 Stufen. Dabei werden nicht nur Informationen des Gyrosensor herangezogen, sondern auch des Bildsensors und eines Beschleunigungssensors.
Den verschiebbaren Sensor nutzen die Kameras auch um vom Stativ acht minimal versetzte Aufnahmen zu einer hochauflösenden zusammenzusetzen: Die S1 schafft auf diese Weise 96 Megapixel, die S1R gar 187 Millionen – auch das ist ein Rekordwert! Die Kameras sind außerdem in der Lage, Bewegungen im Motiv zu erkennen und die daraus reduzierenden Bewegungsunschärfe zu reduzieren. Pixel-Shift-Aufnahmen aus der Hand (wie bei der Olympus E-M1X oder der Pentax K-1 II) sind allerdings nicht möglich.
Auch bei der Bildqualität bei normalen Aufnahmen verspricht Panasonic ein hohes Niveau. So verzichten beide Sensoren für eine optimale Schärfe auf das Tiefpassfilter. Der Sensor der S1R nutzt außerdem asphärische Mikrolinsen und verbesserte Lichtwellenleiter für eine effizientere Lichtausbeute. Bei den Empfindlichkeitseinstellungen gibt es leichte Unterschiede: Die S1 bietet ISO-Werte von 100 bis 51.200 (erweiterbar auf 204.800), die S1R von 100 bis 25.600 (erweiterbar bis 51.200). Neu ist außerdem ein spezieller Preset für einen warmen Weißabgleich, eine spitzlichterbetonte Belichtungsmessung, die Details in hellen Bildbereichen erhalten soll, und der HLG-Bildstil (Hybrid Log Gamma ) für die Darstellung mit hohem Dynamikumfang auf HLG-konformen Panasonic-Fernsehern.
Die neuen Lumix-Kameras beherrschen 4K-Video mit 60p
Dass die Lumix S1 und S1R als erste Vollformatkameras 4K mit 60p aufzeichnen würden, hatte Panasonic schon auf der photokina bekanntgegeben. Tatsächlich beherrschen beide 3840 x 2160 Pixel bei 24, 25, 30, 50 oder 60 Bildern/s und mit einer maximalen Datenrate von 150 MBit/s, allerdings bietet die S1 beim näheren Hinsehen die besseren Spezifikationen. So beherrscht sie neben MP4/H.264 auch den effizienteren HEVC-Codec alias H.265. Während die S1R bei der Länge der 4K-Videos auf 15 Minuten beschränkt ist, liegt das Limit bei der S1 bei knapp 30 Minuten (60p) bzw. ist gar nicht begrenzt (andere Bidwiederholraten).
Neben den Videoprofilen Cinelike D, Cinelike V und Like709 gibt es bei Ihr auch Hybrid Log Gamma (HLG, Like2100) für die Betrachtung der Aufnahmen an einem kompatiblen Panasonic-Fernseher. Noch in diesem Jahr soll es außerdem nur für die S1 ein voraussichtlich kostenpflichtiges Update geben, das folgende Funktionen nachrüstet:
- V-Log
- 4:2:2 Farbunterabtastung mit 10 Bit Farbtiefe bei der internen und externen Aufzeichnung (ohne Update 4:2:0, 8 Bit)
- Full-HD mit bis zu 100 MBit/s (sonst 28 Mbit/s)
Nicht so eindeutig sind die Vorteile beim erfassten Bildfeld: Die S1R hat bei 4K immer einen minimalen Crop von 1,09x, die S1 bis 30p gar keinen, dafür allerdings bei 60p einen recht starken Beschnitt (1,5).
Zeitlupen neben beide Kameras ebenfalls auf und zwar 2fach in 4K (60 Bilder/s) und 6fach in Full-HD (180 B/s). Selbstverständlich besitzen beide Mikrofon- und Kopfhöreranschlüsse (Miniklinke), per optionalem Adapter können auch Mikrofone mit XLR-Steckern verwendet werden.
Die hohe Videoauflösung können die neuen Lumix-Modelle (wie die Lumix G9 und GH5) auch für 4K- bzw. 6K-Fotofunktionen verwenden. Hierbei werden kurze Videosequenzen aufgenommen, aus denen sich nachträglich Einzelbilder extrahieren lassen – bei 6K-Foto sogar mit 18 Megapixeln. Möglich sind beispielsweise Post Focus-Effekte. Hierbei kann der Fotograf nach der Aufnahme aus einer Fokusfahrt die gewünschte Schärfeebene auswählen und das entsprechende Bild als JPEG speichern. Auch Focus Stacking aus dem Post Focus-Bild ist möglich.
Was haben die Lumix S1 und S1R noch zu bieten?
Auch die sonstige Ausstattung der S1 und S1R dürfte kaum Wünsche offen lassen. Dazu gehören eine kürzeste Verschlusszeit von 1/8000 s, eine Blitzsynchronzeit von 1/320 s, Intervallaufnahmen, eine Flicker-Reduzierung für Aufnahmen unter pulsierendem Kunstlicht, lautloses Auslösen, Mehrfachbelichtungen, Wi-Fi und Bluetooth. Der Akku, der auch über USB geladen werden kann und liefert Strom gemessen nach dem CIPA-Standard Strom für:
- 380 (Monitor), 360 (Sucher) Aufnahmen bei der S1R
- 400 (Monitor), 360 (380) Aufnahmen bei der S1R
Im Energiesparmodus sollen sogar 1150 Bilder mit einer Akkuladung möglich sein.
Preise zur Lumix S1 und S1R
Die S1 kostet rund 2500 Euro, die S1R ca. 3700 Euro. Panasonic wird voraussichtlich Kits mit dem 4/24-105 mm Macro O.I.S. mit einem Aufpreis von rund 900 Euro anbieten.
Nachtrag: Lesen Sie auch den ersten Test der Lumix S1 und S1R.
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