Bereits im Februar hatte Tamron zur Fotomesse CP+ drei neue Objektive angekündigt, die Mitte des Jahres in den Handel kommen sollten. Vor einem Monat konnte dann Tamron die Markteinführung des neuen Zoom-Objektivs 2,8-4/35-150 mm Di VC OSD für digitale Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensor konkret kundtun. Es kommt in diesen Tagen für Nikon und ab 20. Juni für Canon in den Handel.
Die Nummern zwei und drei sind das 2,8/17-28 mm Di III RXD (Modell A046) für das Sony-E-Bajonett und das SP 1,4/35 mm Di USD für Canon- und Nikon-Spiegelreflexen. Alle drei Objektive standen unserer Redaktion als Vorserienmuster kurzzeitig zur Verfügung und wir konnten sie einem schnellen Praxistest unterziehen. Zum 17-28 mm und 1,4/35 mm fehlen immer noch die genauen technischen Details und Preisvorstellungen seitens Tamron.
So ist das 2,8-4/35-150 mm Di VC OSD
Beginnen wir mit dem 2,8-4/35-150 mm Di VC OSD. Es soll sich mit seinem ungewöhnlichen Brennweitenbereich und relativer Lichtstärke insbesondere für Portrait-, People- und Hochzeitsfotografen eignen. Das telelastige und gewichtige Zoom ist aus Kunststoff gefertigt und besitzt ein Metallbajonett mit Dichtungslippe – wie die anderen beiden Neuheiten ebenfalls.
Beim Verstellen der Brennweite fährt das Objektiv aus, der Zoomring läuft stramm und besitzt einen Zoom-Lock. Der war in unserem Kurztest allerdings nicht vonnöten, beim Transport fuhr das Zoom nicht selbsttätig aus. Eine Entfernungsskala besitzt das 35-150 mm nicht, der Weg zur Scharfstellung zwischen der Nahgrenze von nur 45 cm und unendlich beträgt etwa 50 Grad – er dürfte gerne etwas länger sein. Viel mehr stört allerdings, dass der Fokussierring sich beim automatischen Scharfstellen in der Hand unangenehm mitdreht.
Schon bei Offenblende gefallen die Bilder mit guter Schärfe und kaum erkennbaren Farbsäumen, im Hintergrund mit einem gefälligen, deutliche Kringel produzierendem Bokeh. Die Verzeichnung ist im Weitwinkel leicht tonnen-, im Tele bei 150 weniger stark ausgeprägt kissenförmig. Auffällig ist eine Randabdunklung bei 35 mm bis etwa Blende f/4,5, bei 135 mm ist sie insgesamt schwächer und ebenfalls nach Abblenden um eine Blendenstufe visuell kaum noch wahrnehmbar. Für rund 1150 Euro (UVP) scheint das Tamron 35-150 mm Di VC OSD eine gute Wahl zu sein.
Der Lichtriese SP 1,4/35 mm Di USD
Das kommende SP 1,4/35 mm Di USD soll mit seiner optischen Leistung den 40. Geburtstag der SP-Serie feiern. Tamrons Top-Serie hat bereits ein recht junges 1,8/35 mm Di VC USD (UVP 1240 Euro) in seinen Reihen, weshalb diese lichtstärkere Variante – ebenfalls für Spiegelreflexen – etwas überrascht.
Für den SP-Status musste Tamron etwas aufwendiger arbeiten. Hier gibt es ein Fenster mit Entfernungsskala und eine Kunststoff-Streulichtblende mit Entriegelungstaste, die innen mattiert und geriffelt ist. Rund 140 Grad Drehwinkel stehen zum manuellen Fokussieren zur Verfügung, der Ring läuft sehr gut geschmeidig und nicht zu leicht.
Beim SP 1,4/35 mm Di USD zeigt sich optisch eine hohe Schärfe mit nur geringen Farbsäumen im Randbereich bei Anfangsöffnung. Seine Randabdunklung ist deutlich sichtbar, aber etwa ab Blende F/3,5 nicht mehr auffällig. Hinzu kommt eine leicht tonnenförmige Verzeichnung. Sein Bokeh ähnelt dem des 35-150 mm. Ob das SP 1,4/35 mm Di USD ein cleverer Schachzug ist und sich neben dem nur geringfügig lichtschwächeren 1,8/35 mm Di VC USD etablieren kann, werden die kommenden Preisangaben und Testergebnisse andeuten.
Für Sony E: 2,8/17-28 mm Di III RXD
Für das verkaufsstarke Sony-E-Bajonett kommt das 2,8/17-28 mm Di III RXD (Modell A046) als zweites dediziertes Objektiv von Tamron (als Ergänzung zum 2,8/28-75 mm III RXD). Das in Vietnam produzierte und trotz der hohen Lichtstärke – für ein Zoom mit diesem Brennweitenbereich – erstaunlich kleine und leichte Objektiv hat einen Filterdurchmesser von 67 mm.
Der Zoomring läuft bei unserem Vorserienmuster stramm, vorteilhafter Weise verlängert sich der Auszug beim Zoomen nicht. Auch der Fokussierring läuft sehr gut. Mangels einer Entfernungsskala lässt sich die Nahgrenze nur annähernd mit 19 cm bestimmen. Der Autofokus mit dem RXD-Schrittmotor (Rapid eXtra-silent stepping Drive) funktioniert zügig. Seine kurze Gegenlichtblende ist aus Kunststoff und innen geriffelt und mattiert.
Optisch gefällt das Superweitwinkelzoom in der Praxis sehr gut: Feine Strukturen werden schon bei Anfangsöffnung und 17-mm-Einstellung sehr gut wiedergegeben. Die wellenförmige Verzeichnung bei 17 mm und die kissenförmige Verzeichnung bei 28 mm wird für die JPEGs sehr gut herausgerechnet. Auch bei der Vignettierung zeigt sich das E-Zoom positiv, bei 17 mm scheint sich in dieser Hinsicht ein Abblenden zu lohnen, bei 28 mm nicht. Für Sony-Fotografen scheint sich hier eine sehr attraktive Alternative anzudeuten, deren Verkaufspreis und -start zwar noch ungewiss ist, doch weit unterhalb der Sony-Originale in diesem Brennweitenbereich liegen dürfte. Genauere Aussagen wird der BAS-Digital-Labortest liefern, sobald testfähige Seriengeräte der Redaktion zur Verfügung stehen.
Technische Daten
Tamron 2,8-4/35-150 mm Di VC OSD (A043)
Brennweite bei Einsatz an Vollformat-Kamera: 35-150 mm
Öffnungsverhältnis: f/2,8-4
Kleinste Blende: f/16-22
Optischer Aufbau: 19 Linsen in 14 Gruppen
Bildwinkel: 63-16°
Blendenlamellen: 9
Mindestentfernung: 0,45 m
Filtergröße: Ø 77 mm
Durchmesser x Länge (Canon/Nikon): 84 x 126,8/124,3 mm
Gewicht: 796/790 g
Sonstiges: Streulichtblende, Front- und Rückdeckel im Lieferumfang
Optional: Tamron TAP-in Konsole (TAP-01)
Bajonett-Anschlüsse: Canon EF, Nikon F
Preis: ca. 1150 Euro
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