Wie Nikon setzt auch Canon auf ein neues, großes Bajonett: Der Innendurchmesser beträgt 54 mm, das Auflagemaß 20 mm (Nikon: 55 mm und 16 mm). Ein Objektivadapter (EF EOS R) macht die EF/EF-S-Spiegelreflex-Objektive nutzbar, so können EOS-Fotografen ihre Optiken weiterhin nutzen. Die Kamera selber ist mit einer Breite von 135,8 mm und einer Höhe von 98,3 mm deutlich kompakter als eine Vollformat-SLR und mit 660 Gramm auch leichter. Einen Blitz hat Canon nicht eingebaut.
Der Bildsensor hat die gleiche Auflösung wie bei der EOS 5D Mark IV; die Empfindlichkeit reicht von ISO 100 bis 40.000 und lässt sich bis ISO 50 und 102.400 erweitern. Der Sensor ist ebenfalls mit einen Dual Pixel CMOS AF (DPAF) ausgestattet. Hierbei bestehen die Pixel aus zwei Fotodioden, die sich zur Fokussierung getrennt auslesen lassen und so eine Phasen-Detektion ermöglichen. Zur Verfügung stehen rekordverdächtige 5655 AF-Messfelder die fast das ganze Bildfeld abdecken (100 % in der Höhe, 88 % in der Breite).
Verschieben lässt sich das AF-Messfeld per Touchscreen (auch im Sucherbetrieb) oder über die Vierwege-Taste. Der Autofokus beherrscht außerdem eine Gesichts- und eine Augenerkennung. Auch bei der AF-Empfindlichkeit setzt Canon laut Datenblatt Maßstäbe: Der AF soll bis -6 EV arbeiten, allerdings nur in Kombination mit einem lichtstarken 1:1,2-Objektiv.
Die Dual Pixel lassen sich außerdem wie bei der EOS 5D Mark IV nutzen, um Raw-Dateien zu speichern, die Informationen aus beiden Pixeln enthalten. Pro Pixel liegen also zwei Aufnahmen aus leicht versetzter Perspektive vor. In Canons Raw-Konverter Digital Photo Professional können diese genutzt werden, um den Schärfepunkt nachträglich leicht zu verlagern. Ist die Schärfe bei einem Portrait beispielsweise von den Augen auf die Nase verrutscht, so lässt sie sich nachträglich auf die Augen legen. Das nachträgliche Verschieben des Unschärfebereichs (Bokeh-Verlagerung) sowie die Reduzierung von Geisterbildern sind mit Dual Pixel Raw ebenfalls möglich.
Ein Nachteil gegenüber den Nikon-Kameras und den aktuellen Sony Alpha-Modellen: Die Canon EOS R bringt keinen Bildstabilisator im Kameragehäuse mit; dieser muss sich also gegebenenfalls im Objektiv befinden (siehe unten).
Canon EOS R: hochauflösender OLED-Sucher
Der OLED-Sucher hat eine Auflösung von 3,7 Millionen Punkten und eine Vergrößerung von 0,76x, womit er bei der Größe leicht hinter die Sucher in der Nikon Z7 und Z6 zurückfällt. Der voll bewegliche Touch-Monitor hat eine Diagonale von 3,2 Zoll bzw. 8,0 cm und löst 2,1 Millionen Punkte auf. Der mechanische Verschluss unterstützt Belichtungszeiten bis zu 1/8000 s; wer lautlos fotografieren will kann auch auf den rein elektronischen Verschluss zurückgreifen.
Nicht ganz an die Nikon-Modelle kommt die EOS R bei der Seriengeschwindigkeit heran. Sie schießt mit maximal 8 Bildern/s, mit AF-Nachführung (Servo-AF) sinkt die Geschwindigkeit auf 5 Bilder/s. Laut Canon sind 100 JPEGs in bester Qualität, 47 unkomprimierte Raws oder 78 komprimierte Raws in Folge möglich.
Canons spiegelloses Vollformat kommt mit 4K-Video
Videos nimmt die EOS R zeitgemäß in 4K-Auflösung auf (3840 x 2160 Pixel, 30p), Full-HD mit 60p. Dabei steht neben der üblichen Bildgruppenkomprimierung (IPB, maximal 120 Mbit/s) auch ein Einzelbildkomprimierung (All-I, 480 Mbit/s) zur Verfügung. Zeitlupen mit 119 Bilder/s gelingen nur in 720p – Nikon und Sony können das auch in Full-HD. Ein Anschluss für ein externes Mikrofon und einen Kopfhörer ist vorhanden.
Fotos und Videos speichert die EOS R auf SD-Karten, für die ein Laufwerk zur Verfügung steht (UHS-II wird unterstützt). Die USB-C-Schnittstelle liegt in Version 3.1 vor. Für die drahtlose Bildübertragung sind Wi-Fi und Bluetooth an Bord. Der beispielsweise aus der EOS 5D Mark IV bekannte LP-E6N-Akku liefert Strom für bis zu 350 Aufnahmen mit Sucher bzw. 370 mit Monitor; sind alle Energiesparmodi aktiviert so verlängert sich die Laufzeit auf 430 (Sucher) bzw. 560 (Monitor). Canon bietet als Zubehör außerdem den Batteriegriff BG-E22 an, der die Laufzeit etwa verdoppelt.
Canon EOS R: die neuen RF-Objektive im Überblick
Canon bietet zum Start vier Objektive für das neue RF-Bajonett an:
- RF 2/28-70 mm USM misst 103,8 x 139,8 mm, 1430 Gramm, Naheinstellgrenze 30 cm.
- RF 1,2/50 mm L USM: 89,8 x 108 mm, 950 Gramm, Naheinstellgrenze 40 cm.
- RF 1,8/35 mm IS STM Macro: 74,4 x 62,8 mm, 305 Gramm, Naheinstellgrenze 17 cm.
- RF 4/24-105 mm L IS USM: 83,5 x 107,3 mm, 700 Gramm. Naheinstellgrenze 45 cm.
Das EOS R-System: Verfügbarkeit und Preisempfehlungen
Die Canon EOS R ist voraussichtlich ab 9. Oktober 2018 im Handel erhältlich. Ebenso wie folgende Produkte:
- EOS R Body: 2499 Euro
- EOS R Body + RF 24-105 mm: 3499 Euro
- RF 4/24-105 mm L IS USM: 1199 Euro
- Mount Adapter EF-EF-EOS R: 109 Euro
- Control Ring Mount Adapter EF-EF-EOS R: 219 Euro
Verfügbar ab Ende Oktober:
- RF 1.2/50 mm L USM: 2499 Euro
Verfügbar ab Dezember 2018:
- RF 2/28-70 mm L USM: 3249 Euro
- RF 1.8/35 mm Macro IS STM: 549 Euro
Verfügbar ab Februar 2019:
- Drop-In Filter Mount Adapter EF-EF-EOS R (V-ND): 449 Euro
- Drop-In Filter Mount Adapter EF-EF-EOS R (C-PL): 329 Euro
Ergänzung:
Wir hatten die Gelegenheit zu einem ersten Hands-on mit der Kamera. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Kamera doch einen Augen-Autofokus hat (in der ersten Version dieser Meldung stand, dass kein Augen-AF vorhanden ist). Korrigiert haben wir auch die Anzahl der Serienbilder in Folge (laut Canon sind 100 JPEGs /Fine, 47 unkomprimierte und 78 komprimierte Raws in Folge möglich.) 4K- Videos nimmt die EOS R mit Crop auf (ca. 1,7x). Per HDMI lässt sich Video mit 4:2:2 Farbunterabtastung und 10 Bit Farbtiefe ausgeben.
Über die USB-C-Schnittstelle lässt sich die Kamera laden (Voraussetzung sind Powerbanks mit mindestens drei Ampere). Canon bietet insgesamt vier Adapter für EF-/EF-S-Objektive an. Neben dem einfachen Adpter, wird es einen mit Kontrollring geben und zwei mit der Möglichkeit, Filter zu verwenden (variabler ND- und zirkularer Polfilter).
2. Aktualisierung: erste Belegbilder aus dem Praxistest:
Canon EOS R: erste Bilder
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