
Schon beim Importieren von Bildern in ein Album stehen Filter bspw. für Dateiformat, Kamera oder Objektiv bereit.
© Andreas JordanGemäß dem Motto „The more you shoot, the more you have to choose“ kann das Auswählen von Bildern nach dem Shooting zu einer zeitaufwendigen und ermüdenden Arbeit werden – vor allem wenn bei Sport, Wildlife oder Action die Serienbildmodi aktueller Kameras ausgereizt werden, die bis zu 120 Bilder pro Sekunde auf die Speicherkarte bannen. Mit normalen Mitteln bekommt man die Datenflut kaum in den Griff. Viele Fotografen nutzen daher zum Sichten und Auswählen des Bildmaterials (auch „Culling“ genannt) spezielle Software; weitverbreitet ist bspw. seit längerem Photo Mechanic von Camera Bits.
Relativ neu ist „Aftershoot“, des gleichnamigen 2020 gegründeten US-Unternehmens, das für sich in Anspruch nimmt, das „erste KI-gestütztes Fotoauswahl- und Fotobearbeitungs-Workflow-Tool“ zu sein. Unsers Wissens nutzt aber zumindest „Imagen Culling Studio“ ebenfalls künstliche Intelligenz. Vermutlich wird in naher Zukunft kaum ein Bildauswahl-Tool mehr ohne KI auskommen.
Für Windows und macOS
Aftershoot ist als Desktop-Anwendung für macOS und Windows erhältlich, bezahlt wird auf Abo-Basis ab zehn Euro pro Monat. Die Software ist in drei Karteireiter eingeteilt. Über „Importieren“ legt der Nutzer ein Album mit den zu verarbeitenden Bildern an, also beispielsweise mit dem aktuellen Shooting. Dann kann unter er unter „Auswählen“ schnell durch die Bilder (JPEG, HEIF und Raw) scrollen und manuell Auswahlen beispielsweise mit Farbcodes und Sternchen vornehmen.
Aftershoot bietet Bildauswahl mit KI
Alternativ steht die KI-Auswahl zur Verfügung, die übrigens offline ohne Internet-Verbindung funktioniert. Hier besteht die Wahl zwischen „Automatisch“ und „Individuell“. Wer die individuelle Auswahl nutzt, kann je nach Bedarf die Kriterien „Beste Bilder“, „Duplikate“, „Unschärfeerkennung“ und „Erkennung von geschlossenen Augen“ wählen. In unserem Test funktionierte das nicht immer überzeugend. Die KI-Kuratierung „Beste Bilder“ wählte beispielsweise auch Aufnahmen mit störenden Hintergründen. Die KI soll allerdings mit der Zeit auf Basis der eigenen Bewertungen hinzulernen und die subjektiven Vorlieben des Anwender berücksichtigen – ob das funktioniert kann nur ein Langzeittest zeigen.
KI muss trainert werden
In unserem Test gelang es Aftershoot nicht immer, unscharfe von scharfen Aufnahmen zu unterscheiden oder geschlossene Augen zu erkennen. Hier muss die KI wohl noch etwas trainieren. Gut funktioniert die Duplikate-Erkennung. Sie findet nicht nur echte Dopplungen, sondern auch ähnliche Bilder aus einer Serie, was hilfreich sein kann, um die Auswahl auf ein Motiv mit verschiedenen Variationen zu beschränken. Ausgewählte Bilder lassen sich zur Weiterverbreitung exportieren, entweder in einen Ordner oder direkt in die Adobe-Anwendungen Lightroom (Classic), Camera Raw und Bridge oder Capture One.
Bearbeiten mit vorgefertigtem KI-Stil
Der dritte Karteireiter heißt Edit. Hier kann der Anwender sein persönliches KI-Bearbeitungsprofil trainieren, das aus bearbeiteten Fotos lernt, den Stil des Fotografen nachzuahmen und auf neue Fotos anzuwenden. Die zweite Möglichkeit besteht darin, einen vorgefertigten KI-Stil anzuwenden. Einige Stile sind bereits vorinstalliert, über 30 weitere von Aftershoot können im Marketplace kostenlos heruntergeladen werden. Stile von Fremdanbietern sind meist kostenpflichtig (typische Preise zwischen 49 und 149 US-Dollar). Aftershoot passt die Stile dynamisch an jedes einzelne Bild an, in dem beispielsweise unterschiedliche Lichtverhältnisse berücksichtigen werden. Auch Beschnitt, Begradigung und Maskierung lassen sich automatisch anwenden und an Programme wie Lightroom Classic oder Bridge weitergeben.
Fazit
Aftershoot verfolgt eine interessanten Ansatz. Im Test zeigten sich allerdings noch einige Schwächen bei den KI-Auswahlen, die hoffentlich bald beseitigt werden. Wer grundsätzlich interessiert ist, kann sich eine Demo-Version herunterladen. Ansonsten lohnt ein Blick auf Alternativen wie Imagen Culling Studio.
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