Dieser Ort ist schrill, super pink und ein Paradies für alle, die zu groß sind für das småländische Bällebad: Das Supercandy Pop-Up Museum in Köln-Ehrenfeld beherbergt eine ganz neue Art von Ausstellung. Hier wartet Kunst zum Anfassen und Mitmachen auf die Besucher. Denn an diesem sonderbaren Ort darf man sich in die Installationen schmeißen, die eigene Schokoladenseite in Pose bringen, währenddessen ein Eis am Stiel schlecken und gleichzeitig auf den Auslöser drücken.
Umgeben von gefühlten 99 rosa Luftballons, süßen Gummibärchen und überlebensgroßen Donuts entstehen in riesigen Bällebädern Bilder, die vor allem eines sind: instagrammable. Dieses Wort gibt es wirklich (ja, sogar PONS liefert eine Übersetzung) und umschreibt so ziemlich alles, das schön und stylisch genug ist, um auf Instagram gepostet zu werden. Wie fühlt es sich also an, für zwei Stunden Teil dieser schillernden, bunten Insta-Welt zu sein? Wir wollten es wissen und haben das Supercandy Pop-Up Museum für ein Shooting besucht.
Supercandy Pop-Up Museum Köln: from USA with love
Die Idee für diese interaktive Ausstellung kommt – wie sollte es auch anders sein – aus den USA. Dort sind Instagram-Museen längst bekannt und hoch frequentierte Ausflugsziele.
In New York City und San Fransisco lädt derzeit die Candytopia zum zuckersüßen Vergnügen, in Los Angeles ist es das Museum of Ice Cream. Dort macht 2019 auch das Egg House Station und verspricht wortwörtlich das Gelbe vom Ei in Sachen Selfie-Spaß. Und sogar Malaysia ist mit seinem Selfie Museum nachgezogen.
Auffällig ist, mit wie viel Liebe zum Detail diese Selfie-Tempel gestaltet werden: Diverse Künstler sind für die Gestaltung der einzelnen Szenerien verantwortlich und die Vorbereitungen dauern, wie für jeder anderen Austellungen auch, Wochen – wenn nicht gar Monate.
Nun also Köln!
Das Fabrikgebäude einer ehemaligen Druckerei bietet auf 1.200 Quadratmetern genügend Platz, um Bilder mit einer besonders hohen Shareability – also Bilder, die besonders oft geliked und geteilt werden – zu machen. Schon die Ankunft in Köln macht neugierig und Lust auf mehr: Ein rosaroter Teppich führt direkt in die alte Fabrik. Innen angekommen landet man direkt in der Beauty Station, wo mehrere Spieglein samt Glitter-Gloss für ein letztes Finish bereit liegen.
Gleich darauf warten eine Wand aus Luftballons und ein Riesenlakritzpool auf die ersten Schnappschüsse. Insgesamt gibt es rund 20 dieser Stationen, in denen Blogger und Instagrammer Platz nehmen und Selfies machen können, bis der Finger glüht: Gigantische Eistüten hängen hier von der Decke herab und in einem Raum fühlt man sich sogar, als hätte Barbie eine eigene Fluggesellschaft namens Supercandy International Airlines.
Ein anderer Raum lässt einen glauben, sich inmitten eines riesigen Ausmalbuches zu befinden – eine große Kiste gefüllt mit Filzstiften animiert die Besucher, direkt drauf loszumalen. Besonders viel Spaß macht der Besuch in der Konfetti-Garage. Als Kulisse dient ein türkisfarbenes Garagentor, vor das man sich fix platziert, nachdem man auf den roten Buzzer gehauen hat: Unter riesigem Getöse regnet es dann Bindfäden aus rosa Konfetti-Quadraten. Herrlich!
Um es auf den Punkt zu bringen: Insta-Helden kommen in Köln-Ehrenfeld definitiv auf ihre Kosten und nehmen einige Bilder mit nach Hause, die sie so im Alltag nicht machen könnten. Die Locations sind allesamt solide ausgeleuchtet, sodass jeder, der sein Smartphone bzw. seine Kamera beherrscht, super Bilder machen kann.
Aber Achtung: Zutritt erhält nur, wer sein Ticket vorab über die offizielle Website gebucht hat. 22 festgelegte Slots stehen zur Auswahl, aus denen man sich seine gewünschte Zeitspanne aussucht. Das fanden wir bei unserem Besuch auch absolut sinnvoll, denn so konnten wir uns selbst an einem Freitagnachmittag für zwei Stunden frei und stressfrei durch das Supercandy House bewegen. Und dabei sind wirklich tolle Fotos entstanden:
Über eine Milliarde Nutzer weltweit: Instagram hat das Pozenzial zum Marketing-Super-Tool
Es ist ein besonders cleveres Mittel des modernen (Influencer) Marketings, die Reichweite eines so starken Kanals für werbliche Zwecke zu nutzen. Darüber sind sich nicht nur die hier genannten Museen und Ausstellungshäuser einig: Mittlerweile werden beispielsweise ganz bewusst Restaurants mit dem perfectly instagrammable Design entworfen, diverse Häuserwände inmitten der hippsten Metropolen werden mit coolen Graffitis versehen und renommierte Interieur Designer verpassen schlecht laufenden Ferienunterkünften vor laufender Kamera den ultimativ fototauglichen Look.
Auf dass die Like-Herzchen fliegen und möglichst viele Gäste zu locken. Ganz bewusst werden diese Bed & Breakfasts dann noch von Lettering-Künstlern verschönert, die den eigens kreierten Branded Hashtag in Form von Wandbemalungen gekonnt in Szene setzen – und schon ist der perfekte Selfie-Spot geschaffen! Verfolgen können Sie das letzt genannte Beispiel übrigens bei Stay here via Netflix.
Und auch Messen und PR-Events werden mittlerweile so geplant, dass das zu bewerbende Produkt mittels Instagram & Co. wie von Zauberhand an Bekanntheit gewinnt. Mit Erfolg, denn nicht umsonst umschreibt man dieses Phänomen als Sugar High-Effekt für Social Media Kanäle: Zählt man die Menge an Bildern zusammen, die mit den Hashtags #supercandy, #supercandymuseum und #supercandypopupmuseum versehen wurden, kommt man bald auf 10.000 Bilder. Das ist dafür, dass das Museum erst Ende September seine Kölner Pforten öffnete, eine recht beachtliche Summe. Zumal das Phänomen des Instagram-Museums hierzulande ein ganz Neues ist.
Doch was haben diese Beispiele gemeinsam? In erster Linie richten sich all diese hippen Orte gezielt an Blogger, Influencer und alle anderen, die es mal werden wollen und bei Instagram aktiv sind: An Menschen, denen Instagram Spaß macht und welche exakt die Orte bereisen wollen, an denen schon die absoluten Superstars ihr Smartphone für ein kleines Foto zückten. Um es ihnen dann gleich zu tun. Mit ein wenig Abstand betrachtet sind diese Orte jedoch viel mehr, als bunt bemalte Hallen für die online-affine Zielgruppe: Sie zelebrieren die Fotografie als Event und definieren eine neue Art des Zusammenkommens in Form eines Fototreffens.
Hier bekommen User in der realen Welt die Gelegenheit sich zu vernetzen und die Anonymität in direkten Kontakt – von Angesicht zu Angesicht – umzuwandeln. Deswegen sind die meisten dieser interaktiven Museen auch als Wanderausstellungen angelegt – um möglichst viele Menschen zu erreichen. Schon alleine deswegen ist ein Besuch im Supercandy Pop-Up Museum lohnenswert und wir sind sehr gespannt zu verfolgen, ob sich dieser Trend auch bei uns in Deutschland etablieren wird. Wir hatten jedenfalls eine bunte Zeit in Köln!
Preise, Öffnungszeiten & Wissenswertes: Supercandy Pop-Up Museum
- Geöffnet: Täglich von 10 - 22 Uhr. Di ist Ruhetag!
- Eintritt: 29 Euro/21 Euro ermäßigt/87 Euro für 4er-Gruppen
- Tickets nur via Internet buchbar!
- Umkleidekabinen vor Ort
- Goodie Bag, Eis am Stiel, Sweets und ein Instax-Foto sind im Preis inbegriffen.
- Letzter Tag: 28.02.2019
- Alle Infos: www.supercandy.house
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Anmerkung der Redaktion: Vielen Dank an unser Model und unseren Fotografen für den spontanen Einsatz!
Model: @Candy_Oldgas
Fotograf: @BaldandBearded_Photo
Anne Schellhase war von 2015 bis 2019 Mitglied der fotoMAGAZIN-Redaktion.
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