Fotos & Text Regine Heuser
Smarte Hundefotos – Gute Bilder machen alle
In Sachen Smartphone-Kameras hat sich einiges getan. Die Bildqualität hat einen immensen Qualitätsschub hingelegt und ist wesentlich besser geworden. Ein Smartphone, mit dem Bilder direkt auf Instagram oder Facebook hochgeladen werden können, hat heute fast jeder immer dabei. Eine besondere Software ist dafür nicht unbedingt notwendig, allerdings gibt es auch hier Apps, mit denen die Bilder vor dem Hochladen ins soziale Netz bearbeitet werden können.
Noch können Smartphone-Fotos nicht mit den Bildergebnissen einer Spiegelreflex- oder einer spiegellosen Systemkamera konkurrieren. Insbesondere für gestochen scharfe Actionaufnahmen in Topqualität sind Smartphones keine Alternative. Moderne Smartphones verfügen aber über eine Bildstabilisierung und bieten mittlerweile bis zu drei optische Brennweiten an.
Für den Spaß an der Sache ist es völlig unerheblich, mit welchem Smartphone Sie fotografieren, gute Fotos machen sie alle. Smartphones haben die traditionellen Hosentaschenkompaktkameraras mittlerweile komplett vom Markt verdrängt. Sie sind handlich, leicht und für viele Fotosituationen des täglichen Lebens prima geeignet. Aber hier liegt die Betonung auf „täglich“, denn in schwierigen Lichtsituationen stoßen die Linsen der Geräte schnell an ihre Grenzen.
Abzüge fürs Fotoalbum
Bei Smartphone-Fotos sind Abzüge fürs Fotoalbum im Format 13 × 18 cm und größer kein Problem. Stellen Sie aber die bestmögliche Bildqualität ein, egal wie groß die Bilddateien werden. Schließlich gibt es Google Drive, Dropbox, iCloud & Co., um die Bilder in einem Cloud-Speicher zwischenzulagern. Letzt- endlich geht es doch im Wesentlichen um den kreativen Prozess und seine vielfältigen Herausforderungen.
„Möchten Sie richtig gute Bilder mit Ihrem Smartphone machen? Dann geben Sie sich genauso viel Mühe wie mit einer „großen“ Kamera.“
Regine Heuser, Tierfotografin
Hundefotos aus dem iPhone
Beispielhaft zeige ich Ihnen einige Porträts, die ich mit dem iPhone fotografiert habe. Die Grundfunktionen aller modernen Smartphones dürften ähnlich sein, ich kann hier aber nur die Ergebnisse zeigen und beurteilen, die ich mit meinem iPhone aufgenommen habe.
Achten Sie darauf, dass der Hund scharf abgebildet wird. Beim Fotografieren mit dem iPhone müssen Sie sicherstellen, dass alle Sensoren scharf gestellt sind. Das übernimmt normalerweise die Kamera automatisch. Sie können aber immer korrigieren, wenn nötig, indem Sie im Display auf das Motiv tippen.
Eine Korrektur des Schärfebereichs ist oft nötig, weil bei einer sehr kurzen Distanz zum Hund die Schärfe verrutschen kann. In diesem Bildbeispiel liegt sie mehr auf der Nase als auf den Augen des Hundes. Bei schlechtem Licht und dunklen Hunden passiert das schnell, genau wie auch bei einer Spiegelreflex- oder einer spiegellosen Systemkamera.
Spiegelreflex gegen Smartphone bei meinen Hundefotos
Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Natürlich ist am Computerbildschirm in der 100 %-Ansicht ein deutlicher Qualitätsunterschied zu sehen, die Detailschärfe ist nicht vergleichbar. Für Smartphone-Fotos ist das aber schon erstaunlich gut und durchaus brauchbar.
Hier liegt auch der große Vorteil der Smartphone-Fotografie: Das Smartphone hat man eigentlich immer dabei und ist unterwegs mal eben in der Lage, ein schönes Porträt zu fotografieren, wenn sich spontan eine Gelegenheit ergibt. Das gilt auch für den Urlaub, wenn die große Kamera zu schwer ist, um sie auf größeren Touren mitzunehmen. Das gewünschte Bild ist entsprechend schnell im Kasten. Eventuell noch mit einer App bearbeitet, und Ihr Foto ist fertig, um im sozialen Netz sofort geteilt zu werden.
Bei meinem iPhone nutze ich gern die Porträtfunktion. Sie erzeugt automatisch einen unscharfen Hintergrund. Mit diesem Effekt können Sie Hundeporträts aufnehmen, auf denen der Hund scharf abgebildet wird und nur der Hintergrund unscharf wird. Um die perfekte Entfernung zu erreichen, zeigt das iPhone an, ob man den Abstand vergrößern oder näher an das Motiv herangehen muss. So gelingt immer ein schönes Bokeh.
Fokus und Belichtung fixieren
Wenn Sie einen bestimmten Bereich im Bild nicht nur kurz antippen, sondern länger drücken, wird die AE/AF-SPERRE aktiviert. Das heißt, die Belichtung und der Fokus werden fixiert und verändern sich nicht mehr, auch wenn Sie Ihre Entfernung zum Hund verändern.
Ein Fingertipp, und die Kamera stellt auf den anvisierten Bildbereich scharf. Sobald man die Kamera aber etwas schwenkt, sucht sich der Fokus ein neues Ziel zum Scharfstellen. Das kann man verhindern, indem man den Fokus per AE/AF-SPERRE kurzzeitig ausschaltet. Diese wird aktiviert, indem Sie das Fokusfeld festlegen und dabei den Finger etwas länger – ca. zwei Sekunden – auf das Display drücken. Dadurch wird am oberen Bildschirmrand die AE/ AF-SPERRE eingeblendet. Die von der Kamera ermittelten Parameter für Fokus und Belichtung sind jetzt fix, auch wenn Sie Ihr Smartphone leicht schwenken oder wenn jemand ungebeten durchs Bild läuft.
Die AE/AF-SPERRE bietet auch den Vorteil, dass Sie für etwaige Belichtungskorrekturen mehr Zeit haben. Sie können den Regler mit dem Sonnensymbol so lange nach oben oder unten justieren, bis das Ergebnis stimmt. Zum Ausschalten der AE/AF-SPERRE tippen Sie einfach kurz auf einen beliebigen Bildbereich.
Ein zusätzliches Feature ist, dass der Sperrbildschirm nicht mehr entsperrt werden muss, bevor Sie fotografieren können. Das ist oft zu umständlich und dauert meist viel zu lang für einen spontanen Schnappschuss. Fotografieren Sie erst, wenn das gelbe Kästchen für den Tiefeneffekt angezeigt wird. Auf dem Sperrbildschirm müssen Sie nur nach links wischen, und schon ist die iPhone-Kamera einsatzbereit.
Die folgenden Beispielbilder wurden mit dem iPhone fotografiert und danach leicht mit der Photoshop-App bearbeitet. Dabei habe ich den Kontrast etwas erhöht, an der Sättigung der Blütenfarbe gedreht und zum Abschluss zugeschnitten – fertig.
Serienbilder mit dem Smartphone
Um Bewegung einzufrieren, benötigen Sie eine sehr kurze Belichtungszeit. Auf dem Markt gibt es dafür unterschiedliche Apps, die man aber tatsächlich links liegen lassen kann. Heute hat fast jedes moderne Smartphone eine Serienbildfunktion, die Speedshutter-Funktion, integriert. Probieren Sie sie aus.
Bei den meisten Geräten muss einfach der Auslöser länger gedrückt werden, und die Kamera zeichnet eine Bilderserie auf, aus der Sie dann das beste Bild auswählen. Drücken Sie lange auf den Auslöser Ihrer Kamera-App, und Sie werden merken, dass Ihr Smartphone plötzlich sehr viele Aufnahmen hintereinander schießt. Das ist die beste Möglichkeit, Bewegungen einzufrieren.
Mit der Serienbildfunktion können Sie sehr viele Bilder in sehr kurzer Zeit aufnehmen. Je nachdem, welches Smartphone Sie nutzen, ist die Vorgehensweise unterschiedlich. Bei den aktuellen iPhone-Modellen ziehen Sie die Auslösetaste mit dem Finger nach links und halten den Auslösebutton gedrückt. Sobald Sie loslassen, stoppt das iPhone die Serienaufnahme. Eine Bildvorschau wird in Fotos angezeigt, klicken Sie dann auf Auswählen, um das gewünschte Motiv Ihrer Serie auszuwählen.
Sie können in Apple Fotos auch Alben/Serie auswählen, hier sind alle Serienbilder gespeichert. Tippen Sie dann die jeweilige Serienaufnahme an, um sie zu öffnen.
Achtung!
Beim iPhone müssen Sie für Serienbilder den Zeigefinger auf den Auslöser legen und nach links wischen. Bei allen anderen Smartphones reichte es, den Auslöser länger gedrückt zu halten.
Diese drei Bilder sind eine Auswahl aus einer iPhone-Serie:
In der Vorschau sehen Sie, dass sich hinter dem
angezeigten Foto eine Serie verbirgt. In Klammern steht, wie viele Bilder einer Serie aufgenommen wurden. Das beste Bild der Serie wird automatisch vom iPhone vorgeschlagen und ist mit einem grauen Punkt unter der Vorschau markiert. Um ein Bild aus der Serie zu speichern, tippen Sie auf den Kreis in der Ecke unten rechts. Dann klicken Sie einfach oben rechts auf Fertig, um einen oder mehrere Favoriten zu sichern. Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, auszuwählen, ob Sie alle Fotos oder nur den oder die Favoriten behalten möchten. Haben Sie das ausgewählt, werden alle übrigen Bilder aus der Serie gelöscht. Gefällt Ihnen kein Bild, können Sie die komplette Serie löschen, indem Sie in der Vollbildansicht unten rechts auf das Papierkorbsymbol tippen.
Was mich beeindruckt, ist, dass auch ein schwarzer Hund sehr gut belichtet wird. Das Fell ist sattschwarz, was ich ja immer erreichen will. Es ist nicht zu hell oder grau geworden. Mit einer Spiegelreflex- oder spiegellosen Systemkamera muss ich bei Schwarz die Belichtung immer ins Minus korrigieren. Das Ergebnis mit dem iPhone ist also, was die Farben und die Kontrastunterschiede betrifft, schon sehr gut. Das kann natürlich je nach Lichtsituation auch schlechter sein. Probieren Sie es einfach aus.
Mitzieher für mehr Dynamik bei Hundefotos
Sie geben Ihrem Bildmotiv noch mehr Dynamik und Schwung, wenn Sie Ihr Smartphone während der Aufnahmen mit der Bewegung des Hundes mitziehen. Halten Sie das Smartphone mit beiden Händen, folgen Sie dem Hund und drücken Sie im passenden Moment ab. Wenn alles passt, ist der Hund scharf und der Hintergrund leicht verwischt.
Das verlangt einiges an Übung. Aber die Mühe wird mit grandiosen Aufnahmen belohnt. Sie können diese Technik bei jeder Art von Bewegung anwenden. Sie fokussieren dabei auf Ihr Motiv und ziehen, während Sie die Kamera-App auslösen, das Smartphone mit der Bewegung Ihres Motivs mit. Das funktioniert besonders gut bei mäßigen Lichtverhältnissen.
Leuchtende Farben via HDR
Wer ärgert sich nicht über viel zu helle Gegenlichtaufnahmen oder viel zu dunkle Bereiche im Bild? Im Modus HDR (High Dynamic Range) versucht das Smartphone, dies mit einer Belichtungsreihe auszugleichen. Dabei macht die Kamera-App mehrere Fotos (in der Regel drei) mit unterschiedlichen Belichtungen, die intern zu einem Ergebnisbild zusammengerechnet werden. Wenn Sie die HDR-Funktion anhand einer Serie von Hundebildern testen, stellen Sie schnell fest, wann es sich lohnt, HDR zuzuschalten. Ohne HDR werden Sie wahrscheinlich einige Bilder mit überbelichtetem Himmel und/oder unterbelichtetem Vordergrund in der Bilderserie finden.
Keine überdrehten Filtereffekte
Versuchen Sie, Ihre Bilder zunächst nur mit den Bordmitteln Ihres Smartphones zu bearbeiten. Verzichten Sie auf überdrehte Filtereffekte. Verfälschen Sie Ihre Aufnahmen nicht, verbessern Sie nur das, was nötig ist. Besitzen Sie ein iOS-Smartphone, sollten Sie Ihre Bilder mit der Fotos-App bearbeiten, besitzen Sie ein Android-Smartphone, dann bearbeiten Sie Ihre Bilder mit Google Fotos.
Das Hundefoto perfekt inszenieren
Das Motiv ist interessant, die Belichtung perfekt, und die Schärfe stimmt. Was viele über die Begeisterung für ein Motiv vergessen oder nicht kennen, sind die grundlegenden Regeln der Bildgestaltung – diese gelten auch für die Smartphone-Fotografie. Erst wenn Sie sich Gedanken darüber machen, was den Reiz eines Motivs ausmacht und welcher Bildausschnitt am besten geeignet ist, werden Ihre Smartphone-Fotos zu Bildern mit Like-Garantie. Möchten Sie richtig gute Bilder mit Ihrem Smartphone machen? Dann geben Sie sich genauso viel Mühe wie mit einer „großen“ Kamera. Nicht einfach nur knipsen, sondern vorher ein paar Gedanken zur Bildgestaltung machen.
Die Drittelregel und auch der Goldene Schnitt gehören zum Grundwissen der Bildgestaltung, egal mit welcher Kamera Sie fotografieren. Aber auch ein mittiges Motiv hat oft seine Berechtigung! Am Ende zählt der eigene Geschmack
Bei einigen Smartphones können Sie sich ein Raster sogar anzeigen lassen, das vereinfacht beim Fotografieren die Aufteilung des Bildes. Möchten Sie die Drittelregel anwenden, platzieren Sie den Hund genau auf diesen Linien und an den Schnittpunkten der Linien. Die Bilder wirken dann oft deutlich besser, als wenn das Hauptmotiv einfach immer nur in der Mitte platziert wird.
Da es mit dem Smartphone noch schwieriger ist, unter schlechten Lichtbedingungen zu fotografieren, ist Licht in der Smartphone-Fotografie ein sehr wichtiges Thema. Versuchen Sie mal, in der Zeit des Sonnenaufgangs oder kurz danach und in der Zeit des Sonnenuntergangs und kurz davor zu fotografieren. Da das Licht zu dieser Zeit sanfter ist als tagsüber, können Sie mit dem Smartphone tolle Lichtstimmungen einfangen. Auch die Farben werden dann sehr schön.
Das richtige Format für Social Media
Wichtig ist ebenfalls das Format. Soll das Bild z. B. auf Instagram in die Story oder in den Feed gepostet werden oder auf Facebook? Möchten Sie die Bilder auf einem Notebook, Monitor oder Fernsehgerät zeigen? Je nachdem, für welchen Zweck die Fotos gemacht sind, sollten sie auch in einem passenden Format fotografiert werden. Auf einem normalen Bildschirm wirken Querformatbilder immer etwas besser.
Für die Instagram-Story eignen sich Hochformate (1089 x 1920 px) sehr gut. Um die bestmögliche Bildqualität zu erreichen, überprüfen Sie in den Einstellungen, welche Bildqualität aktiviert ist. Mit der höchstmöglichen Bildqualität sind auch die Bilddaten größer, aber die Qualität der Bilder wird besser, und Sie können die Bilder später, falls nötig, besser nachbearbeiten.
Wenn Sie jedoch im Wesentlichen Schnappschüsse machen möchten, reichen die normalen Grundeinstellungen.
Regine Heuser ist eine der renommiertesten Tierfotografinnen Deutschlands und erfolgreiche Buchautorin. Ihre Foto-Workshops und exklusive Einzel-Coachings erfreuen sich großer Beliebtheit. Aktuelle Workshop-Termine finden Sie auf der Website der Fotografin unter:
www.regineheuser.de
Beitrage Teilen