Elefant, Nashorn, Löwe, Leopard und Büffel sind weltweit besser bekannt als Afrikas "Big Five". Was viele nicht wissen: Der Spitzname dieser fünf Tiere bezieht sich nicht auf ihre Körpergröße. Den Namen erhielten Sie von Großwildjägern, welche damit die Jagd nach ihnen als besondere Herausforderung empfangen, da diese schwieriger und gefährlicher ist als auf andere Tiere Afrikas.
Mittlerweile sind die Bestände durch Wilderei jedoch so bedroht, dass diese stark zurückgehen. In Nationalparks genießen die Tiere daher besonderen Schutz und es werden zahlreiche Big-Five-Safaris zum Beobachten und Fotografieren der Big Five angeboten.
Wildlife-Fotograf Stephan Tüngler verrät Ihnen, wie sich Afrikas Big Five fotografieren lassen: Welcher Nationalpark bietet sich am besten zum Ablichten von Nashörnern an? Welche Tageszeit ist besonders stimmungsvoll für tolle Löwen-Portraits? All das verraten wir Ihnen hier.
1. Big Five fotografieren: Leoparden
Verbreitungsgebiet: mittleres und südlicheres Afrika
Beste Zeit für Fotos: ganzjährig; Safaris zu den Wasserlöchern in der Trockenzeit (April bis Oktober), üppige Vegetation als Bildhintergrund in der Regenzeit (November bis März)
Motivtipp: Leoparden auf Bäumen bei nächtlichen Fotosafaris
Beste Location: Der Südluangwa-Nationalpark in Sambia. Der Luangwa-Nationalpark gehört zu den populärsten Nationalparks für Fotosafaris in Afrika. Aufgrund einer hohen Dichte an Tierarten hat der Leopard im mäandernden Flusstal einen idealen Nahrungs- und Lebensraum gefunden.
Wer hier auf Bilderjagd geht, sollte seinen Blick auch nach oben wenden. Als exzellenter Kletterkünstler zieht sich der Leopard nämlich gern auf Bäume zurück, um seine Beute nicht mit Konkurrenten teilen zu müssen. Besonders beeindruckend sieht dieses Schauspiel im nächtlichen Scheinwerferlicht des Geländewagens aus.
Anders als es in afrikanischen Nationalparks üblich ist, sind im Luangwa-Nationalpark bei geführten Touren zwei- bis dreistündige Streifzüge auch bei Nacht erlaubt. Die Leoparden kennen die nächtlichen Fotosafaris und gehen mit den Fotografen recht entspannt um.
Eine moderne Kamera mit hohen ISO-Einstellungen (in der Regel ISO 3.200 bis 6.400 bei künstlichem Scheinwerferlicht und Verschlusszeiten von 1/20 s bis 1/125 s) ist unabdingbar, um Blitzlicht zu vermeiden.
2. Löwen fotografieren: die Morgensonne für stimmungsvolle Portraits nutzen
Verbreitungsgebiet: südlich der Sahara, vor allem in der Savanne
Beste Jahreszeit für Fotos: Aufnahmen mit spannenden Wolkenformationen in der Regenzeit (März bis Mai), Zeit der großen Gnu-Wanderung durch die Masai Mara (August bis Oktober)
Motivtipps: Gegenlichtsituationen am frühen Morgen; Löwen, die in der Regenzeit ihr nasses Fell schütteln oder im Fluss auf Beutejagd gehen. Insbesondere in der Masai Mara trifft man auf den Safaris meist große Löwenrudel an.
Wer einen Löwen im Okavangodelta beim Schwimmen oder auf Beutejagd ablichten möchte, sollte mindestens ein 500er-Tele an der Vollformatkamera tragen. Während der Gnu-Wanderung durch die Masai Mara haben Sie gute Chancen, Löwen beim Beutefang abzulichten.
Die Löwenrudel in der wüsten Landschaft der Kalahari sind im Vergleich zur Masai Mara etwas kleiner, dafür lassen sich die Tiere in der weiten Savanne ohne unruhigen Hintergrund fotografieren. In der Winterzeit (Mai bis Oktober) sind hier früh morgens stimmungsvolle Löwenportraits vor wolkenlosem Himmel möglich. Bei Minustemperaturen lässt sich der Atem der Tiere besonders eindrucksvoll ablichten.
3. Big Five fotografieren: Nashörner
Verbreitungsgebiet: Subsahara (Breitmaul- und Spitzmaulnashorn)
Beste Jahreszeit für Fotos: im afrikanischen Winter (Juni bis Anfang November) – zu dieser Jahreszeit ist die Umgebung sehr karg, sodass Nashörner in offener Vegetation schneller gesichtet werden.
Motivtipps: Detailaufnahmen von Haut und Horn; weite Umgebung mit einbeziehen. Sie sollten für diverse Motive gerüstet sein. Am besten eignet sich eine Dreier-Kombination von Objektiven: ein Teleobjektiv (vorzugsweise ab 500 mm), ein lichtstarkes Weitwinkelzoom (24-70 mm) und ein Telezoom (beispielweise 2,8/70-200 mm oder 4,0/200-400 mm).
Breitmaulnashörner lassen Fotografen im südafrikanischen Krüger-Nationalpark bis auf einen Sicherheitsabstand von drei bis vier Metern an sich heran. Spitzmaulnashörner sind etwas scheuer, reagieren sensibler auf Störungen und können schon mal aggressiv werden.
Wie viele andere Tiere sind auch Nashörner vermehrt in den frühen Morgenstunden oder am späteren Nachmittag aktiv. Bei hohen Temperaturen liegen sie dagegen lieber im Schatten. Ein weiterer Vorteil der frühen Morgen- oder späten Nachmittagsstunden ist die tief stehende Sonne, die ein stimmungsvolles, weiches Licht auf Tier und Landschaft wirft.
4. Afrikanische Elefanten fotografieren: am besten in Botswana
Verbreitungsgebiet: Savannen in Ost- und Südafrika, Westafrika, nördliche Namib, tropischer Regenwald in Zentralafrika
Beste Jahreszeit für Fotos: zweite Hälfte der Trockenzeit (August/September)
Motivtipps: Elefanten auf Hinterbeinen beim „Ernten“ von Akazienbäumen; beim Schlammbaden; aus der Luft (mit Drohne oder Helikopter); aus dem Boot. Für Stephan Tüngler ist Botswana als Land mit der höchsten Elefantendichte am besten geeignet für Fotosafaris.
In der Regenzeit, wenn die Dickhäuter weite Strecken zurücklegen, sind mit Flugdrohnen oder aus dem Helikopter eindrucksvolle Luftaufnahmen möglich. Achten Sie dabei auf imposante Schattenwürfe bei tief stehender Sonne.
In der Trockenzeit finden Sie die Herden vorrangig an Wasserlöchern, wo Sie sie gut beim Trinken oder Schlammbaden fotografieren können. Am Chobe-Fluss lassen sich die Tiere aus dem Boot heraus ablichten, während sie durchs Wasser schwimmen.
Und im Mana-Pools-Nationalpark können Sie im August und September beobachten, wie sich die Elefantenbullen auf die Hinterbeine stellen, um die Früchte der Akazienbäume zu ernten. Auf Fußsafaris mit Guide oder vom sicheren Platz im Geländewagen aus werden Sie den Tieren dabei mit einem 500er-Tele sehr nahe kommen.
Für die Aufnahme großer Herden empfiehlt es sich, auch ein lichtstarkes Weitwinkel von 24-70 mm im Reisegepäck zu haben. Wie auch bei anderen Tierarten gilt: In den frühen Morgenstunden und am Abend ist das Licht für stimmungsvolle Elefantenportraits am besten geeignet.
5. Big Five fotografieren: Kaffernbüffel
Verbreitungsgebiet: östliches und südliches Afrika (Savannen- und Flusslandschaften)
Beste Jahreszeit für Fotos: ganzjährig; März bis August überwiegend trocken; November bis Februar – stimmungsvolle Wolkenformationen zur Regenzeit
Motivtipps: Büffel im Gegenlicht; Büffel in Staubwolken; Herden aus dem Helikopter. Im Chobe-Nationalpark in Botswana und im Okavangodelta sind große Büffelherden anzutreffen, die hauptsächlich tagsüber aktiv sind. Die Staub aufwirbelnden Tiere lassen sich aus der Luft heraus besonders imposant fotografieren.
Im Mana-Pools-Nationalpark im Norden von Simbabwe gibt es mehrere große Becken, die auch zur Trockenzeit Wasser tragen. Hier kommt der Fotograf mit einem Guide sogar zu Fuß bis auf wenige Meter an die Büffelherden heran. Als Bildhintergründe finden sich sowohl weite Graslandschaften, Waldgebiete mit Mahagoni-, Akazien und Tamarindbäumen als auch Tümpel- und Flusslandschaften, die von teils steilen Felsen umgeben sind.
In der Trockenzeit sind es vor allem Wasserstellen, an die sich die Büffel früh am Morgen zum Trinken zusammenfinden. Als Reisezeit für Simbabwe werden oft die warmen und trockenen Monate März bis August empfohlen. In der sehr heißen Zeit von November bis Februar sorgen dafür häufige Regenfälle und Gewitter für stimmungsvolle Wolkenformationen und apokalyptische Himmel.
Dieser Artikel ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 02/2017 erschienen.
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