Bunte Fische, Korallen, Haie & Rochen: Sie wollen im nächsten Urlaub schöne Unterwasserbilder machen, brauchen aber noch ein paar Tipps zur Umsetzung? Das ist kein Problem! Denn was es in puncto Bildgestaltung zu beachten gibt, was Sie bei der Vorbereitung berücksichtigen sollten, was es zum Thema Fotoversicherung zu beachten gibt und wie es Ihnen gelingt, Ihre Kamera auch unter Wasser möglichst gut und sinnvoll zu bedienen – all das erklären wir Ihnen in sieben Schritten.
1. Technische Details und Ausrüstung: die Qual der Wahl
Bevor Sie nach dem Urlaub zu Hause sitzen und am liebsten weinen würden, weil die Ausbeute Ihrer Unterwasserbilder nicht groß und schön genug ist, gehen Sie auf Nummer Sicher und nehmen möglichst viele Bilder auf.
Nutzen Sie die Serienbildfunktion Ihrer Unterwasserkamera: So können Sie mehrere Bilder pro Sekunde aufnehmen, solange Sie den Auslöser gedrückt halten. Denken Sie dabei bitte unbedingt daran, die Kamera mit einer möglichst großen Speicherkarte zu bestücken, die Akkus sollten außerdem voll geladen sein. Je mehr Bilder Sie aufnehmen, desto mehr davon landen am Ende in dem Ordner mit den gelungenen Aufnahmen.
In Sachen Ausrüstung können Sie bei ganz simplen Unterwassergehäusen für Ihre herkömmliche Kompaktkamera anfangen. Diese liegen, je nach Modell, bei etwa 200 Euro. Für wasserdichte Kompaktkameras (bis 40 m Tiefe) müssen Sie ein wenig tiefer in die Tasche greifen. Tauchprofis hingegen geben schnell mal bis zu 15.000 Euro für ihre Unterwasserausrüstung aus und nutzen spezielle Gehäuse für ihre SLRs und spiegellosen Systemkameras.
Diese sind dann meist aus Aluminiumlegierungen oder Carbon und liegen preislich bei etwa 2000 Euro aufwärts. Wer mit dem Weitwinkel oder Fisheye fotografieren mag, braucht einen sogenannten Dome Port: So gelingen Ihnen übrigens auch Aufnahmen, die halb über bzw. unter der Wasseroberfläche gemacht werden. Ein wirklich cooles Gadget!
„Farben werden im Wasser absorbiert. Bereits in zwei Metern Tiefe wirkt die Farbvielfalt leider schon weniger knallig.“
2. Das beste Licht für Unterwasserbilder: in der Mittagssonne abtauchen
Zugegeben, normalerweise raten wir Ihnen absolut davon ab in der Mittagssonne fotografieren zu gehen. Denn für die meisten Aufnahmen ist das Licht zu grell, die daraus resultierenden Schatten werden zu hart und die Ergebnisse frustrieren meist einfach nur. Unter Wasser ist dies jedoch anders: Hier brauchen wir die Mittagssonne für möglichst viel Licht. Denn die Sicht wird bereits nach wenigen Metern deutlich schlechter. Die besten Bilder gelingen uns unter Wasser also knapp unter der Wasseroberfläche zur Mittagszeit, sprich wenn die Sonne am höchsten steht und senkrecht auf das Meer hinab strahlt.
Bitte beachten Sie dabei jedoch, dass wir hier nicht zwingend von 12 Uhr mittags reden: Je nach Breitengrad, Zeitzone und Tauchgebiet variiert der höchste Stand der Sonne nämlich. Machen Sie sich also vor Ihrem Unterwasser-Shooting darüber schlau, diverse Sonnenstandsrechner im Internet informieren über die Bedingungen vor Ort und sind hilfreiche Tools für Ihre persönliche Urlaubsplanung.
Hier noch ein weiterer Tipp: Farben werden im Wasser absorbiert. Bereits in zwei Metern Tiefe wirkt die Farbvielfalt leider schon weniger knallig. Ab vier Metern verschwindet Rot, ab 15 Metern Orange und ab 30 Metern Gelb. Ausnahmen bilden hier fluoreszierende Farben. Deshalb gelingen gute Fotos nur mit Hilfe von amphibischen Blitzen. Diese werden mit einem Lichtleiterkabel oder über ein Synchronkabel, das über das Unterwassergehäuse mit der Kamera verbunden ist, gezündet.
Die Blitze werden immer seitlich bzw. mittig von oben ausgerichtet, damit das sogenannte "Backscattering" vermieden wird: Streulicht, welches von angeblitzten Algen und weiteren winzigen Meeresbewohnern zurückgeworfen wird. Je nachdem, für welche Art des Blitzens Sie sich entscheiden, werden zwischen 400 und 1500 Euro fällig.
3. Suchen Sie die Nähe ihrer Motive: für besonders interessante Aufnahmen
Neben den oftmals schwierigen Lichtbedingungen unter Wasser wird Ihnen möglicherweise auch der Wellengang zu schaffen machen. Denn dieser nimmt keine Rücksicht auf Ihre fotografischen Ambitionen. Deswegen sollten Sie versuchen, eventuelle Bewegungsunschärfe auf Ihren Bildern zu vermeiden. Unser Tipp: Wirklich interessant werden Unterwasserbilder, wenn die abgebildeten Meeresbewohner wirken, als seien sie zum Greifen nah. Beachten Sie also folgendes:
- Vermeiden Sie hektische Bewegungen.
- Positionieren Sie sich samt Ihrer Unterwasserkamera etwas unterhalb von/auf gleicher Höhe mit Fisch, Koralle, Qualle & Co. So reduzieren Sie auch die Abbildung nerviger Schwebeteilchen.
- Bei Einsatz eines Weitwinkelobjektivs wird der "nah dran"-Effekt zusätzlich verstärkt.
- Falls Sie lieber mit dem Makroobjektiv fotografieren wollen, arbeiten Sie am besten mit einer kurzen Verschlusszeit.
4. Machen Sie sich mit Ihrer Kamera vertraut: am besten mit Trockenübungen
Um das Optimum aus Ihrem fotografischen Tauchgang rauszuholen, sollten Sie sich vorher unbedingt mit Ihrer Unterwasserkamera vertraut machen. Der beste Weg ist, zuvor Trockenübungen zu machen, indem Sie die Kamera einfach “an Land” benutzen. Beginnen Sie also damit, sich zunächst die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera anzuschauen, um diese im Anschluss als normale Kamera einzusetzen:
- Schauen Sie sich den Unterwassermodus an.
- Üben Sie das Fotografieren mit verschiedenen ISO-Einstellungen und Verschlusszeiten. Denn je nach Bedingungen vor Ort müssen Sie die Einstellungen spontan ändern können.
- Und machen Sie sich außerdem mit dem Weißabgleich und der Auslöseverzögerung Ihrer Kamera vertraut.
So gewöhnen Sie sich an das Bedienfeld und auch an die Menüführung und können sich unter Wasser voll und ganz darauf konzentrieren, nicht – im wahrsten Sinne des Wortes – unterzugehen. Wenn all diese Grundlagen sitzen, gönnen Sie sich zur Abwechslung doch mal einen Tag im Schwimmbad!
Dort können Sie die Kamera auch unter Wasser testen und überprüfen, ob auch ja alles dicht ist. Doch denken Sie dabei bitte an die Wahrung der Persönlichkeitsrechte Dritter. Nicht jeder möchte in Bikini und Badehose fotografiert werden ;-)
„Gestalten Sie Ihre Unterwasserbild aktiv. Denn auch in einigen Metern Tiefe begegnen Ihnen Strukturen, Linien, Flächen und Kontraste. Wetten?“
5. Setzen Sie sich mit den Regeln der Bildgestaltung auseinander: ein Muss
Goldener Schnitt, Linienführung & Co. Schonmal davon gehört? Wenn nicht, wird es Zeit für eine kleine Nachhilfestunde in Sachen Bildgestaltung. Denn gute Bilder machen und diese interessant zu gestalten: all das kann man lernen.
Und auch unter Wasser – Oder vielleicht gerade dort, denn allzu schnell kommt man da ja nicht wieder hin! – empfiehlt es sich, zumindest ein wenig darüber Bescheid zu wissen, welches Format das Beste und welche Perspektive am spannendsten ist.
So begegnen Ihnen auch unter Wasser eine Vielzahl bestimmter Strukturen, Linien, Flächen und Kontrasten, die Sie für Ihren Bildaufbau nutzen können. Und auch, wenn Sie viele Meter tief tauchen, können Sie Ihr Bild mit Hilfe der Drittel Regel oder des Goldenen Schnitts komponieren. Wetten?
6. Das A und O: damit Sie noch lange Freude an Ihrer Unterwasserkamera haben
Nachdem Sie sich nun mit allen Punkten auseinander gesetzt haben, die Sie an Land erledigen und vorbereiten können, geht es nun an die Durchführung des eigentlichen Tauchabenteuers. Auch hier gibt es Dinge, die Sie beachten sollten:
- Safety first: Denken Sie darüber nach, eine Fotoversicherung abzuschließen. Da Kameras beim Tauchgang gerne mal untergehen, haben Profis häufig zwei Exemplare dabei. Für den Fall der Fälle ist es ratsam, abgesichert zu sein.
- Cremen Sie sich ordentlich ein, sonst ist der Urlaub schneller vorbei, als Ihnen lieb ist. Aber Achtung: Denken Sie bitte daran, keine Sonnencreme auf das Objektiv kommen zu lassen. Dieses verschmiert sonst und die Folge sind unschöne Bildergebnisse. Auf die Bedienelemente sollte ebenfalls besser keine Sonnencreme gelangen. So verhindern Sie, dass die Bedienung unter Wasser eine eher rutschige Angelegenheit wird.
- Dem Auftrieb entgegenwirken: Befestigen Sie Ihre Unterwasserkamera bitte stets per Handschlaufe an Ihrem Handgelenk. Sicher ist sicher!
- Fotografieren Sie mit beiden Händen, um Ihre Kamera möglichst stabil halten zu können.
- Spülen Sie Ihre Kamera immer mit klarem Wasser ab, bevor Sie diese öffnen. Dies gilt auch für zwischendurch, falls Sie die Speicherkarte oder den Akku wechseln müssen. Deswegen: Besser eine Flasche Wasser extra einpacken.
- Achtung: Nachdem Sie Ihre Kamera mit Klarwasser abgespült haben, sollten Sie noch ein wenig Geduld haben und die Kamera zunächst trocknen lassen. So stellen Sie sicher, dass keine Feuchtigkeit in das Innere Ihrer Kamera gelangt.
- Ganz wichtig: Achten Sie bitte vor und während des Tauchgangs unbedingt darauf, dass kein Sand in die Nähe der Kamera kommt. Sand zwischen den Dichtungen führt leider dazu, dass Ihre Kamera nicht lange wasserdicht sein wird. Der sichere Tod für jede Unterwasserkamera.
- Aprospos Dichtungen: Idealerweise checken Sie diese regelmäßig, zumindest aber rechtzeitig vor dem nächsten Tauchgang, um diese ggf. noch austauschen zu können.
7. Bearbeiten Sie Ihre Bilder nach: für noch intensivere Farben
Die erschwerten Bedingungen unter Wasser erfordern oft eine intensive Bearbeitung im Nachgang, denn oft fallen die Farben zunächst etwas blass aus. Es wäre also super, wenn Sie sich zumindest ein wenig mit Adobe Photoshop bzw. Lightroom auskennen.
Dann können Sie hinterher ein wenig an den Farbeinstellungen drehen und den Kontrast sowie die Dynamik Ihrer Unterwasserbilder verändern. Und wenn Ihnen der Weißabgleich der Kamera noch nicht ausreicht, können Sie hier ebenfalls nachträglich noch etwas rausholen.
7. Fazit: Wer in die Unterwasserfotografie investiert, wird meist mit einzigartigen Bildern belohnt
Zugegeben, die günstigste Art des Fotografierens ist die Unterwasserfotografie nun nicht gerade. Denn der Fotograf braucht nicht nur eine spezielle Fotoausrüstung, er sollte auch unbedingt darüber nachdenken, ob es sich lohnt diese zu versichern.
Ach ja! Und dann hätten wir da noch die Reisekosten zum gewünschten Urlaubsziel. Denn auch der Flug, die Unterkunft, das Gepäck, die Tauchausrüstung, der Mietwagen und die Verpflegung vor Ort wollen bezahlt werden. Wenn Sie sich dessen bewusst und dann auch noch bereit sind, in Ihr Unterwasserabenteuer zu investieren, dann werden Sie garantiert mit einzigartig schönen Momenten belohnt.
Dann müssen Sie nur noch ihre Fotoausrüstung griffbereit haben und diese gekonnt einsetzen – und schon nehmen Sie diese großartigsten Momente auf Ihrer Speicherkarte mit nach Hause. Und können sich diese, auch Jahre danach, immer wieder anschauen, in Erinnerungen schwelgen und vom nächsten Tauchausflug träumen.
Das alles hört sich natürlich leichter an, als es ist, denn gerade die Unterwasserfotografie benötigt Übung und damit verbunden auch Durchhaltevermögen. Und natürlich die nötigen finanziellen Ressourcen. Also fangen Sie doch erst einmal klein an: So können Sie feststellen, ob das Fotografieren unter Wasser überhaupt etwas für Sie ist und Ihre Ausrüstung Stück für Stück erweitern.
Wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Spaß dabei und freuen uns über Ergebnisse auf unseren Social Media-Kanälen.
Anne Schellhase war von 2015 bis 2019 Mitglied der fotoMAGAZIN-Redaktion.
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