Sportfotografie: So fangen Sie Bewegungen ein

Um schnelle Bewegungen einzufangen, braucht es spezielle Kamera-Einstellungen, Techniken und Brennweiten. Ein Überblick über die Sportfotografie.

Sebastian Sonntag

Sebastian Sonntag

Freier Journalist und Fotograf

Sportfotograf

Kombiniert man bei Action-Aufnahmen eine längere Verschlusszeit mit Blitz, entstehen gleichermaßen dynamische und dramatische Aufnahmen.

© Getty Images/Zorantemelkov

Sportaufnahmen gehören zum Anspruchsvollsten, das die Fotografie zu bieten hat. Um schnelle Bewegungen dynamisch abzulichten, brauchen Sie eine Kamera mit gutem Autofokus und hoher Serienbildgeschwindigkeit sowie sporttaugliche Optiken mit meist langen Brennweiten. Mindestens ebenso wichtig sind Erfahrung und eine ruhige Hand.

Sie müssen vorhersehen, wie sich der Sportler bewegt, wann es sich lohnt auszulösen und wie Sie Ihr Motiv perfekt ins Bild bekommen. Trotzdem oder gerade deshalb ist die Sportfotografie auch eine der interessantesten und anziehendsten Disziplinen, die zudem spektakuläre Ergebnisse garantiert.

Radfahrer

Kombiniert man bei Action-Aufnahmen eine längere Verschlusszeit mit Blitz, entstehen gleichermaßen dynamische und dramatische Aufnahmen.

Foto: © www.jkuenstle.de, Jörg Künstle

Sportfotografie: Mitzieher für dynamische Bildeffekte

Sportmotive, die sich gleichmäßig bewegen, eignen sich ideal für Mitzieher. Beim Mitzieher fotografieren Sie mit einer verhältnismäßig langen Verschlusszeit und folgen während der Belichtung der Bewegung des Sportlers, sodass dieser konstant im Bild bleibt.

Der Vorteil daran: Der statische Hintergrund zieht auf dem Bild optisch zur Seite, was einen extrem dynamischen Bildeffekt erzeugt. Tatsächlich wirken auf diese Weise selbst langsame Bewegungen bei ausreichend langer Verschlusszeit sehr schnell – vom Grundgedanken eines durchgängig scharfen Hauptmotivs sollten Sie sich allerdings verabschieden.

Die größte Herausforderung eines Mitziehers besteht darin, das Hauptmotiv während der Belichtung im Bildausschnitt an der gleichen Stelle zu halten. Platzieren Sie dazu den Sportler (und den Fokuspunkt) in der Bildmitte und verwenden Sie eine lange Brennweite. Dadurch können Sie aus größerer Distanz fotografieren, was eine gleichmäßigere Kamerabewegung ermöglicht. Fotografieren Sie mit AF-C und Serienbildfunktion.

Profitipp Sportfotografie:

Legen Sie den Autofokus auf die hintere Daumentaste. Durch die Trennung von Auslöser und AF können Sie noch gezielter und präziser fotografieren. Aktivieren Sie außerdem Auto-ISO. So können Sie Ihre Verschlusszeit anpassen, ohne die Blende ändern zu müssen. Beginnen Sie mit einer Belichtungszeit, mit der Sie zuverlässig scharfe Ergebnisse erzielen. Haben Sie das Bild im Kasten, tasten Sie sich allmählich zu längeren Verschlusszeiten vor.
 

Wettlauf

Durch den vorbei wischenden Hintergrund erzeugen Mitzieher – oder wie in diesem Fall Parallelbewegungen – eine extreme Dynamik. Mit entsprechend langer Verschlusszeit wirken so selbst langsame Bewegungen sehr schnell.

Foto: © Getty Images/iStockphoto, deklofenak

Parallelbewegung – Motivverfolgung aus dem Kofferraum

Eine bei inszenierten Fahrzeugaufnahmen beliebte Alternative zum Mitzieher ist das Fotografieren von einem anderen Fahrzeug aus. Sie können sich entweder seitlich zu Ihrem Motiv bewegen und dann aus der Seitenscheibe oder besser noch stehend aus dem Schiebedach fotografieren. Oder Sie legen sich in den Kofferraum und Ihr Motiv fährt hinter Ihnen her.

Mit Klappdisplay und Weitwinkel sind hier spektakuläre Aufnahmen aus Bodennähe möglich. Allerdings ist keine dieser Varianten mit der Straßenverkehrsordnung vereinbar, zudem ist insbesondere das Fotografieren aus dem Kofferraum mit einem recht großen Risiko verbunden und eher etwas für Profis.

Eine – zumindest für den Fotografen – risikofreiere Variante besteht darin, die Kamera stabil (!) am Fahrzeugheck zu befestigen und per Wi-Fi fernauszulösen. Als Alternative zu dieser Variante können Sie die Kamera auch direkt am fotografierten Fahrzeug befestigen.

Surfer

Professionelle Sportfotografen experimentieren selbst bei eigentlich dafür ungeeigneten Sportarten gerne mit längeren Verschlusszeiten – zugunsten der Bilddynamik.

Foto: © Getty Images

Bewegung einfrieren mit kurzen Verschlusszeiten

Das genaue Gegenteil eines Mitziehers entsteht, wenn Sie statt langer sehr kurze Verschlusszeiten verwenden. Dann werden sämtliche Bewegungen eingefroren und es entsteht ein Bildergebnis, das wir mit unseren eigenen Augen so nicht wahrnehmen können, was diese Aufnahmen für Betrachter häufig besonders spannend macht.

Um allerdings mit einer Verschlusszeit von 1/500s oder besser 1/1000 s korrekt belichtete Aufnahmen zu erreichen, benötigen Sie entweder viel Licht oder müssen selbst bei komplett geöffneter Blende einen sehr hohen ISO-Wert verwenden, was kurze Verschlusszeiten in der Halle, beispielsweise beim Handball, Basketball oder auch beim Ballett, zur Herausforderung macht.

Motorradfahrer frontal

Wassersport eignet sich ideal für Aufnahmen mit extrem kurzen Verschlusszeiten. So wird selbst der kleinste Tropfen scharf abgebildet und es entsteht ein Bild mit großartiger Detailvielfalt.

Foto: © Getty Images/iStockphoto, Brauns

Glücklicherweise sind es ohnehin die Außensportarten im Kampf mit den Elementen, die eingefroren besonders Eindruck hinterlassen. Wassersport, beispielsweise Wellenreiten oder Kite-Surfen und Offroad-Sportarten wie Rallye oder Moto-Cross, ermöglichen mit ihren spritzenden Wassertropfen und Erdklumpen extrem detailreiche und dynamische Aufnahmen.

Bei gestellten Sport-Aufnahmen bietet sich als Alternative zu kurzen Verschlusszeiten der Einsatz eines Studio-Blitzes an. Dessen kurze Abbrenndauer ermöglicht ebenfalls eingefrorene Bilder, auch bei Verschlusszeiten von 1/160 s. Das Fotografieren mit Blitz bietet gleich mehrere Vorteile, vom niedrigen ISO-Wert bis zur individuellen Lichtsetzung.

Eine besonders kreative und dynamische Variante ist das Fotografieren mit langer Verschlusszeit und Blitz. Durch das Blitzlicht wird der Moment eingefroren, die lange Verschlusszeit erzeugt Bewegungsunschärfen.

Eine am Fahrzeug befestigte Kamera hält den Fahrer scharf und lässt den Hintergrund eindrucksvoll verwischen.

Foto: © Getty Images/iStockphoto, XiXinXing

Lightpainting – mit Dauerlicht und Blitzlicht experimentieren

Auch ohne Tageslicht lassen sich sehr dynamische Aufnahmen umsetzen. Besonders interessant ist hier das Lightpainting (siehe auch > Lightpainting – Tipps und Tricks), also das Gestalten des Bildes mit Licht. Sie können die roten Rücklichter eines Rennwagens bei Nacht mit einer längeren Verschlusszeit in rote Streifen verwandeln oder auch reflektierende Elemente mithilfe von Dauerlicht in ihrer Bewegung darstellen.

Interessant wird diese Lösung vor allem in Kombination mit Blitzlicht: Durch das Dauerlicht und die lange Verschlusszeit von ein bis zwei Sekunden fangen Sie die Bewegung ein, mit dem Blitz auf den zweiten Verschlussvorhang lichten Sie den Sportler am Ende des Bewegungsablaufes ab. Experimentell und anspruchsvoll, aber sehr beeindruckend!

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