So fotografiert Michael Martin bei extremer Kälte

Was tun, wenn die Außentemperatur beim Fototrip deutlich unter null Grad Celsius sinkt? Der Münchner Reiseabenteurer und Fotograf Michael Martin verrät seine Tricks.

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Michael Martin Portrait

Atemberaubend schöne Landschaft bei extremen Minusgraden: Spitzbergen.

Bei extremer Kälte auf Spitzbergen fror Michael Martins Nasenspitze beim Fotografieren an den Kamera-Body. Das Portrait entstand, nachdem er die Kamera vom Gesicht weggezogen hatte. Foto: © Michael Martin

Grundsätzlich hilft eine zusätzliche Wärmequelle bei extremen Minusgraden ungemein, um warm zu bleiben. Genauso entscheidend sind aber gute Unterwäsche und effektiver Windschutz. Ich bin ein wenig skeptisch, wenn eine beheizte Fotoweste als äußerste Schicht getragen wird, denn dann wird die Wärme auch in die Luft abgegeben. Zudem dringt die Wärme schlecht bis zur Haut durch.

Atemberaubend schöne Landschaft bei extremen Minusgraden: Spitzbergen.

© Michael Martin

Vom Motorradfahren kenne ich beheizte Unterwäsche, die als zweite Schicht über der Unterwäsche getragen wird. Dabei wird die meiste Wärme auf die Haut abgegeben und nach außen geht kaum etwas verloren.

So schütze ich meine Kameras

Große Profi-Kameras kommen auch bei unter minus 40° Celsius zurecht, da ihre Lithium-Ionen-Akkus größer sind und entsprechend mehr Kapazität haben. Meine Nikon D5 fotografiert auch bei minus 50° C ohne Probleme, mein iPhone steigt bei 0° Celsius aus, mein MacBook bei minus 10° Celsius.

„Natürlich hilft bei kleineren Kameras und damit kälteempfindlicherem Akku ein zweiter Akku in Körpernähe.“

Michael Martin

Bei extremer Kälte werden auch die beweglichen Teile von Objektiven schwergängig, mancher Verschluss klemmt.

Mein Freund Robert Schwarz lebt als Wissenschaftler am Südpol und fotografiert auch bei minus 80°, dann aber in einer Wärmebox.  Nach seiner Erfahrung wird das Fotografieren ab minus 50° Celsius kritisch. Das größte Problem entsteht allerdings beim Wiedereintritt in die Wärme, da dann die Linsen (auch im Objektivinneren zwischen den Linsen!) und der Sensor beschlagen. Auf letzterem können beim Abtrocknen Tau-Flecken bleiben. Die Feuchtigkeit zwischen den Linsen führt gerne bei Sonneneinstrahlung zur plötzlichen Rückkehr eines zentralen Tau-Fleckens, der Ihnen sämtliche Bilder ruinieren kann. Dieser verschwindet zwar bei Erwärmung wieder, kommt aber auch wieder. Oft hilft in solchen Fällen nur noch das Zerlegen des Objektivs.

Daher lasse ich bei extremer Kälte meine Kamera immer draußen vor der Hütte, vor dem Zelt, vor der Jurte und nehme nur den Akku mit in die Wärme. Muss meine Kamera dennoch unbedingt rein, dann wähle ich stundenlange Zwischenstufen in Vorräumen und öffne auf keinen Fall meine Kameratasche, die gut isoliert ist und eine langsame Anpassung garantiert.

Michael Martin im fotoMAGAZIN 2/2019

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