Tolle Aufnahmen in der kalten Jahreszeit: Trübes Wetter, Dunkelheit und Kälte... Im Winter besser die Finger von der Kamera lassen? Nicht doch! Mit etwas Kreativität und Planung können tolle Winterbilder entstehen. Einige Tipps und Tricks haben wir hier zusammengestellt.
Der Winter ist eher unbeliebt. Vor allem bei Fotografen. Kurze Tage mit schlechtem Wetter, viel diffuses Licht und eigentlich kann man gleich im (Heim-) Studio bleiben – raus mit der Kamera macht ja wenig Sinn. Es gibt aber trotzdem eine Reihe von Motiven, die nur im Winter fotografisch ansprechend umsetzbar sind.
Fotografen müssen jedoch etwas planen. Alles hängt natürlich vom Wetter ab. Besonders hart trifft es die deutschen Flachlandbewohner: Der größte Teil des Winters spielt sich bei 5 Grad und Regen ab. In den Mittelgebirgen und vor allem in den Alpen dagegen ist das „Weiß“ direkt vor der Haustür – oder zumindest nach kurzer Fahrt in Reichweite.
Fotografieren im Schnee
Das Weiß verändert alles. Nicht umsonst werden Winterlandschaften als „verzaubert“ beschrieben. „So keusch wie Eis, so rein wie Schnee ...“, heißt es bei Shakespeare. Was man sonst im Studio erledigt – das Model vor Weiß zu stellen und so von jeder Ablenkung und aller Unordnung zu befreien – gelingt plötzlich im großen Maßstab. Erfahrungsgemäß ist die Schneelandschaft selbst eher langweilig. Vor allem bei bedecktem Himmel fehlt jeglicher Kontrast.
Sie brauchen für ein tolles Winterbild auf jeden Fall ein gutes Motiv. Es kann hilfreich sein, die eigenen Landschaftsfotos oder die anderer Fotografen zu durchforsten und sich vorzustellen, wie die Motive nach Schneefall aussehen könnten. Ein etwas abgegriffenes Beispiel ist Schloss Neuschwanstein. Haben Sie erst einmal den perfekten Fotospot gefunden, so macht eine erneute Anreise bei Schnee durchaus Sinn.
Das Gleiche gilt für Sport: Natürlich gibt es Sportarten, die fest mit Schnee verknüpft sind. Auch hier lohnt sich eine weitere Anreise – Flachlandbewohner müssen mindestens in das nächste Mittelgebirge. Interessant ist aber auch Motorsport: Eis-Speedway oder Autocross auf Eis sollten Sie sich nicht entgehen lassen, falls sich die Gelegenheit ergibt. Manche Veranstalter erlauben Fotografen den Zugang zu sonst abgesperrten Bereichen, von denen aus gut fotografiert werden kann.
Praxistipps für Winterbilder
Schneebedeckte Landschaften wirken aufgrund der Kontraste oft spannender als durchgängiges Grün. Interresant können auch Straßen oder Fahrzeuge sein, die Linien bilden oder das Weiß unterbrechen. Vorsicht: Die Akkus sind bei Kälte schneller und auch plötzlich leer. Nicht unter 30 % Kapazität weiter fliegen. Der Copter darf nicht feucht werden (Nebel/Wolken), sonst kommt es bei Minustemperaturen zu Eisbildung und anschließendem Absturz. Auf den Bergen ist die Luft dünner, was die Flugzeit nochmal verkürzt.
Copter: DJI Phantom 3 Professional, HÖHE: 82 m
Haus- oder auch Hoftiere wirken im Schnee vollkommen anders als auf der grünen Wiese. Der weiße Hintergrund stellt das Tier in den Vordergrund und hebt das Foto fast von allein auf ein ästhetisch höheres Level. Während Pferde und Hunde von Besitzern auf Schnee geführt werden können, wird es bei Katzen und anderen Kleintieren schwierig. Milchkühe erwischen Sie nur, wenn es tagsüber überraschend geschneit hat. Bullen werden teilweise länger draußen gelassen – hier hat man oft mehr Glück.
KAMERA: Nikon D750
OBJEKTIV: Nikkor 2,8/70-200 mm
BLENDE: f/3,2
BELICHTUNG: +0,33 EV
Schneeflocken sind einfacher zu fotografieren als Regen. Sie sind heller als Wassertropfen und fallen meist dichter und langsamer. Allerdings funktioniert das kaum vor schneebedeckter Landschaft. Besser ist es, den Himmel großzügig ins Bild zu nehmen. Je mehr Sonnenlicht durchkommt, desto klarer werden die Flocken. Alternativ benötigen Sie dunkle Bereiche im Foto. Sie haben es daher in der Stadt und bei der Architekturfotografie einfacher – vor allem, wenn abends die Stadtbeleuchtung die Flocken anleuchtet.
KAMERA: Sony Alpha 99 V
OBJEKTIV: 3,5-5,6/28-80 mm
ZEIT: 1/640 s
Manche Sportarten gibt es nur in der Winterzeit; andere (z. B. Motorsport) ergeben auf Schnee ungewöhnliche Bilder. Entscheidend ist wie immer der Standort: Auf Schnee stören Plakate und andere Zuschauer besonders. Ein leicht erhöhter Standort ist wegen der weißen Fläche ausnahmsweise besser. Gegen schmutzig wirkenden Schnee hilft eine leichte Überbelichtung. Mitzieher werden nur gut, wenn es einen unruhigen Hintergrund gibt.
KAMERA: Nikon D300
OBJEKTIV: Nikkor 2,8/70-200 mm
ZEIT: 1/640 s
BELICHTUNG: +1 EV
Letztlich bleiben viele graue Tage ohne Schnee – an denen Sie trotzdem Winterfotos machen können. Frost und Nebel reichen aus für schöne Raureifbilder, gefrorene Bäche sind ein schönes Motiv und zudem ist der Winter eine gute Gelegenheit, um Vögel und andere Kleintiere anzufüttern. Letzteres erfordert Geduld. Erst nach mehreren Wochen fühlen sich Vögel sicher und lassen auch mal den Fotografen nah heran. Das ist wichtig für gute Fotos. Die werden deutlich besser, wenn Sie nicht mit Lichtschranke oder Fernauslöser hantieren, sondern selbst scharf stellen und das Bild gestalten.
Technik bei der Winterfotografie
Technisch gesehen bietet der Winter wenig besondere Herausforderungen. Es ist eben kalt: Vor allem die Akkus leiden unter Kälte, sodass Sie bei Wanderungen den Reserveakku am Körper und nicht in der Fototasche tragen sollten. Die Streulichtblende muss wie immer aufgesteckt werden – nicht nur wegen des Lichts, sondern auch wegen der Schneeflocken, die sich sonst gern auf die Vorderlinse setzen.
Bei Schnee ist die Belichungskorrektur nach oben fast Pflicht: Die auf ein Grau (mit 18 Prozent reflektierendem Licht) geeichten Belichtungsmesser werden durch das viele Weiß verwirrt und neigen zur Unterbelichtung. Deshalb können Sie etwa eine Blende plus einstellen, alternativ messen Sie mit der Einstellung „Spot“ auf den Teil des Motivs Ihres Winterbildes, der nicht mit Schnee bedeckt ist.
Praxistipps für Winterbilder
Das durch eine Langzeitbelichtung weich gezeichnete Wasser eines Baches kann im Kontrast zu den „harten“ Strukturen von Eis noch schöner wirken. Es braucht in der Regel zwei oder drei Tage ordentlich Frost, bis sich ausreichend Eis an einem schnellfließenden Bach gebildet hat. Auch im Winter benötigen Sie ein ND-Filter (mindestens ND1.0 bzw. 10-fach), um auf Belichtungszeiten von fünf oder mehr Sekunden zu kommen. Trotzdem leicht überbelichten!
KAMERA: Sony Alpha 580
OBJEKTIV: Sigma 2,8/17-50 mm
BLENDE: f/6,3
Vögel und kleine Säugetiere lassen sich im Winter gut anfüttern. Die Bilder werden umso besser, je näher Sie herankommen. Fotos wie dieses entstehen am bequemsten durch eine Fensterscheibe. Vögel und Eichhörnchen gewöhnen sich an Menschen. Die Kamera draußen per Funk auszulösen ist schwierig, besser ist der Einsatz einer Lichtschranke. Für Kleintiere wie Meisen ist die Naheinstellgrenze vieler Teles zu groß. Gut sind einige Sigma-Teleobjektive oder gleich ein 200er-Makro.
KAMERA: Nikon D800
OBJEKTIV: Sigma 4,5-5,6/120-400 mm
BLENDE: f/8
Sie müssen den Winter nicht draußen fotografieren – Sie können auch einfach die Kälte nutzen und auf dem Balkon Gegenstände für die Table-Top-Fotografie einfrieren. Dazu legen Sie die zu fotografierenden Dinge in Behälter und füllen sie mit Wasser. Nach ein paar Stunden sind sie bereit für ein interessantes Eis-Foto. Am besten beleuchten Sie das Setting von hinten. Mit einer Acrylglasplatte könne Sie gleich eine passende Spiegelung anlegen.
KAMERA: Nikon D300
OBJEKTIV: Micro Nikkor 2,8/105 mm
BLENDE: f/10
Schnee gibt es – im Flachland – selten, für Raureif reicht jedoch Nachtfrost bei Feuchtigkeit. Schön sind natürlich immer die weißen Bäume, alternativ konzentriert man sich auf ein Detail als Makroaufnahme. Raureif wirkt mit Kontrast am besten: Äste, Laub oder auch Wasserflächen können einen dunklen Gegenpol zum Weiß bilden. Die beste Zeit ist der frühe Morgen, wenn die Sonne es gerade durch den Nebel schafft.
KAMERA: Nikon D500
OBJEKTIV: Nikkor 4/12-24 mm
BLENDE: 10
BELICHTUNG: +0,7 EV