Für die Makrofotografie benötigen Sie nicht viel: Neben der Kamera am besten noch ein Makro-Objektiv. Dieses zeichnet sich durch eine geringe Naheinstellgrenze aus, die es Ihnen erlaubt, nah an das Motiv heranzugehen und scharfzustellen.
Dazu kommt ein im Nahbereich präziser AF und ein langer Schneckengang, um auch manuell exakter fokussieren zu können. Die Abbildungsleistung der Makroobjektive ist zudem auf den Nahbereich und oft auf die Verwendung von geschlossenen Blenden optimiert.
Welches Objektiv für die Makrofotografie?
Allrounder bei Makro-Objektiven sind die Brennweiten um 100 mm. Sie eignen sich für fast alles, was Sie im Makrobereich fotografieren: von Table-Top-Inszenierungen über Blüten bis hin zu Insekten. Gerade letztere lassen sich aber von den langbrennweitigen Makro-Objektiven (ca. 150 bis 200 mm) leichter erfassen – einfach, weil Sie einen größeren Abstand zum Motiv einnehmen können. Die kurzbrennweitigen Makrolinsen (rund 60 mm) bilden plastischer und mit mehr Schärfentiefe ab, erfordern aber eine extrem geringe Nähe zum Motiv.
Voraussetzung für Aufnahmen wie unser obiges Schmetterlings-Foto ist, dass Sie das Tier direkt in die knappe Schärfeebene bekommen – es muss also von der Seite fotografiert werden und die Blumen sollten einigermaßen gleichmäßig weit vom Hauptmotiv entfernt sein. Achten Sie darauf, präzise scharfzustellen. Hier mit 100 mm am Vollformat.
Makrofotografie ohne Makro-Objektiv
Erste Schritte lassen sich auch ohne Makro-Objektiv unternehmen. Zum einen gibt es Nahlinsen, die in das Filtergewinde eines Objektivs geschraubt werden und die es – ebenso wie eine Lesebrille – „nahsichtig“ machen. Die Naheinstellgrenze verschiebt sich und damit wird der erzielbare Abbildungsmaßstab größer. Die Bildqualität wird durch die vorgesetzte Sammellinse meist beeinträchtigt. Falls Sie eine Nahlinse kaufen wollen, so setzen Sie am besten auf ein (teureres) achromatisches Modell, das chromatische Aberrationen reduziert.
Qualitativ weniger negativ wirken sich Zwischenringe aus, die zwischen Objektiv und Kamera gesetzt werden und die Bildweite verlängern. Sie enthalten keine optischen Elemente. Es gibt „dumme“ Zwischenringe, die keine elektronischen Kontakte haben. Dann muss auf die automatische Blendensteuerung und auf den AF verzichtet werden. Teurere Zwischenringe schleifen die Kontakte durch. Die Lichtstärke des Objektivs nimmt durch den Einsatz von Zwischenringen übrigens ab, meist auch die Schärfeleistung im Randbereich.
Wer einen Telekonverter besitzt, kann auch mit diesem experimentieren: Er verändert zwar nicht die Naheinstell-
grenze des Objektivs, aber verlängert die Brennweite – sodass mit dem selben Objektiv ein größerer Abbildungsmaßstab erzielbar ist.
Umkehr ist möglich
Größere Abbildungsmaßstäbe als mit Nahlinsen oder Zwischenringen können mit Umkehradaptern erzielt werden. Sie ermöglichen das Ansetzen des Objektivs in Retrostellung – also mit dem Filtergewinde an das Bajonett. Selbst Kit-Objektive werden so zu Makro-Wundern. Auch hier gibt es Lösungen, die die elektronischen Kontakte mittels Kabel weiterleiten – der Preis ist aber schon fast mit dem eines Makro-Objektivs vergleichbar.
Ausrüstung für die Makro-Fotografie: Stativ und Schlitten
Letztlich benötigt man für die meisten Makro-Fotos noch ein Stativ. Zwar gelingt es gelegentlich, größere Insekten auch freihand einigermaßen scharf abzubilden, in der Regel ist aber alleine schon wegen der im Makrobereich immer knappen Schärfentiefe das sorgfältige Scharfstellen sehr wichtig. Ein auf den Stativkopf montierter Makroschlitten kann sowohl bei der Bestimmung des Ausschnitts als auch Schärfeebene sehr hilfreich sein.
Das Licht
Bei Aufnahmen von Insekten in der freien Natur kommt man meist mit dem vorhandenen Licht aus. Da sich die kleinen Tiere am besten in der Morgenstarre fotografieren lassen, kommt das Sonnenlicht schräg und modellierend von der Seite. Wird es zu hart, so können Sie es mit einem Diffusor (zum Beispiel einem Durchlichtschirm) weich machen.
Tiere im Gegenlicht
Fotografieren Sie kleine Tiere wie die großen: aus niedriger Perspektive und eventuell auch im Licht der untergehenden oder auch aufgehenden Sonne. So scheint der Nashornkäfer wie ein Nashorn über die Steppe zu schreiten. Am einfachsten sind solche Bilder mit einer langen Brennweite umzusetzen.
Viel Licht zum Freistellen
Unter kontrollierten Bedingungen – also zuhause bzw. im Terrarium – kann man den Hintergrund auch bei Insektenfotos komplett ausblenden. Am einfachsten mit einem Zangenlicht, das die Tiere von beiden Seiten beleuchtet und den Hintergrund im Dunklen lässt. Je dunkler der Raum und der Hintergrund sind, desto weniger stark muss das Zangenlicht sein. Am besten sind dafür kleine Makroblitze (kein Ringlicht) geeignet, aber auch zwei nah am Motiv platzierte Systemblitze eignen sich.
Makrofotografie-Ideen für Zuhause
Für Fotos innerhalb der Wohnung benötigt man im Makro-Bereich gutes Licht. In der Regel ist der Umgang mit Dauerlicht einfacher als der Einsatz von Blitzen, zumal die Stärke des Blitzlichts nicht benötigt wird, wenn vom Stativ aus mit längeren Belichtungszeiten gearbeitet wird.
Um Licht weich zu machen und schattenlos arbeiten zu können, eignen sich kleine Lichtzelte. Table-Top-Aufbauten, die nicht in ein Lichtzelt passen, können mit LED-Licht beleuchtet werden. Auch hier helfen eventuell Durchlichtschirme, um harte Schatten zu vermeiden.
Bewegungseffekte für Stillleben
Ein Stillleben muss nicht unbedingt still sein – es lassen sich auch Bewegungseffekte integrieren. Am einfachsten als Wischeffekt mit längerer Belichtungszeit. Hier hat der Fotograf jedoch die spezielle Live-Composite-Funktion der Olympus-Kameras genutzt, bei der immer nur das zusätzliche Licht während einer längeren Belichtung in die Aufnahme eingeht. Für so ein Foto müssen Sie dann bloß noch die Blüten während der Belichtung mit dem Finger anstupsen.
Geschichten aus dem Makrokosmos
Mit kleinen Dingen können Sie unkompliziert Szenen und Handlungsstränge aufbauen. Dazu benötigen Sie nicht unbedingt das Zubehör von der Modelleisenbahn – vielmehr können auf das Wesentliche reduzierte Objekte einen großen Reiz ausmachen. Achten Sie darauf, dass Ihre Geschichte einen Clou oder einen Plot enthält: eine witzige oder zumindest bedeutsame Wendung eines Ereignisses. Wenn – wie hier – das Streichholz vor dem Feuer flieht
Kreative Farben für Table-Top-Inszenierungen
Mit geschickter Lichtsetzung und etwas Kreativität können Sie mit ganz einfachen Mitteln schöne Table-Top-Inszenierungen umsetzen. Hier sind es vier Schokolinsen, die in einer mit Wasser gefüllten Glasschale liegen. Ihre farbige Zuckerschicht löst sich langsam auf. Die Schale steht auf schwarzem Karton, Blitze von der Seite beleuchten die senkrecht nach unten fotografierte Szene.
Insekten fotografieren
Insekten im Flug erwischen Sie man am einfachsten, indem Sie sich eine übliche „Flugroute“ heraussuchen, manuell auf die Einflugschneise scharf stellen und bei Eintreffen des Insekts im Serienbildmodus feuern. Schnellflieger (Fliegen) oder flatterhafte Gesellen wie Schmetterlinge erwischen Sie so allerdings nur selten. Hier braucht es mindestens eine Lichtschranke; besser noch einen Blitz und ein Objektiv mit Zentralverschluss.
Hintergrundgestaltung bei Makrofotos
In der Makrofotografie darf die sorgfältige Gestaltung des Hintergrunds nicht vergessen werden. Während bei Table-Top-Inszenierungen Fotokarton in verschiedenen Farben eingesetzt werden kann, müssen Sie bei Insekten und Blüten etwas mehr Aufwand treiben, wenn das Bild natürlich wirken soll.
Bei Tieren in Terrarien können bedruckte Hintergründe (z. B. Bilder von Pflanzen) verwendet werden. Aber auch draußen können solche Hintergründe helfen, wenn sich das zu fotografierende Tier vor einem unruhigen Hintergrund befindet.
In Terrarien gehaltene und gezüchtete Tiere sind interessante Motive für die Makrofotografie – aber in den seltensten Fällen gibt es einen passenden Hintergrund für die Fotos. Auch ist das Fotografieren durch die Scheibe fehleranfällig. Sofern möglich, setzt man die Tiere außerhalb des Terrariums auf ein Blatt oder auf Holz und nutzt als Hintergrund einen Karton. Ideal als Hintergrund sind auch ausgedruckte Fotos oder Poster, die Pflanzen zeigen. Wegen der geringen Schärfentiefe wird deren Inhalt sowieso unscharf gezeigt.
Halbes Fokus-Stacking
Eigentlich etwas langweilige Motive gewinnen deutlich, wenn Sie die Schärfe gezielt einsetzen – und zum Beispiel einen Motivbestandteil scharf, den anderen unscharf zeigen.
Hier hat der Fotograf beim Fotografieren einer Blume ein Fokus-Stacking auf Stempel und Staubblätter begrenzt, die Kronblätter der Blüte in der Unschärfe gelassen. Dazu begrenzen Sie einfach den Bereich, den der Fokus bei Aufnahme der Einzelbilder abfährt.
Fokus-Stacking für mehr Schärfentiefe
Beim Fokus-Stacking wird die in der Makro-Fotografie so knappe Schärfentiefe durch ein Inner-Image-Composing aus mehreren Fotos erreicht, bei denen der Fokus bildweise von vorn nach hinten verstellt wurde.
Neuere Kameras haben häufig eine Fokus-Stacking-Funktion, die die Bildserie mit Hilfe des AF-Moduls erzeugt. Wer eine ältere Kamera besitzt, kann die Serie mit einem Makroschlitten erzeugen, der millimeterweise nach vorn wandert. Verrechnet werden die Fotos in Photoshop oder Helicon Focus Pro.
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