Text & Fotos Olaf Schieche (ZOLAQ)
Lightpainting mit Stahlwolle ist der klassische Einstieg in den Bereich der Lichtmalerei mit Feuer. Schon beim Zuschauen sieht es eindrucksvoll aus und die Bilder wirken spektakulär. Richtig angewendet, ist brennende Stahlwolle ein imposanter Effekt in einer Langzeitbelichtung. Doch wie gehen Sie am besten vor? Welche Tools benötigt man? Welche Tipps gibt es für eindrucksvolle Bilder?
Lightpainting basiert auf einer Langzeitbelichtung
Bewegt sich ein Licht während dieser Langzeitbelichtung, erhalten Sie die typischen Spuren und Formen. Stahlwolle ist dabei quasi die Einstiegsdroge und erfreut sich großer Beliebtheit.
Wer damit anfängt, sollte sich zuerst einmal vor Augen führen, dass er mit glühendem Metall arbeitet. Stahlwolle verbrennt sehr heiß und ist daher äußerst sorgfältig zu behandeln. Es ist zwingend erforderlich, die Umgebung vorher genau anzuschauen und darauf zu achten, dass dort nichts Brennbares in der Nähe ist; denken Sie beispielsweise an die Waldbrandgefahr im Dürresommer.
Außerdem sollten Sie den eigenen Schutz berücksichtigen. Stahlwollefunken sind heiß und können sich schnell in die Kleidung einbrennen und auch auf der Haut Verbrennung hervorrufen. Daher sollten Sie auf jeden Fall eine Stoff- oder Jeansjacke anziehen, die im besten Fall eine Kapuze hat, um Kopf und Nacken zu schützen. Wenn alles beachtet wurde, können Sie sich um den eigentlichen Effekt kümmern.
Stahlwolle erhalten Sie im Baumarkt. Sie wird in verschiedenen Feinheitsgraden angeboten. Je feiner sie ist, desto besser brennt sie. In der Regel reicht Stahlwolle mit dem Feinheitsgrad 00 und 000. Im Baumarkt ist diese oft in der Farbenabteilung zu finden, da sie eigentlich zum Polieren genutzt wird.
Der Effekt entsteht, indem die brennende Stahlwolle geschleudert wird. Um sie aber schleudern zu können, muss sie in einen Metallkäfig gestopft werden. Dazu lassen sich entweder Metallschneebesen oder Futterkugeln für Nagetiere verwenden. Ich empfehle eher die Futterkugeln, da sie sich leichter befüllen lassen und deutlich stabiler sind. An diese befestigen Sie jetzt am besten eine leichte Metallkette oder eine stabile Schnur. Für einen sicheren Halt und um diese gut mit den Händen drehen zu können, können Sie oben Fingerschlaufen oder auch ein Stück Rundholz anbringen.
Funkenflug mit Stahlwolle
Stahlwolle können Sie entweder mit einer 9-Volt-Blockbatterie kurzschließen und entzünden, oder Sie halten kurz eine Feuerzeugflamme dran. Sobald sie zu glimmen beginnt, können Sie die Kugel auch schon schleudern. Durch das Schleudern kommt mehr Sauerstoff an die Glut und die Stahlwolle fängt richtig an zu brennen. Die brennenden Teile lösen sich als Funken aus der Kugel und fliegen recht weite Bögen.
Auf diese Art und Weise erstellen Sie verschiedene Lichtformen:
- Die klassischste ist der Kreis, wobei die Kugel auf der Stelle geschleudert wird. Wichtig ist dabei, die Schleuderachse ruhig zu halten, damit der Kreis eine saubere Bahn hat. Zusatztipp: Es kommt hier oft vor, dass der Lichtmaler im Kreis sichtbar wird. Durch dunkle Kleidung und durch Ausleuchten des Hintergrundes mittels einer Taschenlampe können Sie das verhindern.
- Ein weiterer toller Effekt entsteht, wenn man die Wolle über dem Kopf dreht. Dabei empfiehlt es sich, den Kreis nach hinten anzuschrägen. So bringt der Feuerkreis mehr Tiefe ins Bild. Das Besondere ist hier, dass die Funken weit nach vorn geschleudert werden und so beim Aufprall auf dem Boden tolle Spuren hinterlassen.
- Neben dem Kreis können Sie auch eine Art Tunnel drehen. Hier drehen Sie die Kugel vertikal vor sich und bewegen sich dann in kleinen Schritten nach vorne. Je nach Ausrichtung zur Kamera entsteht ein Tunnel mit zur Seite sprühenden Funken.
- Die schwierigste Figur ist die Kugel (Orb). Dabei drehen Sie die Stahlwollekugel vertikal über einen fixen Punkt am Boden. Nun bewegen Sie sich mit kleinen Schritten um diesen Punkt herum, die Fußspitzen sollten immer zum Zentrum zeigen. Sie können hier ruhig mehrere Runden drehen, sollten aber darauf achten, möglichst gerade zu schwingen. Ich empfehle, das Ganze vorher trocken, also ohne brennende Stahlwolle, zu üben. Die Verletzungsgefahr ist bei dieser Technik höher und kann somit reduziert werden.
Als besonderen Zusatzeffekt kann man der Stahlwolle noch Magnesium beigeben. Magnesium gibt es als Band auf einer kleinen Rolle bei Amazon. Wenn es am Stück bleibt, brennt es zu schnell ab und ergibt weniger schöne Effekte. Es empfiehlt sich, etwa 10 bis 15 cm in zentimetergroße Stücke zu schneiden und in die Stahlwolle einzuwickeln. Beim Verbrennen glüht das Magnesium sehr hell weiß. Auch die Flugbahn ist anders als bei Stahlwolle und verleiht dem Motiv noch ein gewisses Extra.
Die Kamera-Einstellungen
Nur mit großer Erfahrung finden Sie für Ihr Lightpainting auf Anhieb die richtigen Einstellungen. Als Ausgangsbasis empfehlen sich ISO 100, Blende f/8 und ein manueller Weißabgleich, beispielsweise auf Sonnenlicht. Die Verschlusszeit regeln Sie über B(ulb). Vorher das Fokussieren nicht vergessen und Kamera dann auf manuellen Fokus stellen.
Skulpturen mit dem Lightblade
Die Lightblades zählen zu den beliebtesten Tools, weshalb es mittlerweile viele Versionen schon fertig zu kaufen gibt (Preise zwischen etwa 50 und 80 Euro). Man muss allerdings nicht viel Geld für Lichtschwerter ausgeben, denn sie lassen sich mit etwas handwerklichem Geschick wunderbar selber bauen und ihr Einsatz ist äußerst vielseitig, was wiederum die Beliebtheit gut erklärt.
Ein Lightblade ist nichts anderes als eine in einer bestimmten Form geschnittene Acrylglasscheibe. Diese Scheibe wird an einer Taschenlampe befestigt und leuchtet dann in ihrer jeweiligen Form. Wird diese in der Langzeitbelichtung bewegt, erzeugt sie beeindruckende Spuren. Besitzt die Taschenlampe auch noch eine Stroboskop-Funktion, wird der Effekt um ein vielfaches eindrucksvoller, denn dann erhalten Sie sehr statische, dreidimensionale Körper. Durch die Blinkfunktion wird die Spur unterbrochen und so das Gemälde noch plastischer
Je nach den Geschwindigkeiten der Blinkfunktion und der Bewegung des Tools verringern oder vergrößern sich die Abstände der einzelnen Elemente in der Form. Dies kann perfekt als Stilmittel einbezogen werden. Die Variation der Spuren darf äußerst kreativ sein. Es sieht schon klasse aus, wenn sie mit ein paar Schwüngen durch das Bild bewegt werden, aber auch geplante Spuren machen einen guten Eindruck.
Varianten sind farbiges Acrylglas oder kleine Farbfolien zwischen Taschenlampe und Blade für farbige Spuren. Ein weiterer Trick: Die Kanten mit Farbfolie bekleben oder mit Farbe zu bemalen. Dabei kann jede Kante eine andere Farbe bekommen oder nur stellenweise Farbe oder eben Farbfolie aufgetragen werden. Dadurch erhält die Spur noch mehr Struktur und Gestalt und ist nicht nur schlicht weiß. Sie merken: Mit dem Lightblade können Sie sehr kreativ tätig sein – von den Formen bis hin zu den Farben.
So bauen Sie ein Lightblade
Der Hauptbestandteil eines Lightblades ist die Plexi- oder auch Acrylglasscheibe. Die gibt es im Internet, im Baumarkt oder auch bei einem Acrylbauer, wo Sie vielleicht günstig Reste aufkaufen können.
Zeichnen Sie die gewünschte Form direkt auf die Scheibe oder idealerweise die Schutzfolie. Das verhindert Kratzer beim Bearbeiten. Bevor die Form ausgeschnitten wird, müssen Sie sich Gedanken machen, wie das Blade auf der Taschenlampe befestigt wird.
Varianten sind der Einsatz von Heizungsisolierrohr oder einem Stück Abflussrohr. Beides gibt es in verschiedenen Durchmessern, deshalb sollten Sie Ihre Taschenlampe am besten in den Baumarkt zum Ausprobieren mitnehmen. Heizungsisolierrohr ist sehr flexibel und leicht zu bearbeiten. Das Blade muss später gut in den Schlitz vom Rohr passen.
Das Ausschneiden der Form geht sehr gut mit einer Stichsäge mit Kunststoffblatt. Beim Aussägen keinen Druck auf die Säge ausüben und sie einfach ruhig führen. Sägen Sie zu schnell, wird das Material heiß und verklebt. Die Kanten des Blades sollten noch geschliffen werden.
Beim Schleifpapier fangen Sie mit dem groben an und arbeiten sich am besten bis zu einer Stärke von 220 vor, sodass die Kanten schön glatt und milchig sind. Dann kann sich das Licht der Taschenlampe perfekt darin brechen und die Form kommt besonders gut zur Geltung.
Schneiden Sie vom Rohr ein Stück von etwa 4 cm Länge ab. Dem abgeschnittenen Stück verpassen Sie an einem Ende quer einen etwa 2 cm tiefen Schlitz als Aufnahme für das Blade, das mit Panzertape befestigt wird. Beim Abflussrohr muss der Schlitz etwas breiter geschnitten werden, damit es passt. Sollte die Lampe nicht fest im Rohrstück sitzen, können Sie die Öffnung mit Panzertape verengen, damit die Lampe besser klemmt.
Lightpainting mit Personen
Das scharfe Abbilden einer Person in einer Langzeitbelichtung ist nicht einfach. Es gibt verschiedene Herangehensweisen wie beispielsweise mit einem Blitzgerät, doch ein anderer Weg eröffnet eine sehr kreative Welt: mit einer Taschenlampe.
Die erste Variante ist es, das Modell aus etwas größerer Entfernung komplett mit einer Taschenlampe anzuleuchten. Je nach Lichtstärke der Lampe sollte dies möglichst schnell geschehen, weil die Person nicht völlig stillhalten kann und eine leichte Bewegung zur unscharfen Abbildung führt.
Ein Nachteil dabei ist, dass unser Modell einen harten Schatten erhält und andererseits die Umgebung ausgeleuchtet wird, was selten gut zum Gesamtbild passt. Besser ist es, die Person mit einer Taschenlampe aus kurzer Nähe anzuleuchten. Diese Technik erfordert allerdings etwas Übung und eine gute Vorbereitung.
Zuerst benötigen Sie die richtige Taschenlampe. Sie sollte nicht zu hell sein; eine Lumenzahl zwischen 200 und 500 reicht vollkommen aus, um die Person gut sichtbar abzubilden. Da LED-Taschenlampen immer ein eher kühles und sehr hartes Licht haben, empfiehlt es sich, das Licht zu dämpfen. Das geht am einfachsten mit einem Krepp-Klebeband, das Sie vor die Lampenlinse kleben.
Das Licht wird weicher und wärmer, da das Klebeband wie ein Diffusor beim Blitz funktioniert. Um die Person besser abzubilden, verringern Sie den Abstand der Lampe auf etwa 40 Zentimeter. Bei dieser Methode wird das Modell quasi mit Licht ausgemalt. Arbeiten Sie vom Kopf bis zu den Füßen vor und leuchten Sie im Schwenk von links nach rechts gleichmäßig von oben nach unten aus.
Wichtig ist, dass jede Körperstelle nur ein einziges Mal angeleuchtet wird. Bei der Arbeit mit der Lampe ist die Handhaltung sehr wichtig. Die Person sollte am besten in leichten Bögen von links nach rechts ausgeleuchtet werden, denn so bekommt jede Stelle sauber das Licht ab und Sie erzielen eine sehr plastische Wirkung in der Belichtung.
Um Ihren eigenen Schatten beim Ausleuchten auf dem Boden zu vermeiden, sollten Sie von links nach rechts in Bewegung bleiben. Das sieht am Ende wie ein Tänzchen aus, erzielt aber im Endergebnis eine deutlich sauberere Abbildung Ihres Modells.
Geister erschaffen
Wenn das gut klappt, können Sie die Person zum Beispiel auch zwei Mal in einer einzigen Langzeitbelichtung abbilden. Dazu ist eine sehr dunkle Umgebung nötig. Dann stellen Sie die Person rechts in das Bild und leuchten sie wie oben beschrieben aus. Danach kümmern Sie sich in dem Bereich um das restliche Licht, wie das Ausleuchten der Location und vielleicht ein paar Effekte.
Anschließend wiederholen Sie alles mit der Person in der linken Bildhälfte. Mit dieser Technik können Sie Ihr Modell fast unendlich klonen. Wichtig sind nur ein strukturierter Bildaufbau und dass die Location perfekt zur Idee passt.
Varianten dieser Beleuchtungsart sind der Person zum Beispiel mehrere Arme zu geben, sie als Geist abzubilden oder eben schweben zu lassen.
Einen Geist zu fotografieren funktioniert ähnlich wie das normale Ausleuchten. Leuchten Sie Ihr Modell einfach nicht so stark aus, sondern nehmen Sie entweder eine abgeschwächte Lampe oder beleuchten Sie schneller, also kürzer und damit weniger. Anschließend geht die Person aus dem Bild und Sie beleuchten den Hintergrund zusätzlich etwas aus. Dadurch wird der Hintergrund im Modell sichtbar – es erscheint als Geist.
Mehrere Arme verleihen Sie, indem die Person zuerst die Arme oben hält. Sie leuchten sie aus und dann senkt die Person die Arme und Sie leuchten nur noch die Arme in der neuen Position aus. Hierbei bedecken Sie am besten den Rest des Körpers mit einer schwarzen Decke.
Bei der Abbildung in der Schwebe positionieren Sie Ihr Modell beispielsweise auf einen schwarz abgedeckten Hocker. Hier ist eine geschickte Ausrichtung der Kamera zur Szene sehr wichtig: Wenn die Person perspektivisch „vor“ dem Hintergrund platziert ist und nicht „vor“ dem Boden, lässt sich der Schwebeeffekt später leichter realisieren und das Modell erscheint nicht durchsichtig.
Die Person wird wie beschrieben beleuchtet. Im Anschluss nehmen Sie Model samt Hocker aus dem Bild und beleuchten nur noch die Stelle, wo der Hocker stand. Hier müssen Sie vorher ausprobieren, wie weit Sie leuchten können und am besten Markierungen auf dem Boden setzen.
Beitrage Teilen