Regen scheint zunächst einmal der natürliche Feind der Fotografie zu sein: Bewölkung und Wasser in der Luft machen das Licht schwach und kontrastlos. Die empfindliche Kameraausrüstung muss geschützt werden, zudem besteht immer die Gefahr, dass sich Tropfen auf der Frontlinse sammeln und die Fotos verschandeln. Und nicht zuletzt: Wer hat schon Lust, im Regen herumzustehen und selbst nass zu werden, wenn die Chance auf ein gutes Foto gegen null geht?
Letzteres ist allerdings ein Irrtum. „Schlechtes Wetter“ steht nicht unbedingt für schlechte Bilder. Auch im Regen lassen sich gute Fotos machen. Oder besser gesagt: Nur im Regen lassen sich bestimmte Fotos machen. Da ist zum einen der Regen selbst. Damit er auf einem einfachen Foto überhaupt sichtbar ist, muss es schon ziemlich kräftig regnen.
Mit ein paar Tricks können Sie ihn allerdings verstärken. Eine große Rolle spielt die Belichtungszeit. Als Ausgangspunkt sollten Sie rund 1/30 s wählen, damit die Tropfen leicht verwischen und daher größer im Bild wirken. Je nach Stärke der Tropfen variieren Sie die Zeit; ohne Stabilisator oder Stativ geht es erst bei kräftigem Regen.
Regenbögen bilden sich meist nach abziehendem Regen und befinden sich entgegengesetzt der (möglichst tiefstehenden) Sonne. Ein Polfilter hilft nur bei Teilstücken (er kann den Himmel als Hintergrund abdunkeln), ein Halbbogen wird wegen der Polarisierung des Lichts teilweise mit abgedunkelt. Halbbögen von Horizont zu Horizont benötigen je nach Sonnenhöhe rund 16 mm Brennweite. Besonders die Fotos von Teilstücken brauchen ein richtiges Motiv – einfach nur das bunte Stück Bogen ist langweilig.
Nach unten fallende Tropfen
Ebenfalls verstärkend wirkt Gegenlicht: Dann bekommen die Tropfen einen Glanz, der gut sichtbar wird. Wenn Sie also Blitzlicht einsetzen möchten, dann sollten Sie die Blitze möglichst nach hinten stellen und fernauslösen. Tipp: Das Blitzen auf den 2. Verschlussvorhang sorgt dafür, dass – sofern die Belichtungszeit etwas verlängert wurde – die Tropfen tatsächlich von oben nach unten fallen. Beim 1. Verschlussvorhang könnte es vom Bildeindruck her umgekehrt sein, was aber in Einzelfällen auch interessant wirken kann.
Wer nicht blitzt, kann Gegenlicht von der Sonne oder von Stadtlichtern einsetzen. Bei Sonnenlicht hilft es, Richtung aufklarendem Himmel zu fotografieren. Abends in der Stadt fotografiert man möglichst in Richtung kräftiger Stadtlichter.
Bei Regenwetter fotografieren
Pfützen in den Straßen
Ebenfalls hilfreich ist ein möglichst dunkler Hintergrund, vor dem sich die hellen Tropfen absetzen können. Je gleichmäßiger dieser ausfällt, desto eher machen sich auch feine Regentropfen bemerkbar; dicke Tropfen werden auch vor Wald oder Wiesen gut sichtbar.
Es gibt einige nette Nebeneffekte, die nicht unbedingt etwas mit den Tropfen zu tun haben, aber in der Regel nicht ohne Regen zu haben sind. Dazu gehören Pfützen auf der Straße, die als Spiegel dienen. Vollkommen klar und ungestört sind diese, wenn das schlechte Wetter weg ist und es trocken und windstill ist. Aber auch noch während des Schauers können spiegelnde Pfützen schöne, gebrochene Spiegelbilder liefern. Nicht so extrem, aber ebenfalls spiegelnd ist nasses Pflaster.
Besonders attraktiv ist das Kopfsteinpflaster in der Streetphotography, aber auch glattere Straßenmaterialien können – je nasser desto besser – spiegeln. Dabei werden vor allem Lichter und Schatten gespiegelt. Es hilft also sehr, hier im Gegenlicht zu fotografieren. Inhaltlich sind Passanten mit ihren Regenschirmen interessant – aber auch die Form und die Farben des Schirms können in ein Foto gut integriert werden.
Nicht unbedingt nass werden Sie beim Fotografieren von Regenbögen – der Regen ist ja in der Regel schon weiter gezogen und der Fotograf hat die Sonne im Rücken. Erst dann kommt die Sonne durch und zeigt in der entgegengesetzten Richtung den Bogen. Besonders schön sind die Halbbögen, die sehr tiefstehende Sonne oder eben einen erhöhten Fotografenstandort benötigen. Zur Mittagszeit hilft dieser aber auch nicht: Die Bögen bleiben bei hochstehender Sonne unterhalb des Horizonts und sind damit nicht sichtbar.
Tipps für gelungene Regenbilder
Soll wie hier im echten Regen fotografiert werden, so sollten Sie das Model zunächst unter einem Schutz trocken halten und für Gegenlicht sorgen: hier mit zwei Systemblitzen auf Stativen rechts und links hinter dem Model. Stellen Sie die Belichtungszeit länger ein, wenn der Regen schwach ist, dann ziehen die Tropfen nach und wirken größer. Auf den 2. Verschlussvorhang blitzen. Eine möglichst offene Blende macht die Regentropfen vorn und hinten unscharf und größer.
Gewitterblitze sind sehr kurz und kommen so für den Belichtungsmesser und den Fotografen viel zu überraschend, als dass man sie mit einem Schnappschuss erwischen könnte. Einfacher kommen Sie mit mehreren Langzeitbelichtungen zum Ziel: Stellen Sie die Belichtungszeit so ein, dass Sie mehrere Sekunden lang belichten können. Mit etwas Glück erwischen Sie den Blitz. Alternativ stellen Sie auf „Bulb“ und schließen den Verschluss dann, wenn Sie einen Blitz erwischt haben. Das funktioniert nachts immer dann ganz gut, wenn keine starke Zivilisationsbeleuchtung im Bild ist, die überstrahlen könnte.
Regen ist für Wildlife-Fotografen kein Spaß, zudem verschlechtern sich die Lichtbedingungen – kurze Belichtungszeiten sind nur mit hoher ISO-Zahl zu erreichen. Allerdings werden „Allerweltsmotive“ wie Schwäne oder Damwild durch Regen aufgewertet – einfach, weil die Fotos ungewöhnlich sind. Die Herausforderung: Erst die ausreichend lange Belichtungszeit lässt den Regen kräftig wirken.
Equipment für Fotografie im Regen
Meist werden Sie allerdings doch nass – und das Equipment auch. Fein raus sind alle Fotografen, die abgedichtete Kameras und Objektive besitzen. Eine ordentliche Gegenlichtblende hält dann Tropfen von der Linse fern, ein Regenmantel den Fotografen trocken.
Es gibt aber auch zahlreiche Schutzhüllen für die Kamera, die alle mehr oder weniger das Fotografieren behindern, aber teure Ausfälle durch Feuchtigkeit verhindern können. Kleine Schirme für die Befestigung am Stativ oder am Stativgewinde machen die Kamera etwas unflexibel, können aber vor allem in der Landschaftsfotografie ein gute Lösung sein.
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