Fotos & Text Regine Heuser
Nur mit viel Einfühlungsvermögen gelingen Ihnen aussagekräftige Portraits. Zwingen Sie den Hund nie zu etwas! Ein Shooting muss für das Tier immer stressfrei und spielerisch verlaufen. Um entsprechende Aufmerksamkeit zu bekommen, empfehle ich Ihnen, einen Helfer mitzubringen, der beispielsweise hinter Ihnen steht und den Blick des Hundes in Richtung Kamera lenkt. Manchmal reicht auch ein Geräusch, um die Aufmerksamkeit des Hundes zu wecken. Insbesondere bei Actionfotos ist es hilfreich, wenn Sie einen Assistenten mitbringen, der etwa einen Ball in Richtung Kamera wirft und damit die Laufrichtung Ihres Vierbeiners vorgibt.
Ein Hundeportrait soll Emotionen wecken. Fotos, die Emotionen wecken und Spielraum für Interpretationen lassen, bekommen mehr Aufmerksamkeit.
Lange ruhig stehen fällt vielen Hunden schwer. Besonders draußen in der Natur werden sie abgelenkt durch Gerüche, Geräusche oder andere Hunde. Ich wähle für meine Hunde-Shootings immer Locations, an denen ich relativ ungestört bleibe. Wenn ich durch den Sucher meiner Kamera blicke, muss ich mir Zeit nehmen. Ich kontrolliere, ob der Hund gut positioniert ist, der Hintergrund passt und der Hund aufmerksam oder gelangweilt schaut.
Welche Objektive eigenen sich für die Hundefotografie?
Ich arbeite mit einer Canon EOS-1DX. Bei der Hundefotografie ist ein Tele-Zoom ideal, z. B. ein 70-200 mm. Ein Zoom hat den Vorteil, dass Sie etwas flexibler sind und den Bildausschnitt beim Blick im Sucher noch kurzfristig anpassen können, ohne Ihre Position zu verändern.
Im folgenden finden Sie 11 Tipps und Ideen zu:
- Manuelle Belichtung
- Sonnenuntergang
- In der Natur
- Auf die Augen fokussieren
- Die Blickrichtung
- Welpen fotografieren
- Im Wasser
- Im Wald
- Auf der Wiese
- Nebel
- Regen
Manuelle Belichtung
Das Sonnenlicht im Wald sollte nicht zu intensiv sein. So wird der Bereich um den Hund schön dunkel und mystisch. Die Kunst ist es, mit wenig Licht auszukommen. Über die manuelle Belichtung haben Sie die kreative Freiheit, auch schwierigste Lichtsituationen zu meistern.
TIPP: Der Belichtungsmesser der Kamera ist hier oft überfordert. Nehmen Sie ein Testfoto auf und prüfen Sie mit Hilfe des Histogramms, ob die Belichtung stimmt.
Sonnenuntergang – schöne Hundebilder
Sonnenuntergänge bzw. Gegenlichtaufnahmen sind mit Hunden wesentlich schwieriger zu realisieren als bei Landschaftsaufnahmen. Am besten bereiten Sie schon alle Grundeinstellungen vor, um dann im richtigen Moment nur noch den Hund ins Bild zu setzen. Wenn ich die Kamera, wie in diesem Fall auf einen Reissack ins Gras lege, nutze ich einen Fernauslöser. Ich finde das sehr praktisch und falls Sie mit sehr langsamen Verschlusszeiten fotografieren (hierfür muss der Hund allerdings sehr ruhig sitzen bleiben) haben Sie auch nicht das Risiko, dass das Bild verwackelt. Ideal für solche Aufnahmen sind die selektive Belichtungsmessung oder die Spotmessung. Sonnenuntergänge fotografiere ich sehr gerne auch mit der Live-View-Funktion.
In der Natur – Outdoor-Hundefotografie
Der Hund wurde für das Shooting so abgelegt, dass nur noch so viel Sonnenlicht wie nötig das Model ausleuchtete. Etwas weiter vorne ist das Licht schon wesentlich dominanter und die Stimmung im Bild nicht so stimmig. Das moderate Licht im Hintergrund macht das Foto interessant.
Auf die Augen fokussieren
Der Fokus muss auf den Augen liegen! Mit einem Fokusfeld können Sie ganz gezielt ein kleines Ziel ansteuern. Nutzen Sie mehrere Fokusfelder, dann kann die Schärfe auch auf ein anderes Objekt, in diesem Fall zum Beispiel einen Baum im Hintergrund, umspringen.
Die Blickrichtung – Hundeportraits fotografieren
Der direkte Blick des Hundes in die Kamera wirkt oft emotionaler als ein Blick zur Seite. Man bekommt dann den Eindruck, dass der Hund einen direkt anschaut. Es hängt allerdings sehr davon ab, was Sie mit Ihrem Foto aussagen möchten. Der Blick zur Seite lässt Spielraum für Interpretation. Die Blickrichtung des Hundes können Sie mit einem Helfer im Hintergrund sehr gut lenken.
Welpen fotografieren
Welpen sind immer ein dankbares Motiv. Welpenbilder wecken Emotionen, Welpen sind niedlich, deshalb werden Sie auf Instagram und Facebook auf Welpenfotos eine große Resonanz bekommen. Welpen-Shootings sind aber auch wesentlich anstrengender als ein Shooting mit einem erwachsenen Hund der im Idealfall „Sitz“ und „Platz“ beherrscht. Es sieht auf den Fotos oft so einfach aus aber auch dieser süße Welpe saß für wenige Sekunden ruhig an dieser Stelle. Hier ist die Schnelligkeit des Fotografen besonders gefordert.
Im Wasser – Einstellungen, um Hunde in Bewegung zu fotografieren
Besonders spektakulär sind Wasser-Shootings. Hier bieten sich noch mehr Möglichkeiten, die Dynamik im Bild herauszuarbeiten. Die Herangehensweise ist erst einmal wie bei einem Shooting an Land. Nur müssen Sie hier noch mehr auf die Belichtung und die Verschlusszeit achten. Das Minimum liegt bei 1/1000 s. Ist genug Licht vorhanden, sind Verschlusszeiten von 1/2000 s oder kürzer noch besser um das Wasser gestochen scharf abzubilden. Damit es nicht überstrahlt, ist eine leichte Unterbelichtung an einem Sonnentag sinnvoll. Je mehr Wasser der Hund beim Laufen verdrängen muss, desto dynamischer die Bilder.
Im Wald – Hunde beim Rennen fotografieren
Actionfotografie ist in Wäldern oft anspruchsvoll, weil es je nach Location nicht genug Licht gibt. Ich habe dieses Foto Ende November bei bewölktem Himmel im Wald aufgenommen. Da ich der Schärfe wegen immer mit mindestens 1/1000s Hunde in Bewegung fotografiere, ist hier auch ein relativ hoher ISO-Wert nötig.
Auf der Wiese – springende Hunde fotografieren
Eine tiefe Perspektive ist ideal. Diese Wiese im Bild unten steigt steil an. Ich lag also an einem Hang und durch diese sehr tiefe Aufnahmeposition ist die Bildwirkung des fliegenden Hundes noch viel spannender.
Nebel – schlechtes Wetter gibt es nicht
Fotografieren bei schlechtem Wetter ist durchaus möglich. Wenn Sie mit der manuellen Belichtung vertraut sind, haben Sie dabei viel mehr Gestaltungsspielraum. Das perfekte Wetter zum Fotografieren gibt es ohnehin nicht. Fotografieren hat nur etwas mit Licht zu tun, nicht mit den Wetterbedingungen. Deshalb gibt es auch kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechtes Licht. Schlechtes Licht ist jedoch eine Herausforderung, der Sie sich öfter stellen sollten.
Wenn Sie bei Nebel fotografieren, ist es häufig nötig, den Dunst bei der Raw-Daten-Entwicklung zu entfernen. Aufgrund der sehr hohen Luftfeuchtigkeit wirken die Bilder schnell flau, die Klarheit geht verloren.
Im Regen fotografieren – ausprobieren lohnt sich
Dieses Foto entstand bei leichtem Nieselregen. Die feinen Regentropfen sieht man auf dem Foto nicht. Die Luftfeuchtigkeit war sehr hoch; keine guten Bedingungen zum Fotografieren. Ausprobieren lohnt sich aber immer. Regnet es stark, fotografiere ich nicht, man sieht den Regen im Bild, für die Kamera ist es nicht gut. Ich könnte diese natürlich durch entsprechende Ausrüstung schützen, aber ein total nasses Model finde ich auch nicht sehr attraktiv.
Regine Heuser ist eine der renommiertesten Tierfotografinnen Deutschlands und erfolgreiche Buchautorin. Ihre Foto-Workshops und exklusive Einzel-Coachings erfreuen sich großer Beliebtheit. Aktuelle Workshop-Termine finden Sie auf der Website der Fotografin unter:
www.regineheuser.de
Wer noch mehr über das Fotografieren von Hunden erfahren will, findet im Fotopraxis-Buch „Hunde-Shooting – Fotografieren mit "Wau-Effekt“ (Preis: ca. 39 Euro bei Amazon), das im Passauer Bildner-Verlag erschienen ist, weitere Informationen. Regine Heuser arbeitet mit Hunden sowohl Outdoor als auch im Studio und zeigt dabei den Hobbyfotografen, wie sie das perfekte Tierportrait anfertigen können – mit handwerklichem Geschick, Geduld, perfektem Timing und vor allem Liebe für den Vierbeiner. Nebenbei fotografierte Regine Heuser auch für ein Charity-Projekt Hunde prominenter Persönlichkeiten in Deutschland, der Schweiz und Spanien.
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