Lampen mit Light-Emitting Diodes, also lichtemittierenden Dioden oder kurz LEDs, sind in unserem Alltag allgegenwärtig, sei es in Form von Glühbirnen – die dann weder glühen noch eine Birnenform haben –, bei Ihrem TV-Gerät, der Straßenbeleuchtung, im Spielzeug Ihrer Kinder, in Ihrer Stirnlampe oder im Autoscheinwerfer.
Gerade die Automobilindustrie arbeitet aktuell an sehr unterschiedlichen, teils nützlichen Möglichkeiten, das volle Potenzial von LED-Licht auszunutzen. So projizieren einige Modelle im Dunkeln mit ihren LED-Scheinwerfern Warnsymbole vor dem Fahrzeug auf die Straße, andere wollen Texte oder Symbole in das Hecklicht einfließen lassen.
Dass auch Foto- und Videografie in dieser Entwicklung vorne mitspielen, dürfte vor allem der großen Bedeutung der Social-Media-Kanäle geschuldet sein. Ob Instagram oder TikTok – Video ist Trumpf. Wer unterwegs vernünftig ausleuchten möchte, kommt um stromsparendes und halbwegs handliches Licht nicht herum – egal, ob mit dem Smartphone oder einer Systemkamera gefilmt wird.
Wo früher Kino-Flo-Profisysteme mit mehreren übereinander montierten Leuchtstoffröhren oder höllenschwere HMI-Systeme mit Generator geschleppt wurden, haben mittlerweile starke LED-Panels das Ruder übernommen. Abgesehen von Gewicht und Preis bieten sie als Vorteile eine einstellbare Farbtemperatur und optionalen Akkubetrieb. Längst ist das LED-Licht dabei in günstigen Sphären angelangt, was die Technik auch für Amateurfotografen interessant macht.
Fünf Konzepte, wie Sie das LED-Licht nutzen können
Grundsätzlich gibt es fünf unterschiedliche LED-Konzepte, die für Fotografen interessant sind, jedes davon unterlegt mit wiederum unterschiedlichsten Modellen. Wir möchten Ihnen einen Überblick verschaffen, welche Systeme es gibt, wofür Sie sich einsetzen lassen und auf welche speziellen Varianten Sie einen Blick werfen sollten:
- Dauerlichter mit Bajonett
- Ringleuchten
- Leuchtstäbe
- Würfel
- LED-Panels
1. Dauerlichter mit Bajonett
Wer bereits über ein komplett ausgestattetes Fotostudio verfügt und darüber nachdenkt, seine Kompaktblitze durch Dauerlicht zu ersetzen oder zu ergänzen, ist bei dieser Gattung goldrichtig.
Der Grundaufbau ähnelt dem eines Studioblitzes: An der Unterseite befindet sich eine Stativaufnahme, an der Vorderseite ein Bajonett – meist das verbreitete Bowens-Bajonett, das beispielsweise auch Walimex nutzt – zur Aufnahme eines Lichtformers.
Im Gegensatz zum Blitzkopf gibt es bei vielen, vor allem sehr lichtstarken Modellen, neben dem eigentlichen Kopf noch eine Steuereinheit, die zwischen Steckdose und Kopf geschaltet ist. In der Praxis wird diese Einheit meist mithilfe einer vorhandenen Schlaufe einfach an einen der Drehknaufe des Stativs gehängt.
Eine angenehme Ausnahme ist hier das Jinbei EFII-200. Trotz einer guten Maximalleistung von 200 Watt kommt die Leuchte ohne separates Steuerelement aus. Egal, ob mit oder ohne Steuereinheit, die Bedienung unterscheidet sich kaum von einem Kompaktblitz. Sie können die gleichen Lichtformer und das gleiche Stativ verwenden und die Lichtstärke über Prozentangaben meist noch präziser regeln als beim Blitz.
Achtung, Stolpersteine bei Umstieg auf LED-Licht!
Direkt nach dem Umstieg werden Sie allerdings vor allem beim Fotografieren von Models durchaus mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Einer der wichtigsten Punkte ist hier die Lichtstärke.
Die stärksten LED-Lichter mit Bajonett liegen bei 500 bis 600 W. Allerdings kosten diese Modelle zwischen 1200 und 2000 Euro. Wer im dreistelligen Euro-Bereich bleiben möchte, muss meist mit maximal 300 W auskommen, beispielsweise in Form des Godox LED VL 300 mit Bowens-Bajonett. Kombiniert man diese Leuchte mit einem großen, diffusen Lichtformer wie einer Softbox, reicht die Lichtleistung für Aufnahmen mit ISO 100 und etwas geschlossener Blende meist nicht mehr aus.
Um Bewegungsunschärfen zu vermeiden, sollten Sie mit einer Verschlusszeit von 1/200 Sekunde oder kürzer arbeiten, wodurch Sie den ISO-Wert für korrekt belichtete Aufnahmen durchaus mal auf 400 anheben müssen, wie die Praxis zeigt.
Auch das ist übrigens ein Unterschied zum Blitz: Beim Dauerlicht wirkt sich die Verschlusszeit auf die Belichtung aus, zudem können im Gegensatz zum Blitz, der eine Abbrenndauer von wenigen tausendstel Sekunden hat, durchaus Bewegungsunschärfen entstehen. Glücklicherweise stellen selbst niedrige vierstellige ISO-Werte für die Sensoren moderner Kameras keinerlei Problem mehr dar, der Qualitätsverlust ist in der Regel vernachlässigbar.
Doch es gibt noch weitere Stolpersteine, die man erst erkennt, wenn man tatsächlich in der Praxis mit Dauerlicht fotografiert. So kann Ihr Model, vor allem bei dezenter Hintergrundmusik, nicht mehr erkennen, wann Sie auslösen – das Blitzsignal fehlt. Insbesondere gilt das für praktisch lautlose spiegellose Systeme.
Die Lösung dafür? Der Autor sucht selbst danach und ist für Hinweise dankbar. Denkbar wäre ein akustischer Signalgeber wie beim Blitz oder ein optisches Signal, beispielsweise in Form einer kurz aufleuchtenden Diode, die auf den Blitzschuh gesteckt wird. Hinzu kommt die für das Model unangenehme Helligkeit. Einen ganzen Tag lang in einen 300-W-Scheinwerfer zu starren, ermüdet. Sorgen Sie also für genügend Pausen oder positionieren Sie Ihr Hauptlicht leicht seitlich.
Die Vorteile von Dauerlicht gegenüber Kompaktblitz überwiegen
Lohnt sich der Umstieg dennoch? Letztlich muss jeder diese Frage selbst beantworten, doch es gibt schlagkräftige Argumente. So können Sie zwischen den Fotos problemlos auch Videos aufnehmen – das Licht bleibt exakt dasselbe. Außerdem gilt wie immer bei Dauerlicht: Sie bekommen das, was Sie sehen. Sie können also das Ergebnis deutlich besser einschätzen.
Auch die prozentgenaue Einstellung und die Möglichkeit, das Licht bei Bedarf per Akku zu betreiben, gehört zu den Vorteilen. Die Kombination mit anderen Lichtern, beispielsweise einer schönen Stehlampe, lässt sich dank der genannten Punkte ebenfalls deutlich einfacher umsetzen. Im Zweifel gilt wie immer: Probieren Sie es einfach aus! Und sollte diese Variante des LED-Lichts nicht das Richtige für Sie sein, gibt es ja noch vier weitere.
2. Ringleuchten
Schon vor der LED-Ära erfreuten sich Ringlichter großer Beliebtheit. Ihr Haupt-Einsatzgebiet liegt in der Insekten-Fotografie im Studio oder Labor, wenn ein möglichst schattenfreies Bildergebnis gewünscht ist.
Dank der runden Form, die das Objektiv komplett umfasst, wird das Motiv von allen Seiten gleichermaßen stark ausgeleuchtet. In der Porträt-Fotografie werden Ringlichter und Ringblitze ebenfalls gerne eingesetzt. Das schattenfreie, aber kontraststarke Licht sorgt vor allem in Verbindung mit den typischen kreisrunden Reflexionen im Auge für einen einzigartigen Look.
In der Vergangenheit hatten Ringblitze jedoch einen großen Nachteil: den Preis. Günstige Modelle, deren Basis wie beim normalen Systemblitz einfach auf den Blitzschuh der Kamera gesteckt wird, umfassen in der Regel gerade so das Objektiv und erzeugen aufgrund des geringen Durchmessers bei Porträts nicht den gewünschten, typischen Effekt. Größere Modelle gibt es nur vereinzelt und dann zu einem horrenden Preis.
Die LED-Technik ermöglicht es nun, für Videos und Oberkörper- und Porträt-Fotos ausreichend helle Ringlichter mit großem Durchmesser zu einem sehr günstigen Preis anzubieten.
Für Vlogger ist das ebenso interessant wie für Fotografen, denn neben den bereits genannten Besonderheiten ist ein Ringlicht auch sehr einfach in der Handhabung. Die Position wird durch die Kamera vorgegeben, die schattenfreie Ausleuchtung schmeichelt der Haut.
Von Godox und Joby gibt es Varianten mit einer blitzschuhähnlichen Halterung, in der sich wahlweise über einen Schwanenhals ein Smartphone anbringen lässt – zum Filmen oder Fotografieren für Social Media – oder auch ein Spiegel. Auch von Rollei und Walimex gibt es LED-Ringleuchten, letztere mit einem Innendurchmesser von stattlichen 36,5 cm und einstellbarer Farbtemperatur.
3. Leuchtstäbe
Einen ähnlich spannenden Effekt wie Ringlichter erzeugen Leuchtstäbe. Sie sind praktisch das komplette Gegenteil eines Ringlichts.
Die sehr lange und schmale Ausleuchtung erzeugt deutliche Schatten und bei Porträt-Aufnahmen eine ebenfalls signifikante Reflexion in den Augen, vergleichbar mit Leuchtstoffröhren. Leuchtstäbe gibt es sowohl in kurzen Varianten wie den Zemove Zelightstick oder den Nanlite PavoTube II 6C mit 25 cm Länge, als auch mit weit über einem Meter Länge, beispielsweise in Form des Luxceo P120 RGB oder der Nanlite PavoTube-Serie, bei der sich die Leuchte in unterschiedlich gefärbte Segmente unterteilen lässt.
Neben der Personenfotografie eignen sich Leuchtstäbe für ein Genre ganz besonders: Lightpainting. Dank der Möglichkeit, unterschiedliche Farben darzustellen, lassen sich mit geübten Bewegungen fantastische, knallbunte Motive in die Luft zeichnen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Leuchtenarten sind die Stäbe auch im Bild ein echter Gewinn. Aufgehängt an einem Nylonfaden oder auf einem im Foto nicht sichtbaren Stativ montiert, werten sie Mode- und Künstlerfotos deutlich auf – noch dazu zu einem sehr fairen Preis. Für jeden Kreativ-Fotografen eine echte Bereicherung!
4. Würfel
Zu guter Letzt gibt es – neben diversen exotischeren Varianten – noch eine LED-Gattung, die sich nicht so recht bei den anderen einordnen lassen möchte. LED-Würfel, erhältlich beispielsweise in Form des Joby Beamo Mini oder des Rollei Lumen Solo.
Die Besonderheit dieser Lichtquellen liegt in ihrer extrem kompakten Größe – der Lumen Solo misst nur 3,8 cm Kantenlänge und wiegt 60 g. Damit passt der Würfel nicht nur als Hilfs-Beleuchtung für Kamera oder Smartphone in jede Jackentasche, er lässt sich auch an Stellen positionieren, für die gewöhnliche LED-Lichter zu sperrig sind, beispielsweise beim Fotografieren von Miniatur-Landschaften oder Food-Aufnahmen.
Lichtwürfel im Einsatz
Insbesondere angesichts des günstigen Preises ist diese Form von LED-Licht eine Empfehlung für Jeden, der regelmäßig bei wenig Licht mit Kamera oder Smartphone Fotos aufnimmt. Der LED-Würfel ist bis zu 10 m wasserdicht und lässt sich auch unter Wasser einsetzen.
5. LED-Panels
LED-Panels dürften im Film- und Fotosegment die am weitesten verbreitete Variante von LED-Licht sein. Sie sind günstig zu haben, einfach im Umgang, in sehr unterschiedlichen Größen erhältlich und häufig in der Farbtemperatur einstellbar.
Kleine Panels werden gerne bei Video-Aufnahmen vor Ort, Interviews oder auch als Systemblitz-Ersatz bei Events eingesetzt. Sie lassen sich bequem auf den Blitzschuh stecken (gerade weil sie kein Signal brauchen), aber auch problemlos über einen Schwanenhals am Kameragehäuse oder auf einem Stativ etwas seitlich platzieren. Im Vergleich zum Aufsteckblitz ist die Leuchtfläche bereits bei kleinen Modellen deutlich größer, was ein weicheres, hautschmeichelndes Licht erzeugt.
Etwas größere Varianten wie beispielsweise das Dörr DLP-2000 mit den Maßen 46 x 24 cm verfügen meist über vormontierte Klappen, mit denen sich das Licht ausrichten lässt. Weit verbreitet sind hier außerdem Anschlüsse für Akkus des beliebten V-Mount-Systems. Diese größeren Modelle werden auf separaten Stativen angebracht und als Flächenleuchten gerne paarweise eingesetzt.
Als Fotograf können Sie diese Leuchten sowohl für Film- als auch Fotoaufnahmen nutzen, idealerweise für Porträts oder Oberkörperaufnahmen. Die Panels erzeugen schöne Reflexionen in den Augen und ein großflächiges, angenehmes und natürliches Licht.
Speziell für Filmer interessant sind die bei manchen Modellen verfügbaren Spezialeffekte, wie eine Feuerwerks- oder Blaulicht-Simulation. Insgesamt eine sehr interessante LED-Gattung, für unterwegs ebenso wie fürs heimische Studio.
Ergänzend zu diesen klassischen kleinen und großen Panels sind mittlerweile auch flexible Panels erhältlich, wie beispielsweise das Bresser CB-68A oder das Rollei Lumen Flex L, das vom Hersteller selbst als LED-Matte bezeichnet wird. Dieses lässt sich über Halter wie ein gewöhnliches Panel nutzen, kann aber auch um das Motiv herumgelegt, gebogen, umgeklappt oder geknickt werden. Vor allem in der Produkt- und Kreativfotografie sind diese Panels aufgrund ihrer Vielseitigkeit mittlerweile sehr beliebt.
Und noch ein weiterer Trend wird zunehmend interessant: Stören bei gängigen LED-Systemen bisweilen die vielen kleinen, sichtbaren Einzellämpchen, gibt es mittlerweile auch Modelle, bei denen die LEDs im Rahmen installiert sind und so nur indirekt ausleuchten. Das führt zu einem besonders homogenen und blendfreien Licht. Ein Beispiel für diese Art von LED-Panel ist die LumiPad-Serie von Nanlite.
Vergleich: LED-Licht vs. Blitz
LED Vorteile:
- Gleiches Licht-Setup für Videos und Fotos nutzbar
- Perfekt zur Kombination mit anderen Dauerlichtquellen
- Blick durch den Sucher zeigt bereits das Bildergebnis
- Oft dank Akku-Anschluss auch ohne Stromanschluss nutzbar
- Schnelle Serienbildfolgen möglich
LED Nachteile:
- Auslösemoment für Model nicht erkennbar
- Bei lichtschluckenden Lichtformern etwas schwach
- Bewegungsunschärfen möglich
- Bei vielen Modellen zusätzliche Steuerungseinheit nötig
Blitz Vorteile:
- Starke Leistung zu geringem Preis
- Friert Bewegungen ein
- Dunkles Einstelllicht für Model angenehmer als grelles LED-Dauerlicht
- Auch für großflächige Ausleuchtungen optimal geeignet
Blitz Nachteile:
- Filmaufnahmen nicht möglich
- Von Ausnahmen abgesehen auf Stromanschluss angewiesen
- Für Kombinationen mit anderen Lichtquellen bisweilen zu hell
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