Die Nadeldrucker sind längst im technischen Museum gelandet, der Anspruch auf nadelscharf gestochene Bilder aus dem Drucker ist geblieben. Spuckt der statt einer brillanten Wiedergabe des Motivs nur einen matten Abglanz bzw. ein farbstichiges Bild aus, versetzt das dem Fotografenherz einen schmerzhaften Stich. Die gute Nachricht: Gegen die Herzschmerzen lässt sich was unternehmen. Unter Umständen brauchen Sie allerdings professionelle Hilfe.
Tipp Nr 1: Drucker überprüfen
Wenn Ihr Drucker Bilder mit Rot- oder Grünstich etc. auswirft, leidet möglicherweise der Druckkopf unter Verstopfung. Das kann insbesondere dann passieren, wenn er länger nichts zu tun hatte. Ausgedehnte Stehzeiten schlagen sich häufig in farbliche Fehlleistungen nieder. Auch für Drucker gilt, dass rostet, wer (zu lange) rastet.
Um den Kreislauf Ihres Druckers wieder in Schwung zu bringen und seine Energieblockaden zu beseitigen, versuchen Sie es am besten mit den Wartungstools des Treibers. Die Druckertreiber von Canon verstehen sich auf eine Druckkopfreinigung sowie die Neuausrichtung des Druckkopfes. Manchmal zeigt auch ein Düsentest, wo der Farbstich herrührt.
Tipp Nr 2: Anderes Papier probieren
Das Papierangebot tendiert ins Unüberschaubare. Die Papiere unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich Grammatur, Preis, Oberflächenbehandlung und Qualität, sondern auch in ihren physikalischen Eigenschaften. Wenn Drucker, Tinte und Papier nicht harmonieren, drückt sich das gespannte Verhältnis der drei in farbstichigen Prints aus.
Manche Druckerhersteller bieten eigenes Papier an, das natürlich für die eigenen Modelle optimiert ist. Wenn es zu Ihrem Drucker solches Papier gibt, lohnt sich der Versuch – zumal das Preis-Leistungsverhältnis dieser Papiere zumeist recht attraktiv ist.
Tipp Nr 3: Tinte tauschen
Was für das Papier gilt, stimmt 1:1 auch für die Tinte. Wenn Ihnen der Farbstich auch nach Druckerreinigung und Papierwechsel immer noch auf den Fersen folgt, steht ein Tintentausch an. Refilltinte, Tinte eines anderen Druckerherstellers oder CISS-Systeme mögen günstig sein, doch was nutzt die Preisersparnis, wenn sie Fehlfarben zu Papier bringt? Kehren Sie versuchshalber zur Originaltinte für Ihren Drucker zurück. Reumütig müssen Sie dabei nur sein, wenn der Farbstich damit wirklich behoben ist.
Tipp Nr 4: Individuelles ICC-Profil für farbechte Fotodrucke
Die ICC-Profile harmonisieren die Farbräume verschiedener Geräte. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass jedes Bild auf jedem Ausgabegerät in möglichst originalgetreuen Farben brilliert.
ICC-Profile sind genormte und international standardisierte Datensätze, die das Farbmanagement überall dort besorgen, wo digitale Bilder im Spiel sind: In Kameras, Scannern und Monitoren. Auch die Farbtreue Ihres Druckers wird von einem ICC-Profil gesteuert. Das Kürzel ICC steht für International Color Consortium, zu dem sich Hersteller von Grafik-, Bildbearbeitungs- und Layoutsoftware zusammengeschlossen haben.
Vergleichsbild – ICC Profil
Als Ihr Drucker ausgeliefert worden ist, hat er meist ein Standard-ICC-Profil mit auf den Weg bekommen. Dieses Profil ist auf einen Standarddrucker zugeschnitten, den es aufgrund der Fertigungstoleranzen nicht wirklich gibt. Weil es diese Abweichungen nicht berücksichtigt, ist das generische ICC-Profil Ihres Druckers möglicherweise ziemlich ungenau. Das allein muss aber noch nicht für die Farbprobleme beim Ausdruck verantwortlich sein. Jedes ICC-Profil ist auf eine einzige spezifische Kombination eines bestimmten Druckers mit einer bestimmten Tinte und einem bestimmten Papier ausgelegt.
Ändert sich eine der Komponenten dieser Konstellation, ändert sich mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ergebnis, also der Ausdruck. Allein schon weil jedes Papier in ein anderes Grundweiß gekleidet hat und mehr oder weniger Tinte aufsaugt. Der Vielfalt an Drucker-Papier-Tinte-Kombinationen entsprechend gibt es für Drucker ICC-Profile en masse. Das richtige zu finden, ähnelt der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Viel Zeit und Nerven spart, wer sich das ICC-Profil für den Drucker, das Papier und die Tinte seiner Wahl vom Profi maßanfertigen lässt.
Wie das geht und was dabei passiert, zeigt folgendes Video:
Eine überschaubare Investition für farbechte Fotodrucke
Wenn Sie ein professionelles ICC-Profil verwenden, müssen Sie lediglich einen Testausdruck übermitteln, bei dem das Farbmanagement von Rechner und Drucker nach vorgegebenen Parametern außer Kraft gesetzt wurde. Dieser Testdruck wird mit einem Spektral-Colorimeter ausgemessen; das Messergebnis wird in ein spezifisches ICC-Profil übersetzt. Dieses berücksichtigt die kleinen Eigenheiten Ihres Druckers ebenso wie die Eigenschaften Ihrer favorisierten Tinte und Ihres Lieblingspapiers.
Ein individuelles ICC-Profil beseitigt die Abweichungen des Ausdrucks vom Monitorbild und verträgt sich mit allen gängigen Betriebssystemen und Programmen. Die Investition liegt je nach Genauigkeit zwischen 25-70 Euro, die sich durch die Einsparung von Papier und Tinte infolge Fehldruckminimierung allemal amortisiert.
Tipp Nr 5: Ausdruck vorab per Softproof simulieren
Die Softproof-Funktion Ihrer Bildbearbeitungssoftware erlaubt Ihnen, das Druckergebnis virtuell am Rechner zu begutachten, ohne dass Sie einen Druckbefehl geben und Papier plus Tinte an einen Probeausdruck verschwenden müssen. Wenn Sie zur Spezies der Tüftler gehören, können Sie mittels Softproof verschiedenste ICC-Profile ressourcenschonend am Schirm miteinander vergleichen.
Tipp Nr 6: Renderprioritäten setzen für farbechte Fotodrucke
Unterschiedliche Geräte haben unterschiedliche Farbräume. In der digitalen Fotopraxis erfordert das die Konvertierung von einem Farbraum in einen anderen. Zum Beispiel einer Bilddatei aus dem Farbraum der Kamera in jenen des Druckers. Das ist eine Rechenarbeit, die sich auf verschiedenen Lösungswegen erledigen lässt. Fachsprachlich heißt die Umrechnung Gamut Mapping. Die Verfahren dazu werden hierzulande als Render- oder Umrechnungspriorität und international als Rendering Intent bezeichnet.
Das Renderingquartett
Gebräuchlich sind folgende Renderingprioritäten:
– Perzeptiv
– Sättigung
– Absolut farbmetrisch
– Relativ farbmetrisch
Die Entscheidung für oder eines des Verfahren ist Geschmackssache. Es heißt also, alle vier einem Vergleichstest zu unterziehen und einen persönlichen Favoriten zu küren.
Perzeptives Rendern
Dieses auch als „fotografisches Rendering" bekannte Umwandlungsverfahren gehört der Zunft der Illusionisten an. Es erhält den Gesamteindruck eines Bildes für das Auge, ohne die Farben dabei genau zu reproduzieren. Bei der Überführung von einem größeren in einen kleineren Farbraum werden die Farbabstände komprimiert, ohne die Proportionen der Abstände zu verändern. Stärker gesättigte Farben werden stärker komprimiert. Fotografisches Rendering empfiehlt sich, wenn der Zielfarbraum deutlich kleiner als der Quellfarbraum ist.
Sättigung
Wer gern in satten Farben schwelgt und dafür auch starke Farbverschiebungen in Kauf nimmt, ist hier richtig. Das Sättigungsrendering versucht zwar, für das Zielbild Farben zu definieren, die den Tönen des Quellbilds möglichst nahe kommen, stellt die Farbsättigung aber über die Originaltreue. Sinn macht das vor allem bei Diagrammen, Präsentationen und Grafiken.
Absolut farbmetrisch
Sofern vorhanden, setzt das absolut farbmetrische Rendern identische Farben in Quell- und Zielfarbraum ein. Fehlende Farben werden per Clipping ersetzt und am Farbraumrand platziert. Sehr hilfreich bei Proofs zur Simulation eines Druckers auf einem anderen.
Relativ farbmetrisch
Haben Quell- und Zielfarbraum unterschiedliche Weißpunkte, dann wird der Weißpunkt des Quellfarbraums auf den des Zielfarbraumes gesetzt – und alle anderen Farben relativ mitverschoben. Liegen die Farben im Zielfarbraum, werden sie gleich verwendet. Außerhalb liegende Farben werden geclippt. Ziehen Sie die relative Farbmetrik bei Farbräumen ähnlicher Größe in Betracht.
Tipp Nr 7: Farbumrechnung und Belichtung mit ICC-Profil definieren
Mit der individuellen Konfiguration von Belichtungsart und Farbberechnungsart betreten wir definitiv den High-End-Bereich der Profianwender. Das passende ICC-Profil zu be- und errechnen, ist ebenfalls ein Fall für Profis. Die Farbumrechnung hat je nach Zweck und Geschmack unterschiedliche Hauptfunktionen: Höhere oder maximale Farbsättigung mit besonders klaren Primärfarben bzw. exakte Helligkeitswiedergabe.
Das Lichtartenangebot umfasst die Normlichtarten D50 und D60, Daylight 5500K (D55) sowie Fluorescent F8. Wie bei der Wahl der Renderingprioritäten gilt auch hier, dass es kein objektives Richtig oder Falsch gibt – sondern bloß ein ganz subjektives.
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Für das bestmögliche Ergebnis vor dem Druck: Der „Ein-Klick-Raw-Konverter“ DxO PureRaw 3 mit der neusten Entrauschungstechnik
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