Portrait & Streetphotography bei Nacht
Schon bei Tag gehören Street-Aufnahmen zu den spannendsten Genres der Fotografie – für die Person hinter der Kamera ebenso wie für den Bildbetrachter. Sie zeigen das Leben in der Stadt, ungefiltert, voller Emotion und Details.
Bei Nacht ändert sich die Atmosphäre, was gerade bei Personenaufnahmen zu einem völlig anderen, noch interessanteren Bildergebnis führt. Portraits im Neonlicht oder unter Straßenlaternen rücken die Personen ins Rampenlicht wie bei einer Theateraufführung. Eher weitwinkelige Aufnahmen – beispielsweise mit dem 35-mm-Objektiv eignen sich dafür ebenso wie Close-Ups mit 85-mm- oder 200-mm-Tele.
Fotografieren Sie im Raw-Modus, um den von Neonlicht bisweilen irritierten Weißabgleich später anpassen zu können.
Die Milchstraße
Wer fernab der Zivilisation Landschaften fotografiert, wird nachts bei unbewölktem Himmel mit einem überwältigenden Sternenhimmel belohnt.
Besonders intensiv leuchten die Sterne in den Bergen, wo die Luft kalt und klar ist und Lichtverschmutzung durch naheliegende Städte in der Regel kein Problem darstellt. Eine Übersicht über die Lichtverschmutzung liefert die Seite lightpollutionmap.info. Beachten Sie auch die Mondphasen und die Jahreszeit: Eindrucksvolle Milchstraßenbilder sind nur zwischen März und September und bei Neumond möglich.
Die Verschlusszeit wird durch die Erdrotation auf 20-25 Sekunden begrenzt (Faustformel: 500/Brennweite), passen Sie den ISO-Wert entsprechend an. Stellen Sie den Horizont über die Wasserwaage im Live-View gerade und fokussieren Sie manuell. Ebenfalls wichtig: wetterfeste, warme Kleidung, ein Fernauslöser und eine Stirnlampe.
Fotos im Dunkeln: Startrails
Die grundsätzliche Herangehensweise bei Startrail-Aufnahmen unterscheidet sich nur in Details von der Sterne- oder Milchstraßenfotografie. So wird die Kamera nicht auf die Milchstraße, sondern möglichst perfekt mittig auf den Polarstern ausgerichtet.
Außerdem sind natürlich in diesem Fall Sternenbewegungen auf dem Bild ausdrücklich erwünscht. Ein voller Akku ist besonders wichtig, da Sie über längere Zeit – 30 Minuten oder besser eine Stunde – Fotos aufnehmen werden. Theoretisch lässt sich die Sternenbewegung in einer einzigen Belichtung einfangen, was jedoch zu deutlichem Bildrauschen führt.
Besser ist eine 30- bis 60-minütige Serienaufnahme mit einer Verschlusszeit von 30 Sekunden. Die Einzelaufnahmen können Sie später mit der Freeware Startrails (erhältlich unter www.startrails.de) zu einem Bild zusammenfügen.
Nächtliche Landschaft
Die Balance zwischen Himmel und Vordergrundmotiv gehört zu den größten Herausforderungen der Landschaftsfotografie bei Nacht. Sie können entweder bei Vollmond fotografieren (wodurch die Sterne kaum sichtbar sind), den Vordergrund mit einer Lampe ausleuchten – in diese Kategorie fällt auch grob unser Beispielbild – oder Himmel und Vordergrund mit unterschiedlichen Belichtungen als Fotomontage kombinieren.
Letztere Variante umgeht auch ein zweites Problem: den richtigen Schärfepunkt. Wie die Milchstraße sollten auch Landschaften bei Nacht mit Offenblende fotografiert werden. Fokussieren Sie auf die Sterne, wird Ihr Vordergrund unscharf, stellen Sie auf die Landschaft scharf, verschwimmen die Sterne.
Der Vollmond
Im Gegensatz zu vielen anderen Nachtmotiven benötigen Sie für Vollmond-Aufnahmen möglichst lange Brennweiten. Zudem brauchen Sie eine deutlich kürzere Verschlusszeit, damit der Mond auf dem Bild nicht komplett überstrahlt.
Um den Mond auffällig groß in Ihr Bild zu integrieren, sollten Sie nach einem ziemlich weit entfernten Vordergrundmotiv suchen und kurz nach Mondaufgang fotografieren.
> Siehe auch "Den Supermond fotografieren: 5 Tipps vom Profi"
Fotos im Dunkeln: Skyline
Nächtliche Ansichten von Skylines gehören zu den beliebten Motiven. Die Mischung aus beeindruckender Architektur, buntem Farbenspiel und urbanem Ambiente kommt auf Fotos besonders gut zur Geltung, zumal sich Skylines auch mit wenig Erfahrung schön umsetzen lassen.
Wie bei vielen weitwinkeligen Motiven ist es auch hier empfehlenswert, einen attraktiven Vordergrund in die Aufnahme zu integrieren, beispielsweise eine Brücke, die ins Bild führt. Das Wasser unter der Brücke erzeugt zusätzliche Spiegelungen, die das Foto interessanter machen.
Eine lohnenswerte Alternative sind Aufnahmen im Stadtkern, beispielsweise aus einem Hochhausfenster heraus. Einzelne beleuchtete Fenster lenken wie Leuchtkästen den Blick des Betrachters und auch das städtische Leben kommt auf solchen Bildern besonders gut zur Geltung.
Lightpainting in der Dunkelheit
Wie bei den Autospuren leben auch Lightpainting-Aufnahmen von der Dynamik bewegter Lichter. Es gibt mittlerweile allerhand Gadgets, mit denen sich Formen, Farben und sogar Schriftzüge ins Bild zaubern lassen. Selbst Pablo Picasso machte von dieser Möglichkeit, Linien in die Luft zu malen, Gebrauch (für ein Portrait von Gjon Mili).
Wichtig dabei: Achten Sie auf eine passende Umgebung, kleiden Sie sich dunkel und planen Sie etwas Zeit ein, bis Sie den perfekten Bewegungsablauf gefunden haben.
Wer es besonders spektakulär mag, bindet eine Schnur an einen Schneebesen, füllt diesen mit Stahlwolle, zündet sie an und schleudert den Schneebesen dann im Kreis. Natürlich nur, wenn keine Brandgefahr besteht!
Fotos im Dunkeln: Autospuren
Gelbe Scheinwerfer und rote Rücklichter geben als nächtliche Lichtspuren ein großartiges Motiv ab, in der Stadt ebenso wie auf kurvigen Landstraßen. Ein gutes Stativ und ein geeigneter Standpunkt sind für überzeugende Ergebnisse besonders wichtig.
Am besten fotografieren Sie von einer erhöhten Position aus an einer kurvigen Strecke, beispielsweise von einer Brücke oder vom Gipfel eines Berges. Achten Sie auf einen ISO-Wert, bei dem die Farben noch gut zur Geltung kommen und machen Sie bei außerstädtischen Aufnahmen auch ein Foto ohne Fahrzeug, bei dem Sie die umliegende Landschaft korrekt belichten. So können Sie die beiden Aufnahmen bei Bedarf zu einem noch beeindruckenderen Bild kombinieren.
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