Ein Blitz kann viele Funktionen erfüllen und ist ein wichtiger Bestandteil Ihrer Bildgestaltung: Er kann als Hauptlichtquelle dienen, Bewegung einfrieren, als Akzentlicht eingesetzt werden oder eine natürliche Lichtquelle verstärken. Als Aufhelllicht aber soll er eine natürliche Lichtsituation bewahren und dazu dienen, die entstehenden Schatten so weit abzumildern, dass ein natürlicher Bildeindruck bewahrt bleibt.
Zentrale Aufgabe eines Aufhellblitzes ist daher die Mäßigung des Dynamikumfangs. Klassisches Einsatzgebiet ist dabei die Bewältigung von Gegenlicht, zum Beispiel bei Portraits: Kommt das natürliche Licht eher von hinten, so ist bei einer gleichmäßigen Belichtung das Gesicht im Vordergrund zu dunkel. Stimmt man die Belichtung per Spotmessung auf das Gesicht ab, so wird der Hintergrund überstrahlt. Der Aufhellblitz mildert die Schatten im Idealfall so weit ab, dass der Kontrastumfang der Szene abgeschwächt wird und die Beleuchtung natürlich erscheint.
1. Wenn es schnell gehen muss: Arbeiten Sie mit der Vollautomatik
In der Praxis ist die Aufhellung mit Systemblitzen schon seit der Einführung von TTL sehr einfach geworden: Im Prinzip reicht es, die Kamera auf Belichtungsautomatik (P) und Mehrfeldmessung zu stellen und den Blitz auf TTL. Mit Hilfe von Vorblitzen ermittelt die Kamera das Maß an Licht, das nötig ist, um die vorherrschende Lichtsituation optimal zu belichten und stellt die Leistung des Blitzes entsprechend ein.
TTL wurde mit Einführung der Digitaltechnik weiter entwickelt und heißt zum Beispiel bei Nikon iTTL und bei Canon E-TTL II. Ist der Blitz frontal nach vorn ausgerichtet, so werden auch Entfernungsinformationen ausgewertet. Bei Nikon gibt es zusätzlich den TTL-BL-Modus, in dem das Umgebungslicht noch stärker berücksichtigt wird.
Die Ergebnisse sind in der Regel gut, aber die Einflussmöglichkeiten des Fotografen auf das Endergebnis gering. Praktisch ist dieser Vollautomatikmodus bei Reportagen von Ereignissen mit wechselndem Licht – also immer dann, wenn man keine Zeit hat, sich auf eine neue Lichtsituation einzustellen.
2. Mit der Belichtungswaage arbeiten: So halten Sie die Lichtgewichtung unter Kontrolle
Mehr Kontrolle hat man bei der Blendenvorwahl oder gleich im manuellen Belichtungsmodus. Letzterer erlaubt eine genaue Kontrolle des Lichts: Denn mit der Belichtungseinstellung der Kamera legt man die Gewichtung des vorhandenen Lichts fest. Der Blitz, sofern er auf TTL steht, wird so viel Licht hinzufügen, dass eine korrekte Belichtung entsteht.
Bleibt das vorhandene Licht einigermaßen konstant, so legen Sie mit ein paar Probeschüssen die ideale Gewichtung von Blitz- und Umgebungslicht fest: Soll letzteres schwächer werden, so vermindern Sie wahlweise die Blendenöffnung, die Zeit oder die Empfindlichkeit. Die Belichtungswaage zeigt das Ausmaß der Unterbelichtung an – und gibt damit auch vorab einen Hinweis darauf, wie stark das Blitzlicht in die Bildwirkung einfließt.
3. Arbeiten mit der Blendenvorwahl: Nehmen Sie am besten einen Neutraldichte- bzw. Graufilter dazu
Häufig wird man die Blende vorwählen wollen – meist, um die Schärfentiefe bei Portraits knapp zu halten. Leider können die meisten Kameras (die mit Schlitzverschluss) nur Zeiten bis etwa 1/250 s synchronisieren. Werden die Zeiten kürzer, bleiben Spuren des Verschlusses im Bild. Selbst bei einer ISO-Empfindlichkeit von 100 oder nur 50 sind Portraits mit Blende 2,8 oder größer im Sonnenlicht mit den Synchronzeiten nicht möglich.
Es bleiben zwei Optionen: Die einfachste ist die Kurzzeit-Synchronisation, auch HSS oder FP-Synchro genannt. Hierbei gibt der Blitz nicht einen einzelnen Schuss ab, sondern stroboskopartig mehrere hintereinander, während der Verschluss über den Sensor fährt. Nachteil des Verfahrens: Die Blitzleistung sinkt deutlich. Gerade beim Blitzen gegen die Sonne reicht dann die Leistung nicht aus, um effektiv aufzuhellen.
Eine oft bessere Option ist der Einsatz eines Neutraldichte- bzw. Graufilters. Er kann das vorhandene Licht so weit reduzieren, dass der Einsatz der Synchronzeit bei Offenblende möglich wird.
4. Mit dem manuellem Blitzmodus arbeiten: für mehr Kontrolle
TTL mit seinen Unterarten funktioniert zwar hervorragend, hat aber unter Umständen Nachteile. Einer sind die Vorblitze: Sie führen zu einer Auslöseverzögerung, deren Stärke abhängig vom Kameramodell ist. In der Regel ist sie jedoch so kurz, dass sie sich nur in kritischen Situation bemerkbar macht. In eher seltenen Fällen schließen Personen die Augen, weil der Messblitz sie irritiert und der Hauptblitz erst kommt, wenn die Augen bereits geschlossen sind.
Schlimmer wird es jedoch, wenn man die Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang eingestellt hat. Dann nämlich zündet der Hauptblitz erst am Ende der Belichtung – und die Augen sind oft zu. Während die Synchronisation auf den zweiten Verschlussvorhang bei Nachtfotos (gerade von bewegten Objekten) sinnvoll ist, ist sie beim Aufhellen tagsüber nach Erfahrung des Autors überflüssig – selbst beim Sport.
Aber nicht nur beim Sport befindet sich das Objekt beim Auslösen des Hauptblitzes nicht mehr unbedingt dort, wo es zur Zeit der Messblitze war. Besonders Mitzieher sind hiervon betroffen. Hier ist die Wahl einer manuellen Blitzleistung oft besser – vor allem, wenn Sie kontrolliert immer in derselben Lichtsituation blitzen.
5. Wenn Sie sich Zeit lassen können: Arbeiten Sie mit dem Messwertspeicher
In weniger hektischen Situationen und vor allem von Freunden des Schwenkens der Kamera nach dem Scharfstellen kann auch die Blitzmesswertspeicherung genutzt werden. Bei Nikon heißt sie FV, bei Canon FEL. Grundproblem: Bei TTL sind die Messfelder für die Belichtung mit den AF-Feldern verbunden.
Wer zunächst auf sein Hauptobjekt scharf stellt und anschließend verschwenkt, um es aus der Bildmitte heraus zu bekommen, feuert die Messblitze in den leeren Raum und das Hauptobjekt wird zu dunkel. Legen Sie die Blitzmesswertspeicherung auf eine Taste (im Kameramenü), so könen Sie die Messblitze manuell auslösen, bevor der Ausschnitt feststeht
Mehr Licht!
Dieser Artikel ist in unserer Ausgabe fotoMAGAZIN 02/2017 erschienen.
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