Ein Beitrag von Tilo Gockel
Die wichtigsten Kenngrößen einer Lichtquelle sind die Intensität, die Farbe oder Temperatur und die Gerichtetheit. In der Physik spricht man vom Lichtstrom, vom Spektrum und von der Diffusität. Der Lichtstrom ist der für den Menschen sichtbare Anteil der Strahlung . Aus dieser Größe lassen sich dann die weiteren Größen wie die Lichtstärke (unter Bezug auf einen Raumwinkel), die Leuchtdichte (Bezug auf eine leuchtende Fläche) und die Beleuchtungsstärke (Bezug auf eine beleuchtete Fläche) ableiten. Und spätestens bei der Belichtung horcht auch der Fotograf auf – es handelt sich um das Produkt aus Beleuchtungsstärke und Belichtungszeit, angegeben in der Einheit Lux.
Das Spektrum einer Lichtquelle zeigt die Verteilung ihrer Beleuchtungsstärke in Abhängigkeit von der Wellenlänge. Aus dieser Kennlinie lässt sich ableiten, ob das Licht warm oder kühl erscheint, ob es alle Wellenlängen enthält oder Abrisse zeigt und ob es generell für fotografische Anwendungen taugt. Auch der Weißabgleich zur Neutralisierung lässt sich hieraus bestimmen.
Die Diffusität gibt an, wie kontrastreich die Schlagschatten und die Eigenschatten ausfallen. „Hartes“ Licht mit kontrastreichen Schatten entsteht aus punktförmigen Lichtquellen. Diffuses, „weiches“ Licht entsteht beispielsweise, wenn man mehrere Lichtquellen zu einer einzigen, großen Quelle kombiniert (siehe Schwarzweißbild). Die Quelle wirkt hierbei kleiner (das Licht weniger diffus), wenn der Abstand zum Motiv groß ist. So ist die Sonne zwar eine sehr große Lichtquelle und sollte daher weiche Schatten erzeugen. Sie ist aber so weit entfernt, dass sie dennoch fast punktförmig wirkt.
Wie man Licht in der Fotografie einsetzt
In der Fotografie gilt bei der Auswahl eines Leuchtmittels, dass die Beleuchtungsstärke ausreichen muss und dass das Spektrum möglichst frei von Abrissen sein sollte. Ein gut geeignetes, dem Tageslicht ähnliches Spektrum zeigen Xenon-Blitze und Gasentladungslampen. Auch warme Halogenlampen sind nicht schlecht geeignet, da das Spektrum gleichmäßig und frei von Abrissen ist und sich der Orange-Stich leicht kompensieren lässt. Allerdings fehlt es diesen Lichtquellen am Blauanteil. Fluoreszenz- und LED-Leuchten sind per se nicht perfekt geeignet, weil deren Spektren nur aus einzelnen Peaks bestehen.
Die Diffusität kann der Fotograf verändern, indem er milchige Diffusoren oder streuende Reflektoren einsetzt – beide machen aus hartem Licht weiches Licht. Diffusoren nutzt man in Form von mit weißem Stoff bespannten Rahmen, weißen Durchlichtschirmen oder auch Softboxen, Octaboxen, Striplights und ähnlichen Aufbauten. Die Form als geschlossene Box hat hierbei den Vorteil, dass kein störendes Licht nach hinten abgestrahlt wird. Reflektoren sind ebenso als bespannte Rahmen oder auch in der Form von silbernen Reflexschirmen erhältlich. Genauso sind auch Mischlösungen wie die Schirmbox verfügbar. Sie kombiniert einen silbernen Reflexschirm mit einem vorne aufgespannten Diffusorgewebe.
Nach der Auswahl der Lichtquelle und des Lichtformers ist auch die Position des Lichts relevant. Hier kommt das Abstandsgesetz zum Tragen, welches besagt, dass der Abfall der Beleuchtungsstärke nicht etwa linear zum Abstand ist, sondern quadratisch. Weiter weg bedeutet nicht weniger Licht, sondern viel weniger Licht. Häufig ist das Abstandsgesetz eher hinderlich, aber man kann es tatsächlich auch zu den eigenen Gunsten einsetzen. Ist Ihr Gruppenbild ungleichmäßig ausgeleuchtet? Dann gehen Sie mit dem Licht auf mehr Abstand. Der Lohn ist ein geringerer Abfall über die Gruppe und somit ein gleichmäßigeres Licht. Der Preis ist ein viel höherer Bedarf an Lichtleistung. Für die Reflexion am Spiegel oder Remission an einer streuenden Oberfläche gilt wie beim Billard: Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel – ein Sachverhalt, den man sich beim Einsatz von Reflektoren und auch beim Flash Bouncing, also dem Umlenken des Blitzes über Wand oder Decke, zunutze machen kann.
Das Abstandsgesetz
Wie man zum Lichtwert gelangt
Fotografen verwenden im Umgang mit den lichttechnischen Größen zur Bestimmung der optimalen Belichtung klassisch den Lichtwert (engl. Exposure Value, EV). Oft reicht es aus, diesen Wert relativ zu nutzen, um dann in Lichtwertschritten die Blenden-, Zeit- oder ISO-Reihe hinauf- oder hinunterzuklettern. Interessanterweise ist der Lichtwert aber eine absolute Größe und ergibt sich aus der Beleuchtungsstärke.
Entsprechend kann man bestimmten Lichtsituationen wie einer mondbeschienenen Waldlichtung, einem Fußballspiel unter Stadionbeleuchtung oder einer Wüstenlandschaft in der Mittagssonne nicht nur eine typische Beleuchtungsstärke, sondern auch einen Lichtwert zuordnen. Wir haben in der Tabelle unten ein paar Beispiele für Sie zusammengestellt. Wenn Sie eine umfangreichere Tabelle benötigen, werden Sie auf Wikipedia (englische Version) unter dem Suchbegriff „Exposure Value“ fündig.
Lichtsituation | Lichtwert |
Heller Sand/Schnee im direkten Sonnenlicht | EV 16 |
Regenbogen vor klarem Himmel | EV 15 |
Vollmond, bildfüllend | EV 15 |
Landschaft unter stark bewölktem Himmel | EV 12 |
Sonnenuntergang | EV 12 |
Neonleuchten/helle Leuchtreklamen | EV 9 bis 10 |
Stadionbeleuchtung | EV 9 |
Feuer/brennende Gebäude | EV 9 |
Weihnachtsbaumbeleuchtung | EV 4 bis 5 |
Nächtliche Szene bei Mondlicht | EV -3 bis -6 |
Milchstraße, nachts | EV -9 bis -11 |
Interessant ist, dass der Lichtwert nicht nur eine Lichtsituation beschreiben kann, sondern auch eine Kombination aus Blendenzahl und Belichtungszeit darstellt. Er ist wie folgt definiert: EV = 0 ergibt sich aus der Blendenzahl von 1,0 und bei einer Belichtungszeit von 1 s. Bei Blende 1,4 und 1 s ist der Lichtwert dann EV = 1, bei Blende 1,4 und 0,5 Sekunden gilt EV = 2 usw. (alle Angaben bei ISO 100). Wenn Sie einmal mittags in der Wüste unterwegs sind und Ihr Belichtungsmesser defekt ist, wissen Sie nun, wie Sie die Kamera einstellen müssen. Verschiedene Kombinationen sind möglich für Lichtwert 16. Eine Beispielkombi ist Blendenzahl f/8 und Belichtungszeit 1/1000 s.
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